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Sexuelle Entwicklung

Stefan Hierholzer

veröffentlicht am 16.10.2020

Unter sexueller Entwicklung wird ein Teil entwicklungspsychologischer, philosophischer, sozialpädagogischer, anthropologischer, biologischer und geronto(pädagogischer) Theorie verstanden, die sich mit der Sexualentwicklung des Homo sapiens befasst.

Überblick

  1. 1 Zusammenfassung
  2. 2 Sexualwissenschaftliche Besonderheiten
  3. 3 Psychosexuelle Entwicklung des Kindes- und Jugendalters
    1. 3.1 Das erste Lebensjahr
    2. 3.2 Das zweite Lebensjahr
    3. 3.3 Das dritte Lebensjahr
    4. 3.4 Das vierte Lebensjahr
    5. 3.5 Das fünfte Lebensjahr
    6. 3.6 Das sechste Lebensjahr
    7. 3.7 Das siebte Lebensjahr bis zur Pubertät
    8. 3.8 Sexuelle Entwicklung im Jugendalter
    9. 3.9 Sexuelle Entwicklung im Kontext der Reproduktion
  4. 4 Sexuelle Entwicklung im höheren Lebensalter
    1. 4.1 Bedeutung von Sexualität für ältere Frauen
    2. 4.2 Sexuelles Wissen
    3. 4.3 Sexuelle Selbstbestimmung
    4. 4.4 Sexuelle Lebensbilanzierung
  5. 5 Quellenangaben

1 Zusammenfassung

Für die sexuelle Entwicklung gilt, wie für alle menschlichen Entwicklungsbereiche, dass sie als intraindividuelle prozesshaft-lebenslange Ausformungsprozesse zu verstehen sind (Hierholzer 2016; Oerter und Montada 2008; Hubrig 2014). Die hier dargestellten Entwicklungstheorien sind, da sie auf den sensiblen Bereich der menschlichen Sexualität gerichtet sind, besonders kritisch zu reflektieren. Eben weil Sexualität als Konglomerat naturwissenschaftlichen sowie sozial- und gesellschaftswissenschaftlichen, soziologischen, pädagogischen, psychologischen, religiös-ethischen und historischen Deutungswandlungen und damit immer auch machttheoretischen Bestrebungen unterworfen ist. Damit sind sowohl der Begriff der Sexualität, als auch die hier im Artikel behandelten Altersgruppierungen und die daraus geschlussfolgerten sozialen Effekte, immer in ihrem zeit- und machthistorischen und kulturellen Deutungsrahmen zu betrachten (Hierholzer 2014; Sigusch 2008). Prinzipiell lässt sich sagen, dass sexuelle Entwicklung physiologische Anlagen (genetische Disposition) hat, die automatisch angestoßen werden. Dessen ungeachtet ist der größte Teil der sexuellen Entwicklung als Zusammenspiel aus Trieb- und lerntheoretischen Aspekten zu verstehen, der mit der Zeugung beginnt und erst mit dem Tod endet. Oder anders ausgedrückt: „Sexualität kann begriffen werden als allgemeine Lebensenergie, die sich des Körpers bedient, aus vielfältigen Quellen gespeist wird, ganz unterschiedliche Ausdrucksformen kennt und in verschiedener Hinsicht sinnvoll ist“ (Sielert 1993, S. 43). Wie früh dies ist, belegen neuere Aufnahmen aus dem Mutterleib. Als Beleg kann dafür angeführt werden, dass männliche Föten dabei beobachtet wurden, wie sie ihre Genitalien manipulieren (Nilsson 2003; Bornemann 1981).

2 Sexualwissenschaftliche Besonderheiten

Da, wie oben bereits angedeutet, Sexualität und damit auch sexuelle Entwicklung immer auch ein (macht-)politisches Spannungsverhältnis aufweist, ist an dieser Stelle deutlich zu machen, dass Sexualität insgesamt als gesamtgesellschaftliches Konstrukt zu verstehen ist, welches durch verschiedene Kulturen zu verschiedenen Zeiten verschieden verhandelt wird. Besonders deutlich arbeitet dies Sigusch heraus, indem er darauf verweist: „Eine objektive Geschichtsschreibung gibt es nicht. Immer werden die Ereignisse der Vergangenheit, angeblich unumstößliche Tatsachen, nach den wissenschaftlichen, kulturellen und ethischen, politischen und geschlechtsabhängigen Vorstellungen der Gegenwartsgesellschaft interpretiert […]“ (Sigusch 2008, S. 20).

Diese kritische Vorwegnahme ist gerade im Kontext von Sexualität und sexueller Entwicklung unabdingbar, da auch im Namen der Sozial- und Sexualwissenschaften in der Vergangenheit Sexualität (politisch-administrativ und juristisch) instrumentalisiert wurde und in neuerer Zeit sich wieder Tendenzen abzeichnen, die Sexualität negativ – im Sinne von normgebend – interpretieren. Als Beispiel genügt, hier die Verfolgung und Verurteilung homosexueller Männer nach § 175 StGB (Strafgesetzbuch) zu nennen. Gleiches gilt für die bis in die Gegenwart immer noch verbreiteten geschlechtsangleichenden Operationen an Kindern, die als Inter* identifiziert werden. Diese beiden exemplarischen Fälle zeigen, dass Sexualität und sexuelle Entwicklung nicht ausschließlich als normative menschliche Entwicklungen verstanden werden können, sondern dass in den Theorien der sexuellen Entwicklung und in deren Hintergrundfolie Konfliktlinien mit sozialdisziplinären Charakter enthalten sind (Breuer 1986; Foucault 1976). Daraus resultieren Fragen für die Pädagogik, die Alten- und Behindertenhilfe, im erzieherischen Umgang mit sexueller Entwicklung. Dieser Artikel geht bewusst über die klassische Darstellung der psychosexuellen Entwicklung hinaus und betrachtet sexuelle Entwicklung als Trieb- und Lernentwicklung über den gesamten Lebenslauf.

3 Psychosexuelle Entwicklung des Kindes- und Jugendalters

Die zentralste Figur zur sexuellen Entwicklung stellt, trotz angebrachter Kritik, immer noch Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse. In seiner 1905 erschienenen grundlegenden Schrift „Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie“ legte Freud den Grundstein auch heutiger entwicklungspsychologischer Modelle. Dabei ist die historische Einordnung seiner Theorien unverzichtbar, da gegenwärtige Lesarten sich fundamental von den um 1900 geltenden Sexualmoralvorstellungen unterscheiden. Trotz aller berechtigter Kritik war Freud der bekannteste Vertreter, der bereits Kindern eine eigene Sexualität zugestand. Damit ebnete er den theoretischen Weg, sexuelle Entwicklung insgesamt auch als psychologisches Phänomen zu ergründen. Wenngleich er selbst seine Schriften und seine gesamte Psychoanalyse mehrfach überarbeitete, ist eine grundsätzliche Phrasierung der kindlichen Sexualität durch ihn vorgelegt worden, die im Folgenden dargestellt wird.

Grundsätzlich geht Freud in seiner Libido-Theorie davon aus, dass der Mensch auf eine Lustmaximierung hin angelegt ist und daher eine starke Triebsteuerung besitzt.

