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Geschlechtsidentität

Prof. em. Dr. rer. nat. Udo Rauchfleisch

veröffentlicht am 12.12.2022

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Englisch: gender identity

Fassung: Überarbeitung

Die Geschlechtsidentität betrifft den Teil der Identität, der auf das Geschlecht bezogen ist. Dabei geht es um das Erleben der Geschlechtszugehörigkeit, insbesondere ob dies mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt oder ob es eine Abweichung davon gibt.

Überblick

  1. 1 Begriff
  2. 2 Kritische Anmerkungen
  3. 3 Quellenangaben
  4. 4 Literaturhinweise

1 Begriff

Die Geschlechtsidentität eines Menschen betrifft sein Erleben, mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinzustimmen (Cis-Identität) oder davon abzuweichen (Transidentität; der früher häufig verwendete Begriff „Transsexualismus“ sollte nicht mehr verwendet werden, da diese Diagnose in der ICD-11 gestrichen und durch die – nicht mehr zu den psychischen Störungen gehörende – Diagnose „Geschlechtsinkongruenz“ ersetzt worden ist).

Gemäß einem psychodynamischen Modell (Mertens 1992, Rauchfleisch 2019) setzt sich die Geschlechtsidentität zusammen aus

  • der Kern-Geschlechtsidentität, d.h. dem bis zum Alter von ca. 3 Jahren etablierten „Wissen“, männlich oder weiblich zu sein,
  • den Geschlechtsrollen, d.h. dem, was in einer Gesellschaft als männlich oder weiblich empfunden und vermittelt wird und
  • der Geschlechtspartner*innen-Orientierung, d.h. auf das gleiche, das andere oder beide Geschlechter bezogen zu sein.

Dazu kommen die erotischen und sexuellen Fantasien, die sozialen Präferenzen und die Selbstdefinition.

2 Kritische Anmerkungen

Die psychologischen Modelle der Geschlechtsidentität gehen von einer Binarität aus, die nur Frauen oder Männer kennt. Immer häufiger treten jedoch Menschen auf, die eine nichtbinäre Geschlechtsidentität besitzen (genderqueer, gender fluid, ambigender, gender free, agender usw.).

3 Quellenangaben

Mertens, Wolfgang, 1992. Entwicklung der Psychosexualität und der Geschlechtsidentität. Band 1: Geburt bis 4. Lebensjahr. Stuttgart: Kohlhammer. ISBN 978-3-17-014778-2

Rauchfleisch, Udo, 2019. Transsexualismus – Genderdysphorie – Geschlechtsinkongruenz – Transidentität: Der schwierige Weg der Entpathologisierung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. ISBN 978-3-525-46270-6 [Rezension bei socialnet]

4 Literaturhinweise

Rauchfleisch, Udo, 2021. Sexuelle Orientierungen und Geschlechtsentwicklungen im Kindes- und Jugendalter. Stuttgart: Kohlhammer. ISBN 978-3-17-039210-6 [Rezension bei socialnet]

Verfasst von
Prof. em. Dr. rer. nat. Udo Rauchfleisch
Klinische Psychologie Universität Basel, Psychoanalytiker (DPG, DGPT)/psychologischer Psychotherapeut in privater Praxis in Basel
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Es gibt 10 Lexikonartikel von Udo Rauchfleisch.

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Alle Versionen

  1. 12.12.2022 Udo Rauchfleisch [aktuelle Fassung]
  2. 15.04.2019 Udo Rauchfleisch

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