socialnet Logo

Beruf

Prof. Dr. em. Lutz Finkeldey

veröffentlicht am 02.04.2018

Geltungsbereich: Dieser Beitrag bezieht sich vorwiegend auf die Situation in Deutschland.

Ein Beruf ist eine Tätigkeit, die im klassischen Verständnis zwei Funktionen umschließt: zum einen dient er Menschen zum Geldverdienen, um Bedürfnisse befriedigen zu können. Zum anderen bilden Berufe gesellschaftlich gesehen das Gerüst für das Funktionieren wirtschaftlicher Prozesse.
Dieses Spannungsverhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft findet sich in der Arbeitsteilung der Berufe im alltäglichen Leben wieder. Die Spezialisierung, die sich in Berufsbildern zeigt, nimmt in den letzten Jahrzehnten deutlich zu.

Überblick

  1. 1 Zusammenfassung
  2. 2 Charakteristika
  3. 3 Beruf und Profession
  4. 4 Beruf und Arbeitsteilung
  5. 5 Berufssystem
  6. 6 Erlebniskategorie Beruf
  7. 7 Berufsvertretungen
  8. 8 Berufswahlfreiheit
  9. 9 Verberuflichung
  10. 10 Berufsfähigkeit versus Arbeitsmarktfähigkeit
  11. 11 Ausland und Beruf
  12. 12 Kritische Ergänzungen
  13. 13 Quellenangaben
  14. 14 Informationen im Internet

1 Zusammenfassung

Der Begriff Beruf umschließt weit mehr als formale Kriterien. Das Berufssystem beruht auf gesellschaftlicher Arbeitsteilung und Zuweisung. Neben der objektiven Seite des Berufs bekommt die subjektive in jüngerer Zeit ein deutlicheres Gewicht. So lassen sich Erlebniskategorien benennen, die das Berufsleben mit sich führt. Berufsfähigkeit und Berufswahlfreiheit wie geschichtliche Änderungen stehen im Fokus einer sozialpsychologischen Betrachtung von Berufsarbeit. Die Perspektive Beruf findet eine Konfrontation mit dem Subjekt Mensch.

2 Charakteristika

Berufe lassen sich zunächst differenzieren in

  • Berufe ohne Ausbildung,
  • Ausbildungsberufe und
  • akademische Berufe.

Die für Berufe ohne Ausbildung erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnisse folgen i.d.R. einem Learning by Doing.
Die Ausbildungsberufe werden allgemein über das Berufsbildungsgesetz (BBiG), über öffentlich-rechtliche Dienstverhältnisse und die akademischen Berufe durch das Hochschulrahmengesetz (HRG) geregelt. Ausbildungsberufe unterliegen einer dualen Ausbildung, die von betrieblicher und schulischer Ausbildung getragen wird. Seit einigen Jahren wird AbiturientInnen ermöglicht, ein duales Studium aufzunehmen, das einen IHK-Abschluss sowie einen Bachelorabschluss an einer Hochschule beinhaltet. Grob lassen sich zwei dazugehörige Modelle benennen: ausbildungs- oder praxisintegrierend.

Berufe haben eine Funktion innerhalb der gesellschaftlichen Arbeitsteilung, die jedoch nicht statisch ausfällt, sodass Berufe wegfallen oder auch neu entstehen. Ferner spielen bei Berufen subjektive Wahlmotive eine Rolle sowie deren Funktion im Sozialgefüge. Eine große Säule neben der beruflichen Qualifizierung kommt der beruflichen Weiterbildung zu, die firmenintern oder -extern durchgeführt wird. Ein Streitpunkt liegt seit einigen Jahren bei der Frage nach der Berufs- oder Arbeitsmarktfähigkeit (s.u.), die in Ausbildung und Praxis virulent scheint.

3 Beruf und Profession

Klassisch definiert der Soziologe Joas den Beruf ausgehend von einer Funktionsbeschreibung:

„Institutionell verfestigtes Muster spezialisierter Fertigkeiten und Tätigkeiten, die zum Zweck der Bedürfnisbefriedigung (bzw. des Geldverdienens) im Rahmen einer gesellschaftlich definierten Form der Arbeitsteilung erworben und ausgeübt werden“ (Joas 2001, S. 415).

In Abgrenzung zum Ausbildungsberuf lässt sich der akademische Beruf als Profession auf der Basis einer Disziplin bezeichnen:

„Disziplin bezeichnet einerseits ein Wissenssystem (Produktion von Theorie) und andererseits das Sozialsystem der Kommunikationsgemeinschaft von WissenschaftlerInnen, die dem Gegenstand der Disziplin verpflichtet sind. Referenzpunkte sind Kriterien, ‚Wahrheit‘ und ‚Richtigkeit‘ sowie Begründungszwang(von Spiegel 2004, S. 57).