3.1 Das erste Lebensjahr

Mit der Geburt sind zentrale sozialisatorische Aspekte verknüpft, so wird beispielsweise die Geschlechtszuordnung durch die Umwelt festgelegt (Hurrelmann 2020). Wie stark diese gendertheoretischen Wirkmächte sind, zeigen verschiedene Studien. Das Experiment von Rubin (1974) zeigt bspw., dass Eltern ihre Kinder, je nachdem welches Geschlecht sie haben, anders wahrnehmen und behandeln. So wurde befragt, wie das Kind sei. Für Jungs wurde zumeist attestiert, dass diese groß und kräftig wären, wohingegen Mädchen zierlich und weich wären. Das Experiment wurde auch in jüngster Vergangenheit immer wieder mit sehr ähnlichen Effekten wiederholt (Rubin et al. 1974). Dies zeigt, dass Kinder hier nicht ausschließlich eine alleinige (sexuelle) Entwicklung durchlaufen, sondern eine reziproken Wechselwirkung mit ihrer Umwelt eingehen müssen.

Freuds zentrale Annahme besteht darin, dass Kinder im ersten Lebensjahr vor allem ihre Umwelt über den Mund erkunden, daher rührt auch die Namensgebung orale Phase (Freud 1912). Während dieser Phase sind sinnliche Erfahrungen grundlegend für die Kinder. Löbner (1998) bezeichnet den Mund als Lust- und Erkundungsorgan. Neben der Erkundung der Umwelt mit dem Mund, baut das Kind ein Urvertrauen zu seinen Bezugspersonen auf. Dieses Urvertrauen entsteht vor allem durch körperlich-emotionale Zuwendung wie bspw. Streicheln beim Wickeln, Umarmung während des Stillens oder durch Liebkosungen und dadurch, dass kindliche Bedürfnisse durch die Bezugspersonen richtig erkannt und angemessen beantwortet (oder befriedigt) werden (Erikson 2005; Ainsworth 1964). Mertens bemerkt dahingehend: „Im Falle eines glücklichen Dialogs führt dies zu der Erfahrung von Urvertrauen und bei Erwachsenen zu einem Harmonieren der Körper, einer großen sinnlichen Freude in allen Arten des gegenseitigen Streichelns, Schaukelns und Wiegens und im psychischen Sinn zu einem Sich-aufgehoben-Fühlen in der Erziehung(Mertens 1997, S. 57).

Mit dem ersten Lebensjahr schreitet auch die motorische Entwicklung voran und einige Kinder sind nun auch in der Lage erste Schritte zu gehen. Mit dieser Entwicklung wird es dem Menschen möglich, mehr Autonomie zu gewinnen und seinem angeborenen Drang nach Exploration nachzugehen. Damit verknüpft ist auch, die Auswahl der Interaktionspartner_innen stärker selbst zu steuern. Dies wiederum ermöglicht es ihnen, „Nähe und Getrenntsein, zwischen Loslassen und Festhalten und zwischen sich selbst und den anderen [zu] beherrschen“ (Löbner 1998, S. 36).

Wenngleich Freud die orale Phase in das erste Lebensjahr einordnet, so bleibt die Mundregion ein Leben lang eine erogene Zone, insofern die Lust bspw. auf gutes Essen und den damit verbundenen Genuss weiter erhalten bleibt. Der Kuss, als ein Symbol der Zuwendung, gilt als lustvoll und vertrauensstiftende Maßnahme.

Im weiteren Verlauf wird bspw. Oralsex im Jugend- und Erwachsenenalter betrieben. Die psychosexuellen Vorläufer davon sind, nach Freuds Auffassung, in der oralen Phase angelegt.

Das erste Lebensjahr ist durch die Weltaneignung mithilfe des Mundes (orale Phase) gekennzeichnet. Der Mensch ist auf viel emotional-körperliche Zuwendung angewiesen und fordert diese aktiv ein, damit er in die Lage versetzt wird, ein Urvertrauen entwickeln zu können.

3.2 Das zweite Lebensjahr

Im zweiten Lebensjahr ist der Aufmerksamkeitsfokus auf die Genitalien gerichtet. Freud nennt diese Phase „phallische Phase“, verortet diese jedoch im 4. Lebensjahr (Freud 1912). In dieser Phase ist der Mensch häufig beim Spielen mit den Genitalien beschäftigt, was als lustvoll empfunden wird. Schuhrke (1997) nennt diesen Umstand „Körperentdeckung“ und betont die Wichtigkeit dieser Phase „[…] schon deshalb, weil hier notwendige Informationen über den Körper erstmals aufgenommen und organisiert werden“ (Schuhrke 1997). In der sozialpädagogischen Praxis wird häufig beobachtet, wie Mädchen sich ein Kissen zwischen die Schenkel klemmen oder sich an Sofaecken reiben und dann „glasige“ Augen bekommen und für den Moment etwas apathisch wirken. Hier sind erste Vorformen von Orgasmen zu beobachten. Sowohl der dänische Philosoph und Existenzialist Sören Kierkegaard als auch Jean Paul Sartre haben darauf verwiesen, dass menschliche Existenz nur im Reziprok-Wechselseitigen möglich wird. Der Mensch ist in seiner Existenz elementar auf das Gegenüber spiegelnde angewiesen, um sich selbst erkennen zu können (Kierkegaard 2011; Sartre 1993). Daher lässt sich auch erklären, weshalb der Mensch in dieser Lebensphase auch die Genitalien der Sorgeberechtigten, wenn möglich und erlaubt, ausgiebig erkundet.

Häufig beobachten Kinder ihre Sorgeberechtigten bei der Morgentoilette oder beim Baden (Schuhrke 1997). Neben dem Erkundungsverhalten begreift der Mensch sukzessiv, dass es verschiedene Geschlechter gibt und sortiert sich diesen zu.

3.3 Das dritte Lebensjahr

Die Sauberkeitserziehung setzt besonders im westdeutschen Kontext im dritten Lebensjahr ein. Dies hat nicht ausschließlich biologische Gründe, sondern auch tradiert-pfadabhängige Begründungsmuster. So war, gerade in Westdeutschland, jahrzehntelang der Kindergartenbesuch an das Trocken/​SauberSein des Menschen gekoppelt. Obwohl diese starre Vorgabe im Kontext der veränderten elementarpädagogischen Betreuungssituation sich verändert hat, bleiben die Traditionslinien dennoch vorhanden.

Grundsätzlich ist heute bekannt, dass Kinder vor dem dritten Lebensjahr, physiologisch betrachtet, noch nicht vollumfänglich den Schließmuskel beherrschen können. Eine frühere Zwangserziehung zur Sauberkeit hat keinerlei positive Effekte (Largo et al. 1996; Largo und Jenni 2005).

Ungeachtet dessen ist die Aufmerksamkeit des Menschen in dieser Lebensphase sowohl durch äußere Umstände als auch durch innere Antreibe, auf das Ausscheiden gerichtet, was Freud als anale Phase bezeichnet (Freud 1912).

Dem Menschen wird es nun anatomisch möglich, seinen Schließmuskel gezielter zu kontrollieren. Ausscheidungsvorgänge werden als lustvoll erlebt. Mit dem Ausscheiden ist auch die Selbstwirksamkeit gekoppelt. Der Mensch realisiert, dass er die Möglichkeit besitzt aktiv etwas zu produzieren und darüber zu bestimmen, wann dieses Produkt ausgeschieden wird. Dieses Aus-sich-heraus-etwas-produzieren stellt für den Menschen ein identitätsstiftendes Moment dar. Dies erklärt auch, weshalb in der sozialpädagogischen Praxis beobachtet werden kann, dass der Mensch dieses Alters mit seinem Produkt spielt. Dies ist aufgrund hygienischer Standards in elementarpädagogischen Einrichtungen nicht möglich, daher ist es sinnvoll diesem Spieltrieb mit alternativen Erlebnismaterialien, wie Knete/Ton bzw. Sand/Matsch zu begegnen.

