Reflexionsräume schaffen – Fort- und Weiterbildung nutzen
09.03.2023 Alexandra Zein
InhaltIm Sozial- und Gesundheitswesen stehen nach dem Studium oder der Ausbildung vielfältige Möglichkeiten zur Verfügung, sich an die stetig verändernden Anforderungen im beruflichen Alltag anzupassen oder ganz allgemein das eigene Wissen zu erweitern. Lebenslanges Lernen ist ein Stichwort, welches häufig mit Fort- und Weiterbildungen in Verbindung gebracht wird. Doch welchen Nutzen hat es, neben dem offensichtlichen Wissenszuwachs noch, wenn Mitarbeitende sich fortbilden, Seminare besuchen oder auf Kongresse gehen?
Veranstaltungen können mehr
Mitarbeitende im Sozial- und Gesundheitswesen haben neben dem offensichtlichen, meist thematisch relevanten Fokus auf ein bestimmtes Thema oder Wissenszuwachs in einem konkreten Bereich auch die Möglichkeit, Abstand von den eigenen Alltagsroutinen zu nehmen. Sie bauen ihr persönliches und berufliches Netzwerk aus und schaffen sich dadurch Reflexionsräume. Hierbei hilft vor allem der Austausch mit den anderen Teilnehmenden, die mit unterschiedlichen Perspektiven auf inhaltliche Themen oder ein Arbeitsfeld schauen und sich so gegenseitig befruchten können. Dies ermöglicht:
- einen Blick über den eigenen Tellerrand, indem eigene Routinen mit neuen Perspektiven konfrontiert werden
- die Erweiterung von Handlungsspielräumen, was die Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen stärken kann
- die Auseinandersetzung mit der eigenen Positionierung im Arbeitsfeld, was die Selbstreflexionskompetenz und die Selbstwahrnehmung fördert
- persönliche Entfaltungsmöglichkeiten, was zur Identifikation mit der Tätigkeit und der Institution beitragen kann.
Natürlich bietet nicht jedes Format explizit die Möglichkeit von Reflexion innerhalb der gesetzten Inhalte und Abläufe. Häufig nutzen Teilnehmende dafür Pausen oder bei mehrtägigen Veranstaltungen bieten sich bei einem Abendessen oder einem Frühstück Gelegenheiten zum Austausch und zur Reflexion.
Das Wachsen an Herausforderungen
Insbesondere in den vergangenen zwei Jahren, unter der Coronapandemie, veränderten sich viele Bedingungen für Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Als Lösungsversuch entwickelten sich Online-Formate, die mehr Teilnehmende erreichen konnten und die als flexibler wahrgenommen wurden. Dies bot die Möglichkeit, trotz Pandemie weiterhin Inhalte zu vermitteln.
Ein Nachteil war, insbesondere zu Beginn, das Fehlen von Austausch- und Reflexionsräumen. Diese in Online-Settings zu ermöglichen, ist deutlich schwieriger und es bedarf sehr viel stärker der Planung durch die Referent:innen und Organisator:innen. Inzwischen gibt es aber auch hierzu gute Konzepte und der Methodenkoffer wächst stetig.
Eine Übersicht zu verschiedenen Kollaborationstools und zu Fragen des Datenschutzes bietet ein Leitfaden, der für den Paritätischen Wohlfahrtsverband (PDF) erstellt wurde. So wurden Übungen angepasst, um Teilnehmende in Kontakt zu bringen, Break-out-Rooms genutzt oder gegenseitige Feedbackschleifen eingebaut. Auch kollaborative Tools finden mehr und mehr Eingang in Onlineveranstaltungen, so dass inzwischen auch Formate wie World-Cafés digital erfolgreich umgesetzt werden können. Eine Checkliste und weitere nützliche Hinweise bietet u.a. die Webseite des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes unter #GleichImNetz.
Eine Frage der Haltung
Reflexionsräume, egal ob explizit eingeplant oder spontan entstanden, fallen bei den diversen Veranstaltungsformen, wie Fort- und Weiterbildungen, Seminaren oder Kongressen, sehr unterschiedlich aus. Nicht immer können diese zeitlich umfangreich eingeplant werden, letztlich bleiben sie aber ein wesentlicher Baustein von Fort- und Weiterbildungen. Oft ist es nicht die Ressource Zeit (oder Raum), die Reflexionsräume ermöglicht, sondern die Haltung der Referent:innen und Organisator:innen und darüber sollten diese sich bewusst sein.
Autorin
Alexandra Zein
Soziale Arbeit M.A.
Redaktion socialnet Kalender