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Fröbel, Friedrich Wilhelm August

Prof. Dr. Andrea C. Schmid, Dr. Nikolas A. Rathert, Isabel Schamberger

veröffentlicht am 21.12.2023

* 21.04.1782 in Oberweißbach, Thüringen, Deutschland

21.06.1852 in Schweina bei Bad Liebenstein, Thüringen, Deutschland

Friedrich Wilhelm August Fröbel um 1840
Abbildung 1: Friedrich Wilhelm August Fröbel um 1840 (Bildarchiv Friedrich-Fröbel-Museum Bad Blankenburg)

Friedrich Wilhelm August Fröbel war Naturwissenschaftler, Philosoph, Pädagoge, Publizist, Berufsgründer und Leiter von Erziehungsinstitutionen. Er gilt als Begründer des Kindergartens und des modernen Kindergartenwesens.

Überblick

  1. 1 Zusammenfassung
  2. 2 Lebenslauf
    1. 2.1 Kindheit und Jugend
    2. 2.2 Die Berufung zum Lehrer
    3. 2.3 Weitere Studien
    4. 2.4 Die Allgemeine Deutsche Erziehungsanstalt in Keilhau – eine moderne Schule
    5. 2.5 Fröbels Anstrengungen in der Schweiz
    6. 2.6 Der Kindergarten – eine pädagogische Revolution
    7. 2.7 Werbungsreisen für die Kindergartenidee
    8. 2.8 Das erste Ausbildungsinstitut für Kindergärtnerinnen
    9. 2.9 Das Kindergartenverbot – Fröbels Bemühen bis zum Lebensende
  3. 3 Lebenswerk
    1. 3.1 Erkenntnis der Bildungsfähigkeit und Bildungsbedürftigkeit von Kindern
    2. 3.2 Erfindung des Kindergartens
    3. 3.3 Entwicklung pädagogischen Materials
    4. 3.4 Professionalisierung des Kindergärtnerinnenberufs
    5. 3.5 Internationale Verbreitung seiner Ideen
  4. 4 Aktuelle Bedeutung
    1. 4.1 Der authentische Fröbel
    2. 4.2 Verpasste Chancen früher mathematischer Bildung
    3. 4.3 Kritische Würdigung
  5. 5 Quellenangaben
  6. 6 Informationen im Internet

1 Zusammenfassung

Als vielseitig interessierter Schüler und Lehrer am Institut Johann Heinrich Pestalozzis in der Schweiz lernte und lehrte Friedrich Wilhelm August Fröbel die anschauliche Vermittlung von Elementarbildung und naturgemäßer Erziehung. Er sammelte Erfahrungen und Wissen für seine Lehrertätigkeit und für „die Menschenerziehung“ (1826), die zu seiner Berufung wurde. Zurück in Thüringen gründete er 1816 die Allgemeine Deutsche Erziehungsanstalt in Grießheim, die er ein Jahr später nach Keilhau bei Rudolstadt verlegte.

Friedrich Fröbel begründete im Jahr 1840 den Kindergarten in (Bad) Blankenburg und schuf damit ein pädagogisches Novum. Er installierte eine ganzheitliche, nachhaltige und auf Selbsttätigkeit begründete Kindergartenpädagogik in Theorie und Praxis, die er sowohl in die Familie zur Unterstützung der familialen Bildung als auch in die Schule zum Übergang vom einfachen ins abstrakte Denken und Lernen hineintrug. Im Zentrum dieses ersten pädagogischen Konzepts im Kindergarten steht bis heute das Lernen im Spiel.

Adolph Diesterweg sah Friedrich Fröbel im Sommer 1849 als älteren Herrn das erste Mal „mit seinen erwachsenen Schülerinnen unter barfüßigen Bauernkindern in seinem ‚Kindergarten‘“ (Diesterweg 1850, S. 4; Rockstein 2013, S. 30) in Bad Liebenstein. Dort begründete Fröbel eines der ersten Ausbildungsinstitute für Kindergärtnerinnen.

2 Lebenslauf

Die Biografie von Friedrich W. A. Fröbel umfasst folgende wichtige Stationen: eine schwierige Kindheit und Jugend, die Arbeit als Schulmann und mit Heinrich Pestalozzi in der Schweiz, weitere Studienjahre und die Gründung pädagogischer Einrichtungen – insbesondere die des Kindergartens als Weltneuheit. Als Befürworter der Armen- und Elementarerziehung sowie des Tätigkeitsprinzips erlangte er durch die Verbreitung seiner Schriften und seiner Ideen, v.a. durch die Ausbildung von pädagogischen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen weltweite Anerkennung.

2.1 Kindheit und Jugend

Am 21. April 1782 wurde Friedrich Wilhelm August Fröbel als jüngstes Kind des Pfarrers Johann Jacob Fröbel und seiner Frau Jacobine Eleonore, geb. Hoffmann, in Oberweißbach/Thüringen geboren. In dieser Zeit gehörte Oberweißbach zum Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt, einem der vielen deutschen Zwergstaaten.

Johann Jacob Fröbel (1730–1802) war Pfarrer in Oberweißbach und in den umliegenden sechs Dörfern. 450 Schüler:innen mit ihren Lehrern unterstanden seiner Schulaufsicht.

Friedrich Fröbels Mutter starb im Februar 1783 als er gerade neun Monate alt war. Friedrich hatte fünf ältere Geschwister, vier Brüder (August, Christoph, Christian und Traugott) sowie eine Schwester (Juliane).

1785 heiratete der Vater Friederike Sophie, geb. Otto, die dem kleinen Friedrich zuerst mit Liebe und Zuwendung begegnete. Nach der Geburt ihrer eigenen Kinder Karl Popo und Johanna Sophie entwickelte sich ein sehr gespanntes Verhältnis zwischen ihr und Friedrich, sodass sie ihm das „Du“ verweigerte.

Sein Leben im Elternhaus war sehr einsam. Das Verlassen des Grundstücks und der Umgang mit den Kindern aus dem Dorf wurden ihm bis zum zehnten Lebensjahr verboten. Im Wesentlichen beschränkte sich Fröbels Lebenswelt auf Haus und Garten der Oberweißbacher Pfarrei. Seine Aufmerksamkeit richtete sich daher auf die ihn umgebende Natur- und Pflanzenwelt (Lange 1862, S. 32 ff.). Friedrich Fröbels Liebe zur Natur entwickelte sich zu einer tiefgreifenden Naturverbundenheit, die ihn sein ganzes Leben prägte und Grundlage zu wissenschaftlicher und philosophischer Durchdringung wurde.

Fröbel lernte in seiner Kindheit durch seinen Vater ein hartes, strafendes Christentum kennen. Der Versuch des Pfarrers, seinen Sohn selbst zu unterrichten, scheiterte. Daraufhin veranlasste der Vater, dass Friedrich als einziger Junge in die Mädchenschule des Ortes eingeschult wurde. Hier lernte er gemeinsam mit hundert Mädchen im Unterricht.

1792 wurde Friedrich Fröbel aus diesen bedrückenden Lebensverhältnissen durch den Bruder seiner leiblichen Mutter, den in Stadtilm amtierenden Superintendenten Christoph Hoffmann, erlöst. Der fast Elfjährige kam in das Stadtilmer Pfarrhaus, in dem ein pietistischer Glaube herrschte. Endlich konnte er mit gleichaltrigen Kindern spielen und fühlte sich glücklich (Klostermann 1927, S. 18 f.).

Nach Beendigung der Schulzeit und einem verfehlten Versuch, ein Schreiber zu werden, begann Friedrich Fröbel 1797 eine zweijährige Lehre zum Feldvermesser – bei Förster Witz in Hirschberg/​Saale. Der Förster beschäftigte sich ausgiebig mit der Flößerei. Es blieb ihm nur wenig Zeit, Fröbel in den Beruf des Feldvermessers einzuführen. So blieb Friedrich Fröbel oft sich selbst überlassen und fand Zeit, Pflanzen- und Steinsammlungen anzulegen, Landkarten der Umgebung zu zeichnen und Abhandlungen über Forstwirtschaft und Mathematik zu studieren. Diese Studien wurden von seinem Lehrmeister nicht anerkannt und Förster Witz entließ ihn 1799 mit einem ungenügenden Zeugnis.

