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Erwachsenenbildung in Österreich

Assoz.-Prof.in Dr.in Daniela Holzer

veröffentlicht am 14.04.2025

Englisch: adult education in Austria

Erwachsenenbildung bezeichnet in Österreich alle Bildungs- und Lernaktivitäten, die sich an Erwachsene richten, unabhängig von Bildungs- und Lernformen, der thematischen Felder oder der institutionellen Verankerung. Für manche rechtlichen und strukturellen Anforderungen finden aber auch enger abgegrenzte Begriffsdefinitionen Anwendung, in denen beispielsweise Zielgerichtetheit, Organisationsstrukturen oder vorangegangene Ausbildungsphasen zur Abgrenzung herangezogen werden.

Überblick

  1. 1 Zusammenfassung
  2. 2 Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Erwachsenenbildung in Österreich und Deutschland
  3. 3 Handlungsfelder und Lern- und Bildungsformate
  4. 4 Zentrale Begriffe
  5. 5 Geschichte
  6. 6 Organisationsstrukturen, Steuerung und Forschung
  7. 7 Quellenangaben

1 Zusammenfassung

Erwachsenenbildung ist in Österreich ein vielfältiges und diverses Feld mit zahlreichen Ähnlichkeiten zur Erwachsenenbildung und Weiterbildung in Deutschland, insbesondere hinsichtlich der grundlegenden gesellschaftlichen Bedeutung, bei Angebotsstrukturen und der im Feld Tätigen sowie bei den Teilnehmenden. Der Begriff Erwachsenenbildung ist in Österreich noch stärker verankert als in Deutschland und es zeigt sich eine Tendenz dazu, Erwachsenenbildung als Oberbegriff zu verwenden oder Erwachsenen- und Weiterbildung synonym zu verstehen.

Die Handlungsfelder und die Lern- und Bildungsformate der Erwachsenenbildung in Österreich umfassen informelle, non-formale und in jüngster Zeit auch verstärkt formale Lern- und Bildungsaktivitäten. Historisch reichen die Anfänge bis in die Aufklärung zurück. Ab den 1970er-Jahren hat sich dann eine organisierte Landschaft herausgebildet, konsolidiert und immer mehr diversifiziert.

2 Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Erwachsenenbildung in Österreich und Deutschland

Grundlegende Aussagen in den deutschen Beschreibungen zu Erwachsenenbildung, Weiterbildung, Fortbildung, Fort- und Weiterbildung und lebenslangem Lernen sind auch für Österreich zutreffend und relevant.

Gemeinsamkeiten zeigen sich beispielsweise in den Grundverständnissen der Begriffe und deren dennoch nicht trennscharf möglichen Abgrenzungen. Ähnlichkeiten bestehen auch in Bezug auf die thematische Vielfalt inklusive der beruflichen Orientierung als größtes Feld, die vielfältigen, manchmal ähnlichen Organisationsstrukturen, die pädagogisch Tätigen und die Teilnehmenden und Adressat:innen. Der geteilte Sprachraum, zahlreiche Kooperationen und ein grenzüberschreitender Austausch von Forschung und Praxis haben historisch und aktuell zu einigen ähnlichen Entwicklungen geführt.

Unterschiede und Besonderheiten der Erwachsenenbildung in Österreich finden sich insbesondere in

  • der Begriffsverwendung
  • einigen Aspekten historischer Entwicklungen und
  • einigen strukturellen Besonderheiten der politischen Zuständigkeiten bzw. spezifischen Netzwerken.

3 Handlungsfelder und Lern- und Bildungsformate

Diesem Beitrag liegt ein breites, umfassendes Verständnis von Erwachsenenbildung zugrunde. Erwachsenenbildung lässt sich nicht auf bestimmte Organisationsformen, Organisationen, Lernformen, Adressat:innen oder Themenfelder eingrenzen und die Handlungsfelder und Lern- und Bildungsformate sind entsprechend vielfältig ausgestaltet (Faulstich und Zeuner 2010). In der Europäischen Union und nachfolgend auch in Österreich wurde politisch etabliert, Lernen und/oder Bildung als informell, non-formal und formal zu unterscheiden (Rohs 2023). Als grobe Orientierung sind diese drei Kategorien hilfreich, auch wenn sie aufgrund unterschiedlicher Auslegungen und teilweise fließender Übergänge nicht ganz treffsicher sind.