Essenziell ist eine wertschätzende Haltung gegenüber dem Akt des Ausscheidens. Einerseits muss der Mensch lernen, dass mit Kot spielen nicht gesund ist, andererseits gilt es aber auch, den Menschen in seinem Entwicklungsprozess und in diesem Fall in seinem Selbstwirksamkeitsmoment anzuerkennen und zu bestärken. Darüber hinaus befindet sich der Mensch in der „Ich-Phase“/„Phase der Willensbildung/​Autonomiephase“ und verbalisiert seine Bedürfnisse mitunter sehr bestimmt und klar.

Gerade die Verkopplung des eigenen Willens und die Fähigkeit zu widersprechen sind hinsichtlich der Prävention sexuellen Missbrauchs möglichst positiv zu begegnen, da dies bislang einen der wenigen Ansätze darstellt, den Menschen dieser Lebensphase „stark“ gegenüber sexuellen Übergriffen zu machen. Erst wenn der Mensch verstanden hat, dass sein „Nein“ geachtet wird, wird es ihm möglich sein, seine Grenzen zu verbalisieren.

Mit dem dritten Lebensjahr ist auch eine exponentielle Zunahme des Sprachvermögens gekoppelt. Dies liegt unter anderem daran, dass der Mensch nun vollumfänglich selbstständig in der Lage ist zu explorieren und ggf. sich nun auch in elementarpädagogischen Einrichtungen bewegt (Krippe bzw. Kita), in der eine reiche sprachliche Anregung durch das pädagogische Fachpersonal und die Peers vorhanden ist.

Daher ist das „Nein“-Sagen die eine Sache. Eine andere ist, dass der Mensch auch seine Körperteile kennen muss, also Worte dafür besitzen muss, damit er in einem nächsten Schritt entscheiden kann, an welchem Körperteil er angefasst werden möchte und an welchem nicht. Mit dem dritten Lebensjahr setzen auch die sogenannten Rollenspiele ein, die nun das Spielverhalten dominieren. Hierbei wird nun im Spiel mit den Gleichaltrigen (Peers) und/oder den Erwachsenen die (Geschlechts-)Rolle im Spiel erprobt und ausgebaut (Goffman 2003). Es kann davon ausgegangen werden, dass bereits in dieser Phase die Geschlechtsrolle verinnerlicht wird. Bei Untersuchungen zur Zuordnung von geschlechtsspezifischem Spielzeug wurde deutlich, dass dies den Kindern in diesem Alter bereits gelang (Oerter 1998). Problematisch an diesen zumeist psychologischen Testanordnungen ist, dass hier Geschlechterrollen wenig kritisch hinterfragt und zumeist stereotyp angewandt werden (Gildemeister 2012). Viel mehr gilt für Pädagog_innen, das Spielinteresse der Kinder aufzugreifen. Auch die Neugierde an sexuellen Vorgängen ist bei den Menschen dieses Alters zu beobachten.

3.4 Das vierte Lebensjahr

Das vierte Lebensjahr ist durch das konsequente Erlernen und Einfordern sozialer Regeln gekennzeichnet, sowie gleichzeitigem Einsetzen der Körperscham. Erste romantische Beziehungen und das Schwärmen für das gleiche oder das andere Geschlecht setzen ein. Häufig sind Sätze wie „Wenn ich groß bin, heirate ich mal Mama bzw. Papa“ zu vernehmen.

Die zunehmende Autonomie des Menschen erhöht auch dessen Bedürfnis nach selbstständigen sozialen Kontakten zu anderen Peers. Der Besuch von elementarpädagogischen Einrichtungen kommt diesem Bedürfnis entgegen. Soziale Normen entstehen in reziproken Wechselverhältnissen zwischen den jungen Menschen und ihrer sozialen Umwelt. Dies erklärt auch die relativ frühe Aneignung und Verfolgung heteronormativer Paarungsmuster. Das bedeutet bspw., dass gleichgeschlechtliche Liebesbeziehungen seltener offen bekundet werden (Millhofer 1998; Breitenbach 2000). Dieser Umstand hängt stark damit zusammen, dass Menschen Sexualität aktiv erlernen. Die Spielzeugindustrie nutzt dieses Junge-vs.-Mädchen-Schema und stellt spezifische Spielzeuge her, die eher von Jungen bzw. eher von Mädchen bevorzugt werden sollen und damit wird dieses Schemata massiv verstärkt (Schnerring und Verlan 2014). Neben den Rollenspielen wird auch der Körper des gleichen und des anderen Geschlechts interessant. Oftmals können Kinder bei gemeinsamen Toilettengängen beobachtet werden, wie sie ihre Geschlechtsteile miteinander vergleichen. Der evolutionsbedingte Forscherdrang des Menschen führt dazu, dass die geschlechtliche und sexuelle Welt durch die jungen Menschen aktiv erkundet wird (Schneider 2000). Allerdings muss hier einschränkend bemerkt werden, dass Kinder zwischen dem 4. und 7. Lebensjahr auch ein natürliches Schamgefühl entwickeln. Je nach Persönlichkeit des Kindes, ist dieses in diesem Alter noch mehr am Erkunden interessiert oder aber am Verbergen seiner Geschlechts- und Ausscheidungsvorgänge (Schuhrke 1997; BzgA 2005).

Damit ist eine durchgängige Ambivalenz zwischen Körpererkundung und einsetzender Körperscham gegeben. Auch hier greifen die jungen Menschen vornehmlich auf Rollenspiele (besonders Vater-Mutter-Kind-Spiel) zurück, um eine, meist heteronormative, Geschlechtsrolle erproben zu können. Geschlechtstypisches Verhalten wird nicht nur durch die Bezugspersonen präferiert, sondern auch durch Spielzeug verstärkt. Daher ist es sinnvoll, wenn pädagogische Fachkräfte bei der Auswahl von Spielzeugen darauf achten, dass eine möglichst große Bandbreite von Spielsachen für Kinder in den jeweiligen Einrichtungen vorhanden ist, damit Jungen und Mädchen, Inter*- und Trans*-Personen eine Wahlfreiheit haben und eigene Geschlechtsrollenbilder entwickeln können. Darüber hinaus gilt es aktive Spielsituationen zu gestalten, die auch geschlechtliche Rollenbilder hinterfragbar machen.

3.5 Das fünfte Lebensjahr

Im fünften Lebensjahr nimmt ein weiteres Rollenspiel eine zentrale Stellung ein, das sogenannte „Doktorspiel“, bei dem der zu Untersuchende einer zumeist komplett körperlichen Untersuchung ausgesetzt ist (Löbner 1998). Aber auch Heiraten steht bei Menschen dieses Alters hoch im Kurs. Diese Rollenspiele enthalten Skripte, die Kinder aus ihren täglichen Bezügen auslesen und spielerisch für sich verarbeiten. Hierbei erlernen sie Nähe und Distanz zu regulieren, da neben Heirat auch Scheidung ein Thema sein kann. Die hinter den Spielen liegenden Machtkomponenten werden nun aktiv genutzt, um sozial-emotionale Erfahrungen zu machen. Dabei kann eine Trennung/​Scheidung für die Kinder ähnlich emotional schmerzhaft sein, wie für die meisten Erwachsenen auch.

