Petersen, Peter
Manfred Berger
veröffentlicht am 09.03.2021

Peter Petersen ist ein Reformpädagoge des 20. Jahrhunderts und Begründer der Jenaplan-Pädagogik.
Überblick
- 1 Zusammenfassung
- 2 Biografische Notizen
- 3 Lebenswerk und Wirkungsgeschichte
- 4 Würdigung und Kritik
- 5 Quellenangaben
- 6 Informationen im Internet
1 Zusammenfassung
Peter Petersen gehört nach dem Urteil vieler national wie international bedeutender Fachleute zu den führenden Erziehungswissenschaftler*innen und Pädagog*innen des 20. Jahrhunderts. Die von ihm begründete Jenaplan-Pädagogik beabsichtigte das „Profil der alten Schule“ umfassend zu reformieren. Schule sollte mehr sein als nur ein Lernort, in der die Lehrkraft unumschränkt herrscht. Sie sollte eine Lebensstätte, eine Arbeits- und Lebensgemeinschaft sein.
Die Jenaplan-Pädagogik findet bis heute ihre Anhänger*innen und deren Bekenntnisse zur ungebrochenen Aktualität dieses reformpädagogischen Modells. Der Ruf seines Begründers litt im Laufe der Jahre zunehmend, ausgelöst durch „seinen strategisch-zielorientierten Schulterschluss mit diversen politischen Entscheidungsträgern“ (Schwan 2007a, S. 843). Der Frankfurter Erziehungswissenschaftler Benjamin Ortmeyer erforschte Petersens Wirken während der NS-Zeit und analysierte Texte, die das Ansehen des Reformpädagogen schwer beschädigten und löste damit eine vehement geführte Kontroverse um dessen wissenschaftliche Hinterlassenschaft aus. Bundesweit gaben daraufhin mehrere Peter-Petersen-Schulen ihren Namen auf.
2 Biografische Notizen
2.1 Kindheit, Schulbildung, Studium
Peter war das älteste von neun Kindern des Kleinbauern Carsten Petersen (1855–1939) und dessen Ehefrau Catherine Marie, geb. Johannsen (1860–1921). Drei der Geschwister starben sehr früh, zwei Schwestern bei der Geburt bzw. nach sechs Wochen, ein Bruder im zarten Alter von drei Jahren. Das Familienleben war von der Alkoholabhängigkeit des Vaters überschattet. Nach Sitte und Gesetz hätte dem Erstgeborenen die Übernahme des bäuerlichen Anwesens zugestanden. Dessen Lebensweg führte jedoch „hinaus aus dem kleinen Ort in die ‚große Welt‘ des Geistes und der Universitäten“ (Koch 2000, S. 119). Von 1890 bis 1896 besuchte er die einklassige Dorfschule.
Im Herbst 1896 trat der 14-jährige in die Quinta (2. Klasse) des „Königlichen Gymnasiums und Realgymnasiums zu Flensburg“ ein. Nach dem im Herbst 1904 ablegten Abitur studierte Petersen u.a. Evangelische Theologie (Hauptfach), Philologie, Geschichte, Philosophie und Pädagogik, zunächst an der Universität in Leipzig. Dort lehrten die renommierten Professoren Wilhelm Wundt (1832–1920) und Karl Lamprecht (1856–1915), die einen „entscheidenden Einfluss auf den jungen Peter Petersen gewinnen [sollten]: Wilhelm Wundt durch seine empirische Durchdringung der Psychologie und Karl Lamprecht durch den sozialwissenschaftlichen und kulturhistorischen Ansatz seiner Geschichtswissenschaft“ (Koch 2000, S. 120). Mit Beginn des Sommerhalbjahres 1906 studierte er drei Semester in Kiel, dann das Wintersemester 1906/07 an der Universität Kopenhagen. Anschließend kehrte Petersen wieder an die Universität Leipzig zurück und wurde Privatassistent des Historikers Gustav Buchholz (1856–1916). Im März 1907 ging er mit seinem akademischen Lehrer nach dessen Berufung an die „Königliche Akademie zu Posen“. Mit Beginn des Jahres 1908 studierte Petersen wieder an der Universität Leipzig. Schließlich promovierte er in Jena bei dem Philosophen Rudolf Eucken (1846–1926) über seinen akademischen Lehrer Wilhelm Wundt. Zusätzlich legte er am 3. Februar 1909 die staatliche Prüfung für das Lehramt an Gymnasien ab.
2.2 Beruflicher Weg, Familie, Lebensende
Nach dem Staatsexamen unterrichte Petersen für ein halbes Jahr am „Königin-Carola-Gymnasium“ in Leipzig. Anschließend übersiedelte er nach Hamburg. Am 1. September 1911 heiratete er Gertrud Zoden (1892–1957). Aus der Verbindung gingen eine Tochter (*1912) und zwei Söhne (*1914; *1916) hervor. In der Hansestadt wirkte Petersen bis 1919 als Oberlehrer an der traditionsreichen Gelehrtenschule des „Johanneums“. Neben seinen schulischen Verpflichtungen arbeitete er ab 1912 als Vorstandsmitglied im „Bund für Schulreform“. Im „Ausschuß für Erziehung und Unterricht“ setzte er sich für die Erneuerung des Erziehungs- und Bildungswesens ein und arbeitete in einer Arbeitsgruppe am Hamburger „Institut für Jugendkunde“, die alle Schul- und Unterrichtsfragen auf der Basis experimenteller Psychologie untersuchten. Im Mai 1920 übernahm der promovierte Gymnasiallehrer für ein Jahr die Leitung der fortschrittlichen Realschule in Hamburg-Winterhude, die später in „Lichtwarckschule“ umbenannt wurde. Darüber hinaus war er aktiv in der Hamburger Volkskirchenbewegung tätig. In Zusammenarbeit mit Franz Tügel (1888–1946) und Ludwig Heitmann (1880–1953) gab er die Zeitschrift „Die neue Kirche“ heraus. Innerhalb der Hamburger Ortsgruppe des „Zentralverbandes der Angestellten“, einer kaufmännischen Gewerkschaft, führte er „Bildungsveranstaltungen für kaufmännische Jugendliche durch, die auf große Resonanz stießen“ (Greinert und Wolf 2013, S. 791). Darüber habilitierte er 1921 an der neugegründeten Universität der Hansestadt Hamburg.
Petersens Hoffnung auf ein Ordinariat an der Universität Hamburg erfüllte sich nicht. Er hatte „für das damals rote und demokratische Hamburg nicht die rechte politische Haltung“ (Kluge 1992, S. 121). In diese Enttäuschung hinein berief ihn der sozialdemokratische Volksbildungsminister von Thüringen, Max Greil (1877–1939), entgegen anders lautender universitärer Listenvorschläge, zum 1. August 1923 auf den Lehrstuhl für Pädagogik an die Philosophische Fakultät der Landesuniversität in Jena. Durch ihn wurde Jena „nicht nur ein Pilgerort für reformmutige deutsche Pädagogen […] sondern wurde auch ein Sammelpunkt ausländischer Studenten. Viele Professoren der Pädagogik im Ausland haben zu Füßen Petersens gesessen“ (Mieskes 1964, S. 12 f.).