Nach anfänglichem Widerstand des Vaters wurde Fröbels Wunsch, an einer Universität zu studieren, Wirklichkeit. Im Oktober 1799 nahm er das Studium der Naturwissenschaften an der Universität Jena auf und wurde Mitglied der Naturforschenden Gesellschaft, der auch Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) angehörte. Im vierten Semester war Fröbel wegen finanzieller Schwierigkeiten gezwungen, das Studium abzubrechen und kehrte ins Elternhaus zurück. Nach dem Tod des Vaters im Februar 1802 begannen Fröbels Lehr- und Wanderjahre. Seine beruflichen Wege führten ihn vom Forstamtsschreiber in Baunach und Bamberg 1803 zur Ausübung einer Tätigkeit als Privatsekretär auf das Gut des Geheimrates von Dewitz nach Groß-Miltzow bei Neubrandenburg (Boldt und Eichler 1982, S. 22). In dieser Zeit beschäftigte er sich mit den naturphilosophischen Schriften von Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775–1854) und las die Werke von Ernst Moritz Arndt (1769–1860) und dem Romantiker Novalis (1772–1801).

2.2 Die Berufung zum Lehrer

Im Juni 1805 erreichte Fröbel Frankfurt am Main. Er hegte den Wunsch, Architektur zu studieren. Nach der Bekanntschaft mit Gottlieb Anton Gruner (1778–1844) gab er diesen jedoch auf. Gruner leitete eine Musterschule, in der der Unterricht nach den pädagogischen Prinzipien des Schweizer Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi (1746–1827) gestaltet wurde. Friedrich Fröbel entschied sich dafür, Lehrer an dieser Schule zu werden. Noch im selben Jahr wanderte er zu Fuß in die Schweiz, um Johann Heinrich Pestalozzi in seinem international bekannten Erziehungsinstitut in Iferten aufzusuchen. Er konnte nur 14 Tage bleiben, sein Eindruck, den er von der Einrichtung bekam, wirkte nachhaltig. Die Reise wurde ihm durch die finanzielle Unterstützung von Caroline von Holzhausen, die eine begeisterte Pestalozzianhängerin war, ermöglicht. Als Fröbel aus der Schweiz zurückkehrte, arbeitete er zunächst wieder an der Musterschule. Caroline von Holzhausen wünschte sich jedoch die Unterstützung Fröbels bei der Erziehung ihrer vier Kinder. Im Juni 1806 wurde er Hauslehrer bei der Familie von Holzhausen. Sein Unterrichtsprogramm umfasste zusätzlich Wanderungen, Gartenarbeit, körperliche Bewegungsübungen und handwerkliche Techniken, wie den Umgang mit Papier und Holz (Lange 1862, S. 93 f.).

1808 reiste Friedrich Fröbel mit den drei Söhnen der Familie von Holzhausen erneut in die Schweiz zu Pestalozzi. Als Schüler Pestalozzis und Lehrer seiner Zöglinge lebte und wirkte Fröbel bis August 1810 am Erziehungsinstitut in Iferten.

2.3 Weitere Studien

1811 verließ Fröbel Frankfurt a.M. und gab seine Stelle als Hauslehrer auf. Er nahm in Göttingen ein Studium auf, dass er aufgrund seiner vielseitigen Interessen bewusst breit anlegte. Das Studieren alter Sprachen und naturwissenschaftlicher Disziplinen wie Chemie, Mineralogie, Physik und Geognostik stand in engem Zusammenhang mit der Entwicklung seiner eigenen philosophischen Perspektive – dem Sphäregesetz (Heiland 1982, S. 37). Fröbel versuchte mit diesem den Zusammenhang von Einheit und Mannigfaltigkeit (Vielfältigkeit) philosophisch zu erklären. Die Sphäre bildete für ihn das Grundgesetz im All, „in der physischen wie in der psychischen, in der moralischen wie in der intellektuellen Welt, in der empfindenden wie in der denkenden Welt.“ (Heiland 1982, S. 41; Gumlich 1935, S. 62). Dabei sei es entscheidend, das Wesen der Dinge von innen heraus zu erfassen (Heiland 1982, S. 42).

Im November 1812 begann Fröbel bei Professor Christian Samuel Weiss (1780–1856) an der Universität in Berlin Kristallographie zu studieren. Er hörte zudem Lesungen bei Johann Gottlieb Fichte (1762–1814).

Nach dem Beginn der Befreiungskriege im März 1813 meldete sich Fröbel für das Freikorps unter dem kommandierenden Major Freiherr Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow (1782–1834). Er lernte die Theologiestudenten Wilhelm Middendorff (1793–1853) und Heinrich Langethal (1792–1879) im Krieg kennen. Beide wurden ihm zu guten Freunden, lebenslangen Verbündeten und durch Verheiratung zu Verwandten.

Ende Juni 1813 verließ Friedrich Fröbel den Kriegsdienst und ging wieder nach Berlin. Bis 1816 arbeitete er dort als Assistent von Professor Weiss am Mineralogischen Institut der Universität. Begleitend hörte er gemeinsam mit Middendorff und Langethal Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie bei Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher (1768–1834).

Zwischenzeitlich stellte er Überlegungen an, eine wissenschaftliche Laufbahn zu verfolgen. Es wurde ihm sogar eine Professur der Mineralogie angetragen, doch Fröbel traf eine andere Entscheidung (Lange 1862, S. 135).

Sein Bruder Christoph war im Dezember 1813 an Typhus gestorben und hatte drei Söhne hinterlassen. Fröbel fühlte sich nach der Bitte der Schwägerin, ihr bei der Erziehung der Kinder zu helfen, dazu verpflichtet.

2.4 Die Allgemeine Deutsche Erziehungsanstalt in Keilhau – eine moderne Schule

Am 13. November 1816 gründete Friedrich Fröbel die Allgemeine Deutsche Erziehungsanstalt in Griesheim/Thüringen, welche er ein Jahr später nach Keilhau bei Rudolstadt verlegte. Mit Unterstützung seiner Schwägerin hatte er in Keilhau ein Bauerngut erworben. Zur ersten Schülerschaft gehörten neben den drei Söhnen des Bruders Christoph – Julius, Karl und Theodor – beide Söhne des Bruders Christian aus Osterode im Harz, Ferdinand und Wilhelm. Der jüngere Bruder Christian von Heinrich Langethal kam aus Erfurt und gehörte ebenfalls zu den ersten Zöglingen der Keilhauer Schule. Wilhelm Middendorff und Heinrich Langethal wurden zu Fröbels Mitarbeitern und werden als Mitbegründer der Keilhauer Anstalt angesehen.

In Berlin lernte Fröbel Charlotte Henriette Wilhelmine Hoffmeister, geschiedene Klöpper (1780–1839) kennen. Sie war zwei Jahre älter als Fröbel. Mit ihrem Mann, einem preußischen Kriegsrat, lebte sie in Scheidung. Zur Hochzeit im September 1818 holte sie Fröbel nach Keilhau. Seine Schwägerin aus Griesheim und sein Bruder Christian aus Osterode wagten ebenfalls die Übersiedlung nach Keilhau.

Als erziehende Familien erzeugten sie eine außergewöhnliche pädagogische Stimmung, in der selbstständiges Tun oberstes Prinzip war. In Fröbels Keilhauer Zeit entstanden seine wichtigsten Schriften. Sechs Keilhauer Werbeschriften entstanden von 1820 bis 1823. Sein Hauptwerk „Die Menschenerziehung“ und den ersten Jahrgang der Wochenschrift „Die erziehenden Familien“ veröffentlichte er im Eigenverlag 1826. In diesen publizistischen Ergebnissen spiegelte sich die schulpädagogische Arbeit in Keilhau wider.