  1. Informelle Erwachsenenbildung kann nichtintendiert, evtl. sogar unbewusst nebenbei erfolgen oder aber zielgerichtet und bewusst. Informelle Erwachsenenbildung kann individuell oder gemeinschaftlich nebenher in beruflichen oder privaten Zusammenhängen stattfinden, ebenso aber bei politischem oder gesellschaftlichem Engagement oder über Kulturangebote und Medien, weshalb beispielsweise auch Bibliotheken als Teil der Erwachsenenbildung gelten. Informelle Bildungs- und Lernprozesse können aber auch organisiert oder zumindest gezielt initiiert werden, beispielsweise in Nachbarschaftsinitiativen, in Formen von sogenanntem Community Learning oder in innerbetrieblichen Lernarrangements.
  2. Non-formale Bildungs- und Lernprozesse benennen jene Bereiche, die im Alltagsverständnis am stärksten mit Erwachsenenbildung verbunden sind: Organisierte Bildungs- und Lernaktivitäten, die häufig in Form von Kursen durchgeführt werden. Diese Form von Erwachsenenbildung findet beispielsweise in traditionell der Erwachsenenbildung zugeordneten Bildungsstätten, wie Volkshochschulen oder berufsbezogenen Erwachsenenbildungseinrichtungen, statt. Ebenso werden organisierte, oft kursformatige Erwachsenenbildungsangebote innerhalb
    • von Betrieben
    • in Einrichtungen der Sozialen Arbeit
    • im öffentlichen Auftrag (z.B. in der Arbeitsmarkt- oder Migrationspolitik) oder
    • in Kultureinrichtungen etc.
    geplant und durchgeführt.
  3. Als formale Bildungs- und Lernprozesse werden zumeist jene Angebote bezeichnet, die in staatlich anerkannten Einrichtungen wie Schulen und Hochschulen stattfinden und offizielle Abschlüsse vermitteln (z.B. Statistik Austria 2024, S. 22). Auch Erwachsene befinden sich in solchen formalen Kontexten, z.B. bei nachholenden Schulabschlüssen oder Hochschulstudien. In herkömmlichen Erwachsenenbildungseinrichtungen ist dieses Tätigkeitsfeld eine eher neue Entwicklung, beispielsweise infolge von staatlichen Modellen zum nachholenden Pflichtschulabschluss.

4 Zentrale Begriffe

Mit der Aufklärung und der sich etablierenden bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft ging ein umfangreiches und explizites Interesse an organisierter Erwachsenenbildung einher. Ab dem 19. Jahrhundert etablierten sich entsprechende Initiativen und Vereine. Zumeist werden diese Anfänge unter dem Begriff Volksbildung zusammengefasst. Dieser Begriff wurde in Österreich bis weit ins 20. Jahrhundert hinein verwendet und gilt vielfach als Vorläuferbegriff für Erwachsenenbildung. Wilhelm Filla betont allerdings, dass Volksbildung in erster Linie bürgerlich- liberale, neutrale oder konfessionelle Aktivitäten umfasste, während sich parallel und davon unterscheidbar aus der Arbeiter:innenbewegung heraus die Arbeiter[:innen]bildung etablierte (Filla 2014, S. 24–27; Faulstich und Zeuner 2010, S. 12).