Am 22. Dezember 1927 wurde das Ehepaar Petersen geschieden. Wenige Wochen später heiratete der frisch Geschiedene die Studienassessorin Dr. Else Müller (1891–1968). Dem Ehepaar wurden drei Kinder geboren: zwei Töchter (*1928; *1930) und ein Sohn (*1932). Else Müller-Petersen, die eine beachtliche Anzahl von wissenschaftlichen Beiträgen verfasste (Frick und Hoffmann 2005, S. 178 f.), stand ihrem Mann in jeder Hinsicht als „beste Arbeitskameradin“ (Petersen 1951, S. 3) unterstützend zur Seite und war ihm auch auf wissenschaftlicher Basis eine kongeniale Partnerin.
Im Jahre 1932 trat Petersen in den „Reichsverband deutscher evangelischer Schulgemeinden e.V.“ ein. Der konfessionell gebundene Interessenverband leistete ab 1933 gegenüber der NS-Politik, die die evangelische Bekenntnisschule abschaffen wollte, heftigen Widerstand. In dessen Auftrag verfasste Petersen 1935 ein Gutachten für den Erhalt der Bekenntnisschule (Retter 1995, S. 215). Er engagierte sich 1932 und 1933 im „Christlich-Sozialen Volksdienst“ (CSVD), einer konservativen (pietistisch orientierten) Splitterpartei. Für den CSVD kandidierte er dreimal erfolglos bei den Wahlen zum Reichstag. Petersen gehörte weder der NSDAP noch der SS oder SA an. Seine Mitgliedschaft seit 1934 im „Nationalsozialistischen Lehrerbund“ (NSLB) „Reichsfachschaft I – Lehrer an Hochschulen“ (Nr. 3196) ist letztlich ohne politische Bedeutsamkeit, weil es sich hier um den en bloc gleichgeschalteten „Bund für Schulreform“ handelte. Der Universitätsprofessor war nicht aktiv im NSLB an dessen politischen und weltanschaulichen Arbeit beteiligt; jedenfalls gibt es bisher dafür keine gesicherten Beweise.
Schon vor und verstärkt während der Jenaer Zeit unternahm Petersen viele Reisen, verbunden mit Vorträgen und Referaten. Anfang Oktober 1923 reiste er nach Dänemark, wo er in Kopenhagen sechs Vorträge hielt, vom April bis Oktober 1928 weilte er in den USA, um dort in verschiedenen Städten Vorträge zu halten, bspw. in New York, Philadelphia, Cleveland, Detroit, Chicago, Boston. Während des Sommersemesters hatte er eine Gastprofessur in Nashville inne. Im folgenden Jahr berief ihn das Ministerium für Volksbildung in Chile zum Berater und zugleich Professor für Pädagogik an die Universität von Santjago de Chile. 1934 hielt er Vorträge in Krakau, nahm 1936 am „Evangelischen Schulkongress“ in Utrecht teil und begab sich 1937 auf eine Vortragsreise durch die Südafrikanische Union. Noch 1942 reiste Petersen zu Vorträgen nach Rumänien und Bulgarien. Im Mai 1943 war er erstmals für einen Vortrag an der in Braunschweig angesiedelten „Akademie für Jugendführung“. Hierbei handelte es sich um „die höchste Führerschule der Hitlerjugend zur Ausbildung des hauptamtlichen Führernachwuchses“ (Schultz 1978, S. 9). An genannter Kaderschmiede sprach er erneut im August 1943 zur Erzieherschaft der „Adolf Hitler-Schulen“, hielt des Weiteren einen „Kursus vom Mai alldort über ‚Erziehung in USA‘, bevor er im Rahmen des dritten ‚Lehrgangs‘, der vom 01. 09. bis 15.12. 1943 lief, vom 01. bis 07. 11 erneut eine ganze Woche mit 23 Vorlesungen ‚Erziehungsformen und Erziehungssysteme‘ (von Hellas bis Gegenwart: USA, England, Russland) in Braunschweig war, den Abschluss bildete sein Vortrag über ‚Leben und Erziehung‘“ (Döpp 2003, S. 562). Auch hielt er im KZ Buchenwald drei Vorträge „zur geistigen Schulung“ der Inhaftierten. Er sprach u.a. am 25. April 1944 zum Thema „Wissenschaft im Dienst des Lebens – Erziehungswissenschaft der Gegenwart“. Die Zuhörer waren verschleppte norwegische Studenten, die wegen ihrer Proteste gegen die deutsche Besatzungsmacht in Norwegen arretiert wurden. Der Vortrag diente dem Ziel, die jungen Männer zum Eintritt in die Waffen-SS zu bewegen (Schwan 2007b, S. 137 ff.; Harten 2012, S. 265 f.). Der international renommierte deutsche Erziehungswissenschaftler erhielt ehrenvolle Auszeichnungen im In- und Ausland: 1928 wurde er Mitglied der Erfurter „Akademie der Wissenschaften“ und 1933 Ehrenmitglied des Budapester „Vereins der Freunde der Freiluftschulen“. 1937 verlieh ihm die Universität Athen den Dr. honoris causa.

Nach dem Zusammenbruch der Hitler-Ära konnte Petersen an der Universität Jena umgehend weiterarbeiten. Er trat am 1. Februar 1946 in die SPD ein, die am 22. April 1946 mit der KPD zur SED zwangsvereinigt wurde. Wegen deutlichen Angriffen aus SED-Kreisen gegen seine Schulauffassung, verließ er im Mai 1948 aus Protest die SED. Dieser Schritt gereichte ihm nicht zum Vorteil und wurde von seinen Gegner*innen für seine Demontage genutzt. Petersens Bemühungen in West-Deutschland eine akademische Anstellung zu erhalten, liefen ins Leere. In seiner Willenskraft gebrochen und „vor der Vernichtung des äußeren Lebenswerks stehend“ (Heintze 1964, S. 533), zog er sich immer mehr zurück. Er starb am 21. März 1952 in der Jenaer Universitätsklinik. Seine letzte Ruhestätte befindet sich in seinem Heimatdorf Großenwiehe.