3.6 Das sechste Lebensjahr

Mädchen sind zickig und Jungs doof, so könnte das sechste Lebensjahr illustrativ dargestellt werden. Die Kinder machen in diesem Lebensjahr einschneidende transitionale Erfahrungen. Einerseits verlassen sie, in aller Regel, den elementarpädagogischen Bereich und gehen in die Grundschule. Anderseits machen sie neue Peer-Erfahrungen und knüpfen neue Freundschaften bzw. intensivieren diese, weit selbstständiger als noch zu Kindergartenzeiten. Die Grenze wird vorrangig über das Geschlecht gezogen. Jungen finden Mädchen plötzlich doof und zickig und umgekehrt. In dieser Phase sind die Kinder stark darauf bedacht, dass sie sich konform der abgeschauten Geschlechtsrolle verhalten. Wurde die Jahre zuvor durch die Bezugspersonen geschlechtsuntypisches Verhalten geahndet, erfolgt dies nun sehr rigide durch die Peers. Ein Junge, der sich nicht geschlechtsrollenkonform verhält, wird dafür von seinen Geschlechtsgenossen schnell als „Mädchen“ bezeichnet, was als schwerwiegender Ausschluss aus der Geschlechtergruppe empfunden werden kann. Mädchen neigen in dieser Phase häufig dazu, sich sehr mädchenhaft zu geben. Auch Kleidung, die als besonders mädchenhaft gilt (besonders Rosa), wird nun von den Mädchen bevorzugt getragen. Für die Kinder ist es besonders wichtig dazuzugehören. Es gibt nichts Schlimmeres, als von den gleichgeschlechtlichen Peers nicht als geschlechtsangemessen gesehen zu werden. „[…] die Kinder [suchen] jeweils die Selbstvergewisserung als Mädchen bzw. Junge […], das ausschließliche Zusammensein mit ihresgleichen dient der Identitätssicherung“ (Philipps 2000, S. 32).

3.7 Das siebte Lebensjahr bis zur Pubertät

Freud nennt die Phase zwischen dem 7. Lebensjahr und der Pubertät Latenz und bringt damit zum Ausdruck, dass, zumindest vordergründig, das sexuellen Interesse der jungen Menschen abebbt. Grundsätzlich sind Kinder dieses Alters in der Lage, sich ihrem Geschlecht sicher zuzuordnen und sich konform in ihrer Geschlechtsrolle zu bewegen (Cis-Gender).

Herausfordernd bleibt diese starre binäre Geschlechtseinteilung für Trans* Personen, die sich weder dem einem, noch dem anderen Geschlecht zuordnen (wollen) bzw. sich „im falschen Körper“ empfinden. Für pädagogische Fachkräfte bedeutet dies, im Sinne einer emanzipatorischen Sexualpädagogik, aus der Perspektive der Betroffenen heraus Hilfestellungen zu organisieren, dass ein gutes Leben (Nussbaum 1998) möglich werden kann. Aus dieser anerkennungstheoretischen Position verbietet es sich, junge Menschen in ein binäres-heteronormatives Geschlechterschema zu pressen (Honneth 2010, 2018).

„Die Sexualisierung der Beziehung, wie sie bei 4- bis 5-jährigen Kindern anzutreffen ist, verringert sich deutlich und zärtliche Impulse gewinnen die Oberhand“ (Mertens 1997, S. 117). Das bis dahin negative Verhältnis zum anderen Geschlecht verbessert sich zusehends. Plötzlich sind Jungen nicht mehr doof und Mädchen nicht mehr zickig. „Die Kinder spüren, dass körperlich-sexuelle Nähe sehr lustvoll sein kann […]. Andererseits ist ihnen diese Form von Nähe und Beziehung auch noch fremd und unheimlich“ (Gnielka 2012, S. 19). In diesem Zusammenhang beginnen die Kinder sich nun aktiv, und um ihre Sexualität bewusster, selbst zu befriedigen. Durch das mittlerweile entwickelte Schamgefühl werden diese Aktivitäten vor den Erwachsenen versteckt. Gegenseitiges sowohl gleich- als auch gegengeschlechtliches Körpererkunden (späte Doktorspiele) finden im Verborgenen, zumeist mit den engsten Freunden, heimlich statt. „Auffällig ist, dass Selbstbefriedigung für Jungen und Männer eine viel selbstverständlichere Angelegenheit ist als für Mädchen und Frauen“ (Gnielka 2012, S. 29). Die Latenzphase ist für Jungen häufig problematischer als für Mädchen. Da der gesamte Elementar- und Grundschulbereich von Frauen dominiert wird, sind Jungen in einer „permanenten Beweispflicht ihrer Männlichkeit, vor allem in der männlichen Peergroup“ (Milhofer 1998, S. 97). Dies lässt sich gut in der Kita beobachten, wenn Jungen anfangen ihre Kräfte in Kampfspielen und Rangeleien zu erproben. Zeitgleich ist derlei Hinweisen aus der Literatur auch kritisch zu begegnen, da diese ausschließlich binäre Geschlechterstereotype reproduzieren und wenig Anlass zu deren Rekonstruktion bieten.

Durch die weitere kognitive Entwicklung wird es den jungen Menschen nun möglich, auch komplexere Sozialbeziehungen kognitiv nachvollziehen zu können. Die in den vorhergehenden Jahren erfolgten Rollenspiele haben hier eine elementare Einübung dieser komplexen Sozialbeziehungen angelegt. „Erst im Laufe der Grundschulzeit können sie verstehen, dass ein Kind nicht deshalb entsteht, weil Mama und Papa sich ‚liebhaben‘ oder verheiratet sind, sondern weil nach dem Geschlechtsverkehr im Körper der Mutter eine Befruchtung von Samen und Eizelle stattfindet“ (Gnielka 2012, S. 25). Auch hier gilt wie oben beschrieben, dass Entwicklungen individuell verlaufen. In den Grundschullehrplänen der Länder werden daher sowohl die Entstehung von Leben, als auch die dahinterliegenden Paarbeziehungen thematisiert, um die Komplexität des Sexuellen zu verdeutlichen (BZgA 2004). Grundsätzlich sind Kinder jetzt auch prinzipiell in der Lage, den Lustaspekt der Sexualität zu verstehen.

3.8 Sexuelle Entwicklung im Jugendalter

Das Jugendalter ist von verschiedenen Entwicklungsaufgaben gekennzeichnet, die Havinghurst bereits 1972 zusammengestellt hat. Trotz der langen Zeitspanne zwischen 1972 und heute, sind die meisten Entwicklungsaufgaben gleichgeblieben.

Entwicklungsaufgaben für das Jugendalter
Abbildung 1: Entwicklungsaufgaben für das Jugendalter (Dreher und Dreher 1985)

Aus den Erkenntnissen von Havinghurst und Dreher und Dreher, entwickelte Fend (2003) einen erweiterten handlungsorientierten Ansatz. Fend (2003) geht davon aus, dass Jugendliche in eine Gesellschaft eingebunden sind, diese aber auch beeinflussen können. Dies ist unabhängig vom Alter möglich. Somit ist die sexuelle Entwicklung des Jugendalters durch eine reziproke Wechselwirkung zwischen ihm und der Gesellschaft gekennzeichnet.

