Musik
Prof. Dr. Thomas Grosse
veröffentlicht am 21.08.2019
Musik als eine der ältesten Ausdrucksformen der Menschheit wird gemeinhin als Kunstgattung definiert, die aus „organisierten Schallereignissen“ besteht. Die Kulturgeschichte ist gleichzeitig reich an Aussagen zum Wesen und der Wirkung von Musik, aus denen hervorgeht, dass sich die Einordnung eines akustischen Ereignisses als „Musik“ nicht vom sozialen Bezug sowie der subjektiven Einschätzung der Rezipierenden trennen lässt. Damit einher geht die Auseinandersetzung darüber, was denn überhaupt als Musik anzusehen sei sowie verschiedene Klassifizierungsansätze, beispielsweise in „ernste“ und „unterhaltende“ Musik.
Überblick
1 Musik in der Sozialen Arbeit
Für den Einsatz von Musik in Arbeitsbereichen des Sozialen bietet insbesondere die Eigenschaft von Musik als „Soziale Kunst“ eine geeignete Ausgangsposition.
„Musik ist die bewusst gestaltete, zeitlich strukturierte Ordnung von akustischen Ereignissen in sozialen Kontexten“ (Altenmüller und Kopiez 2005, S. 159). „Musik ist Musik, wenn sie uns als Musik vorkommt und uns etwas bedeutet. Sie ist daher ein sehr subjektives Phänomen und sollte nicht in eine normative Zwangsjacke gepresst werden“ (Hartogh und Wickel 2004, S. 45). In dieser Hinsicht ist „jedes akustische Ereignis musikfähig – von Bedeutung ist lediglich, dass ein Musiker oder ein Hörer das Ereignis als Musik ansieht“ (Bruhn 2000, S. 22).
Musik kann als Medium in der sozialen Arbeit eingesetzt werden und übernimmt dort – auch gemeinsam mit anderen künstlerischen Ausdrucksformen wie beispielsweise Theater, Tanz oder Medien – vielfältige Funktionen. Der Versuch einer Einordnung von Musik in das Methodensystem Sozialer Arbeit macht diese Position deutlich (Hartogh und Wickel 2004). So kann durch Musik in sozialen und pädagogischen Arbeitsbereichen beispielsweise fehlende sprachliche Ausdrucksfähigkeit in Teilen kompensiert oder durch andere Kommunikationsformen ersetzt werden.
Zahlreiche Veröffentlichungen beschäftigen sich mit Musik als Bestandteil des gesamten Bereiches „Ästhetischer Kommunikation“ in der Sozialen Arbeit, nicht selten auch auf konkrete Adressatinnen und Adressaten der Angebote bezogen (Jäger und Kuckherrmann 2004; Meis und Mies 2011 u.a.)
Auch im Kontext der Debatte um Musikpädagogik und Kulturelle Bildung spielen Musik und die gesellschaftliche Teilhabe daran eine Rolle. Neuere Ansätze, wie beispielsweise die Community Music verdeutlichen zahlreiche Vermittlungsansätze, die sich zwischen Musik als autonomer Kunst und einem methodischen Ansatz Sozialer Arbeit mit dem Medium Musik ergeben (Grosse und Wickel 2018).
Gleichzeitig aber bleibt Musik immer auch autonome Kunst, die losgelöst von Qualitätskriterien und Diskussionen um gute oder schlechte Musik Bestand hat. Im Kontext Sozialer Arbeit ist folglich zu berücksichtigen, dass musikalisches Handeln künstlerisches Handeln sein kann und als solches eine anthropologische Grundkonstante des Menschen darstellt.
2 Quellenangaben
Altenmüller, Eckart und Reinhard Kopiez, 2005. Schauer und Tränen: Zur Neurobiologie der durch Musik ausgelösten Emotionen. In: Claudia Bullerjahn, Heiner Gembris, und Andreas C. Lehmann, Hrsg. Musik: gehört, gesehen und erlebt. Festschrift Klaus-Ernst Behne zum 65. Geburtstag. IfMpF-Monografie Nr. 12. Hannover: Hochschule für Musik und Theater, S. 159–179. ISBN 978-3-931852-69-6
Bruhn, Herbert, 2000. Musiktherapie: Geschichte – Theorien – Methoden. Göttingen: Hogrefe. ISBN 978-3-8017-1325-6
Grosse, Thomas und Hans Hermann Wickel, 2018. Musik in Sozialen Arbeitsfeldern. In: Michael Dartsch, Jens Knigge, Anne Niessen, Friedrich Platz und Christine Stöger, Hrsg. Handbuch Musikpädagogik: Grundlagen – Forschung – Diskurse. Münster und New York: Waxmann. ISBN 978-3-8252-5040-9
Hartogh, Theo und Hans Hermann Wickel, 2004. Musik und Musikalität: Zu den Begrifflichkeiten und den (sozial-)pädagogischen und therapeutischen Implikationen. In: Theo Hartogh und Hans Hermann Wickel, Hrsg. Handbuch Musik in der sozialen Arbeit. Weinheim und München: Juventa. ISBN 978-3-7799-0787-9
Jäger, Jutta und Ralf Kuckhermann, Hrsg., 2004. Ästhetische Praxis in der Sozialen Arbeit: Wahrnehmung, Gestaltung und Kommunikation. Weinheim und München: Juventa Verlag. ISBN 978-3-7799-1943-8 [Rezension bei socialnet]
Meis, Mona-Sabine und Georg-Achim Mies, Hrsg., 2011. Künstlerisch-ästhetische Methoden in der Sozialen Arbeit: Kunst, Musik, Theater, Tanz und digitale Medien. Stuttgart: Kohlhammer Verlag. ISBN 978-3-17-021385-2 [Rezension bei socialnet]
3 Informationen im Internet
- Ein umfangreicher Überblick zu Musik und ihrer Definitionsgeschichte findet sich beispielsweise im deutschsprachigen Wikipediaeintrag.
Verfasst von
Prof. Dr. Thomas Grosse
Professor für Ästhetische Kommunikation mit Schwerpunkt Musik in der Sozialen Arbeit, Rektor der Hochschule für Musik Detmold
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Es gibt 1 Lexikonartikel von Thomas Grosse.
Zitiervorschlag
Grosse, Thomas,
2019.
Musik [online]. socialnet Lexikon.
Bonn: socialnet, 21.08.2019 [Zugriff am: 18.01.2025].
Verfügbar unter: https://www.socialnet.de/lexikon/755
Link zur jeweils aktuellsten Version: https://www.socialnet.de/lexikon/Musik
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