3 Lebenswerk und Wirkungsgeschichte
3.1 In der Zeit der Weimarer Republik
Auf dem Kongress des „Bundes für Schulreform“, vom 3. bis 5. Oktober 1912 in München, lernte Petersen Julius Lohmann (1869–1919) kennen. Der evangelische Theologe und Gymnasiallehrer hatte 1905 das „Süddeutsche Landerziehungsheim Schondorf am Ammersee“ ins Leben gerufen, welches schnell Zulauf aus allen Teilen des Deutschen Reiches und bald auch aus dem Ausland bekam. Für Lohmann war, ganz im Sinne der reformpädagogischen Maxime „vom Kinde aus“, „in erster Linie die spezielle Eigenart des Kindes maßgebend, welche nirgends durch Beeinflussung oder gar durch Zwangsmittel gehemmt oder vernichtet werden, sondern nur in nötigen Schranken gewiesen und zu selbständiger Entfaltung gebracht werden soll“ (zit. n. Baron 2011, S. 43). Die während seines Besuches in Schondorf gewonnenen Eindrücke, insbesondere die Schul- und Lernatmosphäre, in der Selbstständigkeit aus Selbsttätigkeit und Selbstvertrauen erwächst, in der die Lehrkraft zuerst erziehende Person, dann erst Lehrkraft sein sollte, hatten Petersen dazu veranlasst, die Schulwirklichkeit kritisch zu überprüfen sowie seine Vorstellungen von Schule und Lehrkraft nachhaltig geprägt.
Im schulreformbewegten Hamburg trat Petersen 1919 erstmals mit seinem Vorschlag einer Neukonzeption des Schulwesens an ein breiteres Publikum. Er plädierte für die „allgemeine deutsche Volksschule, die alle Schularten vom Kindergarten bis zur Hochschule umspannt“ (Petersen 1919, S. 29). Als Mitglied im Ausschuss „Schulaufbau“ der vom 11. bis 19./20. Juni 1920 in Berlin tagenden Deutschen Reichschulkonferenz, an der die allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde, setze er sich für die Abschaffung noch bestehender Standesschulen ein. Zusammen mit dem Münchener Stadtschulrat und Schulreformer Georg Kerschensteiner (1854–1932) setzte er sich für mehr freie Gemeinschaften statt Klassen in den Grundschulen ein. Seine Vorstellungen von „innerer Schulreform“ und „Neuer Erziehung“, die Prinzipien der „Arbeits- und Lebensgemeinschaftsschule“ konnte er erstmals an der Hamburger „Lichtwarkschule“ umsetzen, die sich gegen den bisherigen praktizierten Unterricht wandte, der sich einspurig auf die Verstandes- sowie Gedächtnisbildung der zu Beschulenden beschränkte und dadurch deren Ausbildung motorischer als auch affektiver Fähigkeiten vernachlässigte. Unter Petersens Leitung erfreute sich die Reformschule eines beachtlichen Aufschwungs und avancierte zu einer Vorbildeinrichtung. Beispielsweise besuchten Célestin Freinet (1896–1966) und die dänische Montessori-Pädagogin Sofie Rifbjerg (1886–1981) die reformpädagogische Einrichtung.
1923 wurde Petersen an die Universität Jena berufen wurde. Die Professur war mit dem Direktorat der „Erziehungswissenschaftlichen Anstalt“ (EA), der Umbenennung des Pädagogik-Lehrstuhls in Lehrstuhl für Erziehungswissenschaft sowie der Erneuerung der Rein’schen „Universitätsübungsschule“, die am 1. April 1924 in „Universitätsschule“ umbenannt wurde und mit 21 Kindern der Grundschuljahrgänge 1–4 startete, verbunden. Die „Petersen-Schule“, wie die „Universitätsschule“ in der Öffentlichkeit genannt wurde, verstand sich von Anfang an als Ausgangsmodell für eine allgemeine Schulreform und wurde zur Geburtsstätte des Jenaplans, der somit aus der Praxis heraus für die Praxis entstand. Ziel und Aufgabe der kleinen Reformeinrichtung war, „die Ideen echter Toleranz und wahrer Humanität durchzuführen, wie sie in der christlich, und im besonderen evangelisch-lutherisch bedingten Kulturwelt Deutschlands als ‚Neuprotestantisch‘ und Idee der ‚Volkskirche‘ seit Tagen Lessings entwickelt worden sind“ (zit. n. Retter 2018, S. 192).
In der „Universitätsschule“ waren Kinder aller sozialen Schichten vertreten: „neben dem Bürgertum auch sehr reichlich die Arbeiterschaft, insbesondere die der Zeiss- und Schottwerke“ (Retter 1995, S. 209). Zur Durchsetzung seiner schulpädagogischen Ziele gründete Petersen am 8. März 1926 den „Freundeskreis[es] der Universitätsschule“ und „führte seine erste Vollversammlung am 30. März mit über 300 interessierten Eltern durch“ (ebd., S. 209 f.).

Auf dem 4. Internationalen Kongress des „Weltbundes zur Erneuerung der Erziehung“, der vom 3.–15. August 1927 in Locarno stattfand, stellte der Jenaer Ordinarius sein Konzept einer „freien allgemeinen Volksschule“ der pädagogischen Öffentlichkeit vor. Dieses erhielt seinerzeit von den Damen „Miß Clare Soper und Miß Dorothy Matthews-London“ (Petersen 1927, S. 3) den Namen Jenaplan. Noch im gleichen Jahr erschien der Locarno-Vortrag als selbstständige 41 Seiten umfassende Schrift unter dem Label „Der Jena-Plan einer freien allgemeinen Volksschule“. Seine heute bekannte Gestalt erhielt der Jenaplan im Wesentlichen mit seiner dritten und vierten „neu durchgesehene[n] und vielfach erweiterte[n] Auflage“ aus dem Jahre 1932. Die Publikation führte ab 1936 zusätzlich den Untertitel Kleiner Jena-Plan und nennt sich seit 1949 bis auf den heutigen Tag kurz und bündig „Der Kleine Jena-Plan“. Die letzte von Petersen selbst redigierte Auflage erschien 1949. Die einzelnen Ausgaben betreffend sind gravierende Änderungen insbesondere in den Auflagen aus der NS-Zeit (5./6. 1934 und 7/8. 1936) zu vermerken. Erstaunlich ist, dass nach dem Zusammenbruch der Nazi-Diktatur nicht wieder die originäre Fassung des Jenaplans aus der Weimarer Republik verwendet wurde. Für die Auflagen der Jahre 1946 und 1949 wurde – trotz einiger kosmetischer Operationen – auf die erweiterte 7./8. Auflage von 1936 zurückgegriffen. Bisher umfasst der Jena-Plan 62 Ausgaben, die letzte erschien im Jahr 2007.

Das in Jena entwickelte und erprobte Schulkonzept fand seinerzeit vor allem in Preußen Resonanz. Dort hatte Kultusminister Adolf Grimme (1889–1963) die Gründung von Schulen nach dem Jenaplan unterstützt (Retter 2007, S. 150), in denen die Gemeinschaft im Mittelpunkt stand, denn Erziehung ist Gemeinschaft in Funktion. Dazu Petersen:
„Ziel der Bildung ist die voll entfaltete Individualität, die innere Freiheit des Einzelnen; Ziel der Erziehung ist und bleibt stets die Gemeinschaft und der Einzelne nur als für die Gemeinschaft, d.h. als Persönlichkeit, und zwar ein Ziel, ohne daß man darüber nachzudenken und es rational zu ergründen und zu lehren braucht […] Dort wo sich die Individualität mit den Zwecken der Gemeinschaft erfüllt und sich mit allen ihren Kräften Leibes und der Seele in den Dienst dieser Zwecke stellt, da entwickelt sie sich zur Persönlichkeit“ (zit. n. Saupe 1929, S. 404).