Fend macht dafür zwei Aspekte bzw. Entwicklungsaufgaben fest:

  1. Den Körper bewohnen lernen
  2. Umgang mit Sexualität lernen

Unter der Überschrift „Den Körper bewohnen lernen“, versteht Fend vor allem ein durch die Gesellschaft vorgegebenes Körperideal. Durch Werbung, Kosmetik- und Textilindustrie wird Jugendlichen suggeriert, wie ein idealer Mann/eine ideale Frau auszusehen, sich zu kleiden und zu schminken hat. Die wenigsten Jugendlichen und auch Erwachsenen können diesem (häufig durch Bildbearbeitung nachgeholfenem) Schönheitsideal standhalten. Die einsetzenden körperlichen Veränderungen erschweren es den Jugendlichen zusätzlich, sich komplett anzunehmen. Gerade Mädchen zwischen dem neunten und zwölften Lebensjahr, deren Brüste anfangen zu wachsen, können darauf verunsichert reagieren, wenn ihre Brüste anscheinend zu klein oder zu groß sind. Auch das Einsetzen der Menarche (erste Regelblutung) zwischen dem elften und dreizehnten Lebensjahr, kann zur Verunsicherung bei dem Mädchen führen. Die körperliche Entwicklung der Jungen setzt in der Regel später ein, zwischen dem zwölften und sechzehnten Lebensjahr. Die Ejakularche (erste Ejakulation), findet zwischen dem zwölften und siebzehnten Lebensjahr statt (Kluge 1998). Neuere Forschungen konnten zeigen, dass nicht nur Hormone Gefühlsschwankungen bei den Jugendlichen hervorrufen, sondern dass auch die Jugendlichen Einfluss auf das Hormonsystem haben (Fend 2003).

Zentral zu bedenken ist, dass die Pubertät kein einheitliches Vorkommnis bei allen Jugendlichen ist. Hier greifen aufgrund des Hormonhaushaltes unterschiedliche Entwicklungen individuell zu unterschiedlichen Zeiten. Dabei ist die Pubertät, neben den hormonellen Veränderungen, immer auch als soziale Veränderung und damit als Lernprozess zu verstehen. Wie alle Lebensprozesse ist auch die Pubertät sowohl im Erleben als auch in ihrer Dauer individuell verschieden.

Wie individuell pubertäre Entwicklungsverläufe sind, konnte Fend (2003) zeigen. Er befragte Jugendliche zu ihrem pubertären Prozess und konnte feststellen, dass grundsätzlich die Frage der „Normalität“ eine entscheidende Fragestellung für Jugendliche ist. Es dreht sich fast alles darum, ob Junge/Mädchen „normal“, im Sinne von angemessen, für die Peers und das Alter ist. Die Zugehörigkeit in die Peer-Gruppe ist von essenzieller Bedeutung. Das Tragen gleicher Klamotten, das Hören der gleichen Musik sind Ausdruck von Zugehörigkeit und damit ein Indikator für Normalität. Fend befragte Mädchen in der Schweiz und fand heraus, dass für sie vor allem das industriell geprägte Schlankheitsideal maßgebend für Normalität war. Die wenigsten Mädchen können jedoch, aufgrund der hormonellen und körperlichen Veränderung, in diesem Zeitabschnitt diesem Ideal überhaupt entsprechen. Daraus folgt auch, dass Mädchen ihr Aussehen grundsätzlich negativer bewerten als Jungen (Mrazek 1987). Besonders das Körpergewicht wird als ein entscheidender Indikator für Normalität durch die Mädchen* gewertet. Nicht dem Normgewicht zu entsprechen stellt eine große Sorge aller Geschlechter dar. Jungen* haben darüber hinaus häufig Probleme mit Akne und ihrem Stimmbruch. Problematisch ist in diesem Zusammenhang besonders, dass Jugendliche, die nicht glauben, dass sie attraktiv sind, auch glauben, nicht beliebt zu sein. Dies führt mitunter zu schweren pubertären Krisen. „Mädchen scheinen insgesamt eher Depressionsphänomene zu erleben, Jungen bringen ihre Unausgeglichenheit durch Verhaltensauffälligkeiten zum Ausdruck“ (Fend 2003, S. 251).

Zusammenfassend kann subsumiert werden, dass die Entwicklungsaufgabe „Den Körper bewohnen lernen“ für Jugendliche mit erhöhtem sozialem Druck von außen (durch Werbung und Medien) und innerer Anspannung gekennzeichnet ist. Der Wunsch der sozial angepassten Zugehörigkeit an die jeweiligen Peers, und damit als „normal“ zu gelten, ist für alle Jugendlichen allgegenwärtig.

3.9 Sexuelle Entwicklung im Kontext der Reproduktion

Mit der Pubertät setzt in der Regel die biologische Fähigkeit ein, Kinder zu zeugen bzw. zu gebären. Hieraus ergibt sich die Frage, was Sexualität ist. Für diesen Kontext wird hier lediglich auf die Sinnkomponenten und Ausdrucksformen des Sexuellen nach Sielert (1993) verwiesen, der nach folgenden Kriterien Sexualität differenziert:

Sinnkomponenten der Sexualität
Abbildung 2: Sinnkomponenten der Sexualität (Sielert 1993)

Für den sexuellen Entwicklungszeitraum zwischen Pubertät und höherem Lebensalter wird daher hier vorrangig auf den „Fruchtbarkeitsaspekt“ eingegangen. Auf weitere Entwicklungsaspekte, wie jenen des Coming-outs oder der Paar- und Familienkonstellationen, die vorrangig dem Identitätsaspekt zuzuordnen wären, wird in diesem Artikel verzichtet. Es sei darauf verwiesen, dass dieses Vorgehen heteronormative Denkstrukturen befördert. Allerdings wird durch weitere Artikelverknüpfungen dieses Vorgehen relativiert.

Die Erweiterung der eigenen Sexualität wird, gerade im mittleren Lebensalter, mit der Fortpflanzung gekoppelt, wenngleich nicht mehr, wie in den vergangenen Epochen, ein „sozialer Zwang“ zur Fortpflanzung besteht.

Reproduktionsabsichten gehen immer auch mit sozioökonomischen Fragen einher, da bis in die Gegenwart hinein, trotz Rechtsanspruch, die Verwirklichung von Familie und Beruf nur schwer zu realisieren ist (Linnartz 2019). Mit dem Kinderwunsch werden erneut vor allem tradierte Lernprozesse angesprochen, insofern neuere Untersuchungen zeigen, dass Männer eher dazu tendieren Kinder erst relativ spät zu zeugen, weil sie immer noch das klassische Ernährer-Modell inhabituiert haben und das, obwohl Verhütungsfragen weitestgehend an Frauen delegiert werden (BzgA 2005).

4 Sexuelle Entwicklung im höheren Lebensalter

Bei der Sichtung der Forschungsliteratur fällt auf, dass der Begriff bzw. die Erforschung der Alterssexualität erst in jüngster Zeit mehr Beachtung findet (Lautmann 2002). Dies ist sowohl den veränderten Sexualmoralvorstellungen einer alternden Gesellschaft geschuldet, sowie dem Umstand, dass nun die „Kinder der 1968er-Bewegung“ in die Jahre gekommen sind und ihre Sexualität auch im Alter weiter offen ausleben wollen. Dies zeigt auch deutlich, dass Soziosexualität eben immer auch politisch ist. Dieser Umstand, von den 1968er bewegten Mitgliedern dieser Gesellschaft unter dem Slogan „Das Private ist politisch“ zusammengefasst, wurde nun auch in den Bereich der (Sexual-)Gerontologie getragen. Galten, bis weit ins 20. Jahrhundert hinein, hochaltrige Menschen als asexuelle Wesen, zeigen neuere Untersuchungen, dass der Sexualtrieb erst mit dem Tod erlischt. Wenngleich mit abnehmender sexueller Potenz sowohl bei Männern als Frauen sich Sexualität stärker weg von der Orgasmuszentrierung hin zu einer aus den Kindheitstagen stammenden starken Körpererkundungs- und Liebkosungszentrierung verändert, bleibt der grundsätzliche Trieb und das sexuelle Begehren unabhängig der sexuellen Orientierung erhalten.

