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Rosenberg, Marshall Bertram

Dr. Georg Singe

veröffentlicht am 17.05.2018

* 06.10.1934 in Canton, Ohio (USA)

07.02.2015 in Albuquerque, New Mexico (USA)

Marshall B. Rosenberg
Abbildung 1: Marshall B. Rosenberg (Quelle: Banning 2009)

Marshall Bertram Rosenberg, Ph.D. ist Begründer des Konzeptes der Nonviolent Communication (NVC), der Gewaltfreien Kommunikation (GFK).

Überblick

  1. 1 Lebenslauf
  2. 2 Lebenswerk
  3. 3 Wirkungsgeschichte
  4. 4 Aktuelle Bedeutung und Würdigung/Kritik
  5. 5 Quellenangaben
  6. 6 Literaturhinweise
  7. 7 Informationen im Internet

1 Lebenslauf

Rosenberg wuchs als Sohn jüdischer Eltern in einem von gewaltsamen Rassenkonflikten geprägten Stadtviertel von Detroit auf. 1943 erlebte er als Achtjähriger die dortigen Rassenkrawalle, die ihn sehr prägten und nach alternativen gewaltfreien Lösungen suchen ließen. So entwickelte er schon früh sein Interesse an gewaltfreien Methoden der Konfliktlösung und beteiligte sich in der Bürgerrechts- und Studentenbewegung. In den 1950er Jahren studierte er an den Universitäten Michigan und Wisconsin Psychologie und konnte der gesellschaftskritischen Sicht auf die damalige klinische Psychologie des Soziologieprofessors Michael Hakeem einiges abgewinnen. In dieser Phase begegnete ihm Carl Rogers, für den er seit 1960 in Forschungsprojekten arbeitete. Rosenberg ist geprägt von dessen Ansatz der klientenzentrierten Gesprächstherapie und promovierte im Jahre 1961 an der Universität von Wisconsin zum Doktor der Psychologie. Seine praktische Arbeit als klinischer Psychologe und Psychotherapeut in eigener Praxis brachte ihm Ansehen und Erfolg, zumal er alte Konventionen über Bord warf, indem er zum Beispiel schon damals familientherapeutische Ansätze favorisierte. Der ständige kritische Blick auf die eigene Praxis und die grundlegende Frage nach dem, was Menschen zum Leben brauchen, sowie seine zusätzlichen Studien der vergleichenden Religionswissenschaften bilden den Nährboden für das von ihm seit 1963 entwickelte Konzept der Gewaltfreien Kommunikation. Seine praktische Arbeit führt ihn 1984 zur Gründung des „Center for Nonviolent Communication“ in Sherman, Texas. Weltweit hat er viele MultiplikatorInnen in über 30 Ländern in GFK ausgebildet und sich auf internationaler Ebene in Krisen- und Kriegsgebieten für gewaltfreie Modelle zur Konfliktlösung eingesetzt. 2011 zog er sich aus dem öffentlichen Leben zurück und verstarb am 7. Februar 2015 in Albuquerque, New Mexico.

2 Lebenswerk

Grundlage des Ansatzes von Rosenberg sind die gesellschaftlichen Erfahrungen von gewaltsamen Konflikten: Rosenberg führt Gewalt auf das Phänomen zurück, dass viele Menschen nicht im Kontakt mit ihrer eigenen einfühlsamen Natur stehen. Die Ausgangsfrage in seinem Grundlagenbuch formuliert Rosenberg sehr schlicht: „Was geschieht genau, wenn wir die Verbindung zu unserer einfühlsamen Natur verlieren und uns schließlich gewalttätig und ausbeuterisch verhalten? Und umgekehrt, was macht es manchen Menschen möglich, selbst unter den schwierigsten Bedingungen mit ihrem einfühlsamen Wesen in Kontakt zu bleiben?“ (Rosenberg 2016, S. 17) Diese Fragen beantwortet Rosenberg mit seinem Konzept der GFK, das sich auf grundlegende kommunikationswissenschaftliche und psychologische Erkenntnisse stützt. Empathie, Wertschätzung und eine bedürfnisorientierte Ausdrucksfähigkeit eigener Gefühle stehen im Mittelpunkt des Modells. Dabei ist Rosenbergs Haltung von einer tiefen Spiritualität geprägt, die eine religiöse Basis für die Gefühle der Verbundenheit zu sich selbst, zu den Menschen und der Gesellschaft darstellt (Rosenberg 2015).

3 Wirkungsgeschichte

Die vielen Publikationen und Videoaufzeichnungen seiner Workshops hinterlassen ein breites Repertoire, auf das heute – auch auf verschiedenen digitalen Plattformen – zurückgegriffen werden kann. Sein Standardwerk „Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens“ wurde 1998 veröffentlicht, erschien 2001 erstmals auf Deutsch und ist mittlerweile in der 12. Auflage sowie als Hörbuch publiziert (Rosenberg 2016). Das Konzept der GFK wird in vielen Bereichen menschlicher Alltagskommunikation, der Bildung und Erziehung, aber auch in Politik, Diplomatie, der Wirtschaft und Organisationsentwicklung, in Beratungs- und Therapiekonzepten sowie in juristischen Kontexten (Mediationsverfahren) eingesetzt. Diese breite Wirkung zeigt, wie praxisnah und effektiv dieses Modell eine neue Art und Weise des gegenseitigen Verständnisses ermöglicht und festgefahrene Konfliktsituationen auf Lösungen hin öffnet, die für alle Beteiligten angenommen werden können.