In dem Jenaer Universitätsprofessor hatte die Montessori-Pädagogik den „wohl vorbehaltslosesten Anhänger unter den wenigen Hochschulpädagogen in Deutschland, die sich überhaupt mit [diesem] Ansatz zu beschäftigen bereit waren“ (Konrad 1997, S. 147). Er reihte Maria Montessori (1870–1952) neben Paul Geheeb (1870–1961), Ovide Decroly (1871–1932), Berthold Otto (1859–1933), Hermann Lietz (1868–1919) u.a. unter die Großen der Pädagogik ein (Petersen 1926, S. 74 ff.). So konstatierte er über das Montessori-Landheim der dänischen Montessori-Gesellschaft in Englundhus auf der Ostseeinsel Seeland, dass dieses die „Neue Erziehung“ in herausragender Weise verwirkliche und beeindruckend der Versuch unternommen werde, „zu erlauschen, wozu Kinder fähig sind und wohin sie führen, wenn der Erwachsene sie als Führer zum Sittlichen erkennt“ (Petersen 1925, S. 102). Neben Berlin hatte sich seinerzeit Jena zu einer weiteren „Montessori-Hochburg“ entwickelt (Berger 1999, S. 54 ff.). Hier leitete seit Anfang September 1923 die in Berlin bei Clara Grunwald (1877–1943), der „Nestorin“ der deutschen Montessori-Pädagogik, ausgebildete Elisabeth Schwarz-Hierl (1888–1972) den Montessori-Verein. Letztgenannte gehörte nach dem Urteil von Petersen „zu den ersten Vertretern der Montessori-Pädagogik auf deutschen Boden“ (zit. n. Meinl 1994, S. 38). Mehrfach plädierte er für eine engere Anbindung der Montessori-Grundschule sowie des Montessori-Kinderhauses an die „Universitätsschule“. Doch gegen Ende der 1920er-/​Anfang der 1930er-Jahre favorisierte Petersen verstärkt Friedrich Fröbel (1782–1852), der bis dato „eine eher untergeordnete Rolle [spielte]. Er erwähnt ihn in den Schriften der 1920er-Jahre nur gelegentlich, vornehmlich als zu Unrecht verkannten Anreger für die Schulpädagogik“ (Ludwig 1992, S. 95). Fröbels Kindergartenidee aufgreifend, meinte Petersen, dass die „Kindergärten im echten Sinne Fröbels […] den Kinderheimen der Maria Montessori stets überlegen“ (Petersen 1930, S. 11) gewesen seien und bemängelte an Montessori deren „positivistische Gedankengänge“, das „fehlende Gemeinschaftsdenken“ (Retter 2007, S. 169) sowie ihre „vermeintliche Starrheit“ (Klein-Landeck 2009, S. 222). Dabei hatte er noch 1926 die Ansicht vertreten, man könnte Montessoris Konzept, soweit es den Kindergarten betrifft, „als eine wissenschaftliche Überprüfung und Reinigung der von Friedrich Fröbels Anhängern entwickelten Praxis [verstehen]“ (Petersen 1926, S. 75). Äußerst pathetisch äußerte er sich über den Kindergartenstifter, der „zu den tiefsten Kennern und Kündern kindlichen Geistesleben… die je gelebt haben und leben werden [gehörte]“ (Petersen 1932, S. 224). Und weiter: „In Friedrich Fröbel [hat] ein priesterlicher Pädagoge hier auf Erden gelebt und gewirkt“ (ebd., S. 254). Obwohl er sich immer mehr von der Montessori-Pädagogik abwandte, unterschrieb er noch Anfang der 1930er-Jahre eine Petition für den Erhalt der Montessori-Grundschule, die aufgelöst werden sollte. Des Weiteren betreute er wissenschaftliche Arbeiten, die in den Jenaer Montessori-Einrichtungen durchgeführt wurden, „darunter mindestens eine, die den Vergleich von Kindern der Montessori-Grundschule mit solchen der Universitätsschule zum Gegenstand [hatte]“ (Konrad 2012, S. 55). Bei der voranstehend angedeuteten wissenschaftlichen Arbeit handelte es sich um eine 51 Seiten umfassende Dissertation, in welcher der Promovend der Frage nachging, „wie Kinder beider Geschlechter, von bestimmter Altersstufe in einem bestimmten Unterrichtsmilieu sich unter bestimmten Umständen gruppieren, welches Gesamtverhalten, welche Arbeitseinstellung und welche Bildungsinteressen dabei in Erscheinung treten“ (Sesemann 1933, S. 1). Die Vergleichsstudie endete mit der Überlegenheit der Montessori-Grundschulkinder in allen untersuchten Parametern.
Mit zunehmenden Jahren näherte sich Petersen immer mehr dem völkischen Gedankengut, der „Blut- und Boden-Ideologie“ an (Retter 1995, S. 214). Bereits im Sommersemester 1932 fand an der EA „ein Ausspracheabend statt über KRIECKS ‚Nationalpolitische Erziehung‘, ein anderer über die Frage ‚Rasse und Christentum‘ im Anschluß an Aufsätze aus der Zeitschrift ‚Blut und Boden‘“ (zit. n. ebd.).