Da Sexualität traditionell von Männern, aufgrund von patriarchalen und hegemonialen Strukturen, gedacht, erklärt und gedeutet wird, wird in diesem Artikel besonders die Sexualentwicklung der hochaltrigen Frau differenziert skizziert (Connell 1999; Butler 1991). Connell verweist in seiner Darstellung des gemachten Mannes auf die hegemoniale Männlichkeit hin. Diese gesellschaftlich strukturgebende Erscheinung führt dazu, dass Weiblichkeit immer in Abhängigkeit zu männlichen Vorstellungs-, Macht- und Deutungsmustern konstruiert wird. Auch wenn nicht alle Männer den Typus des Machos verkörpern, so profitieren sie von der patriarchalen Dividende, also dem Umstand, dass sich alles männlichen Maßstäben unterwirft. Dieser Umstand ist durchaus nicht für alle Männer vorteilhaft. So leiden durchaus Gruppen wie Homo-, Inter*- und Trans*Personen unter geltenden Männlichkeitsnormen. Und auch jene heterosexuellen weißen Mittelschichtsmänner, die eigentlich durch die Dividende geschützt sind, leiden, sobald sie sich aktiv gegen dieses Bild wenden und dieses infrage stellen. Aufgrund dessen wird an dieser Stelle lediglich die weibliche Entwicklung thematisiert, da sich die männliche aus den Ausführungen herleitet.

Die klassischen sexualwissenschaftlichen Erklärungsansätze suggerierten in der Vergangenheit, dass sexuelle Entwicklung mit Beendigung der Pubertät bzw. der Fruchtbarkeit abgeschlossen ist. Dies ist nach neuerer Erkenntnislage unvereinbar. Laws und Schwartz (1977) verweisen auf die Skripttheorie und differenzieren daraus sexuelle Entwicklungen als lebenslange Entwicklungsphänomen.

Danach ist Sexualität ein lebenslanger, sich immer wieder neuer herstellbarer Prozess, der niemals bzw. erst mit dem Tod des Individuums seinen Abschluss findet (Laws und Schwartz 1977). Demnach formen sexuelle Skripts „[…] sexuelles Erleben, Verhalten und Handeln, sexuelle Interaktion und Kommunikation. Sexuelle Skripts entstehen innerhalb sozialer Interaktionen und werden durch diese weitergegeben“ (Bamler 2008, S. 58 f.).

Sexuelle Skripte
Abbildung 3: Sexuelle Skripte (eigene Darstellung)

Demnach kann konstatiert werden, dass sexuelle Skripte als Aushandlungsprozesse zwischen individuellen Erfahrungen und Bedürfnissen und kulturell-religiös-gesellschaftlichen Normen, Werten und Erwartungen verstanden werden können.

Die soziale Einbettung der Skripte in soziale Kontexte verdeutlicht, warum abweichende Skripte (andere Geschlechtsidentitäten oder sexuelle Identitäten/Orientierungen) grundsätzlich inakzeptabel sind. „Eine Hauptkomponente sexueller Skripts sind soziokulturell formulierte sexuelle Standards. Diese beinhalten, welches Verhalten für welche Akteure und in Bezug auf die jeweiligen Partnerinnen und Partner als angemessen oder nicht-akzeptabel betrachtet werden“ (Bamler 2008, S. 60). Diese sexuellen Standards können je nach Kultur, Epoche und religiös-politischen Einflüssen zwischen liberalen Ansichten bis hin zu restriktiven Moralvorstellungen reichen (Laws 1979).

Goffman (2001) konnte zeigen, dass für die westliche Kultur weiße, heterosexuelle, mittelschichtsorientierte Gesellschaftsgruppen maßgebend in Bezug auf die Ausgestaltung von sexuellen Skripten sind. Neben der Schichtzugehörigkeit stellt Goffman auch die Kategorien Alter, ethnische Zugehörigkeit und Geschlecht als wichtige Determinanten zur Aufrechterhaltung geltender sexueller Skripte heraus. Am Beispiel des Hofierens illustriert Goffman seine Theorie. Demnach machen sich Frauen dem gegenwärtig geltenden Schönheitsideal entsprechend für Männer attraktiv. Es gibt Hinweise darauf, dass Frauen durch ihre nonverbale Kommunikation Männern Signale geben, ab wann sie bereit sind, angesprochen zu werden. Grundsätzlich wichtig ist, dass das Hofier-Verhalten nach festen, wenn auch (meist) unbewussten, Regeln abläuft, „[…] sowohl der Mann als auch die Frau handeln so, als ob sie nicht wüssten, dass sie sich einer Begutachtung ausgesetzt hat“ (Goffman 2001, S. 120 f.). Dabei sind die Einsatzverteilungen in diesem Spiel durchaus ungleich. Während sich die Frau eher passiv geben muss und sich auf ihre Attraktivität zurückzieht, kann der Mann aus dem Spiel aussteigen, indem er sein Desinteresse signalisiert. Hat er aber Interesse, so fällt ihm der Part des aktiv Gestaltenden zu. Im Gegensatz zur Frau sind für den Mann Attribution, wie sozialer Status und Macht, weit wichtiger als Aussehen. Wenngleich Goffman dafür kritisiert werden muss, dass er ausschließlich heteronormative Denk- und Machtmuster anführt und damit dichotome Geschlechtervarianzen forciert, so zeigt er dennoch auf, dass sexuelle Skripte bis ins hohe Alter hin wirkmächtig für die sexuelle Entwicklung des Menschen sind. Laws und Schwartz (1977) verweisen darauf, dass das Grundskript der heterosexuellen Frau dabei allzu oft auf dauerhafte heterosexuelle, monogame Beziehungsgestaltung ausgerichtet ist, die letztlich in Ehe und Reproduktion münden (Laws und Schwartz 1977).

Aus dieser Skriptthese heraus ergeben sich zwei weitere Skripte, die durch heterosexuelle Frauen häufig gespielt werden (müssen):

  1. Dating Skript
  2. Courtship Skrip

Beiden Skriptformen sind stark miteinander verflochten. Das Dating Skript geht dabei häufig der Paarbindung voraus, das Courtship Skript entspricht der Verlobung (Lenz 1998, 2003). Laws und Schwartz (1977) betonen allerdings im Gegensatz zu Goffman, dass Frauen durchaus, auch wenn ihnen der soziale Status häufig fehlt, sehr wohl einen großen Einfluss auf die Aufrechterhaltung tradierter Skripte zukommt. Indem sie auf freundschaftliche Beziehungsratschläge eingehen, setzen sie innerhalb ihrer Peergroup klare Grenzen für attraktive bzw. weniger attraktive männliche Anwärter.

Trotzt aller Veränderungen in den Paarbeziehungen der vergangenen Jahre und der Erweiterung von heterosexuellen Lebensmodellen, verweisen Laws und Schwartz darauf, dass die Orientierung hin zur Ehe in weiten Teilen der Bevölkerung dennoch dominant bleibt, auch wenn mittlerweile jede dritte Ehe in Deutschland geschieden wird (Laws und Schwartz 1977; Statistisches Bundesamt 2020).

Sind die vorausgegangenen Entwicklungen vorrangig physiologischer Natur gewesen (Wachstum sekundärer Geschlechtsmerkmale, Einsetzen der Periode), so verlagert sich das sexuelle Interesse im Kontext der Spät-Pubertät hin zum Ausprobieren erster Paarbeziehungen mit dem anderen bzw. gleichen Geschlecht und dem Erwerben der oben beschriebenen Skripte. Je länger der Erfahrungszeitraum im Lebenslauf wird, indem diese Skripte erworben, ausprobiert und evaluiert werden können, desto differenzierter werden auch die Vorstellungen des eigenen sexuellen Skripts. „Das Individuum wird sich bewusst darüber, welche sexuellen Merkmale und Eigenschaften weibliche bzw. männliche Identität ausmachen. Der Übergang des Individuums von einer zur nächstfolgenden Stufe, d.h. der Entwicklungsprozess, wird immer von biologisch-physischen Ereignissen begleitet und markiert, die jedoch durch ihre soziokulturelle Umwelt soziale Bedeutung erhalten“ (Bamler 2008, S. 65).

