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Soziale Bewegung

M.A. Lena Herbers, Mareike Zobel

veröffentlicht am 17.01.2022

Englisch: social movement

Als soziale Bewegung wird ein sozial organisierter, kollektiver Akteur bezeichnet, dessen Anliegen und Ziel in der Regel eine soziale, politische oder gesellschaftliche Veränderung ist und dessen Aktionen eine öffentliche Wirksamkeit anstreben.

Überblick

  1. 1 Zusammenfassung
  2. 2 Was ist eine soziale Bewegung?
  3. 3 Soziale Bewegungen: Historisch und Aktuell
    1. 3.1 Frühe soziale Bewegungen ab dem 18. Jahrhundert
    2. 3.2 Neue Soziale Bewegungen ab den 1970er-Jahren
    3. 3.3 Weiterentwicklung sozialer Bewegungen: Aktuelle Beispiele
    4. 3.4 Politische Ausrichtung sozialer Bewegungen
  4. 4 Protestformen
  5. 5 Protest und Social Media
  6. 6 Paradigmen der Bewegungsforschung
    1. 6.1 Marxismus
    2. 6.2 Massenpsychologie: Le Bon
    3. 6.3 Collective Behaviour
    4. 6.4 Relative Deprivation
    5. 6.5 Politische Gelegenheitsstrukturen
    6. 6.6 Ressourcenmobilisierung
    7. 6.7 Framing
    8. 6.8 Kollektive Identität
    9. 6.9 Systemtheorie
  7. 7 Quellenangaben
  8. 8 Literaturhinweise
  9. 9 Informationen im Internet

1 Zusammenfassung

Als kollektive Akteur*innen zielen soziale Bewegungen in aller Regel auf das Durchsetzen oder Verhindern gesellschaftlicher Veränderung ab und bedienen sich dafür v.a. Protest-, Vernetzungs- und Kommunikationshandlungen. Die ersten sozialen Bewegungen dieser Art sind seit dem 18. Jahrhundert in Europa verzeichnet. Seither findet eine kontinuierliche Ausdifferenzierung sowohl ihrer Protestformen als auch ihrer thematischen und politischen Anliegen statt. Parallel dazu entwickelte sich die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen: Ausgehend von den Anfängen des Marxismus und der Massenpsychologie bis zu neueren Ansätzen wie der Collective Identity, entstand eine Perspektive auf soziale Bewegungen als ein eigenständiges soziales Phänomen. Die Bewegungsforschung nimmt mit unterschiedlichen Ansätzen die Entstehung, den Erfolg, die inneren Dynamiken, Auswirkungen des politischen Systems oder den systemischen Bezug sozialer Bewegungen und ihrer individuellen Akteur*innen in den Blick.

2 Was ist eine soziale Bewegung?

Soziale Bewegungen bestehen aus (individuellen) Akteur*innen, die sich mit einem geteilten Ziel sowie dem sozialen System der jeweiligen Bewegung identifizieren. Sie sind in unterschiedlicher Form und Intensität organisatorisch strukturiert, von spontanen und informellen Zusammenschlüssen über digitale Netzaktivität bis hin zu formal organisierten Netzwerken. Zu den zentralen Praktiken sozialer Bewegungen zählen Formen der Zusammenarbeit (Vernetzung, Kooperationen, Netzwerke), der inhaltlichen Beschäftigung mit gesellschaftlichen Problemen und des öffentlichen Protests.

Grundsätzlich zeichnen soziale Bewegungen sich durch ihr Ziel aus, „grundlegenderen sozialen Wandel herbeizuführen, zu verhindern oder rückgängig zu machen“ (Raschke 1988, S. 77, Hervorhebung durch die Verf.; auch Rucht und Neidhardt 2020, S. 839). Sie bilden sich, „wenn es in einem Staat zu inneren Widersprüchen kommt, welche eine wachsende Zahl von Betroffenen befürchten oder hoffen lassen, dass eine Katastrophe eintreten wird oder die unhaltbare Lage sich verbessern ließe“ (Ebert 2012, S. 60).

Die Begriffe Protestbewegungen und soziale Bewegungen werden zwar häufig synonym verwendet, dennoch können sie in Hinblick auf ihre programmatischen Ziele unterschieden werden. Denn während das Ziel einer generellen Veränderung politischer oder sozialer Verhältnisse entscheidend für eine soziale Bewegung ist, haben reine Protestbewegungen „in der Regel kein umfassendes Programm, oft überhaupt keine positiven Ziele“ (Heberle 1967, S. 8). Der öffentliche Ausdruck von Protest kann so als eine zentrale Praktik von sozialen Bewegungen gesehen werden.