Der Begriff Erwachsenenbildung etablierte sich in Österreich im Vergleich zu Deutschland, wo er bereits ca. ab den 1920er-Jahren verwendet wurde, erst etwas später. Als besonders relevant für die Durchsetzung des Begriffs Erwachsenenbildung in Österreich gilt die Gründung der „Konferenz für Erwachsenenbildung in Österreich“ (KEBÖ) im Jahr 1972 als Zusammenschluss von zehn bundesweit agierenden Verbänden, in denen sich Erwachsenenbildungseinrichtungen ähnlicher Ausrichtung organisierten. Darüber hinaus wurde 1973 das „Bundesgesetz über die Förderung der Erwachsenenbildung und des Volksbüchereiwesens aus Bundesmitteln“ erlassen (Gruber und Lenz 2023, S. 33; BGBl. Nr. 171/1973).

Der Begriff Weiterbildung, der sich in Deutschland ab den 1970er-Jahren als zentraler Begriff etablierte, wurde in Österreich erst nach und nach häufiger verwendet. Vor allem berufsbezogene Lernaktivitäten wurden mit diesem Begriff bezeichnet und diese stärker berufliche Konnotation ist auch heute noch wirksam. So verwendet die bundesstaatliche Statistik Austria den Begriff Weiterbildung fast ausschließlich für explizit berufliche und betriebliche Aktivitäten (Statistik Austria 2023). Der Begriff der Erwachsenenbildung wurde aber nicht vollständig abgelöst, sondern hat sich als ein zentraler Begriff weiterhin erhalten (Filla 2014, S. 45).

Aktuell werden Erwachsenenbildung und Weiterbildung häufig synonym oder in der Kombination Erwachsenen- und Weiterbildung verwendet (Gruber und Lenz 2023). Eine strikte Abgrenzung, in der Weiterbildung als beruflich orientiert und Erwachsenenbildung als Benennung von allgemeinen, politischen und kulturellen Bildungs- und Lernaktivitäten verwendet wird, verschwimmt immer mehr, ist aber weiterhin wirksam.

Erwachsenenbildung gilt in Österreich weiterhin vielfach als Überbegriff (Filla 2014, S. 46). Dies zeigt sich beispielsweise auch daran, dass der regelmäßige Datenbericht der Statistik Austria (2023), der im europäischen Berichtssystem als „Adult Education Survey“ firmiert, unter dem Titel „Erwachsenenbildung“ publiziert wird. Ebenso sind eine ministerielle Hauptinformationsseite „erwachsenenbildung.at“ und die dort redaktionell betreute Fachzeitschrift als „Magazin erwachsenenbildung.at“ betitelt ( Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung 2025a, b).

Der Begriff Erwachsenenbildung umfasst diverse Bildungs- und Lernprozesse. Diese können der Erwerb von berufsbezogenen Kompetenzen und Qualifikationen, nicht-berufsbezogene Fertigkeiten und Fähigkeiten oder die Aneignung von Wissen sein. Während der Begriff Weiterbildung eher aus einem zeitlinearen Bezug gespeist ist, nach einer abgeschlossenen Phase weitere Lernprozesse zu beginnen, verweist der Begriff Erwachsenenbildung stärker auf die jeweiligen Adressat:innen (Gruber und Lenz 2023, S. 34).

Der Begriffsbestandteil „Bildung“ beinhaltet zudem teilweise ein Verständnis von Bildung, das Aspekte der Persönlichkeitsentwicklung und der reflexiven Auseinandersetzung mit Haltungen und Denkweisen ansprechen oder sogar auf kritische und emanzipative Elemente verweisen kann (z.B. Ribolits 2011).

5 Geschichte

Bildung und Lernen von Erwachsenen lassen sich historisch nicht auf einen Anfang festlegen. Im Mittelalter gab es aber bereits Aktivitäten, die Ähnlichkeiten mit unserem heutigen Verständnis von Erwachsenenbildung aufweisen, beispielsweise an Orten wie Klöstern oder in Formen organisierter Bildungsanstöße, wie in Predigten oder im Sprachenlernen (Filla 2014, S. 17).

