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Kindergartenpädagogik

Manfred Berger

veröffentlicht am 25.08.2021

Kindergartenpädagogik, ist ein ähnlicher Begriff wie Frühpädagogik und umfasst die theoretische sowie praktische Orientierung eines Kindergartens an einem frühpädagogischen Konzept bzw. an einem pädagogischen Ansatz, Theorie oder Programm sowie dem jeweiligen Erziehungs- und Bildungsplan.

Die Begriffe Vorschulpädagogik, Kleinkindpädagogik, Elementarpädagogik, Kindheitspädagogik sowie Frühpädagogik, werden häufig synonym zum Begriff Kindergartenpädagogik genutzt, eine stringente Abgrenzung erfolgt auch im wissenschaftlichen Kontext nicht.

Überblick

  1. 1 Kindergarten
  2. 2 Pädagogische Konzepte
  3. 3 Erziehungs- und Bildungspläne
  4. 4 Quellenangaben
  5. 5 Informationen im Internet

1 Kindergarten

Der Kindergarten nimmt Kinder vom 3. Lebensjahr (teilweise auch früher) bis zum Beginn der Schulpflicht auf. Für die 1840 von Friedrich Fröbel im thüringischen Bad Blankenburg (bis 1911& Blankenburg) „gestiftete“ vorschulische Einrichtung hat sich inzwischen die (nicht unumstrittene) Bezeichnung Kindertagesstätte (Kita) eingebürgert (Textor 2012). Der Begriff Kindertagesstätte ist im weiteren Sinne eine Sammelbezeichnung für Institutionen zur Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern unterschiedlichen Alters. Neben Kindergärten gehören Krippen und Krabbelgruppen zu den frühpädagogischen Tageseinrichtungen, die sich auf die Altersgruppe der unter Sechsjährigen konzentriert.

Detaillierte Informationen zur geschichtlichen Entwicklung finden sich in den Artikeln:

2 Pädagogische Konzepte

Kindergärten arbeiten nach unterschiedlichen pädagogischen Konzepten, welche in der Konzeption der Einrichtung festgeschrieben sind. Nach § 22a Abs. 1 SGB VIII ist die Konzeption eine verbindliche Grundlage für die pädagogische Arbeit.

Neben den klassischen frühpädagogischen Theorien wie Fröbel-, Montessori-, Waldorf-, Schörl-, Freinet-Pädagogik, Psychoanalytischer Kindergarten und dem sich in den 1970ern Jahren etablierenden Situationsansatz, sind im Laufe der Jahre viele weitere pädagogische Konzepte hinzugekommen, wie folgende Auswahl bezeugt:

Die einzelnen Konzepte spiegeln das pädagogische Profil der Vorschuleinrichtung wider, sie sind sozusagen die Visitenkarte der Einrichtung für die Innen- und Außendarstellung“ (Groot-Wilken 2009, S. 8). Alle genannten pädagogischen Konzepte (Programme, Theorien, Ansätze), die klassischen wie die neuzeitlichen, basieren auf einem demokratischen Weltbild. Sie begründen den Bildungsauftrag des Kindergartens und stellen die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes in den Mittelpunkt der Interaktion. Des Weiteren ist ihnen gemeinsam, dass sie Kinder als aktive, kreative, wissbegierige, vielfältige und kompetente Individuen betrachten und sie bei der Bewältigung ihrer gegenwärtigen und damit auch zukünftigen Lebenssituation helfen, und zwar im Rahmen vielfältiger zwischenmenschlicher Kontakte sowie einer sich täglich für sie erweiternden Umwelt (Höltershinken 2016).

Weitere Informationen finden sich im Artikel Konzeption (Kindertageseinrichtung).

3 Erziehungs- und Bildungspläne

Zwischen 2002 und 2006 wurden in den 16 Bundesländern Erziehungs- und Bildungspläne erarbeitet. In den Erziehungs- und Bildungsplänen werden Leitgedanken (z.B. Bildungsverständnis, Umgang mit individuellen Unterschieden und kultureller Vielfalt, Wertevermittlung) formuliert, sowie das zugrundeliegende Menschenbild skizziert. Ferner werden unterschiedliche Bildungs- und Erziehungsbereiche bzw. Lern- und Erfahrungsfelder (z.B. naturwissenschaftlich/​mathematische, technische, künstlerisch/​musische, emotionale, gesundheitliche, sprachliche, ethisch-religiöse und mediale) inklusive didaktischer Anleitungen und methodischer Hinweise unterbreitet. Die Erziehungs- und Bildungspläne unterscheiden sich formal wie auch in ihrer Funktion und Implementierung beträchtlich. Dies zeigt sich bereits in ihren äußerst unterschiedlichen Textumfängen (zwischen 12 bis fast 500 Seiten). Sie können als Versuch gesehen werden, eine gewisse Homogenität in die Konzeptionenvielfalt der Kindergärten zu bringen (Dieterich und Schaumlöffel 2013).