Als handelnde Menge zeigen soziale Bewegungen durch ihren Protest ihren gemeinsamen Willen (Rucht und Neidhardt 2020, S. 975). Sie zeichnen sich in der Regel durch ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl aus (Rucht und Neidhardt 2020, S. 25 f.) und agieren „auf der Grundlage hoher symbolischer Integration und geringer Rollenspezifikation mittels variabler Organisations- und Aktionsformen“ (Raschke 1988, S. 77). Die Akteur*innen sind meist in konflikthafte Beziehungen mit ihren Gegner*innen eingebunden, durch starke informelle Netzwerke miteinander verbunden und teilen eine bestimmte kollektive Identität (Della Porta und Diani 2020, S. 20).

Soziale Bewegungen stellen einen Gegenentwurf zu formalisierten und institutionalisierten Systemen wie Parteien oder Organisationen dar. Eine Beteiligung ist hier auf unterschiedliche Weise und in unterschiedlicher Intensität möglich. Soziale Bewegungen sind demnach mehr als „Netzwerke denn als Organisationen“ zu verstehen und im Gegensatz zum Idealtyp einer Organisation nicht durch formalisiert (Rucht und Neidhardt 2020, S. 636, Hervorhebung durch die Verf.). Dennoch verfügen sie über ein „Minimum an organisatorischer Struktur, die ihnen Bestand verleiht, und eine bestimmte Führungsstruktur, die ihnen strategisches Handeln ermöglicht“ (Brand et al. 1986, S. 36), wodurch sie sich von Revolten und Unruhen abgrenzen lassen.

3 Soziale Bewegungen: Historisch und Aktuell

Die frühesten Beispiele für soziale Bewegungen, die der o.g. Definition entsprechen, werden historisch meist in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in den Vorläufern verschiedener Arbeiter*innenbewegungen verortet. Unter dem Begriff Neue Soziale Bewegungen wird eine Ausdifferenzierung sozialer Bewegungen gefasst, die ab den 1970er-Jahren in Deutschland Konjunktur hatte. Heute lassen sich weltweit soziale Bewegungen mit lokaler bis globaler Ausrichtung beobachten, die sowohl physisch-lokale als auch digitale Protest- und Vernetzungsformen nutzen und auf dem gesamten politischen Spektrum zu finden sind.

3.1 Frühe soziale Bewegungen ab dem 18. Jahrhundert

Ausgehend von England formierte sich nach und nach in weiteren westeuropäischen Ländern Protest gegen die schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen großer Teile der Bevölkerung in Folge der Industriellen Revolution. Dazu kamen im Laufe des 19. Jahrhunderts Forderungen nach betrieblicher, gesellschaftlicher und politischer Mitbestimmung. Die Reformbewegung der englischen Chartisten etwa trat ab ca. 1830 für ein ausgeweitetes Gewerkschafts- und Wahlrecht sowie bessere Arbeitsbedingungen ein. In Deutschland gilt die Arbeiter*innenbewegung des 19. Jahrhunderts als der Urtyp der sozialen Bewegungen. Eine weitere frühe Form einer sozialen Bewegung in Deutschland stellt die erste Phase der Frauenbewegung im 19. Jahrhundert insbesondere mit der Gründung von Frauenvereinen und eigenen Zeitschriften dar. In dieser Zeit ging es vor allem darum, die politische Situation von Frauen durch eine Teilhabe am öffentlichen Leben zu verändern. So trat die Frauenbewegung für das aktive und passive Wahlrecht, Zugang zu Bildungs-, Berufs- und Ausbildungsmöglichkeiten sowie bessere Arbeitsbedingungen für Frauen ein. Dabei lassen sich bürgerliche und sozialistische sowie gemäßigte und radikalere Strömungen unterscheiden. Auch in anderen europäischen Ländern wie Großbritannien entstanden zur gleichen Zeit Frauenbewegungen (s. Suffragetten) (Gerhard 2009; Nave-Herz 1997).

Mit dem Ziel, die Sklaverei abzuschaffen, gab es sowohl in England als auch den USA schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts soziale Bewegungen, die Petitionen und Boykotte als Protesthandlungen etablierten und letztlich in Bezug auf England mit dem 1808 in Kraft getretenen Slave Trade Act erfolgreich waren. Im amerikanischen Civil Rights Movement der 1950er- und 1960er-Jahre, das antirassistische Ziele verfolgte, wurden neben Protestmärschen und Boykotten auch juristische Wege gewählt, um Rechte einzuklagen. Außerdem spielte der gewaltfreie Widerstand und der zivile Ungehorsam – angelehnt an die Praktiken der indischen Unabhängigkeitsbewegung – zunehmend eine Rolle (Dierenfield 2008).