Sinnbild Fröbels
Abbildung 2: Sinnbild Fröbels (gemeinfrei)

Durch die Anwesenheit des Burschenschaftlers Johannes Arnold Barop (1802–1878) gerieten Fröbel und seine Anstalt in den Verdacht, Demagogen und Aufwiegler zu sein. Das preußische Innenministerium löste die Überprüfung des „Demagogennestes“ in Keilhau aus. Der Beauftragte des Rudolstädter Konsistoriums, Superintendent Christian Zeh, hielt sich zwei Tage in der Keilhauer Schule auf. Sein Abschlussbericht ist eines der schönsten Zeugnisse über die Wirksamkeit der Schule und trug zur Vermeidung ihrer Schließung bei (Boldt und Eichler 1982, S. 66).

Doch viele Eltern waren durch die Untersuchungen verunsichert und meldeten ihre Kinder von der Schule ab.

Die finanzielle Lage der Keilhauer Anstalt verschlechterte sich zunehmend, sodass die Allgemeine Deutsche Erziehungsanstalt bald vor dem Ruin stand. Die Zahl der Zöglinge ging bis auf fünf zurück. Johannes Arnold Barop übernahm die Leitung der Schule im Jahr 1830.

Zur Errichtung einer Volkserziehungsanstalt stand Fröbel von 1827 bis 1829 in Verhandlungen mit dem Herzog Bernhard von Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Auf dessen Gut Helba bei Meiningen sollte der Plan zur Verwirklichung finden. Der sogenannte Helba-Plan enthielt erstmals die Aufnahme von Kindern im Vorschulalter und führte vom Kindergarten über die Schule bis hin zur Berufsausbildung und Hochschulreife. Dieses Unternehmen scheiterte trotz des Vertragsabschlusses und Fröbel gab auf.

2.5 Fröbels Anstrengungen in der Schweiz

Fröbel ging im Mai 1831 nach Frankfurt a.M. und traf auf den Schweizer Schriftsteller und Komponisten Xaver Schnyder von Wartensee (1786–1868). Er begeisterte ihn für seine pädagogischen Ideen. Schnyder war ebenfalls Lehrer bei Pestalozzi gewesen. Im August 1831 eröffnete Fröbel seine Erziehungsanstalt auf Schloss Wartensee im Kanton Luzern, das er von Xaver Schnyder zur Verfügung gestellt bekam. Dort sollte nach Fröbels Darstellung die Ausbildung des heranwachsenden Menschen in dreifacher Ausrichtung seines Wesens in Tatkraft, Empfinden und Denken, Ziel und Auftrag der Schule sein.

Anhaltende Verleumdungen gegen Fröbel und seine neu gegründete Anstalt ließen diese nur kurze Zeit als Tagesschule bestehen. Die Anstalt in Willisau, eine Kombination von Internat und Tagesschule, war ähnlichen Bedrohungen ausgesetzt. Fröbel hatte diese auf Wunsch von Vertretern der Bürgerschaft Anfang Mai 1833 eröffnet und musste verstärkt Angriffen, besonders von katholischen Geistlichen, standhalten.

Die Regierung des Kantons Bern gab Fröbel 1834 den Auftrag, das pädagogische Konzept für eine Armenerziehungsanstalt in Burgdorf zu entwickeln. Mehrere ausführliche Entwürfe wurden von Fröbel vorgelegt, aber keiner seiner Mitarbeiter und genauso wenig ihn selbst setzte die Regierung als Leiter der Anstalt ein.

Im Juni 1834 übernahm Friedrich Fröbel die Leitung des dreimonatigen Lehrerweiterbildungskurses wie den Unterricht in Deutsch und Mathematik auf dem Burgdorfer Schloss. Er bekam sehr unterschiedliche Beurteilungen für seinen Unterricht und infolgedessen wurde er bei dem geplanten zweiten Normalkurs nur als Lehrer für Mathematik und Zeichnen angefragt.

1835 übernahm Fröbel gemeinsam mit Heinrich Langethal die Leitung des neu eröffneten Waisenhauses in Burgdorf, in dem Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren aufgenommen wurden. Schon jetzt brachte Fröbel das Spiel als didaktisches Bildungsmittel für Vorschulkinder in seine Bildung und Erziehung mit ein. Im März 1836 wurde ihm nach dem Entzug der Leitung und Lehrertätigkeit in der Lehrerweiterbildung die Kündigung seiner Wohnung auf dem Schloss mitgeteilt.

Im Ergebnis dessen zeigte sich eine konstante scharfe Kontroverse gegen Fröbel von ortsansässigen Pädagogen aus Bern und Burgdorf. Von Anfang an erwies sich der Ausländer Friedrich Fröbel als starker Konkurrent, besonders für den einflussreichen Bildungspolitiker Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844) (Grunder 1999, S. 65 ff.). Daraufhin gab Fröbel entmutigt die Leitung des Waisenhauses an Heinrich Langethal ab. Im Mai 1836 verließ er die Schweiz und hatte den Plan von seinem neuen Projekt Kindergarten im Kopf.

2.6 Der Kindergarten – eine pädagogische Revolution

Wieder in Deutschland angekommen, hielt sich Friedrich Fröbel zwischenzeitlich in Berlin auf. Er hospitierte in den entstandenen Kleinkinderbewahranstalten, um sich einen Einblick in die Erziehungssituation zu verschaffen. Anfang des Jahres 1837 ließ er sich in Blankenburg nieder. Seine Bildungsarbeit konzentrierte sich jetzt auf die Erziehung von Kindern vor dem Schuleintritt. Eine entscheidende Rolle dabei spielte die Erkenntnis, die er in der Schweiz gewann: Die Grundlagen der Menschenerziehung sollten in der frühen Kindheit liegen. Verbunden damit sind seine eigenen Kindheitserfahrungen. Außerdem erfasste Fröbel die ausdrückliche Notwendigkeit einer veränderten Familien- und Kleinkinderziehung. Diese stand in unmittelbarem Zusammenhang mit der Industrialisierung wie der Entstehung von Frauen- und Kinderarbeit. Zudem entwickelte sich das Proletariat.

Dadurch kam es um 1800 zu Gründungen von Kleinkinderschulen beziehungsweise Kleinkinderbewahranstalten. Fröbels pädagogische Ideen zur Erziehung kleiner Kinder reichten weit über die bislang übliche Praxis hinaus. Er war der Meinung, dass Kinder nicht nur zu bewahren oder unterrichten sind, sondern dass ihre Entwicklung im und durch das Spiel angeregt und gefördert werden sollte. Das Spiel erkannte er als das der Natur des Kindes entsprechende Bildungs- und Erziehungselement. Der Selbsttätigkeit der Kinder im Spiel und dem Spielzeug galt nun sein außerordentliches Interesse.

Fröbel eröffnete derzeit im März 1837 in der Pulvermühle, seinem Wohnhaus, die Autodidaktische Anstalt, die er im August 1837 als Anstalt zur Pflege des Beschäftigungstriebes der Kindheit und Jugend umbenannte. Er betrieb darin eine Art Versand und die Produktion von Spielmaterialien. Dort wurden die bis heute weltberühmten Spielgaben Kugel, Walze und Würfel wie die durch Teilung des Würfels entstandenen Bausteine aus Holz nach den Entwürfen und Zeichnungen Fröbels gefertigt. Die Familien sollten in dieser Weise zu geeigneten Spiel-, Bildungs- und Unterrichtsmitteln gelangen. Die Bälle der ersten Spielgabe wurden von Blankenburger Frauen handgefertigt. Verschiedene Handwerksbetriebe, insbesondere der Tischlermeister Heinrich Löhn, bekamen größere Aufträge. Im März 1838 präsentierten Fröbel und Barop der Schwarzburg-Rudolstädtischen Landesfürstin Karoline Luise die ersten beiden Spielgaben. Zur Verbreitung seiner Spiel- und Bildungsmittel unternahm Fröbel mehrere Reisen nach Leipzig und Dresden. Im Naturhistorischen Hörsaal des Zwingers erläuterte er vor ca. 500 Teilnehmenden seine Spielkonzeption, unter ihnen die Königin von Sachsen. Dem Wunsch in Dresden eine Spielanstalt zu eröffnen, konnte Fröbel nicht nachkommen. Sein Weg führte ihn zurück nach Blankenburg, wo er einen herben Verlust erlitt. Im Mai 1839 starb seine Frau an einem Lungenleiden.