Alle Erziehungs- und Bildungspläne bezeichnen die Jahre der frühen Kindheit als die der größten Empfindsamkeit und Bildsamkeit. Ferner werden sie als Lebensphase gesehen, in der Kinder, in den Worten Maria Montessoris ausgedrückt, am stärksten als „Lehrmeister ihrer selbst“ gelten. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die Hervorhebung des kindlichen Spiels, ein schon von Friedrich Fröbel formuliertes Grundprinzip der Kindergartenpädagogik. Nach den Worten des „Kindergartenstifters“ ist das „Spiel die höchste Form der Kindesentwicklung. Ein Kind, welches tüchtig, ausdauernd, bis zur körperlichen Ermüdung spielt, wird gewiss ein tüchtiger, ausdauernder, Fremd- und Eigenwohl mit Aufopferung befördernder Mensch“ (Lange 1863, S. 34). Nach den Erziehungs- und Bildungsplänen sind Spielen und Lernen keine Gegensätze. Spielen ist die Form des Kindes zu lernen und sich zu entwickeln; es erforscht, begreift und setzt sich mit Dingen auseinander. Das kindliche Spiel ist die elementare Form des Lernens (Reyer 2015).

Detaillierte Informationen finden sich im Artikel Bildungsplan (Kindertagesstätte).

4 Quellenangaben

Berger, Manfred, 2016. Geschichte des Kindergartens. Von den ersten vorschulischen Einrichtungen des 18. Jahrhunderts bis zur Kindertagesstätte im 21. Jahrhundert. Frankfurt/Main: Brandes & Apsel. ISBN 978-3-95558-183-1 [Rezension bei socialnet]

Berger, Manfred, 2019. Schörlpädagogik: Einführung in ein klassisches Kindergartenkonzept. Göttingen: Cuvillier. ISBN 978-3-7369-9972-5

Dieterich, Jörg und Anette Schaumlöffel, 2013. Bildungspläne für die Kita kennen, verstehen und umsetzen: Bausteine Elementardidaktik. Troisdorf: Bildungsverlag EINS. ISBN 978-3-427-40004-2

Fthenakis, Wassilios E. und Martin R. Textor, Hrsg. 2000. Pädagogische Ansätze im Kindergarten. Weinheim/​Basel: Beltz. ISBN 978-3-407-62408-6

Groot-Wilken, Bernd, 2009. Konzeptionsentwicklung in der KiTa: vorbereiten, planen, durchführen. Freiburg/Brsg.: Herder. ISBN 978-3-451-32309-6

Höltershinken, Dieter, 2016. Kindergartenkonzeption. [online]. Osnabrück: Niedersächsisches Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung e.V [Zugriff am: 13.08.2021]. Verfügbar unter: https://www.nifbe.de/fachbeitraege/​beitraege-von-a-z?view=item&id=228:kindergartenkonzeption&catid=89

Huppertz, Norbert, Hrsg. 1998. Konzepte des Kindergartens: Lebensbezogener Ansatz Situationsansatz Sozialistische Pädagogik Reggio-Pädagogik. Freiburg/Brsg.: Pais. ISBN 978-3-931992-05-7

Knauf, Tassilo, 2013. Moderne Ansätze der Pädagogik der frühen Kindheit. In: Lilian Fried und Susanna Roux, Hrsg. Handbuch Pädagogik der frühen Kindheit. Berlin: Cornelsen. ISBN 978-3-589-24765-3 [Rezension bei socialnet], S. 119–129

König, Anke, 2020. Pädagogik der Frühen Kindheit. In: Petra Bollweg, Jennifer Buchna, Thomas Coelen und Hans-Uwe Otto, Hrsg. Handbuch Ganztagsbildung. Wiesbaden: SpringerVS, S. 577–588. ISBN 978-3-658-23229-0

Lange, Wichard, 1863. Friedrich Fröbel's gesammelte pädagogische Schriften: Erste Abtheilung: Friedrich Fröbel in seiner Entwicklung als Mensch und Pädagog. Erster Band. Berlin: Enslin

Martinet, Franziska,2021 Pädagogische Ansätze. Freiburg/Brsg.: Herder. ISBN 978-3-451-38865-1

Reyer, Jürgen, 2015. Die Bildungsaufträge des Kindergartens: Geschichte und aktueller Status. Weinheim/​Basel: Beltz Juventa. ISBN 978-3-7799-3287-1 [Rezension bei socialnet]

Textor, Martin R., 2012. Den Begriff „Kindergarten“ beibehalten – ein Plädoyer [online]. Würzburg: Das Kita-Handbuch [Zugriff am: 13.08.2021]. Verfügbar unter: https://www.kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/​kita-politik/​bildungspolitik/1666

Wilk, Matthias und Christina Jasmund, 2015. Kita-Räume pädagogisch gestalten: Den Raum als Erzieher nutzen. Weinheim/​Basel: Beltz. ISBN 978-3-407-25705-5 [Rezension bei socialnet]

5 Informationen im Internet

Verfasst von
Manfred Berger
Mitbegründer (1993) und Leiter des „Ida-Seele-Archivs zur Erforschung der Geschichte des Kindergartens“
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