3.2 Neue Soziale Bewegungen ab den 1970er-Jahren

Sowohl die thematischen Ausrichtungen als auch die Gründe für soziale Bewegungen werden in der heutigen Gesellschaft zahlreicher und vielfältiger. Vor allem im globalen Norden ist die Anzahl von Protesten seit dem Zweiten Weltkrieg immer weiter gestiegen (Kern 2008, S. 15). Dies nahm in Deutschland vor allem in den 1970er-Jahren mit den Neuen Sozialen Bewegungen seinen Anfang, als eine Vielzahl sozialer Bewegungen auftraten, die thematisch ausdifferenziert waren (zu Neuen Sozialen Bewegungen speziell in der DDR bzw. in Ostdeutschland s. Blattert et al. 1995). Beispielsweise mit der neuen Frauenbewegung, der Anti-Atom- und Umweltbewegung, der „Studenten“-Bewegung und der Friedensbewegung in den 1970er- und 1980er-Jahren waren politische Proteste in der BRD präsenter als zuvor. Dieser Trend wird unter dem Schlagwort „Bewegungsgesellschaft“ (Neidhardt und Rucht 1993) gefasst: Proteste werden als Mittel der politischen Auseinandersetzung immer mehr anerkannt und der Teil der Bevölkerung, der sich an einer Form von Protest beteiligt, nimmt weiter zu. Anders als früher ist eine soziale Bewegung nicht unbedingt „Ausdruck eines verbindlichen Weltbildes und umfassender alltagsweltlicher Praxis“ (Rucht 1998, S. 15), sondern eine unter vielen verschiedenen Beteiligungsmöglichkeiten. Auch innerhalb von sozialen Bewegungen besteht eine gewisse Heterogenität, die sich in einer Vielfalt von Tendenzen, Organisationsformen und Aktionsansätzen zeigt (Raschke 1988, S. 76 f.).

3.3 Weiterentwicklung sozialer Bewegungen: Aktuelle Beispiele

Diesen Trend zur Diversifizierung und Verbreitung zeigen auch zeitgenössische Beispiele sozialer Bewegungen. Bestimmte historisch bereits aufgegriffene Themen werden weiterentwickelt oder mit anderen Schwerpunkten versehen: Von den Anfängen der Frauenbewegung und später auch den Schwulen- und Lesbenbewegungen ausgehend sind heute weltweit feministische und LGBTQI* Bewegungen aktiv, die sich je nach lokalen Bedingungen gegen die Diskriminierung von Frauen, von homo- und bisexuellen, trans-, intergeschlechtlichen und queeren Menschen stellen.

Die Umweltbewegung in Deutschland mit ihren Wurzeln im 19. Jahrhundert und einer Hochphase in den 1970ern, die sich zu Beginn der 2000er- und 2010er-Jahre noch vorrangig mit dem Kampf gegen Atomkraft beschäftigte (v.a. Blockaden von Castor-Transporten, Demonstrationen gegen Atomkraftwerke und die Lagerung von Atommüll), konzentriert sich aktuell vor allem auf Klimagerechtigkeit und Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels. Als Beispiele sind Proteste während der politischen Klimagipfel und Aktionen zivilen Ungehorsams wie bei Ende Gelände zu nennen, die auch mit Besetzungen und Blockaden arbeiten. Seit 2018 treten Aktivist*innen von Fridays for Future weltweit mit Protestaktionen, Demonstrationen und Schulstreiks auf (Haunss und Sommer 2020; Fopp 2021). Daneben verfolgen auch die Aktivist*innen von Extinction Rebellion als Teil einer größeren Klimabewegung vor allem in Europa, aber auch weltweit, ihre Ziele mit Aktionen des zivilen Ungehorsams.

