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Einrollen (Psychodrama)

Thomas Wittinger

veröffentlicht am 09.05.2024

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Englisch: rolling in

Fassung: Neufassung

Das Einrollen ist eine Technik des Protagonistenspiels. Der bzw. die Protagonist:in gibt damit dem Hilfs-Ich eine Art Regieanweisung für das anschließende Protagonistenspiel.

Der Begriff selbst ist aus der psychodramatischen Praxis erwachsen und steht komplementär zum Entrollen. Im Protagonistenspiel werden die mitspielenden Hilfs-Iche nacheinander durch den bzw. die Protagonist:in in ihre Rollen eingerollt. Dies kann entweder durch einen direkten oder einen indirekten Rollentausch erfolgen. Hierbei sind die relativen und die absoluten Kontraindikationen zu beachten. In der getauschten Rolle stellt der bzw. die Protagonist:in zunächst den bzw. die Interaktionspartner:in vor. Dazu gehören

  • objektive Informationen wie biografische und soziale Fakten;
  • emotionale Informationen zu der Situation, die anschließend gespielt werden soll;
  • die körperlich-geistig-emotionale Haltung gegenüber der bzw. die Protagonist:in. Dies kann in Form einer Skulptur gewissermaßen auf den Punkt gebracht werden.

Der Rollentausch kann durch ein strukturierendes Gespräch der Leitung mit der getauschten Person unterstützt werden. Strukturierend meint hier darauf zu achten, dass die genannten Elemente zur Sprache bzw. zum Ausdruck kommen. Anschließend tauscht der bzw. die Protagonist:in zurück und das Hilfs-Ich fühlt sich in die Rolle ein.

Eine andere Möglichkeit ist, dass der bzw. die Protagonist:in das Hilfs-Ich eindoppelt. Dazu stellt sich der bzw. die Protagonist:in schräg hinter das Hilfs-Ich und spricht als die Person, die das Hilfs-Ich anschließend spielen soll. Z.B. „Ich bin XX, bin YY Jahre alt, …“ Hier werden ebenfalls die oben genannten Informationen gegeben.

Das Ziel der beiden Techniken des Einrollens ist, dass das Hilfs-Ich körperlich-geistig-emotional die Rolle so spielen kann, wie es der bzw. die Protagonist:in für die Bearbeitung seines bzw. ihres Themas benötigt. Die Leitung überprüft u.U. durch Nachfrage an den bzw. die Protagonist:in, ob die Aktionen des Hilfs-Ichs angemessen sind.

Nach dem Protagonistenspiel wird das Hilfs-Ich wieder aus seiner bzw. ihrer Rolle entlassen (Entrollen) und gibt dem bzw. der Protagonist:in in der anschließenden Integrationsphase eine Rückmeldung über die körperlich-geistig-emotionalen Erfahrungen in der Rolle während des vorangegangenen Protagonistenspiels (Rollenfeedback). Die Leitung achtet darauf, dass keine Bewertungen, Interpretationen oder Ratschläge darin erfolgen.

Verfasst von
Thomas Wittinger
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Alle Versionen

  1. 09.05.2024 Thomas Wittinger [aktuelle Fassung]
  2. 06.10.2021 Inge-Marlen Ropers

Zitiervorschlag
Wittinger, Thomas, 2024. Einrollen (Psychodrama) [online]. socialnet Lexikon. Bonn: socialnet, 09.05.2024 [Zugriff am: 23.01.2025]. Verfügbar unter: https://www.socialnet.de/lexikon/29890

Link zur jeweils aktuellsten Version: https://www.socialnet.de/lexikon/Einrollen-Psychodrama

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