Am 21. April 1839, anlässlich Fröbels 57. Geburtstag, wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Blankenburg ernannt. Das Haus über dem Keller mit der Esplanade als Spielplatz – heute als Friedrich-Fröbel-Museum bekannt – wurde ihm zur Erprobung seiner Spielideen und Spielmaterialien zur Verfügung gestellt. Im Juni desselben Jahres begann er hier mit den Kindern aus dem Ort zu spielen. Auch junge Männer und später Frauen führte er in die Spieltheorie und Spielpflege ein. Diese Einrichtung nannte er Spiel- und Beschäftigungsanstalt.

Im Jahr 1840 fand er endlich den richtigen Namen für seine außergewöhnliche Anstalt. Seitdem gebrauchte er die sinnbildliche Bezeichnung Kindergarten. Dieser Begriff ging in den pädagogischen Sprachschatz weltweit ein.

Fröbel sieht den Kindergarten als Ort behutsamer, pflegender und schützender Einwirkungen auf das Kind, in der sich dieses in Harmonie entwickelt, ähnlich wie die Pflanze im Garten. Jegliche Bildungsarbeit sollte dabei die natürliche Entwicklung des Kindes, d.h. seine Anlagen, Kräfte, Besonderheiten, Interessen und Bedürfnisse berücksichtigen.

Fröbel entwickelte in Anknüpfung an die Elementarbildung Pestalozzis eine Konzeption der entwickelnd-erziehenden Menschenbildung. Er versteht Erziehung als Einwirkung auf die menschliche Entwicklung.

Am 28. Juni 1840 feierte ganz Deutschland das 400. Jubiläum der Erfindung der Buchdruckerkunst durch Johannes Gutenberg. Diesen Tag wählte Fröbel für die Veröffentlichung seines Unternehmens Kindergarten. Im Rathaus von Blankenburg fand die Gründungsveranstaltung des Allgemeinen Deutschen Kindergartens statt (Fröbel 1840, S. 5 ff.). In der Nachricht und Rechenschaft von dem Deutschen Kindergarten (1843) legte Fröbel vier Basisaufgaben des Kindergartens fest. Dieser sollte Folgendes sein:

  1. eine Versuchs- und Musteranstalt für ähnliche Anstalten,
  2. eine Anschauungs-, Lehr- und Übungsanstalt für alle, die sich in der Kleinkinderziehung ausbilden lassen wollten,
  3. eine Anstalt, welche angemessene Spiele und Spielweisen zu verallgemeinern suchte und damit allen Interessierten – insbesondere den Eltern – helfen wollte, die Erziehungsaufgaben zu meistern und Erziehung zum Anliegen aller zu werten sowie
  4. eine Einrichtung, die allen Kindern im Vorschulalter eine allseitige Unterstützung zu allseitiger Entwicklung und eine ihrem ganzen Wesen entsprechende Betätigung geben sollte (Fröbel 1843, S. 4 f.).

Das Sonntagsblatt, die bedeutendste Schrift in dieser Zeit, wurde 1838 und 1840 in zwei Jahrgängen veröffentlicht und beinhaltete Fröbels Bemühen, seine Spielkonzeption in Theorie und Praxis darzustellen. Das Zentrum der Kindergartenpädagogik Friedrich Fröbels bilden das Spiel mit den Spielgaben und Beschäftigungen, die Kreis- und Bewegungsspiele, die Gartenpflege und das Erzählen. Durch die gezielte und bewusste Anwendung der gesamten Spiel- und Bildungsmittel sollen alle Sinne angeregt, alle Anlagen und Kräfte im Kind entwickelt werden.

Fröbel setzte mit seinen Auffassungen zur Kleinkinderziehung völlig neue Maßstäbe und Ansprüche. Insbesondere gelten diese für die frühkindliche Bildung, sodass die Gründung des Kindergartens als eine pädagogische Revolution verstanden werden kann.

2.7 Werbungsreisen für die Kindergartenidee

Fröbels Kindergarten existierte im Haus über dem Keller von 1839 bis 1844. Aus finanziellen Gründen musste er seine Vision vom beständigen, qualitativen Bildungsort Kindergarten zur Unterstützung der Erziehung für alle Menschen aufgeben. In den darauffolgenden Jahren bemühte er sich, seine Kindergartenidee zu verbreiten. Fröbel unternahm anstrengende Reisen, auf denen er durch seine Präsentationen und Erklärungen seiner Spielpädagogik und Spielpflege begeisterte. Besonderes Interesse für seine pädagogischen Ideen erzeugte er in den Kreisen der Volksschullehrerschaft. Einige Stationen seiner Reisen waren (Boldt und Eichler 1982, S. 106):

  • 1844 Heidelberg, Darmstadt, Köln, Stuttgart, Osthofen, Ingelheim, Frankfurt a.M.
  • 1845 Annaburg bei Torgau, Magdeburg, Wittenberg
  • 1846 Sachsen und das Vogtland
  • 1847 Marienburg im Erzgebirge, Halle, Quetz, Magdeburg, Braunschweig, Bremen, Hannover, Eisenach, Gotha
  • 1848 Leipzig, Oschatz, Dresden, Bischofswerda, Bautzen.

Im Jahr 1848 sah Fröbel mit der Märzrevolution seine große Chance gekommen, sein Projekt Kindergarten nachhaltig zu etablieren. Er lud vom 17. bis 19. August 1848 zu einer Volkslehrerversammlung nach Rudolstadt ein. Aus allen Teilen Deutschlands folgten etwa 250 Erzieher und Lehrer der Einladung. Es wurde drei Tage über Fröbels Kindergartenpädagogik beraten. Im Ergebnis der Debatte verabschiedete man eine Resolution, die beinhaltete, dass die deutschen Regierungen und die Reichsregierung ersucht werden sollen, die Idee der Kindergärten in erste Erwägung zu ziehen und den reichen Fröbelschen Lehrstoff dazu zu nutzen die Gründung von Kindergärten sowie die Bildung von Kindergärtnerinnen, wo nötig durch Geldmittel zu unterstützen (Hoffmann 1948, S. 154).

2.8 Das erste Ausbildungsinstitut für Kindergärtnerinnen

Motiviert und bestätigt durch die Volkslehrerschaft führte Fröbel von 1848 bis 1849 in Dresden Ausbildungskurse für Kindergärtnerinnen durch. Henriette Breymann (1827–1899), seine Großnichte, und Luise Levin (1815–1900), seine spätere zweite Ehefrau, gehörten zum Kreis seiner engsten Vertrauten. Beide Frauen waren seine wichtigsten Stützen, als er seine Übersiedlung im Mai 1849 nach Bad Liebenstein bei Meiningen vollzog. Dort gründete er die Anstalt für allseitige Lebenseinigung durch entwickelnd-erziehende Menschenbildung, ein Ausbildungsort für Kindergärtnerinnen mit Internat und Kindergarten.

Im Sommer 1849 wurde Adolph Diesterweg (1790–1866) mit seinen Töchtern Freund und Förderer der Fröbelschen Anstrengungen. Auch Bertha von Marenholtz-Bülow (1810–1893) gehörte zu Fröbels Schülerinnen.