Laws und Schwartz (1977) differenzieren sechs Stufen der sexuellen Skriptentwicklung für Frauen aus:

weibliche Skriptentwicklung entlang des weiblichen Lebenslaufs
Abbildung 4: weibliche Skriptentwicklung entlang des weiblichen Lebenslaufs (Laws und Schwartz 1977)

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Laws Entwicklungsmodell sexueller Identität, von individuellen Erfahrungen, Ereignissen und Situationen ausgeht, die sowohl auf persönlicher als auch auf sozialer Ebene bedeutsam sind. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die sexuelle Identitätsentwicklung auch im Alter aus einem Wechselspiel zwischen individuellen und sozialen Einflüssen stattfindet.

Das durch Laws entwickelte Modell der sexuellen Skripte ist aus gegenwärtiger Perspektive in seiner Originalität so nicht mehr zu halten. Es muss aus seiner Zeit heraus gelesen und an die Gegenwart und an gegenwärtig geltende sozial-kulturelle Deutungshoheiten angepasst werden. Dessen ungeachtet gibt Laws einen Anhaltspunkt dafür, dass sexuelle Erfahrungen bis ins hohe Alter die Haltung und Einstellung zum Sexuellen selbst verändern. Problematisch ist die starre und schematische Darstellungsform.

Sydow konnte in ihrer Interviewstudie nachzeichnen (n=40), dass Frauen, die heute zwischen 50 und 91 Jahre alt sind, strenge wertkonservative Frauenideale in ihrer Erziehung zum Vorbild hatten. So waren körperliche Züchtigung durchgängig ein probates Erziehungsmittel bei Verstoß gegen die geltende Weiblichkeitsrolle.

Auch fand keine bzw. kaum sexuelle Aufklärung statt und es wurde auf starre Weiblichkeitskonstrukte in der Erziehung zurückgegriffen, die vorrangig darauf ausgerichtet waren, als Hausfrau und Mutter zu fungieren (zumindest in Westdeutschland). Erste sexuelle Erfahrungen machten die meisten mit Peers bzw. bei der Masturbation, die im Geheimen stattfand (Sydow 1991). Die unzulängliche sexuelle Aufklärung war für die Mädchen spätestens mit Eintritt der Menarche (erste Regelblutung) negativ konnotiert, da diese Blutung für die meisten traumatisch war und zunächst nicht adäquat eingeordnet werden konnte. Das Jungfräulichkeitskonzept prägte mehrere Kohortenjahrgänge (Laws 1979). Auch die Hochzeit als wichtiger Moment in der weiblichen Biografie wurde von den befragten Frauen als gegeben hingenommen und auch in weiten Strecken als schön erlebt, wenngleich die Dominanz der Ehemänner immer wieder Erwähnung fand.

Der Geschlechtsverkehr wird eher als eheliche Pflicht denn als sexuelle Erfüllung angesehen, was auch mit der Nichtthematisierung von sexuellen Problemlagen häufig einhergeht (Sydow 1991). Auch die Fortpflanzungsfunktion, die an die Ehe gekoppelt war, wurde von den meisten Befragten als erwünscht bewertet. Trotzdem war die Sorge um ungewollte Schwangerschaften bei der befragten Gruppe groß, da ja Verhütungsmittel in der Vergangenheit kaum verbreitet waren (die Anti-Baby-Pille wurde 1960 offiziell in Deutschland zugelassen (Bundeszentrale für politische Bildung 2015).

Die Klimateriumsphase stellt die sexuell-weibliche Entwicklung nachhaltig infrage, da die Gebärfähigkeit der Frau, biologisch betrachtet, ausläuft. Diesen Umstand beschreiben die befragten Frauen als schwierig, insofern sie sich als weniger wertvoll betrachteten und diese Phase des Lebens eher als negativ erleben. Auch verschob sich in dieser Phase die sexuelle Aktivität weg vom Koitus, mehr hin zur körperlichen Zärtlichkeit. Im höheren Erwachsenenalter werden Themen wie der Verlust des Partners und die damit verbundene Frage nach neuer Partnerschaft oder Fortdauer der Witwenschaft gestellt. Die Ungleichheit der Geschlechter wird nun deutlich, da Frauen eine höhere Lebenserwartung als Männer haben. Der Wunsch nach einer neuen Partnerschaft ist dabei recht breit gestreut. Während einige Frauen durchaus auch gerne allein bleiben, sind andere an einer kameradschaftlichen Beziehungsgestaltung zum anderen Geschlecht interessiert und einige wieder an romantisch-sexuellen Kontakten. Allen gemeinsam ist aber, dass ihre sexuellen Skripte sehr stark durch eine repressive Sexualerziehung geprägt bleiben und dass auch im Alter wenig bis gar nicht über Sexualität, geschweige denn über Masturbation, gesprochen wird.

Die oben ausgeführten Modelle dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie lediglich einen groben Anhaltspunkt über die sexuellen Entwicklungen der einzelnen Individuen machen können. So können zwar allgemeinere Angaben über eine Generation gemacht werden, diese ist aber in ihrer Aussagekraft stark beschränkt, insofern, dass innerhalb der jeweiligen Generation jedes Individuum für sich Entscheidungen trifft. Oder anders ausgedrückt, jedes Individuum ist Produkt seiner eigenen Biografie (Böhnisch 1999). Dies bedeutet dann aber auch, dass gemachte Lebenserfahrungen und Krisen individuell durch das Subjekt bearbeitet, reflektiert und in die eigene Biografie eingeschlossen werden müssen (Opitz 1998). Durch diese individuellen Erfahrungslagen und deren je eigenen Ein- und Zuordnung im Individuum selbst, werden für das Individuum eigene sexuelle Frei- und Erfahrungsräume möglich (Böhnisch 1999).

„Menschen entwickeln sich aufgrund ihrer lebenslang erworbenen individuellen Erfahrungen durch Interaktion mit ihrer Umwelt. Vor diesem Hintergrund zeigt sich Sexualität als eine vielfältige Größe, die zahlreiche biografische Gestaltungsspielräume beinhaltet. Fragen zu Bedeutung von Sexualität, sexuellen Präferenzen, sexueller Aktivität, sexuellem Interesse, sexueller Selbstbestimmung, sexuellem Erleben, sexuellen Beziehungen etc. können Individuen nur biografisch beantworten. Das heißt, die Auseinandersetzung mit Sexualität ist immer subjektiv und Ausdruck eigener Interpretationen“ (Bamler 2008, S. 81).

Grundsätzlich gilt bei allen hier aufgeführten quantitativen Studien und Modellen der psychosexuellen Entwicklung, dass diese in ihrer Aussagekraft beschränkt sind, insofern sie lediglich ein allgemeines Bild von Entwicklungsverläufen aufzeigen können. Gerade in Bezug auf Freuds psychosexuelle Entwicklungstheorie gilt, dass dessen Bick auf Frauen gegenwärtigen Queer- und Gendertheorien nicht mehr standhält. Zugleich ist aber auch zu konstatieren, dass Freuds Theorien immer auch in ihrem historischen Kontext zu betrachten sind. Biografieforschung hingegen, als qualitative Forschungsmethode, betrachtet das Individuum direkt, befragt es und lässt die individuellen Deutungsmuster der Befragten als subjektiv richtig zu. Mit diesen Erkenntnissen lässt sich ein tieferer Blick in die jeweilige individuelle sexuelle Biografie der Menschen werfen. Diese Erkenntnisse wiederum sind nicht verallgemeinerbar. Daraus folgt, dass nur in der Kombination aus qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden, ein „komplettes“ Bild von Sexualität entwickelt werden kann (Bliminger 1996).