Beruf und Profession unterscheiden sich darin, dass AkademikerInnen i.d.R. ihr berufliches Handeln reflektieren und an der Weiterentwicklung ihrer beruflichen Domäne mitwirken. Der klassische Beruf wird hingegen weniger reflektierend ausgeführt.

4 Beruf und Arbeitsteilung

Mit zunehmender Arbeitsteilung, die auch heute noch den Motor der Verberuflichung vorantreibt, fand insbesondere in der ständischen Gesellschaft die Professionalisierung ihren massenhaften Ursprung in unseren Breiten. Berufe mit einer personalen, sozialen wie technischen Exklusivität wurden geschaffen, die im Laufe der Jahrhunderte ihre Stellung verloren. Dennoch dient das Berufssystem noch heute zur Absicherung von Domänen. Einige Gewerke dürfen final nur von berufsqualifizierten ExpertInnen betrieben werden wie z.B. Klempner, Elektriker, Schornsteinfeger.

Heute gibt es nur noch wenige Berufe, bei denen eine Berufung im Vordergrund steht (z.B. PastorInnen). Das subjektive Moment innerhalb der Berufsarbeit steht derzeit generationenbezogen auf der Kippe. Während die älteren ArbeitnehmerInnen sich eher fragen, was sie für den Beruf, die Arbeit tun könnten, stellen die jüngeren das „Was macht der Beruf, die Arbeit mit mir“ in das Zentrum. Gesellschaftliche Umbrüche und nicht irgendwelche Stimmungsänderungen als Auslöser, bedingen den Gegensatz. Berufe mit Arbeitsplätzen, die noch vor 50 Jahren hohe Sicherheit bedeuteten, sind heute von Instabilitäten bedroht. Ebenso hat sich das Spektrum an Berufsvarianten gewandelt. Dass die gleichen Berufe über Generationen innerhalb einer Familie ausgeübt werden, wie z.B. Großvater im Kohlenschacht, Sohn im Schacht, Enkel im Schacht, gehört der Vergangenheit an. Dieses Bild existiert jedoch noch emotional im generationalen Gedächtnis, wie auch die erwähnte alte Arbeitsmoral.

5 Berufssystem

Das Berufssystem spielt auf dem formellen Arbeitsmarkt eine bedeutende Rolle, u.a. bei der Einstufung der Tätigkeit, der Vergleichbarkeit mit anderen BerufsträgerInnen, bei Bewerbungen und Berufskarrieren in öffentlichen und privaten Institutionen. Insbesondere im öffentlichen und den ihm angeglichen Dienst findet bei extern zu besetzenden Stellen eine genaue Prüfung der beruflichen Voraussetzungen statt.

Den verschiedenen Schultypen kommt bezüglich der Berufswahl eine Lotsenfunktion zu. Das Ergreifen einer Berufsausbildung fußt sehr stark auf dem Herkunftsmilieu. Der soziale Horizont bildet nach wie vor das Billett für Berufsentscheidungen ab. Der subjektiv eingeschätzte Möglichkeitshorizont gegenüber Beruf und dazugehöriger Haltung als Ausdruck des kulturellen Kapitals bleibt oft in vorurteilshaften Klassifizierungen seitens der Ausbildungsbetriebe, der Agentur für Arbeit wie weiteren Bildungsinstitutionen hängen.
Die Berufsberatung der Agenturen für Arbeit, der Kammern und Innungen, Jugendhilfe und Jugendberufshilfe lassen sich oft von diesen Vorurteilen leiten, die im Unbewussten wirken. Differente Habitusstrukturen handelnder Personen paralysieren sich und lassen wenig Entwicklungsraum.
Das Berufssystem dringt tief in die Schule ein. Berufsberater der Agentur für Arbeit sind spätestens ab der Sekundarstufe 1 präsent.

6 Erlebniskategorie Beruf

Menschen mit einer Berufsausbildung hoffen ihr Leben mit entsprechender Erwerbsarbeit abzusichern, indem sie „geistige Erfüllung, materielle Entlohnung, Befriedigung sozialer Wünsche und unmittelbaren Anteil an solchen Kulturgütern“ (Johannesson 1959, S. 9) anstreben. Vier Sozialtypen des Berufs lassen sich nach Johannesson unterscheiden:

  • Berufsmensch ohne Privatleben,
  • Beruf als Zeitvertreib oder Last,
  • vollständige Verquickung beruflicher und persönlicher Zwecke,
  • klare Trennung von Beruf und Feierabend (ebenda).