Fröbel bekam das Jagdschloss Marienthal vom Herzog von Meiningen zur Verfügung gestellt. Im Mai 1850 zog das erste Ausbildungsinstitut für Kindergärtnerinnen dorthin um. Fröbel ging von September 1849 bis April 1850 nach Hamburg. Er war verpflichtet worden, einen Hamburger Ausbildungskurs für Kindergärtnerinnen zu leiten. Im Juni 1851 heiratete er Luise Levin.

Friedrich Fröbels Wochenschrift „Ein Einigungsblatt für alle Freunde der Menschenbildung“ erschien ab Januar 1850 (Boldt und Eichler 1982, S. 116).

2.9 Das Kindergartenverbot – Fröbels Bemühen bis zum Lebensende

Die Einrichtung eines Kindergartens der Freien Gemeinde in Nordhausen nahm die Regierung zum Anlass, Fröbels Kindergärten 1848 zu verbieten. Es wurde angenommen, dass die Kindergärten Teil des sozialistischen Systems sind, die die Jugend zum Atheismus heranbilden (Prüfer 1927, S. 125 f.).

Friedrich Fröbels Neffe Karl Fröbel war sozialistisch gesinnt und hatte in seiner Broschüre „Hochschule für Frauen und Kindergärten“ darüber berichtet. Selbst als die Verwechslung klargestellt wurde, nahm man das Kindergartenverbot nicht zurück. Es fanden Kontrollen statt, bei denen Fröbels Schriften wie diejenigen von Middendorff nach verdächtigen Stellen durchsucht wurden, die die Vermutung bestätigten. Die Unterstützung vom nicht gern gesehenen Adolph Diesterweg, die Feindseligkeit der evangelischen Kirche zu den Kindergärten, in ihnen sah die Kirche Konkurrenz zu den Bewahranstalten, und das Misstrauen zu den republikanisch gesinnten Mitgliedern der Freien Gemeinde in Preußen, verschafften den Kindergärten den Ruf staatsgefährdend zu sein.

Fröbelgrab in Schweina
Abbildung 3: Fröbelgrab in Schweina (Bildarchiv Fröbel-Forschungsstelle, Uni-Erfurt)

Vom 27. bis 29. September 1851 beriefen Förderer und Freunde der Erziehungsideen Fröbels eine Pädagogenversammlung in Bad Liebenstein ein. Es wurde nach intensiven Beratungen eine öffentliche Erklärung für den Kindergarten in verschiedenen Zeitungen abgegeben. Mit einer Eingabe wandte sich Fröbel selbst an den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. und bat ihn „im Namen der Kindheit“ (Prüfer 1927, S. 130) darum, den Erlass zu überprüfen.

Alle Anstrengungen waren vergebens. Das Kindergartenverbot erschütterte Friedrich Fröbel zutiefst und brach sein außergewöhnliches Schaffen wie seine Lebenskraft. Er starb am 21. Juni 1852 im Schloss Marienthal.

In Preußen, dem größten und wichtigsten Einzelstaat im Deutschen Bund, wurde das Kindergartenverbot erst 1860 zurückgenommen. Verantwortlich dafür waren der Einfluss und die Bemühungen von Bertha von Marenholtz-Bülow, eine der bedeutendsten Vertreterinnen der Fröbelbewegung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren regte sie durch ihre außergewöhnliche Wirksamkeit die Verbreitung des Kindergartens in ganz Europa an. Fröbel wurde dadurch einer der bekanntesten Pädagogen im Ausland.

3 Lebenswerk

Die Lebensleistungen des vielseitig gebildeten, in pädagogischen Belangen aber vor allem autodidaktisch verfahrenden (Kuntze 1952, S. 93) Friedrich Fröbel umfassen eine breite Palette von Anregungen für die entstehende Wissenschaft der Pädagogik und der Erkenntnis von Erziehungsprozessen, die einen tiefgreifenden Einfluss auf das Verständnis der Phase der frühkindlichen Bildung und darüber hinaus hatten. Zeitlich verorten lässt sich Fröbels Schaffen zwischen dem deutschen Idealismus und dem Beginn der internationalen Reformpädagogik (Oelkers 1989, Klappentext), also grob im Zeitraum von 1800 bis 1850. In dieser Zeit werden „die Weichen der modernen Erziehungswissenschaft gestellt“ (Rathert 2022, S. 8). Fröbel selbst ist dabei weniger als Theoretiker, sondern als Praktiker der Pädagogik aufgetreten (Rathert 2022, S. 11 f.), der sich vor allem um die Altersstufe der 0- bis 6-jährigen Kinder verdient gemacht hat, die im modernen Sprachgebrauch der Phase der frühen Kindheit zugerechnet wird.

Die bedeutenden Beiträge von Friedrich Fröbel zur Bildung und Pädagogik, insbesondere im Kontext der frühkindlichen Bildung, sind von herausragendem akademischem Interesse und tragen dazu bei, das Verständnis dieses Bereichs zu vertiefen. Im Folgenden werden ausgewählte Schlüsselleistungen vorgestellt.

3.1 Erkenntnis der Bildungsfähigkeit und Bildungsbedürftigkeit von Kindern

Fröbel gehörte zu den Pionieren der Pädagogik, die die inhärente Neugierde und das natürliche Lernverhalten von Kindern erkannten. Seine Betonung der Bedeutung von spielerischem Lernen und Aktivitäten, die auf die natürliche Neugierde und Kreativität der Kinder abzielten, trug maßgeblich zur Erkenntnis der Entwicklung von Wissen und Fähigkeiten bei.

Der Dualismus Bildungsfähigkeit und Bildungsbedürftigkeit findet sich in seinem Konzept der Stufen:

„Das Kind, der Knabe, der Mensch überhaupt soll kein anderes Streben haben, als auf jeder Stufe ganz das zu sein, was diese Stufe fordert; dann wird jede folgende Stufe wie ein neuer Schuss aus einer gesunden Knospe hervorschießen, und er wird auch auf jeder folgenden Stufe bei gleichem Streben bis zur Vollendung wieder das werden, was diese Stufe fordert; denn nur die genügende Entwicklung des Menschen in und auf jeder vorhergehenden früheren bewirkt, erzeugt eine genügende vollendete Entwicklung jeder folgenden spätern [sic!] Stufe“ (Fröbel 1826, S. 47).

Fröbel legt der Entwicklung Stufen zugrunde. Die Aufgabe des das Kind begleitenden Erwachsenen ist es, die Stufe, auf der sich das Kind befindet, zu erkennen und daraus die richtigen Konsequenzen für die Erziehung zu ziehen. Konkret bedeutet dies zum Beispiel für die frühpädagogischen Einrichtungen wie den Kindergarten, dass dort die Spielgaben im Alltag angeboten werden, die Fröbel für die unterschiedlichen Altersstufen konzipiert hat.

Die Bildungsfähigkeit des Menschen liegt in der Tatsache begründet, dass der Mensch als „physiologische Frühgeburt“ (Portmann 1956) den Prozess der Enkulturation durchlaufen muss, der in der frühen Kindheit im Wesentlichen von Erziehungstätigkeit geprägt ist:

„Darum soll und muss das Kind, der junge Mensch, gleich von seinem Erscheinen auf der Erde, gleich von seiner Geburt an, seinem Wesen nach aufgefasst, richtig behandelt und in den freien, allseitigen Gebrauch seiner Kraft gesetzt werden. Nicht soll der Gebrauch einiger Kräfte und Glieder auf Unkosten der andern befördert und diese in ihrer Entfaltung gehemmt, das Kind soll weder teilweise gekettet, gefesselt, gewickelt, noch später gegängelt werden. Den Schwerpunkt, Beziehungspunkt aller seiner Kräfte und Glieder in sich zu finden, in demselben zu ruhen, darin ruhend sich zu bewegen, frei zu bewegen und tätig zu sein, mit eigenen Händen zu greifen und festzuhalten, auf eigenen Füßen zu stehen und zu gehen, mit eigenen Augen zu finden und anzuschauen, alle seine Glieder gleichmäßig, gleichkräftig zu gebrauchen, das soll der junge Mensch, das Kind, früh lernen. Früh soll das Kind die höchste und schwierigste aller Künste: bei aller Abschweifung, Störung und Hemmung doch den Mittel- und Beziehungspunkt seiner Lebensbahn festzuhalten – lernen und frühe sie in Anwendung und Ausübung bringen“ (Fröbel 1826, S. 37 f.).