Eine wachstumskritische Bewegung, die seit den 1960ern für alternative Wirtschaftsmodelle eintritt und teilweise eng mit den Umweltbewegungen verbunden war, hat sich in verschiedene Strömungen mit unterschiedlichen ökonomischen, ökologischen und politisch-sozialen Schwerpunkten ausdifferenziert (Eversberg und Schmelzer 2018) und tritt in Deutschland aktuell vor allem als Postwachstumsbewegung auf. Als weitere wirtschaftskritische Bewegung ist Occupy Wall Street zu nennen, die 2011 aktiv wurde und zusätzlich zu physischen Aktionen vor Ort wie der Besetzung des Zuccotti-Parks in New York von Anfang an online informierte und vernetzte. Neben einer stärkeren Regulierung des Banken- und Finanzsektors fordert die Bewegung eine Begrenzung der politischen Einflussnahme durch Wirtschaftsakteure und weist, u.a. durch den Slogan „We are the 99 %“, auf eine wachsende, sozioökonomische Ungleichheit in der Bevölkerung hin. Auch wenn Occupy Wall Street selbst generell als kurzlebige Bewegung gesehen wird (Gitlin 2012; Calhoun 2013), haben ihre Anliegen weltweit Aufmerksamkeit bekommen und wurden in mehreren Ländern aufgegriffen.

In globaler Perspektive sind beispielhaft weitere soziale, politische und thematisch orientierte Bewegungen mit teilweise langer Tradition zu nennen: die Bewegung der Landarbeiter*innen ohne Boden (Movimiento dos Sem Terra), die seit den 1980ern Forderungen nach einer umfassenden Landreform in Brasilien stellen, die seit dem frühen 20. Jahrhundert aktive Indigenenbewegung in Ecuador (Movimiento Indígena) oder Demokratisierungsbewegungen in verschiedenen Ländern Afrikas (Olayode 2016). Unter dem Begriff „Arabischer Frühling“ wird eine Reihe von Protestereignissen zusammengefasst, die 2010 in Tunesien begannen und sich auf verschiedene arabische und nordafrikanische Staaten ausbreiteten. Die Protestierenden traten für eine Veränderung des politischen Systems und eine Verbesserung der Lebensbedingungen ein, konkret für mehr Mitbestimmung, weniger Korruption und Repression. Neu war dabei das Zusammenspiel zwischen den Protesten im sozialen Raum und der Kommunikation im virtuellen Raum. Soziale Medien eröffneten Kommunikationswege, um Menschen über den lokalen Protest hinaus zu mobilisieren (Schneiders 2013). Neben diesen historisch verankerten und global verbreiteten Beispielen gibt es eine Vielfalt an sozialen Bewegungen mit zeitlich und lokal begrenzter Relevanz wie etwa der organisierte Protest zu Stuttgart21.

3.4 Politische Ausrichtung sozialer Bewegungen

Auch wenn viele soziale Bewegungen demokratisch-emanzipatorisch ausgerichtet sind und häufig mit einer links-liberalen politischen Position assoziiert werden, tauchen soziale Bewegungen im gesamten politischen und ideologischen Spektrum auf. Zu konservativen bis reaktionären Bewegungen zählen etwa die Anti-Umwelt-Bewegung oder das selbst betitelte Pro-Life Movement gegen Abtreibung in den USA. Für Deutschland ist beispielhaft Pegida zu nennen, deren Beteiligte sich überwiegend auf dem mittleren bis rechten politischen Spektrum einordnen (Daphi et al. 2015, S. 21). Aus wissenschaftlicher Sicht gilt es, „die tatsächliche Vielfalt der Bewegungen im Blick [zu] behalten [und] soziale Bewegungen weder auf bestimmte Aktionsformen noch auf bestimmte Themenfelder [zu] reduzieren“ (Haunss 2005, S. 33).

4 Protestformen

Soziale Bewegungen nutzen Protest als eigene Ausdrucksform, die sich dadurch auszeichnet, nicht standardisiert zu sein und das Ziel hat, politische, soziale und kulturelle Prozesse zu beeinflussen. Dabei handelt es sich um „öffentliche, kollektive Handlungen nichtstaatlicher Träger, die Widerspruch oder Kritik zum Ausdruck bringen und mit der Formulierung eines gesellschaftlichen bzw. politischen Anliegens verbunden sind“ (Rucht und Neidhardt 2020, S. 836). Diese Protesthandlungen sind Orte der Auseinandersetzungen, an denen Körper, Symbole, Identitäten, Praktiken und Diskurse genutzt werden, um Veränderungen in institutionalisierten Machtverhältnissen zu erreichen oder zu verhindern (Della Porta und Diani 2020, S. 165). Protest kann sich gegen eine Vielzahl von Themen richten und sowohl defensive Reaktionen wie einen Rückzug aus den gesellschaftlichen Strukturen als auch offensive Reaktionen umfassen. Offensive Reaktionen sind nach außen gerichtet und zielen auf Entwicklungen, die durch den Protest gefördert werden oder verhindert werden sollen. Diese Form des Protests nutzt strategische Interventionen und fordert auf diese Weise Entscheidungen von bestimmten Entscheidungsträger*innen ein (Rucht und Neidhardt 2020, S. 835–840).