Den sozialpsychologischen Effekt durch Beruf und Arbeit vollzieht Marie Jahoda, indem sie indirekt Kategorien wie Standesbewusstsein, Position oder Status einbezieht. Sie definiert Erlebniskategorien, die Beruf und Arbeit mit sich bringen. Zunächst befasst sie sich jedoch mit der Kategorie Lust oder Unlust: Arbeit umschließt für sie „[…] jede manuelle oder geistige Tätigkeit, die über die Lust oder Unlust an der Tätigkeit selbst hinausgeht“ (Jahoda 1984, S. 11). Die Erlebniskategorien lauten:

  • charakteristisches Zeiterlebnis (Arbeit, Freizeit, Urlaub),
  • Erweiterung des sozialen Horizonts (über Familie hinaus),
  • erzwungene Kollektivität als Erkenntnis (geht nicht allein),
  • Definition sozialer Identität (Arbeitsplatz, Berufskategorie)
  • systematische Tätigkeit über persönlichen Zweck hinaus (soziale Realität) (Jahoda 1984, S. 11–13).

Berufliche Arbeit bedeutet wesentlich mehr als nur Geld zu verdienen, denn wenn mehrere dieser Kategorien nicht erfüllt werden, weil Arbeitslosigkeit, eine Kündigung oder auch Berufsverbot diese nicht mehr ermöglicht, dann bewirkt das allgemein deutliche Einbrüche bei der physischen und psychischen Gesundheit. Berufliche Arbeit erfährt eine deutliche Trennung zu Hobby und anderen Freizeittätigkeiten, aber auch zu vielen Arbeiten (z.B. Hausarbeit), die keinen Ersatz für Berufsidentifikation und Erwerbsarbeit darstellen. Wenn Berufsarbeit über Sozialisation nicht gradlinig oder gar nicht erlebt wurde, entwickeln sich andere subjektiv verinnerlichte Lebensbewältigungen, die nur schwer korrigierbar sind. Ob es sich um Menschen mit Berufen ohne oder mit Ausbildung oder akademischem Hintergrund handelt: Wer berufsorientiert sozialisiert ist, kennt psychisch gesehen keine Alternative zum Mythos Erwerbsarbeit mit seinem Berufssystem. Der individuell erlebte und erfahrene Status Berufsarbeit findet in der Erwerbsgesellschaft kein Äquivalent.

Berufliche Einschätzungen – vor allem gegenüber Arbeitslosen – werden oft als Vorurteil übertragen. ÄrztInnen sind in dieser Logik erfolgreichere und bessere Menschen als LagerarbeiterInnen oder Arbeitslose. Letztere haben nur für die nähere Verwandtschaft oder enge FreundInnen Pech gehabt.

Für die ferneren BetrachterInnen muss sich irgendein Makel eingeschlichen haben oder ein Vorurteil zum Tragen kommen, sodass sich Berufstätige als etwas Besseres fühlen können. Das sollte eigentlich in abendländischer und auch christlicher Tradition keine Rolle spielen, doch sind diese Kategorisierungen Resultat der Leistungsgesellschaft und der geringen sozialen Dichte in der Gesellschaft. Messen zwischen Berufstätigen findet sehr deutlich als Statussymbol über Beruf und Geld statt.

7 Berufsvertretungen

Berufe entwickeln sich weiter, werden ausdifferenziert. Berufe gestern und heute sind oft nicht vergleichbar. Viele Menschen arbeiten berufsfremd und werden dennoch von außen mit dem ausgeübten Beruf identifiziert. Andere Berufe wiederum haben einen Berufsverband im Hintergrund, der auch als Kammer bezeichnet wird: z.B. Ärztekammer, Architektenkammer, Rechtsanwaltskammer. Diese Berufskammern fungieren als Interessenvertretung für ihre Mitglieder. Nicht in dieser beruflichen und sozialen Dichte werden berufsbezogen ArbeitnehmerInnen durch gewerkschaftliche Zusammenschlüsse wie Verdi oder IG Metall vertreten. Manche Berufsgruppen, wie PsychologInnen, TherapeutInnen oder auch – nicht in der vorherigen Breite – SozialpägagogInnen haben Interessengemeinschaften aufgebaut. Insbesondere bei den abhängig Berufstätigen nimmt der Organisationsgrad ab. Dies liegt an dem schon angerissenen Phänomen der Individualisierung. Kontingenzen nehmen kontinuierlich zu, sodass insbesondere für BerufseinsteigerInnen ein Gefühl von Gruppenegoismen der Etablierten mit irrationalen Regeln steigt. Die bestehenden Organisationen vertreten primär die Abgesicherten in ihren Berufsverbänden (s. z.B. Übergang von BAT [Bundesangestelltentarifvertrag für den öffentlichen Dienst] zu TVöD [Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst]; s.a. Pilotenvereinigung Cockpit oder Lokführergewerkschaft). Das neoliberale Denken, jede und jeder sitze auf dem eigenen Regiestuhl, hat in diesem Jahrhundert die Oberhand gewonnen. Solidarität endet am eigenen Geldbeutel. Der klassische Gedanke, ‚heute etwas leisten und morgen ernten‘, zeigt sich in der Realität extrem vieler junger Menschen als hohler Gedanke.

