Kompetenzerleben
Prof. Dr. John Erpenbeck, Prof. Dr. Werner Sauter
veröffentlicht am 29.09.2020
Als Kompetenzerleben bezeichnet man das Erleben eines eigenen selbstorganisierten und kreativen Handelns in offenen Problem- und Entscheidungssituationen.
Unter Kompetenzen versteht man dabei eben jene Fähigkeiten, in (zukunfts-)offenen Problem- und Entscheidungssituationen selbstorganisiert und kreativ handeln zu können.
Derartige Fähigkeiten werden in Form von Handlungsergebnissen sichtbar. Diese Ergebnisse werden im Sinne von Performanzen miteinander verglichen (Fleig 2019). Im Management wird Performanz als Maß für die Erfüllung einer vorgegebenen Aufgabe oder Leistung begriffen, beispielsweise für das Verhältnis des erreichten Umsatzes zu einem angestrebten Umsatzziel für eine Periode. Performanzmanagement ist dann das Ermöglichen von Höchstleistungen der MitarbeiterInnen (Faix und Erpenbeck 2021).
Wenn das Handlungsergebnis, die Performanz (1) auf einzelne Handelnde bezogen werden kann, (2) diese sich als Mitwirkende an der Performanzerzeugung begreifen und (3) die Handlungsergebnisse so dargestellt werden können, dass sie von den Handelnden nicht nur als sachlich richtig, sondern auch mit emotionaler Zustimmung wahrgenommen werden, kann man von einem Erleben der Kompetenz via Performanz sprechen.
Ein solches Erleben kann sich nur als Selbstwirksamkeitserleben realisieren. Der Begriff der Selbstwirksamkeit umfasst nach Bandura nicht nur das mehr oder weniger zutreffende Selbstkonzept und die außerordentlich subjektive Einschätzung von Selbstwert und Selbstachtung (Bandura 1977). „In der Auseinandersetzung mit alltäglichen Umweltanforderungen stellen die individuellen Selbstwirksamkeits- oder Kompetenzerwartungen eine wichtige personale Ressource dar. Wenn Menschen schwierige Dinge zu bewältigen haben, müssen sie die an sie gestellten Anforderungen gegen ihre Kompetenzen abwägen. Erst dann entscheiden sie sich für eine bestimmte Handlung bzw. Bewältigungsreaktion“ (Stangl 2020).
Von Kompetenzerleben kann man also immer dann sprechen, wenn es um das Erleben eigenen selbstorganisierten und kreativen Handelns in offenen Problem- und Entscheidungssituationen geht. Nicht jedes Selbstwirksamkeitserleben ist Kompetenzerleben, aber jedes Kompetenzerleben ist, – performanzvermitteltes – Selbstwirksamkeitserleben.
Quellenangaben
Bandura, Albert, 1977. Self-efficacy: Toward a unifying theory of behavioral change. In: Psychological Review. 84(2), S. 191–215. ISSN 0033-295X
Faix, Werner G. und John Erpenbeck, 2021 [im Druck]. Leadership, Performanz und Kompetenz: Die wirklichen Chefsachen in einer Welt voller „Chefs“. Berlin: Springer
Fleig, Jürgen, 2019. Management Handbuch: Key Performance Indicators (KPI) [online]. Karlsruhe: b-wise GmbH [Zugriff am: 17.09.2020]. Verfügbar unter: https://www.business-wissen.de/kapitel/​key-performance-indicators-kpi/
Stangl, Werner, 2020. Selbstwirksamkeit [online]. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik. Linz: Werner Stangl [Zugriff am 15.09.2020]. Verfügbar unter: https://lexikon.stangl.eu/1535/selbstwirksamkeit-selbstwirksamkeitserwartung/
Verfasst von
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Es gibt 4 Lexikonartikel von John Erpenbeck.
Es gibt 7 Lexikonartikel von Werner Sauter.
Zitiervorschlag
Erpenbeck, John und Werner Sauter,
2020.
Kompetenzerleben [online]. socialnet Lexikon.
Bonn: socialnet, 29.09.2020 [Zugriff am: 27.03.2023].
Verfügbar unter: https://www.socialnet.de/lexikon/28269
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