Portfolioanalyse
Prof. Dr. Harald Christa
veröffentlicht am 25.05.2023
Die Portfolioanalyse ist ein Instrument der strategischen Analyse und dient der Untersuchung und Bewertung von Geschäftsfeldern und Angeboten. Einst als Instrument konzipiert, um es Besitzer:innen von Wertpapieren zu erleichtern, ihr Aktiendepot im Hinblick auf die Risikoverteilung zu untersuchen, ist dieser Ansatz nun bereits seit vielen Jahren ein fester Bestandteil im strategischen Management.
Sinn und Zweck der Portfolioanalyse ist, einen regelmäßigen Überblick über den Stand und die Zukunft der Leistungen, Leistungsbereiche bzw. Geschäftsfelder einer Sozialunternehmung zu generieren. Die Ergebnisse der Portfolioanalyse sollen darüber hinaus Handlungsempfehlungen in Bezug auf Investition und künftiges Engagement geben können. Naturgemäß eignet sich dieser Ansatz primär für Träger, welche verschiedene Leistungen anbieten bzw. in verschiedenen sozialen, pflegerischen oder gesundheitswirtschaftlichen Feldern tätig sind. Je nach Anzahl der Geschäftsfelder und/oder unterschiedlicher Leistungsangebote ergeben sich unterschiedliche Portfoliokomplexitäten für die betreffenden Einrichtungen und Träger.
Die nach wie vor prominenteste Variante der Portfolioanalyse ist das von der Unternehmensberatung Boston Consulting Group Ende der 1960er-Jahre entwickelte Modell mit vier Sektoren, die sich aus der Bewertung eines Leistungsangebots oder -feldes über die beiden Faktoren „Marktwachstum“ und „relativer Marktanteil“ ergeben.

Die Begründung für die Heranziehung von „Marktwachstum“ und „Marktanteil“ als Leitkriterien bezieht sich zum einen darauf, dass die zu erwartende Nachfrageentwicklung über die Marktattraktivität entscheidet, andererseits der relative Marktanteil des eigenen Angebots als Indikator über die von den „Kunden“ vorgenommene aktuelle Wahrnehmung des Angebots bzw. die kundenseitige Bewertung der Qualität gelten darf. Soziale Organisationen sind jedoch nicht an diese Vorgaben gebunden. So kann anstelle des Kriteriums „Marktanteil“ bspw. auch die Honorierung eines Angebots oder eines Geschäftsfelds durch besonders wichtige Zielgruppen als Kriterium gewählt werden.
Jedes Angebot bzw. jede Leistungsform und jedes Geschäftsfeld soll nach den oben genannten Kriterien in eines der vier Quadranten verortet werden. Daraus ergeben sich Bewertungen für deren Zukunftsfähigkeit sowie für investive Maßnahmen.
Literaturhinweise
Bea, Franz Xaver und Jürgen Haas, 2019. Strategisches Management. 10. überarbeitete Auflage. München: UVK Verlag. ISBN 978-3-8252-8753-5
Christa, Harald, 2010. Grundwissen Sozio-Marketing: Konzeptionelle und strategische Grundlagen für soziale Organisationen. Wiesbaden: VS, Verl. für Sozialwiss. ISBN 978-3-531-17010-7 [Rezension bei socialnet]
Kerth, Klaus, Heiko Asum und Volker Stich, 2011. Die besten Strategietools in der Praxis: welche Werkzeuge brauche ich wann? Wie wende ich sie an? Wo liegen die Grenzen?. 6., überarb. und erw. Auflage. München: Hanser. ISBN 978-3-446-44254-2
Welge, Martin K. und Andreas Al-Laham, 2017. Strategisches Management: Grundlagen – Prozess – Implementierung. 7., überarbeitete und aktualisierte Auflage. Wiesbaden: Springer Gabler. ISBN 978-3-658-10647-8
Verfasst von
Prof. Dr. Harald Christa
Professor für Sozialmanagement an der Evangelischen Hochschule Dresden mit Schwerpunkt Sozio-Marketing, Strategisches Management, Qualitätsmanagement/ fachliches Controlling.
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Zitiervorschlag
Christa, Harald,
2023.
Portfolioanalyse [online]. socialnet Lexikon.
Bonn: socialnet, 25.05.2023 [Zugriff am: 04.06.2023].
Verfügbar unter: https://www.socialnet.de/lexikon/26588
Link zur jeweils aktuellsten Version: https://www.socialnet.de/lexikon/Portfolioanalyse
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