Mit der Aufklärung, der Etablierung der bürgerlichen Gesellschaft und der Durchsetzung der kapitalistischen Produktionsweise entstanden vor allem im 19. Jahrhundert und im frühen 20. Jahrhundert erste Organisationsformen der modernen Erwachsenenbildung, beispielsweise Arbeiter[:innen]bildungsvereine oder Volksbildungsvereine (Filla 2014, S. 41–43; Gruber und Lenz 2023, S. 26–28). Wesentlich für diese Entwicklung war unter anderem eine neues Vereins- und Versammlungsgesetz aus dem Jahr 1867 (a.a.O., S. 27), aber auch der Arbeitskräftebedarf der sich industrialisierenden Ökonomie und bürgerliche Interessen, die Anforderungen einer bürgerlichen Staatsordnung zu etablieren (Ribolits 2011, S. 26). Um 1900 wurden beispielsweise auch Einrichtungen gegründet, die heute als Volkshochschulen weiterhin bestehen (Gruber und Lenz 2023, S. 27).

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Österreich erstmals Republik und als wesentlicher Wegbereiter der Erwachsenenbildung gilt Otto Glöckl, der unter anderem die staatliche Förderung der Volksbildung vorantrieb (a.a.O., S. 28). Mit dem austrofaschistischen Ständestaat ab 1933, dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland 1938 und unter dem Nationalsozialismus im Zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche Entwicklungen gestoppt, so z.B. jüdische Bildungsinitiativen. Große Teile der Volksbildung waren hingegen aktiv an der Verbreitung nationalsozialistischer Ideen beteiligt (a.a.O., S. 29; Filla 2014, S. 125–146). Dementsprechend macht Wilhelm Filla nach 1945 auch weniger einen Bruch und Neuanfang aus, sondern entdeckt zahlreiche personelle, organisationale und inhaltliche Kontinuitäten (Filla 2014, S. 147). Dennoch sprechen Filla, Gruber und Lenz von einer anschließenden Pionier- und Konsolidierungsphase.

In den 1970er-Jahren wurden mit der bereits genannten Gründung der „Konferenz für Erwachsenenbildung in Österreich“ (KEBÖ) und mit dem „Bundesgesetz über die Förderung der Erwachsenenbildung und des Volksbüchereiwesens aus Bundesmitteln“ Strukturen etabliert, die bis heute hohe Relevanz und Wirksamkeit haben (Gruber und Lenz 2023, S. 33).

Ein weiterer markanter Punkt ist der Beitritt Österreichs zur Europäischen Union im Jahr 1995, wodurch man sich bei politischen Programmen und Förderstrukturen nun zunehmend an Europäischen Initiativen orientierte. Für die Erwachsenenbildung auch in Österreich bedeutsam ist aber vor allem der sich etablierende Neoliberalismus ab den 1990er-Jahren. Der Ruf nach beruflichen Qualifikationen nahm massiv zu, damit einhergehend wurde die Verantwortung für den Erwerb derselben aber verlagert und individualisiert. Unter dem Credo des lebenslangen Lernens wurde ständige Weiterbildungsbereitschaft zu einer gesellschaftlichen normativen Erwartung.

Die Einrichtungen der Erwachsenenbildung weisen im weiteren Verlauf zum einen eine hohe Kontinuität aus, so bestehen beispielsweise die KEBÖ und ihre Verbände bis heute, zum anderen existiert aktuell eine höchst diverse Landschaft von Anbietenden in der Erwachsenenbildung, die zum Teil auch staatliche Programme umsetzen, u.a. Maßnahmen für arbeitslose Personen, Auflagen für Migrant:innen oder Angebote für Basisbildung. Hinzu kommen zahlreiche Initiativen politischer, kultureller und allgemeiner Erwachsenenbildung. (einige Einblicke bieten z.B. Holzer, Dausien, Schlögl und Schmid 2018 oder die Ausgaben des „Magazin erwachsenenbildung.at“ 2025).

