Elternprogramm
Dr. Lisa Jares
veröffentlicht am 13.11.2017
Elternprogramme bzw. Elterntrainings sollen präventiv im Rahmen von festen Kursstrukturen die elterlichen Kompetenzen stärken, um die Selbstwirksamkeit von Eltern im Umgang mit ihren Kindern zu fördern.
Elternprogramme haben zumeist eine klare Programmstruktur. Inhaltlich und methodisch gestalten sie sich unterschiedlich. Einerseits arbeiten Elternprogramme mit humanistischen Ansätzen und orientieren sich z.B. am personenzentrierten Ansatz nach Carl R. Rogers oder am individualpsychologischen Ansatz nach Alfred Adler. Andererseits sind Elternprogramme verhaltenstherapeutisch und kognitiv-behavioral ausgerichtet (Tschöpe-Scheffler und Wirtz 2008, S. 165). Gemeinsam ist ihnen, dass im Rahmen von Elternprogrammen die elterlichen Kompetenzen gestärkt werden sollen.
Eltern lernen im Rahmen einer zumeist festen Gruppen- und Kursstruktur Verhaltensweisen im Umgang mit ihrem Kind, welche sich positiv auf die Eltern-Kind Interaktion auswirken sollen. Sie lernen „ihr Verhalten zu reflektieren, zu begründen und selbstständig zu beurteilen“ (Gruber 2015).
Ziele und Inhalte von Elternprogrammen sollten hierbei den Eltern immer transparent kommuniziert werden. Methodisch arbeiten die Kurse u.a. mit Kurzvorträgen, Rollenspielen oder Gruppendiskussionen.
In den unterschiedlichen Programmen werden differente Aspekte der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen fokussiert. In der Regel handelt es sich hierbei um präventive elternbezogene Interventionen, welche auf eine Verbesserung der Eltern-Kind-Beziehung abzielen.
Heinrichs und Hahlweg (2009, S. 261) fassen die charakteristischen Inhalte von Elternprogrammen wie folgt zusammen:
- Aufbau einer positiven Eltern-Kind-Beziehung durch vermehrte positive Interaktionen zwischen Eltern und Kind
- Förderung angemessenen Verhaltens des Kindes und der Eltern
- Erlernen neuer Fertigkeiten und Verhaltensweisen des Kindes und der Eltern
- Umgang mit unangemessenem Verhalten des Kindes und der Eltern.
Insgesamt sollen Eltern in der eigenständigen Erziehung ihres Kindes gestärkt werden, sodass sie sich als selbstwirksam erleben. Darüber hinaus fördern Elternprogramme den Austausch mit anderen Eltern und bieten so die Möglichkeit Kontakte und Netzwerke zu knüpfen.
Die deutschlandweit gängigsten Elternprogramme oder Elterntrainings sind:
- Triple P – Positive Parenting Program
Triple P unterstützt Eltern in ihrem Erziehungsverhalten, damit diese selbstsicher mit ihrem Kind umgehen und so Problemen vorbeugen können. - STEP – Systematisches Training für Eltern und Pädagogen
STEP richtet sich an Eltern und Pädagogen und hat zum Ziel die Erziehungskompetenz von ebendiesen zu stärken. - Starke Eltern – Starke Kinder
Das Elternbildungsangebot Starke Eltern – Starke Kinder möchte Eltern mehr Leichtigkeit und Sicherheit in der Erziehung ihrer Kinder vermitteln.
Neben Elternprogrammen gibt es Familienbildungsprogramme. Diese sind familienbezogen. Familienbildungsprogramme richten sich an Eltern und Kinder gemeinsam.
Die deutschlandweit gängigsten Familienbildungsprogramme sind:
- Opstapje
Ein Spiel- und Lernprogramm für sozial benachteiligte Familien mit einem präventiven Charakter. Die Kinder sollen eine altersgemäße Förderung ihrer Entwicklung erfahren. - Griffbereit
Griffbereit richtet sich an Familien mit Migrationshintergrund. Es zielt auf die Förderung der allgemeinen kindlichen Entwicklung, sowie auf die Förderung der Muttersprachkompetenz ab. - Rucksack
Rucksack richtet sich ebenfalls an Familien mit Migrationshintergrund und hat die Elternbildung und Sprachförderung von Kindern im Elementarbereich zum Ziel. - Hippy (Home Instruction Program for Preschool Youngsters)
Hippy ist ein frühkindliches Lernprogramm und hat zum Ziel die kognitiven Fähigkeiten und die Sprachkompetenzen von Kindern mit Migrationshintergrund zu fördern.
Quellenangaben
Gruber, Karolin, 2015. Elterntraining. In: Michaela Rißmann, Hrsg. Lexikon Kindheitspädagogik. Köln, Kronach: Carl Link Verlag. ISBN 978-3-556-06572-3 [Rezension bei socialnet].
Heinrichs, Nina und Kurz Hahlweg, 2009. Elterntrainings zur Steigerung der Erziehungskompetenz. In: Silvia Schneider und Jürgen Margraf, Hrsg. Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Heidelberg: Springer Verlag, S. 255–275.
Tschöpe-Scheffler, Sigrid und Wolfgang Wirtz, 2008. Familienbildung: institutionelle Entwicklungslinien und Herausforderungen. In: Angelika Diller, Martina Heitkötter und Thomas Rauschenbach, Hrsg. Familie im Zentrum: Kinderfördernde und elternunterstützende Einrichtungen – aktuelle Entwicklungslinien und Herausforderungen. München: Verlag Deutsches Jugendinstitut, S. 157–178. ISBN 978-3-87966-436-8 [Rezension bei socialnet].
Verfasst von
Dr. Lisa Jares
Pädagogische Fachberaterin für Kindertageseinrichtungen, Lehrbeauftragte an verschiedenen Hochschulen in kindheitspädagogischen Studiengängen und Redakteurin des frühpädagogischen Fachportals ErzieherIn.de.
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