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Sharing

Thomas Wittinger

veröffentlicht am 29.10.2024

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Etymologie: engl. sharing teilen

Englisch: sharing

Geltungsbereich: Psychodrama

Fassung: Überarbeitung

Im Sharing geben die Gruppenmitglieder dem bzw. der Protagonist:in eine Rückmeldung darüber, welche Aspekte des Dargestellten sie aufgrund eigener Erfahrungen emotional nachempfinden können. Dadurch soll der bzw. Protagonist:in erfahren, dass er bzw. sie mit seinen bzw. ihren Erfahrungen nicht allein steht.

In der Integrationsphase ist das Sharing eine Art Antwort auf das Spiel des Protagonisten bzw. der Protagonistin. Denn zum einen repräsentiert der oder die Protagonist:in in herausgehobener Weise ein für die Gruppe relevantes Thema. Zum anderen hat er bzw. sie oftmals Schwächen, Ängste, Ohnmacht, Scham oder andere belastende Gefühle auf der Bühne offenbart, die er bzw. sie normalerweise in dieser Offenheit nicht zeigen würde.

Hierfür benötigt er bzw. sie Akzeptanz, Verständnis und Rückhalt.

Dementsprechend dient das Sharing dazu, dem bzw. der Protagonist:in zu vermitteln,

  • dass er bzw. sie mit seinen bzw. ihren Erfahrungen nicht allein steht. „Der Protagonist soll nie mit dem Eindruck zurückbleiben, dass er mit einem bestimmten Problem in der Gruppe allein ist“ (Hutter und Schwehm 2009, S. 480)
  • in welcher Weise sein bzw. ihr Thema auch das Thema jedes einzelnen Gruppenmitglieds ist. Somit fördert das Sharing auch die Gruppenkohäsion im Sinne einer Gemeinschaft der Gleichbetroffenen.

Die Leitung sollte neben dem oder der Protagonist:in sitzen. In kurzen Beiträgen teilen die Gruppenmitglieder aus der eigenen Lebenserfahrung dem bzw. der Protagonist:in mit, welche Anteile der emotionalen Erfahrungen des gerade Dargestellten sie mit dem oder der Protagonist:in teilen. „Die Gruppe [versichert sich] ihrer gemeinsamen Erfahrungen und gleichzeitig [kommen] die Lebensgeschichten in ihrer Einmaligkeit in den Blick“ (Hutter 2000, S. 297).

Die Leitung achtet darauf, dass

  • keine Form einer Interpretation, eines Kommentars oder auch Ratschläge erfolgt, weil der bzw. die Protagonist:in so nicht die nötige Solidarität erfahren würde, nachdem er bzw. sie auf der Bühne gewissermaßen sein wirkliches Innenleben entblößt hat;
  • nur echte Sharings gegeben werden, also keine irgendwie ähnlich erscheinende Lebenssituationen einfach nur nacherzählt werden, bei denen der Bezug zum Protagonistenspiel unklar bleibt.

Unerfahrenen Teilnehmer:innen kann die Leitung zunächst Satzanfänge vorschlagen, z.B. „Aus meinem Leben kenne ich …; ich kenne ähnliche Situationen“ (Schaller 2001, S. 147 f.). Wenn jemand kein Sharing hat, muss er bzw. sie selbstverständlich auch nichts sagen. Falls es gar kein Sharing gibt, ist hier die Leitung gefordert, ein Sharing zu geben, z.B. „Ich kann gut nachvollziehen, dass …“.

Das Sharing hat oftmals auch die Wirkung einer Erwärmung, sich mit dem dargestellten Thema ausführlicher zu beschäftigen, indem die Gruppe die Dimensionen der eigenen Betroffenheit z.B. in Form eines Gruppenspiels weiter erkundet. Die Gruppe könnte auch die Bedeutung der sozialen und kulturellen Prägung erkennen und entscheiden, sich mit dieser Dimension weiter auseinanderzusetzen, indem

  • sie sich z.B. zunächst wissenschaftliche Erkenntnisse aneignet oder
  • das Thema in einem Soziodrama weiter exploriert.

Quellenangaben

Hutter, Christoph und Helmut Schwehm, Hrsg., 2009. J. L. Morenos Werk in Schlüsselbegriffen. Wiesbaden: VS-Verlag. ISBN 978-3-531-16568-4 [Rezension bei socialnet]

Hutter, Christoph, 2000. Psychodrama als Experimentelle Theologie. Münster: Lit-Verlag. ISBN 978-3-8258-4666-4 [Rezension bei socialnet]

Schaller, Roger, 2001. Das große Rollenspiel-Buch: Grundtechniken, Anwendungsformen, Praxisbeispiele. Weinheim: Beltz-Verlag. ISBN 978-3-407-36369-5

Literaturhinweise

Ameln, Falko von und Josef Kramer, 2014. Psychodrama: Grundlagen. 3., vollst. überarb. Auflage. Heidelberg: Springer Medizin. ISBN 978-3-642-44920-8

Verfasst von
Thomas Wittinger
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  1. 29.10.2024 Thomas Wittinger [aktuelle Fassung]
  2. 15.03.2024 Thomas Wittinger
  3. 27.10.2021 Inge-Marlen Ropers

Zitiervorschlag
Wittinger, Thomas, 2024. Sharing [online]. socialnet Lexikon. Bonn: socialnet, 29.10.2024 [Zugriff am: 09.11.2024]. Verfügbar unter: https://www.socialnet.de/lexikon/30410

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