Bewegungsspiel
Prof. Dr. Mone Welsche
veröffentlicht am 08.05.2019
Das Bewegungsspiel lässt sich als ein bewegungsintensives Spiel beschreiben, in welchem einer spielerischen Tätigkeit mittels großräumiger und ganzkörperlicher Bewegungen nachgegangen wird.
Der Begriff des Bewegungsspiels wird sowohl in der Literatur zur Bewegungserziehung im Kindergartenalltag als auch in der Sportwissenschaft verwendet, hat allerdings eine unterschiedliche Bedeutung.
Im Elementarbereich gelten „Bewegung, Spiel und Eigenaktivität als zentrale Medien des Lernens“ (Beudels 2016, S. 50). Bewegung und Spiel wird in der Früh- und Elementarpädagogik als Basis der kindlichen Entwicklung und als elementare Betätigungs- und Ausdrucksform des Kindes (Zimmer 2014, S. 19) gesehen.
Auf diesem Verständnis aufbauend stellt das Bewegungsspiel in der Kindergartenpraxis einen pädagogisch inszenierten Anlass dar, sich spielerisch zu bewegen und verknüpft damit das kindliche Spiel mit großräumigen Bewegungen.
Zimmer (2015) stellt das Bewegungsspiel in den Kontext der psychomotorischen Förderung in Kindertagesstätten. Sie unterscheidet zwei Angebotsformen:
- Offene Angebote bieten einen Rahmen, z.B. mittels eines ausgewählten Materials oder einer Bewegungssituation. Durch diesen Rahmen wird ein Spielraum eröffnet, den die Kinder im eigenen Interesse ausgestalten können und in welchem der Erfahrungsprozess der Kinder von der pädagogischen Fachkraft begleitet wird.
- In strukturierten Angeboten werden Bewegungsspiele durchgeführt oder Bewegungsaufgaben gestellt. Somit ist ein engerer Rahmen gegeben, der deutlichere Anforderungen an die Kinder stellt als ein offen gestaltetes Angebot. Allerdings gilt für strukturierte Angebote, die Offenheit der Situation soweit zu ermöglichen, dass Kinder einen eigenen Sinn und eigene Wege finden können und nicht lediglich Vorgaben und Vorschriften befolgen.
In beiden Angebotsformen wird das kindliche Interesse und die intrinsische Motivation zu spielen und sich zu bewegen genutzt, um die Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen und Lernprozesse anzuregen (Beudels 2016; Beudels 2010). Zimmer betont den Zusammenhang zwischen dem spontanen Spiel und der gezielten Bewegungsaufgabe. Beides sollte sowohl im freien als auch im angeleiteten Bewegungsspiel ermöglicht werden (Zimmer 2015). Im Sinne der von ihr rezipierten Psychomotorik sollte dabei die selbstbestimmte Tätigkeit und damit das unmittelbare Sinnerleben der Kinder im Vordergrund stehen.
In den Kindertageseinrichtungen kann das angeleitete Bewegungsspiel sowohl von fachkundigen ErzieherInnen als auch von BewegungspädagogInnen oder PsychomotorikerInnen angeboten werden.
Im Sportwissenschaftlichen Lexikon wird der Begriff des Bewegungsspiels aus sportwissenschaftlicher Sicht definiert (Schierz 2003). Unter Bewegungsspiel wird, ähnlich dem Sportspiel, ein Spiel mit weiträumigen körperlichen Bewegungen nach festgelegten Regeln verstanden, in welchem eine Wechselwirkung zwischen den SpielerInnen besteht. D.h., es wird hier von einem Spiel mit mehreren SpielerInnen ausgegangen. Im Unterschied zu den Sportspielen sind die Regeln eines Bewegungsspiels deutlich flexibler und können den Interessen und Bedingungen angepasst werden. Während sich das Bewegungsspiel nach Zimmer auf den Bereich der Elementarpädagogik beschränkt, gibt es in der sportwissenschaftlichen Definition des Bewegungsspiels keine Altersbeschränkung.
Quellenangaben
Beudels, Wolfgang, 2016. Bewegung als Medium des Lernens. In: Klaus Fischer, Gerd Hölter, Wolfgang Beudels, Christina Jasmund, Astrid Krus und Stefanie Kuhlenkamp, Hrsg. Bewegung in der frühen Kindheit: Fachanalyse und Ergebnisse zur Aus- und Weiterbildung von Fach- und Lehrkräften. Wiesbaden: Springer VS, S. 47–60. ISBN 978-3-658-05115-0
Beudels, Wolfgang, 2010. Bewegung und Bewegungserziehung im Kindergarten. In: Wolfgang Beudels, Nicole Kleinz und Silke Schönrade, Hrsg. Bildungsbuch Kindergarten. Dortmund: Borgmann, S. 157–171. ISBN 978-3-938187-40-1 [Rezension bei socialnet]
Schierz, Matthias, 2003. Bewegungsspiel. In: Peter Röthig und Robert Prohl, Hrsg. Sportwissenschaftliches Lexikon. 7. Auflage. Schorndorf: Hofmann, S. 100. ISBN 978-3-7780-4497-1
Zimmer, Renate, 2015. Kreative Bewegungsspiele: Psychomotorik in der Kita. Freiburg im Breisgau: Herder. ISBN 978-3-451-34214-1
Zimmer, Renate, 2014. Handbuch der Bewegungserziehung: Grundlagen für Ausbildung und pädagogische Praxis. Freiburg im Breisgau: Herder. ISBN 978-3-451-32840-4 [Rezension bei socialnet]
Literaturhinweise
Jost, Marion und Hans Jürgen Beins, 2015. Bewegung und Spiel für die Kleinsten: Psychomotorik für Kinder von 1–4 Jahren. 2. Auflage. Dortmund: Borgmann Media. ISBN 978-3-938187-87-6 [Rezension bei socialnet]
Zimmer, Renate, Hrsg., 2011. Psychomotorik für Kinder unter 3 Jahren. Entwicklungsförderung durch Bewegung. Freiburg im Breisgau: Herder. ISBN 978-3-451-32462-8
Verfasst von
Prof. Dr. Mone Welsche
Heilpädagogik/ Inclusive Education
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Es gibt 5 Lexikonartikel von Mone Welsche.
Zitiervorschlag
Welsche, Mone,
2019.
Bewegungsspiel [online]. socialnet Lexikon.
Bonn: socialnet, 08.05.2019 [Zugriff am: 25.01.2025].
Verfügbar unter: https://www.socialnet.de/lexikon/321
Link zur jeweils aktuellsten Version: https://www.socialnet.de/lexikon/Bewegungsspiel
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