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Balanced Scorecard

Prof. Dr. Harald Christa

veröffentlicht am 25.05.2023

Abkürzung: BSC

Etymologie: engl. balanced ausbalanciert; engl. scorecard Punktekarte (im Golf)

Die Balanced Scorecard als Instrument der strategischen Planung hat das Hauptanliegen, auf der Grundlage der Mission und der strategischen Ziele eines (Sozial-)Unternehmens konkrete messbare Zielgrößen in Form von Indikatoren und Kennzahlen für die Beurteilung des Erfolgs zu formulieren.

Das Konzept der BSC wurde zu Beginn der 1990er-Jahre von Robert S. Kaplan und David P. Norton mit der Absicht entwickelt, die üblicherweise vorherrschende Konzentration unternehmerischer Aktivitäten auf monetäre Zielgrößen mit diesem Instrument um langfristige und zukunftsorientierte Entwicklungspotenziale zu ergänzen.

Das Modell der BSC sieht vier Perspektiven („Karten“) vor:

  1. „Finanzwirtschaftliche“ Perspektive: Neben klassischen Kennziffern wie Umsatz, Liquidität, Kosten, Überschuss, Deckungsbeitrag usw. können weitere Parameter wie Kosten pro Fall etc. einbezogen werden. Ziele können formuliert werden bspw. im Bereich Kostensenkung, Budgetausgleich oder Refinanzierung von Investitionen.
  2. „Kundenperspektive“: Kennziffern können u.a. gebildet werden zur Zufriedenheit der Adressat:innen, Angehörigen und der Kostenträger, Ziele können sich beziehen auf Kundentreue, Weiterempfehlungs- und Beschwerderaten etc.
  3. „Organisation und Prozesse“: Das Spektrum der Kennzahlen kann sich hier von Prozesszeiten, Falldauer bis hin zu qualitativen Parametern wie Rückfallquoten erstrecken. Zielstellungen können formuliert werden bspw. zur Dauer von Geschäftsprozessen oder zum rechtzeitigen Abschluss von Fällen, Eingewöhnungszeiten etc.
  4. „Lern- und Entwicklungsperspektive“: Ein Teil der Kennziffern dieser „Karte“ kann sich auf die Mitarbeitenden beziehen und Bereiche wie Engagement, Verantwortung, Zufriedenheit oder Information tangieren. Ein anderer Schwerpunkt kann das organisationale Wissen umfassen und Indikatoren wie zur Fort- und Weiterbildung enthalten. Ziele können bspw. bezogen sein auf Verbesserungen oder Beteiligungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an bestimmten Qualitätsentwicklungsmaßnahmen.
Aufbau der Balanced Scorecard
Abbildung 1: Aufbau der Balanced Scorecard (nach Kaplan und Norton 1997; Christa 2013)

Die BSC wird auch als Ausgangspunkt der Aktions- und Innovationsplanung gesehen. Jede Perspektive bzw. „Karte“ enthält daher in Form einer Tabelle spezifische Angaben zu Zielen, Kennzahlen, Vorgaben sowie diesbezügliche Maßnahmen. Die konkrete Ausgestaltung bzw. Ausformulierung der BSC obliegt dem Sozialunternehmen selbst.

Dieses Management Tool ist konzeptionell nicht nur dem strategischen Bereich vorbehalten, sondern kann auf weitere Ebenen wie Abteilungen oder gar Mitarbeiter:innen heruntergebrochen werden. Sie gilt als Ausgangslage für strategisches und operatives Führen mit Zielen.

Quellenangaben

Christa, Harald, 2013. Strategisches Controlling. In: Uwe Bettig, Harald Christa, Wolfgang Faust, Annette Goldstein, Ludger Kolhoff und Birgit Wiese, Hrsg. Betriebswirtschaftliche Grundlagen in der Sozialwirtschaft. Baden-Baden: Nomos, S. 231–247. ISBN 978-3-8252-3569-7 [Rezension bei socialnet]

Kaplan, Robert S. und David P. Norton, 1997. Balanced Scorecard: Strategien erfolgreich umsetzen. Stuttgart: Schäffer-Poeschel. ISBN 978-3-7910-1203-2

Literaturhinweise

Michell-Auli, Peter und Martin Schwemmle, 2008. Integriertes Management mit der Balanced Scorecard: Ein Praxisleitfaden für Sozialunternehmen. Stuttgart: Kohlhammer. ISBN 978-3-17-020611-3

Stoll, Bettina, 2013. Balanced Scorecard für Soziale Organisationen: Qualität und Management durch strategische Steuerung; Arbeitshilfe mit Beispielen. 3. Auflage. Regensburg: Walhalla. ISBN 978-3-8029-7519-6 [Rezension bei socialnet]

Verfasst von
Prof. Dr. Harald Christa
Professor für Sozialmanagement an der Evangelischen Hochschule Dresden mit Schwerpunkt Sozio-Marketing, Strategisches Management, Qualitätsmanagement/ fachliches Controlling.
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Zitiervorschlag
Christa, Harald, 2023. Balanced Scorecard [online]. socialnet Lexikon. Bonn: socialnet, 25.05.2023 [Zugriff am: 07.06.2023]. Verfügbar unter: https://www.socialnet.de/lexikon/290

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