4.1 Bedeutung von Sexualität für ältere Frauen

Insgesamt zeigen zahlreiche empirische Studien, dass ältere und alte Frauen eher negativ gegenüber Sexualität eingestellt sind (Aresin 1980; Bretschneider und McCoy 1988; Birnbaum et al. 2001; Birnbaum und Laser-Brandt 2002; Klaiberg et al. 2001; Presson 1980; Rentzsch und Eitner 1979; Tümmers 1984). Für diese Frauen hat sexuelles Interesse und sexuelle Aktivität weit weniger Bedeutung als für gleichaltrige Männer. Dies hängt entscheidend damit zusammen, dass sie in frühen Jahren eine repressive Sexualerziehung genossen. Diese Erfahrungen führten dazu, dass die sexuellen Beziehungsgestaltungen jener Generationen selten innerhalb der Beziehungen thematisiert wurden. Schmidt (2000) bringt es auf den Punkt: „Früher galt eine Beziehung als gut, solange sie nicht schlecht war; Langeweile und begrenzter Austausch, sexuell und emotional, galten nicht als ‚ungesund‘“ (Schmidt 2000, S. 271).

4.2 Sexuelles Wissen

Verschiedene Studien konnten nachweisen, dass die Frauen älterer Jahrgangskohorten aufgrund der mangelnden sexuellen Aufklärung selten fundierte physiologische und psychologische Kenntnisse in Bezug auf Sexualität aufweisen (Hite 1970; Kinsey 1963; 1964; Masters und Johnson 1978; Sydow 1991). Dieses „sexuelle Wissen“ ist aber notwendig, um eine erfüllte Sexualität genießen zu können. Da, wie bereits mehrfach ausgeführt, Sexualität etwas Erlernbares darstellt, besteht auch durchaus im hohen Alter noch die Möglichkeit, sich sexuelles Wissen, z.B. über Orgasmusübungen, anzueignen und so die eigenen sexuellen Grenzen zu erweitern. Gerade für Frauen, die in der Vergangenheit stark auf ihre sexuelle Passivität hin erzogen wurden, ist es sinnvoll sich zu ermächtigen, in Form von Aufklärung und persönlicher Hinwendung.

4.3 Sexuelle Selbstbestimmung

Unter der Annahme, dass sexuelle Sphären vorrangig männlich dominiert werden, wie Connell dies bereits in seinem vielbeachteten Werk „Der gemachte Mann“ nachweisen konnte (Connell 1999), wird sexuelle Selbstbestimmung als Aushandlung zwischen zwei Personen verstanden, die sich darüber einig werden, welche sexuellen Wünsche und Bedürfnisse sie haben und wie sie diese befriedigen wollen (Laws 1980). Diese scheinbare Gleichwertigkeit zwischen den Geschlechtern existiert überwiegend erst in der jüngsten Geschichte. Frauen höheren Lebensalters haben aufgrund ihrer zu passiver Sexualität hin erzogenen Wertehaltung selten die Chance, wirklich dem Mann gegenüber gleich zu sein (Funk 2005; Möller 2005). Sexuelle Selbstbestimmung, so Sydow, besteht darüber hinaus aber auch darin, dass die Menschen sich für sexuelle Handlungen verantwortlich zeichnen und aktiv eine gestaltende Rolle in sexuellen Zusammenkünften übernehmen (Sydow 1991). Möller stellt daher die sexuelle Selbstbestimmung älterer Frauen kritisch infrage, unter dem Umstand, dass sie in ihren sexuellen Skripten die Aktivität des Mannes und die Passivität der Frauen verankert haben (Möller 2005). Dies gilt es auch innerhalb von Heimkontexten immer wieder kritisch zu hinterfragen. Sowohl in Bezug auf Paarbeziehungen zwischen gleichaltrigen Menschen als auch in Bezug auf Machtbeziehungen (die nicht zwangsläufig sexueller Natur sein müssen) zwischen Pflegenden und Gepflegten.

Zentrale Frage ist hier nicht, ob der/die zu Pflegende zu etwas „Nein“ sagen kann, sondern ob er/sie sich aufgrund seiner/​ihrer Sozialisation und Erziehung traut, einer Autoritätsperson zu widersprechen.

4.4 Sexuelle Lebensbilanzierung

Die (sexuelle) Lebensbilanzierung wird von Menschen in der letzten Lebensphase gezogen, immer als Rekonstruktion, und damit immer subjektiver Natur, in Bezug auf die Fragen: „Wie zufrieden bin ich mit mir? Meinem Geworden-sein? Meinem Erfolg? Meiner Familie?“ (Bamler 2008).

Mit der sexuellen Lebensbilanz von Frauen befassen sich gleich mehrere Studien. Zufriedenheit wird dort mit dem Ausmaß sexueller Aktivitäten und deren zufriedenstellenden Ergebnissen verstanden. Interessant ist, dass die befragten älteren Frauen in allen Studien durchblicken lassen, dass sie in der Ausgestaltung der Paarbeziehung zufrieden sind. Die Ausgestaltung der sexuellen Sphäre hingegen erlebten die wenigstens als wirklich befriedigend (Aresin 1980; Birnbaum et al. 2001; Birnbaum und Laser-Brandt 2002; Bucher et al. 2001, 2003; Klaiberg et al. 2001; Persson 1980; Rentzsch und Eitner 1979; Schneider 1980; Schultz-Zehden 2003; Sydow 1991).

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die sexuelle Entwicklung des Menschen individuell verläuft. Bis zum Erreichen der Pubertät sind vorrangig physiologische Merkmale im Mittelpunkt der Betrachtung. Mit steigendem Lebensalter wird der Mensch fähiger, sich seiner sexuellen Skripte bewusst zu werden. Sexuelle Skripte sind kulturellen, schichtspezifischen, ethnischen und historischen Veränderungen unterworfen. Gerade für ältere Frauen gilt, dass ihre sexuellen Skripte durch erlernte Passivität gekennzeichnet sind. Häufig – so das Ergebnis vieler Studien – sind die Frauen, sofern sie noch in Beziehungen leben, mit der partnerschaftlichen Zusammenkunft zufrieden. Der Akt des Koitus hingegen wird von den wenigsten gerne thematisiert und wenn, zeigt sich hier eine deutlich negative Diskrepanz zur Paarbeziehung, weil kaum eine sexuelle Sprache erlernt wurde bzw. das erlernte Skript Frauen höheren Alters eher verbietet, sexuelle Wünsche und Bedürfnisse klar zu äußern. Männer hingegen standen und stehen bisweilen unter dem Druck, als Mann der aktive machende Part in heterosexuellen Paarbeziehungen sein zu müssen.

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Verfasst von
Stefan Hierholzer
Erzieher, Fachbuchautor und Sexualpädagoge, Träger des deutschen Lehrerpreises sowie Schulleitung des Campus 29 in Hamburg.
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Zitiervorschlag
Hierholzer, Stefan, 2020. Sexuelle Entwicklung [online]. socialnet Lexikon. Bonn: socialnet, 16.10.2020 [Zugriff am: 02.11.2024]. Verfügbar unter: https://www.socialnet.de/lexikon/3023

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