Die Rolle der Erwachsenen ist die Rolle der Begleitenden: Fröbel erkannte, dass die Erziehung nachgehend und nicht vorschreibend vonstattengehen kann, damit sich das Kind und die in ihm befindlichen Anlagen richtig entfalten können (Fröbel 1826, S. 9). Die Erziehungsmethoden sollten somit der gesetzmäßigen (stufenmäßigen) Entwicklung des Menschen entsprechen (Boldt und Eichler 1982, S. 37). Damit erteilt er der Idee, dass Erziehung willkürlich und darüber hinaus für alle Kinder gleich sei, eine Abfuhr. Auch sieht er die Bedeutung der Bildungsbedürftigkeit in der frühen Kindheit:

„Was überhaupt in den Knabenjahren, in der Menschenerziehung und Entwicklung versäumt und vernachlässigt worden ist, ist nie nachzuholen“ (Fröbel 1826, S. 493).

Das Bildungsparadigma von Fröbel ist durch eine umfassende Sichtweise geprägt, bei der nicht nur intellektuelle, sondern auch emotionale, künstlerische und physische Aspekte des Lernens berücksichtigt werden. Er versteht Bildung als einen prozesshaften Ansatz, der die holistische Entwicklung des Kindes in den Vordergrund stellt – von Geburt an. Das zeigt die Verantwortung der Erwachsenen und gibt einen Hinweis auf die Bedeutsamkeit der für die frühkindliche Erziehung geschaffenen Institutionen und der in ihnen arbeitenden Menschen.

3.2 Erfindung des Kindergartens

Friedrich Fröbel wird als Erfinder des modernen Kindergartenwesens gewürdigt, wobei seine Eröffnung des ersten Kindergartens im Jahr 1840 in Blankenburg/Thüringen (heute: Bad Blankenburg), Deutschland, einen Meilenstein darstellt. Dieser Schritt markierte die Einführung einer pädagogischen Institution, die darauf abzielte, die spielerische Bildung und soziale Entwicklung junger Kinder in den Fokus zu rücken. Bis dato existierten Institutionen als Vorläuferanstalten, die meist eine Aufbewahrung und dem Unverständnis der frühen Kindheit als eigene, wichtige Entwicklungsphase geschuldeten Umgang mit den anvertrauten Kindern auf religiöse Erziehung und Drill beschränkten. Erst durch Fröbels Erkenntnis der Bedeutung der frühen Kindheit für die Entwicklung des Kindes in Familie und ergänzender Einrichtung wurde der Fokus auf pädagogische Interventionsmöglichkeiten und geeignete Rahmenbedingungen für kindliches Leben in Familie und außerfamiliärer Einrichtung gerichtet.

Fröbel sah in der Einrichtung eines Kindergartens eine Institution, die als Anlaufstelle insbesondere für Mütter und junge Familien den richtigen Umgang mit Kindern in der Phase vor Eintritt in die Schule vermitteln sollte. Der wichtigste Bildungs- und Erziehungsort sollte die Familie sein, wobei er die Eltern als umfassende Pfleger ihrer Kinder betrachtet (Fröbel 1826, S. 24). Der Kindergarten sollte der familienunterstützenden Erziehung der Kinder in der Gruppe dienen, aber auch ein Hilfsangebot vor allem für die Mütter zum Erlernen des richtigen Umgangs mit den Kindern sein. Letzterer Gedanke trieb Fröbel zum Ende seines Lebens hin um und mündete 1849 in der Gründung der Anstalt für allseitige Lebenseinigung durch entwickelnd-erziehende Menschenbildung in Bad Liebenstein bei Meiningen in Thüringen.

3.3 Entwicklung pädagogischen Materials

Eine bemerkenswerte Facette von Fröbels Arbeit ist die Konzeption und Produktion von pädagogischen Materialien, darunter die als Fröbel-Gaben bekannten didaktischen Materialien. Die Gaben sind darauf ausgerichtet, die sensorische und motorische Entwicklung der Kinder zu fördern und gleichzeitig kreative Lernprozesse zu unterstützen. Mit der Schaffung von eigenem Material zeigt Fröbel, dass es ihm um die Verbesserung des konkreten Alltags der Erziehung geht und die Möglichkeit, die im Kind angelegten Fähigkeiten zu Fertigkeiten zu entwickeln (Rathert und Schmid 2022).

Fröbels System der Spielgaben resultiert aus der Erkenntnis der Bedeutung des Spiels für die kindliche Entwicklung:

„Spielen, Spiel ist die höchste Stufe der Kindesentwicklung, der Menschenentwicklung dieser Zeit […] Spiel ist das reinste geistigste [sic!] Erzeugnis des Menschen auf dieser Stufe [des Kindesalters], […] es gebiert darum Freude, Freiheit, Zufriedenheit, Ruhe in sich und außer sich, Frieden mit der Welt“ (Fröbel 1826, S. 69).

Das Spielgaben-System entsteht durch Fröbels Ausprobieren der ersten Spielgaben in der Praxis und wird von ihm stets neu organisiert und theoretisch unterfüttert (Wagemann 1957, S. 227). Gleichzeitig ist es ein offenes System, welches „das Fröbel-Material fundamental von Materialien anderer Ansätze“ (Rathert und Schmid 2022, S. 289) unterscheidet. Neben der Offenheit für Weiterentwicklungen zeichnet das Material aus, dass alle einzelnen Komponenten miteinander kombinierbar und voneinander ableitbar sind. Damit lassen sich mathematische Erkenntnisse wie z.B. Gleichungen gewinnen, ohne explizites mathematisches Vorwissen oder Begrifflichkeiten. Letztere können dann natürlich eingeführt werden, durch die den Prozess begleitenden Erwachsenen.

Fröbel-Material: 3. und 5. Spielgabe
Abbildung 4: Fröbel-Material: 3. und 5. Spielgabe (Bildarchiv Friedrich-Fröbel-Museum Bad Blankenburg)

In vielen Einrichtungen werden Fröbel-Materialien bzw. von diesen abgeleitete Materialien oft unwissentlich im Alltag eingesetzt. Wenn diese aber nicht dem originalen Fröbel-Format entsprechen, kann wenig Erkenntnisgewinn stattfinden. Auch die Verwendung farbiger Bausteine ist nicht notwendig, da die Holzmaserung in Naturfarbe ihre eigenen Qualitäten hat. Fröbel-Material zeichnet sich durch Einfachheit aus, die Komplexität in sich birgt und zum Entdecken und kreativem Umgang damit anregt. Es lässt sich in jeder Altersstufe über die Lebensspanne eines Menschen gewinnbringend einsetzen.

3.4 Professionalisierung des Kindergärtnerinnenberufs

Ein weiterer bedeutender Beitrag von Fröbel besteht in der Konzeptionierung und Implementierung von Ausbildungsprogrammen und Lehrplänen zur Qualifikation von Kindergärtnerinnen. Dieser Schritt trug zur Professionalisierung dieses Berufsfelds bei und gewährleistete die praktische Umsetzung seiner pädagogischen Prinzipien in der von ihm geschaffenen Institution des Kindergartens.

Mit der Etablierung eines Ausbildungsberufs, der zunächst Kinderführerin genannt und später in Kindergärtnerin umbenannt wurde, schuf Fröbel einen der ersten Ausbildungsberufe für Frauen und trug damit zur Emanzipation und Professionalisierung des Berufsbildes bei, das schließlich in den heutigen Beruf der staatlich anerkannten Erzieherin und des staatlich anerkannten Erziehers mündete.