Aktuell ist die Erwachsenenbildung in Österreich ein breit ausdifferenziertes Feld, sowohl inhaltlich als auch organisatorisch. Berufliche und innerbetriebliche Weiterbildung stellt den größten Bereich dar, der zugleich am wenigsten staatlich gesteuert ist, aber den größten Teil an Teilnahmen und Aktivitäten zu verzeichnen hat (Statistik Austria 2024).

Der gesellschaftliche Diskurs um lebenslanges Lernen mit Begriffen wie Qualifizierung, Umschulung oder Kompetenzentwicklung sowie die auch als Druck empfundene Erwartung ständiger Weiterbildungsbemühungen prägen aber aktuell ganz wesentlich die Wahrnehmung von Erwachsenenbildung und Weiterbildung (z.B. Ribolits 2011).

6 Organisationsstrukturen, Steuerung und Forschung

Bezüglich Organisationsstrukturen und Steuerung sind in Österreich und Deutschland zahlreiche Ähnlichkeiten vorhanden. So macht seit Jahrzehnten in beiden Ländern berufsbezogene Erwachsenenbildung den weitaus größten Bereich hinsichtlich der Angebote, der Teilnehmenden und der Finanzierung aus (Statistik Austria 2024). Ähnlichkeiten bestehen auch darin, dass gesetzliche Regelungen und/oder Förderinstrumente in verschiedensten Zuständigkeiten verankert sind (für Österreich ein Überblick in Gruber und Lenz 2023, S. 37–48).

Die Bundes- und Länderverantwortlichkeiten sind in Österreich in manchen Aspekten anders gelagert als in Deutschland. Zahlreiche Verantwortungen liegen zentral in bundesstaatlicher Hand und den dafür zuständigen Ministerien, beispielsweise die grundlegende Finanzverantwortung oder die Hochschulen. Die Länder bekommen im föderalistischen System aber ebenso Verantwortungen übertragen bzw. haben eigenständige Gestaltungsmöglichkeiten und Mitwirkungsformen auf Bundesebene.

Die Erwachsenenbildung ist in vielen Punkten auf Bundesebene gesteuert (insbesondere grundlegende Gesetze), die Länder und Gemeinden haben aber ebenfalls eigene Einflussbereiche. Die Erwachsenenbildungslandschaft und die Kooperationen zwischen Einrichtungen und handelnden Personen sind in Österreich aber auch aufgrund seiner Größe und Einwohnerzahl in vielen Aspekten bundesweit angelegt (die Größe Österreichs entspricht 1/5 des Staatsgebietes von Deutschland, hat aber nur rd. 1/10 der Einwohnerschaft). So sind z.B. Einrichtungen wie Volkshochschulen, berufsbildende Erwachsenenbildungseinrichtungen oder Bildungshäuser in bundesweiten Verbänden vernetzt.

Die in den 1970er-Jahren gegründete Konferenz der Erwachsenenbildung Österreich (KEBÖ) ist ein Netzwerk aus Verbänden, in denen sich Erwachsenenbildungseinrichtungen entlang ihrer Ausrichtung zusammengeschlossen haben, so u.a.:

  • allgemeine Erwachsenenbildung
  • konfessionelle Erwachsenenbildung
  • Bildungshäuser
  • berufsbezogene Weiterbildungseinrichtungen von Arbeitgeber:innenvertretungen
  • berufsbezogene Weiterbildungseinrichtungen der Arbeitnehmer:innenvertretungen
  • landwirtschaftliche berufsbezogene Weiterbildungseinrichtungen
  • Büchereiwesen

Die KEBÖ hat die Erwachsenenbildung in Österreich stark geprägt und ist auch weiterhin einflussreich und in zahlreiche Kooperationen mit Bund und Ländern involviert. Selbst regelmäßige Berichtssysteme der Statistik Austria umfassen in weiten Teilen primär Daten der KEBÖ-Einrichtungen (Statistik Austria 2025), weil diese ein strukturiertes Berichtssystem aufgebaut haben (Statistik Austria 2025).