3.2 In der Zeit der Nazi Diktatur
Der „Petersen Schule“ wurde im Mai 1934 der „Universitäts-Fröbel-Kindergarten“ angegliedert, der über ca. 20–22 Plätze verfügte und halbtags geöffnet war. Damit schuf der Ordinarius für Erziehungswissenschaften „eine Lebensgemeinschaft von 120 Mädchen und Jungen vom 3. bis zum 14. Lebensjahr. Er handelte darin bewußt in derselben Erkenntnis, die Fröbel schon fordern ließ, die gesamte kindliche Entwicklung bis zur Reife als einen in sich geschlossenen, organisch wachsenden Lebenszusammenhang aufzufassen und aufzubauen“ (Westermann 1943, S. 158 f.). Zudem sollte die universitäre Vorschuleinrichtung zur Klärung der Frage beitragen, „wieweit die organische Verbindung eines vollständigen Kindergartens mit einer Volksschule möglich ist“ (Petersen 1935a, S. 52). Anlässlich der feierlichen Eröffnung des „Universitäts-Fröbel-Kindergarten“ betonte Petersen in seiner Ansprache, dass es ein feststehendes Ergebnis erziehungswissenschaftlicher Untersuchungen sei, „daß die Fröbelschen Kindergärten – nicht ebenso die Montessori-Arbeit – deutscher Art entsprechen“ (zit. n. Retter 2007, S. 170). Des Weiteren stellte er „die Verwandtschaft heraus, die seit je zwischen der neuen Erziehungswissenschaft […] und der nationalsozialistischen Weltanschauung bestanden hat. Beide finden […] in der Volksgemeinschaft, ihre Grundlage und ihr Ziel“ (zit. n. Döpp 2003, S. 208). Infolgedessen habe sich, so Petersen weiter, die Erziehungswissenschaft von „ihrer eigenen geschichtlichen Entwicklung her […] freudig eingeordnet in die Volkserziehung im Sinne des Dritten Reiches“ und er danke dem „neuen Staat und seinem Führer“ für die Möglichkeit an der „volkhaften Ausgestaltung des deutschen Erziehungswesen mitzuarbeiten“ (zit. n. ebd.). Der Universitätskindergarten wurde „mehr und mehr ein gewisser Mittelpunkt des ganzen Schullebens der Petersen-Schule“ (Heintze 1964, S. 528). Die Verbindung des Kindergartens mit der „Universitätsschule“ stellt bis heute ein Novum dar. Erstmals erhielt der Kindergarten akademische Anerkennung und wurde als integraler Bestandteil des öffentlichen Bildungssystems ernst genommen – eine Erkenntnis, die „in der Tat bildungspolitische Bedeutung besaß und in der Bundesrepublik erst wieder 1970 im Strukturplan für das Bildungswesen gefordert wurde“ (Retter 2007, S. 390 f.). Als logische Konklusion forderte Petersen die Fortbildung der Kindergärtnerinnen (Hortnerinnen) zu Grundschullehrerinnen. Dabei berief er sich auf Fröbel, der die Ausbildung der Kindergärtnerinnen nicht nur auf die Kindergartenstufe beschränkte, sondern auch die ersten Schuljahre miteinbezog. Der Kindergartenstifter hatte für die Zeit bis zum 9. Lebensjahr eine „Vermittlungsschule“ gefordert (Petersen 1940). Die entsprechende Eingabe an den Ministerialrat im Thüringer Volksbildungsministerium, Ferdinand Stier (1886–1966), wurde abgelehnt. Doch Petersen ließ nicht locker. Er teilte am 17. Juni 1943 seinen Schüler Heinrich Döpp-Vorwald (1902–1977) mit, er wolle in die Reichshauptstadt Berlin fahren, „um die oft von der E. A. aus geplante Umschulung von Kindergärtnerinnen zu Lehrerinnen der Grundschule zu besprechen“ (zit. n. Stutz 2012, S. 360).
Fünf Jahre nach Gründung des „Universitäts-Fröbel-Kindergarten“ rief Petersen für die Dauer des Krieges ein Tagheim für Kleinkinder erwerbstätiger Mütter ins Leben. Drei Jahre später gründete er die Forschungsabteilung „Das Kleinkind“ für „wissenschaftliche Erziehungsberatung und pädagogische Therapie“ an der EA (Heintze 1964, S. 520 ff.). Diese rege frequentierte und von der „Carl-Zeiss-Stiftung“ finanziell unterstützte Institution stand unter Leitung von Käthe Heintze (1889–1973) (Berger 1995, S. 85 ff.), ab 1948 unter Aufsicht von Hans Mieskes (1915–2006), der bei Petersen 1941 promovierte und 1946 habilitierte. Im Herbst 1944 kam noch eine Tagesheim-Schule für Sechs- bis Neunjährige hinzu, „deren Mütter erstmalig zur Fabrikarbeit herangezogen wurden, weil ihre Kinder dem Kleinkindalter entwachsen waren“ (Heintze 1954, S. 83). Alle voranstehend genannten Einrichtungen waren konzeptionell nach dem Jenaplan unter besonderer Berücksichtigung der Fröbel-Pädagogik ausgerichtet. Seit dem 28. Juli 1942 lautete die amtliche Bezeichnung der Universitätsanstalt: „Erziehungswissenschaftliche Anstalt mit Universitätsschule und Abteilung Das Kleinkind: Universitäts-Fröbel-Kindergarten mit Tagheim für Kinder erwerbstätiger Frauen der Firma Carl-Zeiss“.
Im NS-Staat wurde Fröbel allgemein als der „völkische Erzieher“ gepriesen und die Montessori-Pädagogik desavouiert (Berger 2019, S. 160 ff.). Vermutlich um seine Nähe zum „Regime“ zu demonstrieren, löschte Petersen den Namen Montessoris aus seinen Veröffentlichungen über den Jenaplan. In den Ausgaben 1927, 1929, 1932 und 1934 bekannte er sich „noch voll und ganz zur Forderung Montessoris in ihrer ‚Pädagogischen Anthropologie‘, daß der Lehrer das anthropologische Studium des Kindes der Erziehungsarbeit vorangehen lassen sollte“ (Petersen 1927, S. 36). In der 7./8. „neu durchgesehenen und erweiterten Auflage“ des Jena-Plans aus dem Jahre 1936 findet sich der Name der italienischen Ärztin und Pädagogin nicht mehr. Es heißt nur noch: Wir bekennen „uns u.a. ganz zur Forderung, daß der Lehrer das anthropologische Studium des Kindes der Erziehungsarbeit vorangehen lassen sollte“ (Petersen 1936, S. 92). Dieser stillschweigende Akt der Devastation Montessoris wirft, wie Retter schreibt, „einen Schatten auf Petersen als internationalen Reformpädagogen“ (Retter 2007, S. 171).

Petersen Monografie „Friedrich Fröbel. Deutschlands größten Erzieher“, publiziert auf dem Höhepunkt der Aggression Hitlerdeutschlands gegenüber der internationalen Staatengemeinschaft, war das letzte Werk eines „breit mit Fröbels Pädagogik vertrauten Pädagogen der NS-Ära“ (Heiland 2003, S. 220). Darin wird die Fröbel’sche Pädagogik als eine nationale Volkspädagogik, als Ausdruck eines „nationalen Genius“ und „charismatischen Führers“ begriffen (Proll 1988, S. 43 ff.). Mit Deutschlands größtem Erzieher wurde dem deutschen Volk
„aus dem Volke selbst ein Genius der Erziehung geschenkt, und weil er aus der Mitte des Volkes aufstieg, so war er besonders begnadet, des Volkes letzte und tiefste Bedürfnisse zu empfinden und ihnen in Wort und Tat Gestalt zu geben. Das innerste Wesen unseres Volkes breitete er vor uns aus in seiner Philosophie des Geistes. Darin ergriff er des deutschen Menschen wahre Bestimmung, ja des Menschen Sinn und Sendung überhaupt, und aus dieser idealen Welt nahm er die Maßstäbe, um den Lebenskreis der Kindheit wie der Jugendzeit ganz real und nüchtern praktisch abzugrenzen und zu formen“ (Petersen 1942, S. 50 f.).