3.5 Internationale Verbreitung seiner Ideen

Aufgrund einer falschen Zuschreibung sozialistischer Ideen kam es kurz vor Fröbels Tod zu einem Verbot des Kindergartens als Institution, dessen Aufhebung Fröbel nicht mehr erlebte. Die preußische Obrigkeit untersagte den Betrieb von Kindergärten, weil sie annahm, dort würden atheistische Ideen verbreitet (Müller 1929, S. 59). Dieses Verbot war eine Ursache dafür, dass sich die Idee des Kindergartens von Preußen aus in der Welt verbreitete. Maßgeblich beteiligt daran waren zahlreiche Frauen, die von der Idee der frühkindlichen Bildung in Kindergärten überzeugt waren und teilweise schon zu Fröbels Lebzeiten für die Verbreitung sorgten. Der Kindergarten fand weltweit Anerkennung. In vielen Sprachen bezeichnet das Wort Kindergarten eine ursprünglich nach Fröbel arbeitende Einrichtung frühkindlicher Bildung. Insbesondere in Großbritannien (Whinnett und Powell 2021, S. 105 ff.), Nordamerika (Wasmuth 2021, S. 43 ff.) und Asien (v.a. Korea, Japan; z.B. Ito 2009, S. 167 f.) wurden Fröbels Ideen international adaptiert, verbreitet und trugen zur Gestaltung von Bildungseinrichtungen in zahlreichen Ländern bei.

Fröbels pädagogische Ideen werden auch heute noch von Praktikerinnen und Praktikern in aller Welt im Alltag von Kindertageseinrichtungen eingesetzt. Auch die Forschung, also die akademische Beschäftigung mit Fröbel und seiner Pädagogik ist noch nicht am Ende angelangt. Die grundlegende, systematische Aufbereitung aller Schriften (insbesondere der erhaltenen Briefe) sowie eine Bibliografie aller erschienenen Originalschriften samt Sekundärquellen hat Helmut Heiland (Heiland 1990) ab den 1970er-Jahren geleistet. Dadurch wurden Korrekturen von Fehlern alter Biografen möglich und die moderne Fröbel-Forschung bekam ihre Basis. Neueste Arbeiten haben sich mit Fröbel-Material und dessen Einsatz in Unterrichtskontexten beschäftigt (z.B. Friedl, Wöller und Reinhold 2017; Reinhold 2015; Reinhold, Downtown und Livy 2017). Inzwischen liegen auch Arbeiten vor, die eine empirische Erforschung der Wirksamkeit bestimmter Fröbel-Gaben als Fördermaterial im Mathematikunterricht zum Thema haben (Rathert 2022). Ebenso finden sich aktuelle Arbeiten zur Bedeutung Fröbels als Vorreiter der Inklusion bzw. Vorläufer der Heil- und Sonderpädagogik (Rathert 2022; Rathert und Schmid 2022).

4 Aktuelle Bedeutung

Friedrich Fröbel, der Begründer des Kindergartens, hinterlässt ein umfangreiches pädagogisches Gesamtwerk, das bis heute Einfluss auf die Bildungslandschaft hat. Seine Ideen zur frühkindlichen Bildung, betont durch das Konzept des „Spielens als Lernen“, revolutionieren die Pädagogik des 19. Jahrhunderts. Fröbel glaubt an die natürliche Neugier und Kreativität der Kinder und legt den Grundstein für eine kindzentrierte Pädagogik. Sein Beitrag zur Entwicklung der Pädagogik wird weitgehend gewürdigt, da er die Bedeutung früher Bildung erkennt und innovative Methoden zur Förderung des ganzheitlichen Lernens entwickelt. Jedoch ist Fröbels Werk nicht ohne Kritik geblieben. Einige seiner Ansätze werden als zu idealisiert betrachtet und die starke Betonung von vordefinierten Lernformen infrage gestellt.

4.1 Der authentische Fröbel

Der Begriff Fröbel ist nicht geschützt, sodass Organisationen oder Produkte ihn als Namensbestandteil führen können, was manchmal zu Verwirrung führt und die Beschäftigung mit Fröbel und seiner Pädagogik zunächst erschwert. Die größte Herausforderung für einen Laien oder eine pädagogische Fachperson, die sich für Fröbel und seine Pädagogik interessiert und mehr darüber erfahren möchte, liegt sicherlich im Suchen und Finden geeigneter Literatur und Ansprechpartner sowie Ansprechpartnerinnen. Obwohl alle Briefe über die Bibliothek des DIPF (Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation) frei verfügbar im Internet abrufbar sind, stellen diese jedoch meist nicht die erste Anlaufstelle für Interessierte dar. Fröbels Publikationen sind teilweise digitalisiert über das Internet einsehbar. Einige neuere Publikationen (z.B. Förster, Göller und Rockstein 2017) bieten einen Kurzabriss der Biografie und seiner Pädagogik. Die beiden populären Monografien zu Fröbel sind mittlerweile bereits in die Jahre gekommen (Boldt und Eichler 1982; Heiland 1982). Der letzte umfassende Überblick ist inzwischen zwanzig Jahre alt (Hebenstreit 2003).

In der Ausbildung von staatlich anerkannten Erzieherinnen und Erziehern, aber auch von Kinderpflegerinnen und Kinderpflegern, spielt Fröbel und seine Pädagogik meist nur eine kleine bis gar keine Rolle. Die Verknüpfung seines Namens mit der Erfindung des Kindergartens ist über die Jahrzehnte mehr oder weniger in Vergessenheit geraten.

Der in der Forschung bekannte Begriff des „authentischen Fröbels“ (Heiland 2004) ist auch ein Hinweis darauf, seine Schriften und Spielgaben im Original zur Kenntnis zu nehmen und sich damit zu beschäftigen. Die Fröbel-Pädagogik bietet im Vergleich zu anderen pädagogischen Richtungen einen philosophisch fundierten Unterbau, der das zeitlose Menschenbild von Fröbel transportiert und gewinnbringend für die heutige pädagogische Arbeit in Kindergarten sowie Schule und anderen Einrichtungen verfügbar macht.

4.2 Verpasste Chancen früher mathematischer Bildung

Wie weiter oben bereits geschildert, wird in Kindergärten zumeist an Fröbel angelehntes Material (Bauklötze) verwendet. Dieses Material steht unverbunden neben anderen Materialien und ist damit einer gewissen Beliebigkeit ausgesetzt, mit wenig Chance auf Erkenntnisgewinn durch Kombination, die dem originalen Fröbel-Material inhärent ist (Rathert und Schmid 2022, S. 290). Nur durch Verwendung eines in sich konsistenten, auf ein gleiches Grundmaß rückführbares Materialsystem, lassen sich angeleitet aber auch komplett autodidaktisch Erkenntnisse gewinnen, die einen unkomplizierten Zugang zur Mathematik vermitteln – lange bevor die Kinder in der Schule mit jenen Themenbereichen der Mathematik im Unterricht in Berührung kommen.

Da der richtige Einsatz der Fröbel-Gaben im Kontext frühpädagogischer Erziehung potenziell positive Auswirkungen auf den Lernverlauf der Kinder in der sich an den Kindergarten anschließenden Schulzeit haben könnte, könnte das Ziel der Bemühungen sein, Fröbel, sein Material und die damit verbundene Fröbel-Pädagogik einem breiteren Kreis bekannt zu machen. Begleitende Untersuchungen zum Einsatz von Fröbel-Material in Kindergarten, Vor- und Grundschule aber auch in weiterführenden Bildungseinrichtungen wären dabei wünschenswert.