Einen aktuellen Gesamtüberblick über die Angebotsstrukturen in der Erwachsenenbildung gibt es nicht. Neben sich ausschließlich der Erwachsenenbildung widmenden Einrichtungen, gibt es zahlreiche Weiterbildungsangebote in anderen Einrichtungen, z.B. Hochschulen, einen großen Anteil an innerbetrieblicher Weiterbildung und viele als Einzelpersonenunternehmen Tätige im Bereich Erwachsenenbildung (Statistik Austria 2024, S. 36–37; Gruber und Lenz 2023, S. 48–57).

Teilweise werden über Zertifizierungssysteme Förderungen gesteuert, beispielsweise durch das „Ö-Cert“, das Mindeststandards festlegt, damit sich Einrichtungen als Erwachsenenbildungseinrichtungen zertifizieren lassen können, wie z.B. durch ein Mindestmaß an hauptamtlichem, pädagogisch qualifiziertem Personal (Gruber und Lenz 2023, S. 58–60).

Die in der Erwachsenenbildung Tätigen sind in Österreich ebenso wie in Deutschland höchst heterogen. Es gibt keine Regelung des Berufszugangs und keine vorausgesetzte einschlägige Ausbildung. Die Tätigkeiten umfassen unter anderem pädagogisch konzipierende und organisierende Aufgaben, Lehrtätigkeiten in Angestelltenverhältnissen, Selbständige im Bereich Erwachsenenbildung, zahlreiche nebenberuflich und ehrenamtlich Tätige und betriebsinterne Lerngestalter:innen. Alle diese Tätigkeiten können mit oder ohne einschlägige Ausbildung ausgeübt werden. Spezifische Aus- und Weiterbildungen sind ebenso vielfältig. Neben zwei Masterstudiengängen für Erwachsenen- und Weiterbildung an den Universitäten Graz und Klagenfurt existieren zahlreiche weitere umfangreiche Lehrgänge und/oder Qualifizierungskurse an verschiedensten Einrichtungen.

Ein Spezifikum ist die Weiterbildungsakademie Österreich – wba (getragen von der KEBÖ und dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung). Diese ist aber keine Ausbildungsstätte, sondern ein Instrument, mit dem Erwachsenenbildungsexpertise zertifiziert werden kann (Gruber und Lenz 2023, S. 98–100).

Forschungsaktivitäten zur Erwachsenenbildung sind in Österreich ebenso wie alle anderen bisher genannten Bereiche sehr divers. Universitär ist die Erwachsenenbildung gering verankert, lediglich die zwei Standorte Graz und Klagenfurt haben ausgewiesene Erwachsenenbildungsschwerpunkte. Forschung findet aber an zahlreichen außeruniversitären Forschungseinrichtungen und innerhalb der Erwachsenenbildung selbst statt, mit jeweils spezifischen Schwerpunktsetzungen aufgrund der Trägerstrukturen (z.B. Nähe zu Arbeitgeber:innen- oder Arbeitnehmer:inneninteressen). Die Forschungs-Community ist in Österreich auch aufgrund der überschaubaren Größe meist eng mit der Erwachsenenbildungspraxis verbunden. Die Forschungsthemen sind vielfältig und decken zahlreiche Themen und Handlungsfelder der Erwachsenenbildung ab, wie u.a.

  • arbeitsmarktnahe Forschungen
  • Forschungen zu Teilnahmestrukturen
  • Forschungen zu spezifischen Teilbereichen wie Migration, Basisbildung oder Beratung
  • grundlegende gesellschaftliche und kritische Fragestellungen.

(Zur historischen Entwicklung z.B. Gruber 2009; zu einigen aktuellen Forschungsfelder z.B. Holzer, Dausien, Schlögl und Schmid 2018).