8 Berufswahlfreiheit

In Deutschland besteht Berufswahlfreiheit. Das bedeutet nicht, dass alle Menschen den Beruf anstreben können, der ihnen vorschwebt. Der Arbeitsmarkt ist zunächst zu nennen, der gerade bei Jugendlichen über die Agentur für Arbeit bedient wird, wobei zwischen Wahl und Zuweisung sowie Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit Lücken klaffen. Realität – nicht Wunsch – rangiert für junge Menschen in ihrer beruflichen Orientierungsphase ganz oben; sie haben sich anzupassen. Andererseits steht als Diktum die Qualifikation für einen Beruf, was für viele junge Menschen außengeleitet – also fremd – wirkt. Wenn ein Beruf erlernt wird, nach der Ausbildung keine Arbeitsplätze vorhanden sind, sind die jungen Menschen fehlqualifiziert oder zu schlecht, weil sie nicht einen der wenigen Plätze ergattern konnten. Die Berufswahlfreiheit findet in der Realität einige Einschränkungen. Ebenso fallen Beruf und Beschäftigungsstruktur auseinander. Für die Generation Praktikum oder Fristvertrag lassen Wohlverhalten, Aushebelung wöchentlicher Arbeitszeit und Ortslosigkeit das Ökonomische immer zentraler werden vor dem Sozialen, Privaten. Lebenskonzepte finden in vielen Berufsspektren keine Existenzgrundlage. Ulrich Beck veranlasste das, schon 1986 zu formulieren, dass Arbeitsmarkt, Beschäftigungssystem usw. in das Persönliche verdreht und verkürzt werden (Beck 1984, S. 192 f.).

9 Verberuflichung

In der Generation der heutigen RentnerInnen gab es viele erfolgreiche Berufstätige, die nie etwas Richtiges oder Falsches gelernt hatten. Der Arbeitsmarkt der 1950er Jahre war nicht so berufsbezogen durchorganisiert wie heute. Die Frage „Kannst Du das?“ oder die Bemerkung „Wen ich empfehle, der kann das.“ hatten noch Hochkonjunktur. Die Bereiche des Journalismus, Vorstandsposten in großen Unternehmen oder Automobilfirmen, bei denen es auf Arbeitstugenden und nicht berufliches Wissen ankam, charakterisierten wesentliche Teile der Berufsbevölkerung. Berufe ohne Berufsausbildung prägen immer wie auch Berufe mit Studium das Berufswesen. Jemand hat eine Arbeit und übt einen „Beruf“ aus. In den Fällen, in denen sich ein nennenswert neues Arbeitsgebiet entwickelt, folgt die formale Verberuflichung (z.B. IT-Bereich) über das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).

Die Phase der generellen Professionalisierung und Kodifizierung setzt erst später als die Etablierung des informellen Arbeitsmarktsegments ein. Notwendige Ambivalenzen betreffen die Implementation von neuen Berufen, denn kein daran beteiligter Mensch arbeitet in diesem Beruf. Berufe werden von Berufsfremden konfiguriert.

