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Netzwerkarbeit

In vier Schritten zur gelingenden Netzwerkarbeit

04.04.2023    Dr. Lisa Jares

Inhalt
  1. Abstimmung
  2. Absicherung
  3. Abgrenzung
  4. Anerkennung
  5. Auswertung

Die Arbeit in Netzwerken ist Teil vieler Arbeitsbereiche der Sozialwirtschaft. Abhängig von strukturellen Begebenheiten und fachlichen Vorgaben gelingt sie mal mehr und mal weniger gut. Arbeiten Sie auch in einem Netzwerk und haben sich schon häufiger gefragt, wie die Arbeit hier optimiert werden kann und was überhaupt die Eckpfeiler einer guten Zusammenarbeit sind? Als zentrale Aspekte einer erfolgreichen Zusammenarbeit lassen sich die vier A benennen, die da lauten: Abstimmung, Absicherung, Abgrenzung und Anerkennung.

Abstimmung

Vor dem eigentlichen Beginn der Netzwerkarbeit stehen intensive Aushandlungsprozesse. Unterschiedliche Vorstellungen und Herangehensweisen an die Kooperation, die i.d.R. auf die unterschiedliche Herkunftsinstitution zurückzuführen sind, müssen Sie zusammen reflektieren, diskutieren und auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Es sollte eine kollektive Vorstellung und Vision von der künftigen Netzwerkarbeit entstehen. Verbindliche Regeln und klare Zuständigkeiten werden in einer kooperativen Planung festgelegt.

Leitende Fragen im Abstimmungsprozess sind:

  • Was für ein Ziel verfolgen wir mit der Zusammenarbeit?
  • Wie soll sich die Zusammenarbeit gestalten und entwickeln?
  • Wer bringt welche Kompetenzen mit ein und übernimmt entsprechende Aufgaben?

Absicherung

Eine gute Netzwerkarbeit sollten Sie immer verbindlich absichern, z.B. in Form eines Kooperationsvertrages. Das schützt davor, dass Netzwerke nicht von den aktuell agierenden Personen abhängig, sondern institutionell verankert sind.

Ein Kooperationsvertrag führt in der Regel zur Bildung einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) mit unbegrenzter Haftung aller Partner für die Schulden der GbR. Daher sollte die Vereinbarung vor dem Abschluss rechtlich geprüft werden. Im Vertrag wird z.B.  Folgendes geregelt:

  • Name und Funktion der Kooperationspartner:innen
  • Beginn und Ende der Kooperation
  • Zielsetzung
  • Aufgabenbereiche der Kooperationspartner:innen
  • Entscheidungsprozesse
  • Außenvertretung und Auftritt nach außen
  • Verschwiegenheit, Datenschutz (insbesondere, wenn Nutzer:innendaten geteilt werden), Dokumentation, Buchhaltung, Steuerfragen
  • Auseinandersetzung bei der Auflösung der Gesellschaft.

Um die rechtlichen Folgen der GbR zu vermeiden, kann auch bewusst eine weniger verbindliche Koordination an Stelle einer Kooperation erfolgen. Kooperationsverträge erfahren zudem eine besondere Verbindlichkeit, wenn sie auf operativer Ebene geschlossen werden.

Abgrenzung

Im Rahmen der Netzwerkarbeit müssen Sie und die anderen beteiligten Akteur:innen ihre Aufgaben- und Zuständigkeitsbereiche klar voneinander abgrenzen. Dazu gehört auch, die eigenen fachlichen Kompetenzen gut abstecken zu können und Unterstützung einzufordern, wenn es den eigenen Aufgaben- und Kompetenzbereich übersteigt. Eine hohe Fach-, Feld und personale Kompetenz sind wesentlich für eine gelingende Zusammenarbeit.

Anerkennung

Die unterschiedlichen Sichtweisen und Kompetenzen und eventuell auch andere fachliche Herangehensweisen, die durch die differenten Berufsgruppen und Herkunftsinstitutionen in Ihrem Netzwerk aufeinandertreffen, sollten nicht als Konkurrenz, sondern als Blickwinkelerweiterung und Ressource wahrgenommen werden.

Die vier klassischen A der Netzwerkarbeit sollten durch ein fünftes A „Auswertung“ ergänzt werden. 

Auswertung

Ein Netzwerk ist nichts Statisches, sondern muss sich immer den sich wandelnden Gegebenheiten anpassen. Daher bedarf jedes Netzwerk einer Evaluation. Die Bedürfnisse und Bedarfe der Zielgruppe können sich verändern, sodass Sie und die anderen Akteure regelmäßig überprüfen müssen, ob Bedarf und Angebot noch zueinanderpassen. Kooperationen haben nur eine Existenzberechtigung, wenn sie auch einen effektiven Nutzen haben.

Evaluationsfragen

  • Hat das Angebot das festgesetzte Ziel erfüllt? Haben wir unsere anvisierte Zielgruppe erreicht?
  • Was hat gut funktioniert? Worauf lässt sich das zurückführen?
  • Was hat nicht funktioniert?  Worauf lässt sich das zurückführen?
  • Welcher Veränderungen bedarf es?
  • Wie zufrieden sind wir generell mit der Zusammenarbeit?
  • Wie zufrieden sind die Nutzer:innen mit den Angeboten, die aus der Kooperation entstanden sind?
  • Wollen wir die Kooperation weiterführen?

Im Rahmen eines gelungenen Netzwerkes lassen sich die fachlichen Kompetenzen aller Akteur:innen gut bündeln und zum Nutzen der Zielgruppe einsetzen, sodass diese die Institutionen in ihrem Nahraum als Einheit erleben. Der Aufbau von Netzwerken sollte immer von den Bedarfen der Zielgruppe geleitet werden. Praxisnah betrachtet lassen sich neue Erfahrungs- und Aneignungsräume schaffen, Räumlichkeiten und Material können gemeinsam genutzt werden und durch die gezielte Wahl von Kooperationspartnern lässt sich eine Profilschärfung der eigenen Institution vornehmen.

Zur Vertiefung: Kooperation im socialnet Lexikon

 

Autorin

Dr. Lisa Jares
Pädagogische Fachberaterin für Kindertageseinrichtungen
Lehrbeauftragte an verschiedenen Hochschulen in kindheitspädagogischen Studiengängen
Redakteurin des frühpädagogischen Fachportals ErzieherIn.de