7 Quellenangaben

Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, 2025a. erwachsenenbildung.at [online]. Wien: Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung [Zugriff am: 31.01.2025]. Verfügbar unter: https://erwachsenenbildung.at/

Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, 2025b. Magazin erwachsenenbildung.at [online]. Wien: Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung [Zugriff am: 31.01.2025]. Verfügbar unter: https://erwachsenenbildung.at/magazin/

Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, 2025c. Erwachsenenbildungslandschaft – Angebot und Nachfrage [online]. Wien: Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung [Zugriff am: 31.01.2025]. Verfügbar unter: https://erwachsenenbildung.at/themen/​eb_in_oesterreich/​angebot-und-nachfrage.php

Faulstich, Peter und Christine Zeuner, 2011. Erwachsenenbildung. Weinheim: Beltz. ISBN 978-3-407-29072-4 (E-Book)

Filla, Wilhelm, 2014. Von der freien zur integrierten Erwachsenenbildung: Zugänge zur Geschichte der Erwachsenenbildung in Österreich. Frankfurt am Main: Peter Lang. ISBN 978-3-631-63473-8 [Rezension bei socialnet] (Print). ISBN 978-3-653-04295-5 (E-Book)

Gruber, Elke, 2009. Auf der Spur… Zur Entwicklung von Theorie, Forschung und Wissenschaft in der österreichischen Erwachsenenbildung/​Weiterbildung. In: MAGAZIN erwachsenenbildung.at. Das Fachmedium für Forschung, Praxis und Diskurs [online]. (7/8), S. 2–15 [Zugriff am: 08.04.2025]. ISSN 1993-6818. Verfügbar unter: http://www.erwachsenenbildung.at/magazin/​09-7u8/​meb09-7u8.pdf

Gruber, Elke und Werner Lenz, 2023. Porträt Erwachsenen- und Weiterbildung Österreich. 4., vollständig überarbeitete Neuauflage. Bielefeld: wbv. ISBN 978-3-7639-7388-0 (Print), ISBN 978-3-7639-7389-7 (E-Book)

Holzer, Daniela, Bettina Dausien, Peter Schlögl und Kurt Schmid, Hrsg., 2018. Forschungsinseln: Beobachtungen aus der österreichischen Erwachsenenbildungsforschung. Münster: Waxmann. ISBN 978-3-8309-3780-7 (Print), ISBN 978-3-8309-8780-2 (E-Book)

Ribolits, Erich, 2011. Bildung – Kampfbegriff oder Pathosformel: Über die revolutionären Wurzeln und die bürgerliche Geschichte des Bildungsbegriffs. Wien: Löcker. ISBN 978-3-85409-607-8

Rohs, Matthias, 2023. Formale – non-formale – informelle Bildung. In: Arnold, Rolf, Ekkehard Nuissl und Josef Schrader, Hrsg. Wörterbuch Erwachsenen- und Weiterbildung. 3., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: UTB, S. 163–164. ISBN 978-3-8252-8743-6 (Print), ISBN 978-3-8385-8743- 1 (E-Book)

Sprung, Annette, 2011. Zwischen Diskriminierung und Anerkennung: Weiterbildung in der Migrationsgesellschaft. Münster: Waxmann. ISBN 978-3-8309-2496-8 [Rezension bei socialnet]

Statistik Austria, 2023. Betriebliche Weiterbildung [online]. Wien: Statistik Austria [Zugriff am: 03.02.2025]. Verfügbar unter: https://www.statistik.at/statistiken/​bevoelkerung-und-soziales/​bildung/​betriebliche-weiterbildung

Statistik Austria, 2024. Erwachsenenbildung 2022/23. Ergebnisse des Adult Education Survey (AES). Wien: Statistik Austria. ISBN 978-3-903393-92-9

Statistik Austria, 2025. Einrichtungen der Erwachsenenbildung [online]. Wien: Statistik Austria [Zugriff am: 03.02.2025]. Verfügbar unter: https://www.statistik.at/statistiken/​bevoelkerung-und-soziales/​bildung/​einrichtungen-der-erwachsenenbildung

Verfasst von
Assoz.-Prof.in Dr.in Daniela Holzer
Universität Graz, Österreich
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