Unterschätzte Macht? Zur Relevanz von Rezensionen
08.08.2023 Farina Eggert
Inhalt- Reflexion
- Diskussion
- Informationsaustausch und Wissenstransfer
- Qualitätssicherung und Orientierung
- Förderung des Fachdiskurses
In einer Zeit, in der der Austausch von Wissen und Erfahrungen von entscheidender Bedeutung ist, spielen Rezensionen eine wichtige Rolle – besonders in der Sozialen Arbeit. Sie bieten eine Plattform, auf der Fachleute Meinungen austauschen, aktuelle Entwicklungen diskutieren und wertvolle Erkenntnisse teilen. Welche Vorteile ergeben sich konkret aus dieser Praxis? Welche Funktion erfüllen Rezensionen?
Reflexion
Rezensionen ermöglichen es Fachleuten, ihre Reflexionsfähigkeiten zu schärfen und eine kritische Auseinandersetzung mit relevanten Themen und dem eigenen Handeln zu führen. Indem sie Bücher, Fachartikel oder Forschungsarbeiten analysieren und bewerten, fördern Rezensent:innen einen intensiven Denkprozess. Diese Reflexion unterstützt zudem die Entwicklung neuer (Forschungs-)Ideen, verbessert die Fachkompetenz und ermutigt zu einem kontinuierlichen Lernprozess. Rezensionen geben Fachleuten außerdem die Möglichkeit, ihr Wissen zu erweitern und ihr Verständnis für komplexe Fragestellungen zu vertiefen.
Diskussion
Der Diskussion innerhalb der Rezensionen kann man ein ganzes Editorial widmen – hier geht es um weitaus mehr als nur die sachbezogene Auseinandersetzung mit der Materie. Natürlich bietet die Diskussion einer Rezension immer auch die Möglichkeit, das Handeln der Autor:innen kritisch zu hinterfragen, grundsätzlich dient es jedoch dazu, mit dem praktischen und theoretischen Wissen der Rezensent:in, Inhalte des Titels kritisch zu diskutieren. Je nachdem, wie speziell oder auch allgemeingültig hier die Erfahrungen der Rezensent:in sind, fällt die Rezension entsprechend aus. Die detailliertesten Vorgaben und Richtlinien können nichts daran ändern, dass die kritische Auseinandersetzung in der Rezension maßgeblich von der Expertise der Rezensent:in abhängig ist.
Informationsaustausch und Wissenstransfer
Rezensionen dienen als Kanal für den Austausch von Informationen und den Transfer von Wissen in der Sozialen Arbeit. Zum einen diskutieren Fachleute ihre neuen Erkenntnisse und Einsichten, um Kolleg:innen, Studierende oder andere Interessierte zu informieren. Zum anderen geben Rezensionen mit dem umfangreichen Abschnitt „Inhalt“ einen detaillierten Einblick in den Titel.
Viele Studierende profitieren davon in doppelter Weise: Sie nutzen die Rezensionen als Buchzusammenfassung sowie als Handweiser, um in eine Thematik vertiefend einzusteigen und ggf. über Suchfunktionen weitere spannende Titel zu finden und diese in der örtlichen Bibliothek auszuleihen oder beim Anbieter des Vertrauens zu erwerben.
Rezensent:innen ermöglichen zudem auch anderen Fachdisziplinen den Zugang zu wertvollen Ressourcen, indem sie ihre Erfahrungen mit relevanten Fachpublikationen teilen. Dieser Wissenstransfer fördert die Professionalisierung der Sozialen Arbeit und stärkt die Qualität der fachlichen Diskussionen.
Qualitätssicherung und Orientierung
Rezensionen spielen eine entscheidende Rolle bei der Qualitätssicherung in der Sozialen Arbeit. Durch die kritische Bewertung von Fachliteratur und anderen relevanten Materialien tragen Rezensent:innen dazu bei, dass nur fundierte und qualitativ hochwertige Inhalte verbreitet werden. Sie weisen auf Stärken und Schwächen hin, evaluieren die methodische Vorgehensweise und liefern Hinweise zur Anwendbarkeit in der Praxis. Diese Bewertungen bieten Orientierung für Fachleute, die auf der Suche nach verlässlichen Quellen und evidenzbasierten Ansätzen sind.
Förderung des Fachdiskurses
Rezensionen fördern den Fachdiskurs in der Sozialen Arbeit, indem sie zu einer breiteren Diskussion über relevante Themen und Debatten anregen. Gerade kritisch ausfallende Rezensionen ermöglichen einen Diskurs. Durch die Veröffentlichung von kritisch ausfallenden Rezensionen erhalten Fachleute die Möglichkeit,
- ihre Standpunkte zu vertreten,
- alternative Perspektiven aufzuzeigen
- und den Dialog unter Fachkolleg:innen zu fördern.
Rezensionen sind weitaus mehr als nur eine Bewertung eines Fachtitels. Sie tragen zur Reflexion eigener Praxis bei und spielen in der Qualitätssicherung sowie im Wissenstransfer eine bereichernde Rolle. Rezensionen besitzen daher durchaus die Macht, den Fachdiskurs lebendig und dynamisch zu halten und zur Weiterentwicklung des Fachgebiets beizutragen.
Seit dem 1. September 2000 dienen die socialnet Rezensionen den oben genannten Funktionen und ermöglichen durch ihre breite Aufstellung über neun übergeordnete Bereiche, mit insgesamt 23.500 Rezensionen, die Verfolgung fachlicher Entwicklungen im Sozial- und Gesundheitswesen.
Fragen zum Beitrag von Rezensionen zum Wissensmanagement in der Sozialwirtschaft sowie zur Funktion der Rezensionen als Ort der Fachdiskussion für das Sozialwesen widmeten sich Harro Kähler und Christian Koch in zwei Artikeln.
Autorin
Farina Eggert
Sozialpädagogin B.A., Sozialarbeiterin M.A. & systemische Beraterin (DGSF)
Koordinatorin und Redakteurin der socialnet Rezensionen