Und die von Fröbel in Keilhau bei Rudolstadt „vollbewußt deutsch“ (Petersen 1942, S. 8) gegründete Erziehungsanstalt für Knaben stand für Petersen vollends im Dienste der völkischen Erziehung, nämlich zu männlicher deutscher Haltung. Fröbel war als ehemaliger Lützower Jäger soldatisch geprägt, wie „ebenso in seiner ganzen geistigen Haltung. Der echte Soldat steht immer in Arbeit und Kampf auf Wacht für sein ganzes Volk […] In diesem Sinne soldatisch, schuf Fröbel sein Lebenswerk vor dem Angesichte seines Volkes […] Wehrhaften und wahrhaften Sinnes schritt er den Weg des Freiheitskämpfers in seinem Bereiche zu Ende, führte er im Felde der Erziehung und Volksbildung ein zäh angesetztes und niemals aufgegebenes Stoßtruppenunternehmen bis zum letzten Atemzuge durch“ (ebd., S. 16).
Voranstehendes Zitat betreffend, resümiert der Fröbelexperte Heiland, dass in „dieser Charakteristik Fröbels nichts mehr von der sphärephilosophischen Religiosität und dem individualistischen Freiheitsstreben Fröbels zu erkennen [ist]. Es bleibt nur soldatische Pflichterfüllung im Dienste des Volkes“ (Heiland 2003, S. 28).
Die Jena-Plan-Pädagogik fand im NS-System nicht die von seinem Begründer gewünschte Anerkennung, trotz Anpassung an den Zeitgeist. Beispielsweise ging das im Spätsommer 1933 groß angelegte Jena-Plan-Landschulprojekt in Westfalen, mit Erlaubnis des Leiters der Schulabteilung der Regierung in Minden, Oberregierungsrat Karl Wentz (1883–1962), „bald schon im Intrigenstrudel des polykratischen NS-Erziehungswesen unter“ (Konrad 2012, S. 63). Für Petersen gewährleisteten die Jenaplan-Schulen eine „Auslese der Tüchtigen“ und waren somit „wirkliche Elitenschule[n]“ (Petersen 1934, S. 4). Von „Hygiene und Eugenik, der Rassenlehre und der Erbwissenschaft“ (Petersen 1935b, S. 3) ist die Rede, für die, so Petersen, „unsere Erziehungswissenschaft und Pädagogik […] von jeher […] offen gewesen [waren]“ (Petersen 1934, S. 4). Und weiter resümierte er über den Jena-Plan im „Lichte des Nationalsozialismus“:

„Die Erziehungswissenschaft, auf deren Grundlagen der Jenaplan ruht, ist die erste, welche volkstheoretisch begründet wurde. Wie sie sich eindeutig gegen jeden Liberalismus und Internationalismus, gegen Demokratie und Individualismus wandte, so auch gegen die idealistischen Theorien von der Menschheit. Es gibt keine Menschenbürger, es gibt nur Volksbürger. Im Volksbürgertum vollendet sich die Persönlichkeit; die Volksgemeinschaft ist die unaufhebbare Voraussetzung aller Persönlichkeitsbildung; Erziehung zum Volke die Aufgabe aller Pädagogen schlechthin“ (Petersen 1935b, S. 3 f.).
Beruhend auf seinen Auslandsreisen nach Südafrika und in die USA, warnte er vor einer Rassenmischung in Schulen. Ein einziger Tag in einer Schule für Farbige reicht aus, um „jeden der den Menschen liebt und achtet, von Rassenmischung abzuschrecken. Er wird mit Grauen feststellen, was für ein Verbrechen es ist. Gelbe mit Weißen, Schwarze mit Gelben, Schwarze mit Weißen, Mischlinge wieder mit Mischlingen usf. zu paaren, und zwar wegen der seelischen Entartung, sie so letzten Endes unvermeidlich ist“ (Petersen 1941, S. 41). Und weiter fährt er fort, dass das Gesetz der Rasse ungeheuer streng sei, und sich an jedem, der es missachtet, rächen würde. Demzufolge ist es oberste Pflicht „hochwertiger Völker und Rassen ihr Erbgut und seine Kräfte heilig, und das ist dann, rein zu halten! Es ist mehr als nur Sünde wider das Blut; es ist ein Vergehen gegen die Pflichten, die sie der Welt gegenüber haben. Das lehrt die Kulturbiologie unserer Tage eindringlich den Politiker; sie weist damit aller pädagogisch ausgerichteten Politik klare und deutliche Bahn“ (ebd.).
Wie sah eigentlich der Alltag in der „Universitätsschule“ aus? Darüber wird äußerst kontrovers berichtet (und gestritten). Dazu nur so viel: Einerseits ist nachzulesen, dass z.B. der Hitlergruß vor Anbeginn jeder Stunde nicht erfolgte (Draeger 2010, S. 6), „noch habe es abgesehen von dem obligatorischen Bild Hitlers, in dieser Schule sichtbare Zeichen für eine Identifikation mit dem NS gegeben“ (Retter 1995, S. 220). Andererseits heißt es:
„Um 9 Uhr kommen alle Kinder paarweise aus dem Gebäude und gehen zum Sportplatz. Und hier formieren sie sich zu einem Viereck, den Blick zum Mast gerichtet […]. Die Fahne des Dritten Reiches schwebt langsam nach oben. Eine Ansprache von Professor Petersen, zwei Lieder werden von den Kindern gesungen, so wird das festliche Programm zum Fahnenappell gestaltet […]. Die montägliche Versammlung der Schulgemeinschaft beginnt mit dem Gruß des Führers: ‚Heil Hitler!‘“ (zit. n. Döpp 2003, S. 421).
Wie Draeger und Retter zu belegen versuchen, handelte Petersens im Schulalltag ganz und gar nicht im Sinne der NS-Ideologie. Er schützte Kinder (und ihre Eltern) jener Gruppen, die der Hitlerstaat „auszumerzen“ pflegte, z.B. jüdische oder geistig behinderte Schüler*innen. Kein Kind musste aus politischen, rassistischen oder erbbiologischen Gründen die „Petersen-Schule“ verlassen. Das Gegenteil war der Fall: Während der 12 Jahre NS-Ära nahm Petersen auch immer wieder Kinder in seine Schule auf, die im öffentlichen Schulsystem Demütigungen und Gefährdungen ausgesetzt waren, wie auch Kinder aus Jenaer Familien, die im Widerstand gegen die Hitler-Diktatur standen (Draeger 2010, S. 5 ff.; Retter 2010; 2012, S. 291 ff.).