4 Aktuelle Bedeutung und Würdigung/Kritik

Trotz der breiten Wirkung, die Rosenberg mit seinem Modell der GFK in verschiedensten Praxisfeldern besitzt, ist zu betonen, dass er die wissenschaftliche Fundierung seines Ansatzes nicht hinreichend entfaltet. Es ist das Modell eines Praktikers, der dem Wissenschaftsbereich und der klassischen Psychotherapie bewusst den Rücken gekehrt hat, um sich mit ganzer Energie der Idee einer gesellschaftlichen Veränderung durch die gewaltfreie Praxis menschlicher Kommunikation zu widmen. Das heutige weltweite, breite und immer größer werdende Netzwerk der Menschen, die die Idee der GFK weitertragen, ist ein Zeichen für die Aktualität und Bedeutsamkeit des Ansatzes.

5 Quellenangaben

Banning Beth, 2009. Marshall Rosenberg, Ph.D. Press Kit [online]. Encinitas: PuddleDancer Press [Zugriff am 16.0.2018]. Verfügbar unter: http://www.nonviolentcommunication.com/pressroom/mr_presskit.htm

Rosenberg, Marshall B., 2015. Lebendige Spiritualität. Gedanken über die spirituellen Grundlagen der gewaltfreien Kommunikation: eine Zusammenstellung von Fragen an Dr. Marshall B. Rosenberg und seine Antworten. 3. Auflage. Paderborn: Junfermann. ISBN 978-3-95571-302-7

Rosenberg, Marshall B., 2016. Gewaltfreie Kommunikation: Nonviolent communication; eine Sprache des Lebens. 12., überarbeitete und erweiterte Auflage. Paderborn: Junfermann Verlag. ISBN 978-3-95571-572-4

6 Literaturhinweise

Rosenberg, Marshall B., 2015. Wie ich dich lieben kann, wenn ich mich selbst liebe: Ein praktischer Ratgeber zu einer neuen Art von Beziehungen. 3. Auflage. Paderborn: Junfermann Verlag. Reihe Kommunikation / Gewaltfreie Kommunikation. ISBN 978-3-95571-403-1

Rosenberg, Marshall B., 2015. Den Schmerz überwinden, der zwischen uns steht: wie Heilung und Versöhnung gelingen, ohne faule Kompromisse einzugehen; gewaltfreie Kommunikation: die Ideen & ihre Anwendung. 2. Auflage. Paderborn: Junfermann. ISBN 978-3-95571-483-3

Rosenberg, Marshall B., 2016. Gewaltfreie Kommunikation: Nonviolent communication; eine Sprache des Lebens. 12., überarbeitete und erweiterte Auflage. Paderborn: Junfermann Verlag. ISBN 978-3-95571-572-4

Rosenberg, Marshall B., 2016. Das Herz gesellschaftlicher Veränderung. Wie Sie Ihre Welt entscheidend umgestalten können: gewaltfreie Kommunikation: die Ideen & ihre Anwendung. 2. Auflage. Paderborn: Junfermann Verlag. ISBN 978-3-95571-550-2 [Rezension bei socialnet]

Rosenberg, Marshall B., 2016. Gewaltfreie Kommunikation: Trainingsbuch gewaltfreie Kommunikation: abwechslungsreiche Übungen für Selbststudium, Seminare und Übungsgruppen, 8., überarbeitete und erweiterte Auflage. Paderborn: Junfermann Verlag. Reihe Kommunikation / Gewaltfreie Kommunikation. ISBN 978-3-95571-573-1

Rosenberg, Marshall B., 2017. Gewaltfreie Kommunikation und Macht in Institutionen, Gesellschaft und Familie. Paderborn: Junfermann Verlag. ISBN 978-3-95571-625-7 [Rezension bei socialnet]

7 Informationen im Internet

Verfasst von
Dr. Georg Singe
Dipl.-Sozialarbeiter, Dipl.-Theologe, Systemischer Familientherapeut, Supervisor und Lehrtherapeut (DGSF)
Dozent an der Fakultät I für Bildungs- und Gesellschaftswissenschaften, Fachbereich Soziale Arbeit der Universität Vechta
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Zitiervorschlag
Singe, Georg, 2018. Rosenberg, Marshall Bertram [online]. socialnet Lexikon. Bonn: socialnet, 17.05.2018 [Zugriff am: 03.11.2024]. Verfügbar unter: https://www.socialnet.de/lexikon/27990

Link zur jeweils aktuellsten Version: https://www.socialnet.de/lexikon/Rosenberg-Marshall-Bertram

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