4.3 Kritische Würdigung

Friedrich Fröbel hat mit seinem Lebenswerk wesentlich dazu beigetragen, die Lebensphase der frühen Kindheit, die Kindheit selbst, als eine Zeit zu begreifen, die besonderer pädagogischer Anstrengungen im Bereich der Erziehung und Bildung bedarf. Die Erkenntnis, dass das Kleinkind bis zum Vorschulalter bildungsfähig und bildungsbedürftig ist, führte ihn dazu, eine philosophisch fundierte Pädagogik zu konzipieren, die als Grundlage für die Betreuung von Kindern auf der Basis seines Menschenbildes vom Kind ausgehend die Ausdrucksform Spiel mit allen Sinnen, Körper und Geist in die Praxis des von ihm erfundenen Kindergartens einführte. Er erkannte nicht nur diese wichtige Entwicklungsphase des Kindes, sondern erfand dann, um die im Kind angelegten Anlagen zur vollen Entfaltung bringen zu können, didaktische Materialien in Form von Spielgaben, die in der von ihm geschaffenen Institution des Kindergartens durch die von ihm erstmals planmäßig ausgebildeten Kindergärtnerinnen und Kindergärtner im Kindergartenalltag praktische Anwendung fanden. Obwohl Fröbel den größten Teil seines Lebens als Lehrer in verschiedenen Institutionen tätig war, liegt sein Hauptverdienst sicherlich in der Schaffung der Institution Kindergarten und den damit verbundenen Neuerungen.

Die Erkenntnis der frühen Kindheit als eigenständige Phase bildet die Grundlage seiner praktischen und theoretischen pädagogischen Arbeit. Die wesentlichen Leistungen Fröbels bestehen insgesamt betrachtet v.a. in der Hervorhebung der Trias von Kindergarten, Spielgaben und dem Beruf der Kindergärtnerin, der heute die Grundlage jeder Kindertageseinrichtung bildet (modern ausgedrückt: Lokal, Material, Personal).

Fröbel ist es zu verdanken, dass die Phase der frühkindlichen Entwicklung holistisch betrachtet wird und Geist und Körper gleichermaßen einbezieht:

„Den Schwerpunkt, Beziehungspunkt aller seiner Kräfte und Glieder in sich zu finden, in demselben zu ruhen, darin ruhend sich zu bewegen, frei zu bewegen und tätig zu sein, mit eigenen Händen zu greifen und festzuhalten, auf eigenen Füßen zu stehen und zu gehen, mit eigenen Augen zu finden und anzuschauen, alle seine Glieder gleichmäßig, gleichkräftig zu gebrauchen, das soll der junge Mensch, das Kind, früh lernen“ (Fröbel 1826, S. 31 f.).

Bei Pestalozzi hatte Fröbel den Dreiklang aus Kopf, Herz und Hand kennengelernt, der ausdrückt, dass eine einseitige Belehrung keine echte Bildung sein kann, sondern es stets um die Aktivierung und Verknüpfung aller Entwicklungsbereiche geht, um die zu lernenden Inhalte vollständig zu erfassen.

Zusammenfassend ist die große Bedeutung und hohe Aktualität der Erziehungs- und Bildungsideen von Friedrich Wilhelm August Fröbel in Bezug auf die Elementar- und Armenbildung sowie auf die Erziehung festzustellen, die sich auch im Kontext von Inklusion, Heil-, Sonder- und Reformpädagogik auf ein tätiges und lebenslanges Lernen bezieht.

5 Quellenangaben

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Diesterweg, Adolph, 1850. Wegweiser zur Bildung für deutsche Lehrer. Essen: Bädeker

Förster, Charis, Magda Göller und Margitta Rockstein, 2017. Friedrich Fröbel. Berlin: Cornelsen. ISBN 978-3-589-15186-8 [Rezension bei socialnet]

Friedl, Sebastian, Susanne Wöller und Simone Reinhold, 2017. Zugänge zur Mathematik über die Spielgaben Friedrich Fröbels. In: Simone Reinhold und Katrin Liebers, Hrsg. Mensch – Raum – Mathematik: Historische, reformpädagogische und empirische Zugänge zur Mathematik und ihrer Didaktik. Festschrift für Michael Toepell. Münster: Verlag für wissenschaftliche Texte und Medien, S. 118–138. ISBN 978-3-95987-037-5

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Grunder, Hans-Ulrich, 1999. Fröbel in Burgdorf: Realität-Wirkung-Mythos. In: Heidemarie Kemnitz, Hans J. Apel und Christian Ritzi, Hrsg. Bildungsideen und Schulalltag im Revolutionsjahr 1848. Baltmannsweiler: Schneider-Verl. Hohengehren. ISBN 978-3-89676-108-8

Gumlich, Bruno, Hrsg., 1935. Friedrich Fröbel: Brief an die Frauen in Keilhau. Weimar: Böhlau

Hebenstreit, Sigurd, 2003. Friedrich Fröbel: Menschenbild, Kindergartenpädagogik, Spielförderung. Jena: IKS Geramond. ISBN 978-3-934601-58-1

Heiland, Helmut, Hrsg., 1982. Friedrich Fröbel in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. ISBN 978-3-499-50303-0

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Heiland, Helmut, 2004. Der „authentische“ Fröbel. Schriften des Friedrich-Fröbel-Museums Bad Blankenburg. In: Margitta Rockstein, Hrsg. Der authentische Fröbel. Rudolstadt: Thüringer Landesmuseum Heidecksburg, S. 7–43. ISBN 978-3-910013-59-9

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Klostermann, Helene L., Hrsg., 1927. Friedrich Fröbels Werdegang und sein Wirken als Knabenerzieher. Leipzig: Quelle & Meyer

Kuntze, Marie-Anne, 1952. Friedrich Fröbel: Sein Weg und sein Werk. 2. Auflage. Heidelberg: Quelle & Meyer

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Müller, Karl, 1929. Kulturreaktion in Preußen im 19. Jahrhundert. Mit einem Anhang: Briefe Fröbels und Diesterwegs. Berlin: Verlag für Kulturpolitik

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Rockstein, Margitta, Hrsg., 2013. Kindergarten: Schriften des Friedrich-Fröbel-Museums Bad Blankenburg. Bad Blankenburg: Friedrich-Fröbel-Museum

Wagemann, Elmar-Bussen, 1957. Quadrat-Dreieck-Kugel – Die Elementarmathematik und ihre Bedeutung für die Pädagogik bei Pestalozzi, Herbart und Fröbel. Göttinger Studien zur Pädagogik – Neue Folge. Weinheim: Beltz

Wasmuth, Helge, 2021. Wie der Kindergarten in die USA kam – „Ich denke oft, dass sich Fröbels Geist im Himmel über Ihre Arbeit in Amerika freut“. Schriften des Friedrich-Fröbel-Museums Bad Blankenburg, S. 43–70. Rudolstadt

Whinnett, Jane und Sacha Powell, 2021. Die Wiederentdeckung Fröbels: Wurzeln und Wachstum im Vereinigten Königreich. Schriften des Friedrich-Fröbel-Museums Bad Blankenburg, S. 105–124. Rudolstadt

6 Informationen im Internet

Verfasst von
Prof. Dr. Andrea C. Schmid
Lehrstuhl für Inklusive Unterrichtsforschung mit dem Schwerpunkt Lernen an der Universität Erfurt
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ORCID: https://orcid.org/0000-0002-3854-8165

Dr. Nikolas A. Rathert
Arbeits- und Forschungsort: Adolf-Kolping-Berufsschule München
Mitglied der Fröbel-Forschungsstelle an der Universität Erfurt
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ORCID: https://orcid.org/0000-0001-5270-1392

Isabel Schamberger
Leiterin und Kustodin Friedrich-Fröbel-Museum
Bad Blankenburg
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Zitiervorschlag
Schmid, Andrea C., Nikolas A. Rathert und Isabel Schamberger, 2023. Fröbel, Friedrich Wilhelm August [online]. socialnet Lexikon. Bonn: socialnet, 21.12.2023 [Zugriff am: 17.02.2025]. Verfügbar unter: https://www.socialnet.de/lexikon/5933

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