3.3 In der Zeit nach 1945
Nach dem Zusammenbruch der Nazi-Diktatur konnte Petersen an der Jenaer Universität weiterarbeiten, da er zu den wenigen Jenaer Ordinarien gehörte, die nicht der NSDAP beigetreten waren. Er wurde am 1. Mai 1945 zum Dekan der Philosophischen Fakultät ernannt. Die sowjetische Besatzungsmacht wandelte die Philosophische Fakultät in „Social-Pädagogische Fakultät“ um. Petersen blieb deren Dekan. Zusätzlich übernahm er noch mit Wirkung vom 1. Januar 1946 die Aufgaben eines Ordinarius für Erziehungswissenschaft an der Universität Halle-Wittenberg sowie die eines Direktors der „Franckeschen Stiftungen“ in Halle. Zwei Monate später teilte er dem Präsidenten der Provinz Sachsen, Erhard Hübener (1881–1958), mit, er werde seine Ämter in Halle niederlegen. Seinen Schritt begründete er damit, dass er vordringlich versuchen müsse sein Lebenswerk in Jena „zu erhalten […] das schwer erkämpft und unter mannigfacher, oft sehr bitterer Zurücksetzung dennoch errichtet wurde“ (zit. n. Döpp 2003, S. 614). Der Dekan hatte sich schnell dem neuen Zeitgeist angepasst „und trat mit marxistischen Ergebenheitsfloskeln auf“ (Bartuschka 2012, S. 389). Als z.B. in der SBZ das „Gesetz zur Demokratisierung der deutschen Schule“ verabschiedet wurde, verfasste er eine Gedenkschrift, dabei sozialistische und bildungspolitische Ziele berücksichtigend. Demzufolge hätten schon im „Schulkampf“ von 1920 „die alten reaktionären politischen Mächte“ (zit. n. Döpp 2003, S. 623) gesiegt, eben „diejenigen Mächte, die sich dann im September 1930 Hitler kauften und unter ihm Deutschland in dieses Elend stürzten“ (ebd.). Seinerzeit hätten sich die deutschen richtungsweisenden Pädagogen entschlossen, für kommende Zeiten ein Schul- und Unterrichtsprogramm zu erarbeiten und dieses „in Programmen und Schriften festgehalten, sie haben es aufgezeichnet für die kommende Zeit der neuen Schule, an deren Erscheinen sie unerschütterlich glaubten […] Dies hat zu einer neuen Erziehungswissenschaft und Pädagogik, zu einer neuen Didaktik als einer Erziehungslehre des Unterrichts geführt“ (ebd.), die aktuell zur Verfügung stünde, um das „neue Gesetz […] mit einem Innenleben der Erziehung und des Unterrichts zu erfüllen“ (ebd.).

Dem Dekan der „Social-Pädagogischen Fakultät“ lag die Wiedereröffnung der „Universitätsschule“ besonders am Herzen, ebenso die Wiederansiedlung der Kindergartenpädagogik als universitäre Disziplin. Mit Verve setzte er sich dafür ein, die Fröbelexpertin Erika Hoffmann (1902–1955) als a.o. Professorin für „Pädagogik des Kindergartens und der Grundschulunterstufe“ an die Universität Jena zu berufen. In einem Brief vom 18. Juni 1947 an die von 1947–1950 amtierende Thüringer Ministerin für Volksbildung, Marie Torhorst (1888–1989), begründete er sein Anliegen u.a. damit, dass die Stundenpläne für die akademische Ausbildung der Lehrer an Grundschulen „als Wahlfach auch Methodik der Unterstufe und Praxis des Kindergartens [vorsähen] und darunter mit Recht die Einführung in die Theorie und Praxis des Kindergartens“ (zit. n. Berger 2018, S. 116). Petersen hob die trotz fehlender Habilitation vorhandenen Qualifikationen von Hoffmann als die für die Berufung am besten geeignete Persönlichkeit hervor, die zurzeit im Auftrage von Eduard Spranger (1882–1963) als Leiter der „‚Kommission für die Geschichte der Erziehung und des Unterrichts bei der Preußischen Akademie für Wissenschaften‘ seit 1938 den Berliner Nachlass von Fröbel […] bearbeitet“ (zit. n. ebd., S. 117). Hoffmann nahm die Berufung zum 1. August 1947 an, verließ allerdings Anfang Oktober 1948 klammheimlich die SBZ und übersiedelte nach Westdeutschland.
Der schon länger schwelende Konflikt mit der „Sowjetischen Militär-Administration Deutschland“ (SMAD) verstärkte sich zusehends und Petersen geriet „zwischen alle Fronten“ (Döpp-Vorwald 1966, S. 374). Im Oktober 1948 wurde er seines Amtes als Dekan enthoben, da er, wie der neue und erste sozialistische Rektor der Jenaer Universität, Otto Schwarz (1900–1983), resümierte, „keinen blassen Schimmer von der sozialistischen Umgestaltung Deutschlands“ (zit. n. Berger 2018, S. 29) habe. So verwundert nicht, dass mit Beginn des Schuljahres 1950/51 von den DDR-Behörden die „Petersen Schule“ verboten wurde, die zu diesem Zeitpunkt noch nie so viele Schüler*innen verzeichnen konnte, nämlich 266. Auf einer Elternversammlung begründete die kommunistische Hardlinerin Torhorst das Verbot wie folgt:
„Die Petersen-Schule ist ein reaktionäres, politisch sehr gefährliches Überbleibsel aus der Weimarer Republik! […] Ich versichere, daß wir keinen Pfenning ausgeben für solche Experimente! Also, hier hat sich eine Insel erhalten in unserer Schule, in unserer antifaschistisch-demokratischen Ordnung, die z.B. sich erlaubte, die Pionier-Bewegung, der entscheidenden Bewegung an unseren Grundschulen, so wenig die Tür aufzumachen, von der Herr Prof. Petersen erklärt hat, wir brauchen die Pionierbewegung in unserer Schule nicht“ (zit. n. Kluge 1992, S. 345).

Die Schließung der Universitäts-Übungsschule wurde in der BRD aufmerksam registriert und in einschlägigen pädagogischen Publikationen bekannt geben. Dies belegt beigefügtes Dokument:
1945 berief das „Office of Military Government for Germany (U.S.)“ Petersen in die Gründungskommission für eine „Internationale Universität“ in Bremen. Eine in Aussicht gestellte Professur wurde nicht verwirklicht, weil, wie Döpp-Vorwald meinte, ihm einerseits die „Kollaboration mit dem ‚roten‘ System zum Vorwurf gemacht“ (Döpp-Vorwald 1966, S. 375) wurde, andererseits spielten auch „alte Animositäten aus wissenschaftlichen Richtungskämpfen“ (ebd.) eine nicht unbedeutende Rolle. Hinzu kam, dass der Universitätsprofessor sich „sehr weitgehend mit der nationalsozialistischen Ideologie identifiziert bzw. abgefunden“ (zit. n. Kluge 2002, S. 51) hatte.