10 Berufsfähigkeit versus Arbeitsmarktfähigkeit

Zu was soll ein Beruf oder eine berufliche Weiterbildung qualifizieren? Vor dem Hintergrund einer erwartbaren instabilen beruflichen Karriere scheint es sinnvoll, über den Beruf hinaus qualifiziert zu sein. Aus Sicht vieler ArbeitnehmerInnen kann nur eine Ausbildung, die über die Grenzen des Berufs hinausgeht, bedeutend sein, sie motivieren. Vielfach ist von jungen Menschen zu hören, dass ihnen berufliche Weiterbildungen im Sinn eines beruflichen Fortkommens wichtig sind, weil sie mit sinnvollen Qualifikationen arbeitsmarktfähig seien. Gleichzeitig streben sie eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf an. Im akademischen Bereich findet derzeit ein gegenläufiger Prozess statt. Die Studiengänge werden immer enger geschnitten und methodisiert, das ökonomische Moment rückt in den Vordergrund. Im Rahmen der Jugendberufshilfe werden ebenfalls Ausbildungen abgespeckt. Die berufliche Bildung steht immer wieder vor der Frage, ob sie der Allgemeinbildung einen großen Raum gibt oder nur beruflich befähigen soll. Lebenslanges Lernen bedeutet nicht nur „fit for job“, sondern private und berufliche Fähigkeiten über den Habitus (nach Pierre Bourdieu) mit Kompetenzen und Performanz einzubringen. Formelles und informelles Lernen gehen untrennbar Hand in Hand.

11 Ausland und Beruf

Allgemein sei angemerkt, dass berufliche Qualifikationen und ebensolche Berufe aus Deutschland im Ausland selten problemlos anerkannt werden. Oft müssen Zusatzprüfungen absolviert werden. Einfacher ist es in den Arbeitsmarktsegmenten, die z.B. eu-weit anerkannt oder als Mangelberufe ausgewiesen sind. Im akademischen Bereich scheint es insgesamt einfacher, zumindest wenn es sich um internationale Kooperationen handelt. Viele Fachleute aus dem Ausland schätzen das duale System aus Deutschland, weil in der Regel junge Menschen nicht nur in einzelnen Betrieben ihren Beruf erlernen.

12 Kritische Ergänzungen

Das oberste Ziel in einer Gesellschaft sollte sein, dass Menschen im Sinne einer humanistischen Bildung allgemein zu Selbstbestimmung befähigt werden. Für komplexe Zusammenhänge in allen gesellschaftlichen Bereichen gibt es heute kaum Antworten, mehr Nicht-Wissen als Wissen, sodass Methodisches ohne inhaltliche Durchdringung obsiegt. Mehr Fremdbestimmung für die Berufstätigen ist die Folge. Generell sollte das Ziel von Berufen und beruflicher Bildung neu überlegt werden, weil zwischen lebenslangem Lernen und formaler Qualifikation und vor allem dem menschlichen Sein ein neues Gleichgewicht gefunden werden muss. In Psychologie, Sozialer Arbeit und Soziologie steht der Mensch an erster Stelle. In beruflichen Zusammenhängen zählt meist nur seine Arbeitskraft. In der Humankapitaltheorie und Sachzwangideologie wird der Mensch zur statistischen Größe.

13 Quellenangaben

Beck, Ulrich, 1986. Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt/M.: edition suhrkamp. ISBN 978-3-518-11365-3

Beck, Ulrich, 2007. Weltrisikogesellschaft. Frankfurt/M.: edition suhrkamp. ISBN 978-3-518-41425-5 [Rezension bei socialnet]

Joas, Hans, Hrsg., 2001. Lehrbuch der Soziologie. Frankfurt, New York: Campus. ISBN 978-3-593-36388-2

Johannesson, Jörg, 1959. Beruf. In: Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Band2. Stuttgart: G. Fischer, S. 7-11.

Spiegel von, Hiltrud, 2004. Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit. München, Basel: UTB. ISBN 978-3-8252-8277-6 [Rezension bei socialnet]

14 Informationen im Internet

Verfasst von
Prof. Dr. em. Lutz Finkeldey
Professor für „Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit - Jugendhilfe“, Verstehenssoziologe, Fakultät für Soziale Arbeit und Gesundheit an der „Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst“ (HAWK) - Fachhochschule Hildesheim, Holzminden, Göttingen, Standort Hildesheim
Mailformular

Es gibt 1 Lexikonartikel von Lutz Finkeldey.

Zitiervorschlag
Finkeldey, Lutz, 2018. Beruf [online]. socialnet Lexikon. Bonn: socialnet, 02.04.2018 [Zugriff am: 10.11.2024]. Verfügbar unter: https://www.socialnet.de/lexikon/304

Link zur jeweils aktuellsten Version: https://www.socialnet.de/lexikon/Beruf

Urheberrecht
Dieser Lexikonartikel ist, wie alle anderen Inhalte bei socialnet, urheberrechtlich geschützt. Falls Sie Interesse an einer Nutzung haben, treffen Sie bitte vorher eine Vereinbarung mit uns. Gerne steht Ihnen die Redaktion des Lexikons für weitere Fragen und Absprachen zur Verfügung.