4 Würdigung und Kritik
Petersen und der Jenaplan „gehören zu den Höhenpunkten der Reformpädagogik als internationaler Bewegung“ (Röhrs 1980, S. 248). Die Jenaplan-Pädagogik, erfreute sich nach 1945 in der BRD bis ca. Mitte/Ende der 1960er-Jahre (vor allem im Raum Niedersachsen und Hessen) einer hohen Akzeptanz. Diese ging jedoch mit der Zeit peu à peu zurück. Ein Grund dafür war u.a. die ca. Mitte der 1960er-Jahre einsetzende „Curriculumrevision“, die sich verbreitende Idee der Gesamtschule sowie die allgemeine Erstarkung des „Offenen Unterrichts“, der Assoziationen zur Jenaplan-Pädagogik weckt. In der ehemaligen DDR, in der Reformschulen grundsätzlich ein Tabu waren, wurde Petersen kurzerhand, von seltenen positiven Bewertungen abgesehen, als „imperialistischer Ideologe“, Mitwegbereiter der „faschistischen Konzentrationslager“ etikettiert, der „unwiderleglich den Faschismus unterstützt[e]“ (Röhrs 1980, S. 259; John 2012, S. 427 ff.; Schwann 2004, S. 195 f.). Auch in der BRD wurde die Person Petersen und sein Werk bereits sehr früh diskutiert und ob seiner „faschistischen Bildungsideologie“ hinterfragt. Beispielsweise hatte der Reformpädagoge Paul Oestreich (1878–1959) 1945 konstatiert, Petersen sei in die „rettende bürgerliche Dumpfheit verfallen“ und er habe seinen „kompilatorischen Jenaplan geschrieben, der ebenso reaktionär wie fortschrittlich benutzbar war“ (zit. n. Kaßner 1992, S. 247). Dessen ungeachtet erschien der einstige Jenaer Universitätsprofessor weiterhin als verdienstvoller Reformpädagoge. Die von Ortmeyer 2009 veröffentlichte Habilitationsschrift „Mythos und Pathos statt Logos und Ethos“, in der Petersen NS-Vergangenheit beleuchtet wird, sorgte für eine erneute kritische Betrachtung seiner Person und reformpädagogischen Hinterlassenschaft (Draeger 2009). Eine extrem kontrovers geführte und kaum zu überschauende Diskussion entbrannte, die an dieser Stelle nicht erörtert werden kann. Der einstige Jenaer Universitätsprofessor wird als Nazi, Pazifist, Antisemit, Kollaborateur, Kommunist, Sozialist, Wendehals etc. entlarvt (Döpp 2003, S. 173 ff.; Ortmeyer 2008, S. 43 ff.; Ortmeyer 2009, S. 290 ff.; Retter 2012, S. 291 ff.). Hierauf Bezug nehmend resümiert Hein Retter treffend:
„Die Crux der Jenaplan-Pädagogik hat aber auch eine moralische Seite […] Nachdem jetzt erst von Petersen bekannt wurde, dass er 1944 an einem Programm der SS zur Germanisierung norwegischer Studenten durch Vorträge im KZ Buchenwald mitwirkte, kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Kollegium, das heute beabsichtigt nach dem Jenaplan zu arbeiten, die eigene Schule ohne ein moralisches Problem zu haben, Petersen Schule nennt. Die Verschränkung pädagogischen Handelns mit dem Netz politischer Führer und Institutionen im ‚Dritten Reich‘ macht dieses Handeln – unabhängig vom konkreten Tun – moralisch fragwürdig“ (Retter 2007, S. 873).
In der Folge bemühten sich „Peter Petersen Schulen“ um eine Umbenennung, da der Jenaplan-Begründer nun als Namensgeber für eine an demokratischen Werten und Grund- und Menschenrechten orientierten Schule ungeeignet erschien. Zwei Beispiele: Die „Peter Petersen Gesamtschule“ im Hamburger Stadtteil Wellingsbüttel wurde nach der polnischen Sozialarbeiterin Irena Sendler (1910–2008), die während der deutschen Terrorbesatzung in Polen ca. 2.500 jüdische Kinder aus dem Warschauer Ghetto rettete und vor dem sicheren Tod bewahrte, umbenannt. Die „Peter-Petersen-Schule“ in Hannover heißt nun „Südstadtschule“. Gegenwärtig gibt es ca. 50 Bildungseinrichtungen, die nach der Jenaplan-Pädagogik arbeiten, da dieses Reformkonzept ohne Zweifel Strukturelemente aufweist, die für zweckmäßiges und schülerorientiertes Lehren und Lernen bis auf den heutigen Tag Gültigkeit haben wie:
- Von der Klasse als Masse zum gegliederten Sozialgebilde. Anstelle von jahrgangsgebundenen Klassen wird in sog. Stammgruppen gelernt, in denen jeweils drei Schuljahrgänge zusammengefasst sind. Die Stammgruppen sind wie folgt gegliedert: Untergruppe (1. bis 3./4. Schuljahr); Mittelgruppe (4. bis 6. Schuljahr); Obergruppe (7. bis 8. Schuljahr); Jugendlichengruppe (9. bis 10. Schuljahr).
- Anpassung des Arbeitsplanes an den Tages- und Wochenrhythmus (statt eines im 45-Minuten-Rhythmus getakteten „Fetzenstundenplans“), wobei sich der Rhythmus des Lebens in der Planung wieder spiegelt. Die Schulwoche beginnt mit dem Morgenkreis und endet am Freitag mit dem Wochenendkreis. Innerhalb der Woche finden Kurse (Fachleistungskurse, Einführungskurse) und Gruppenarbeit rhythmisiert statt. Der Unterricht erfolgt epochal und in Projekten. Jedes Lernprodukt gilt es zu präsentieren, jede Erarbeitung anderen Schülern zur Einsicht zur Verfügung zu stellen.
- Der Unterrichtsraum als „ästhetische Schulwohnstube“: Neben beweglichen Tischen und Stühlen zum Arbeiten finden sich in der Schulwohnstube Mobiliar zum Erholen, eine Leseecke, Schränke oder Regale mit Arbeitsmitteln und sonstigen Mitteln.
- Freier Bildungserwerb durch die Bildungsgrundformen Gespräch, Spiel, Arbeit, Fest und Feier. Das Kind wird hierbei nicht reduziert auf Wissen und Können, die Schule wird zu mehr als einer Lern- oder Bildungsanstalt.
- Freigewählte wechselnde Sitzordnungen, entsprechend den verschiedenen pädagogischen Situationen (z.B. Hufeisenform, Tischgruppe, Berichtskreis).
- Keine Zensuren und Zeugnisse. An ihre Stelle tritt eine verbale „Charakteristik“, in der die Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit des Kindes/​Jugendlichen berücksichtigt wird. Als „Zeugnis“ werden ein subjektiver (offener) und ein objektiver (vertraulicher) Bericht erstellt. Der subjektive Bericht ist Grundlage für ein abschließendes Gespräch mit dem Kind und zugleich das „Zeugnis“, das es mit nach Hause nimmt. Der objektive Bericht ist Grundlage für die Verständigung mit den Eltern über die gemeinsame Erziehungsarbeit.
- Schulgemeinde als Zusammenarbeit von Schüler*innen, Lehrkräften und Eltern, die Mitarbeitende sind und sich einordnen können in Unterricht und Feier, auf Wanderungen und Reisen, in Werkstatt und Garten.

5 Quellenangaben
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6 Informationen im Internet
Verfasst von
Manfred Berger
Mitbegründer (1993) und Leiter des „Ida-Seele-Archivs zur Erforschung der Geschichte des Kindergartens“
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Zitiervorschlag
Berger, Manfred,
2021.
Petersen, Peter [online]. socialnet Lexikon.
Bonn: socialnet, 09.03.2021 [Zugriff am: 10.02.2025].
Verfügbar unter: https://www.socialnet.de/lexikon/28159
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