Die Handlungs- und Protestformen von sozialen Bewegungen haben sich seit deren Anfängen kontinuierlich erweitert. Während Flugblätter und Petitionen noch im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert zentrale Ausdrucksformen waren, wurden öffentliche Protestversammlungen und Demonstrationen im Laufe des 19. Jahrhunderts wichtiger. Wie in den o.g. Beispielen etablierte sich ein breites Handlungsspektrum von juristischem Vorgehen, Praktiken des zivilen Ungehorsams bis hin zu Performance-Aktionen wie flash mobs oder dem aktiven Eingreifen in politische Bereiche wie beispielsweise durch das zivilgesellschaftliche Bündnis Seebrücke.

5 Protest und Social Media

Durch die fortschreitende Digitalisierung im 21. Jahrhundert verändern sich auch die Möglichkeiten und Bedingungen für soziale Bewegungen. So betont Castells (2007; 2013) das Potenzial von neuen Informations- und Kommunikationstechnologien, digital vernetzte, globale Bewegungen zu ermöglichen. Er betont insbesondere die Möglichkeit, individuelle Affekte online in Netzwerken zu bündeln, horizontale (nicht-hierarchische) Netzwerke zu bilden und in autonomen Kommunikationsräumen neue Praktiken der Vernetzung und des Protests erproben zu können. Mithilfe des Hashtags #Ferguson etwa konnten Protestierende unabhängig von institutionalisierten Medien eine Sichtbarkeit herstellen und aus verstreuten Individuen eine Netzgemeinschaft etablieren (Bonilla und Rosa 2015). Kritiker*innen hinterfragen jedoch eine zu techno-optimistische Sicht auf die Bedeutung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien für soziale Bewegungen. So kritisiert etwa Shapiro (2015) am Beispiel der Proteste im Iran 2009, dass die Rolle etablierter, nicht-digitaler feministischer Gruppen vor Ort gegenüber digitalem Protest durch einen westlichen Medienfokus auf die sogenannte „Twitter Revolution“ unterschätzt wurde. Auch Karduni und Sauda (2020) betonen den Zusammenhang zwischen digitalen und analogen Räumen des Protests. Der Einschätzung, dass digitale soziale Bewegungen besonders demokratisch oder gleichberechtigt seien, wird entgegengesetzt, dass auch digitale Netzwerke nicht rein „horizontal“ sind, sondern immer auch hierarchisch organisiert und von Einzelnen angeführt werden (Gerbaudo 2012), dass auch unter Mitgliedern eines digitalen Netzwerks ungleiche Kapital- und Ressourcenverteilung herrscht (McPherson 2015) oder dass große Medienunternehmen signifikante Macht über digitale Netzwerke haben und ausüben (Tufekci 2014).

6 Paradigmen der Bewegungsforschung

Im Zuge der Arbeiter*innenbewegung begann im 19. Jahrhundert auch eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen der sozialen Bewegungen, basierend auf den Schriften von Karl Marx und Gustave Le Bon. Im Folgenden werden wissenschaftliche Theorien, die sich mit sozialen Bewegungen befassen, in Kürze vorgestellt – von den Anfängen des Marxismus und der Massenpsychologie hin zu neueren Ansätzen wie Framing und Collective Identity. Diese Ansätze behandeln unterschiedliche Aspekte sozialer Bewegungen, Fragen nach ihrem Aufkommen und ihrer Entstehung, zu dem Erfolg sozialer Bewegungen, inneren Dynamiken sowie nach den Auswirkungen eines politischen Systems auf soziale Bewegungen. Die Auswahl dieser Ansätze basiert auf der Forschungsliteratur zu sozialen Bewegungen und soll einen kurzen Überblick über die wichtigsten Ansätze geben.

6.1 Marxismus

Von Karl Marx selbst gibt es keine umfassende und systematische Aufarbeitung des Phänomens sozialer Bewegungen. Vielmehr finden sich in verschiedenen Schriften von ihm Auseinandersetzungen mit dem Thema, die eine Orientierung für die später entstandene Bewegungsforschung bieten (Rucht 2011, S. 23). Marx’ Ansatz bezieht sich vor allem auf die Arbeiter*innenbewegung, die er im Zusammenhang mit einem angestrebten sozialen Wandel betrachtet. Hier werden soziale Bewegungen als Träger bzw. „Motor gesellschaftlichen Wandels“ (Haunss 2005, S. 29) verstanden und „sind Ausdruck antagonistischer gesellschaftlicher Konflikte, die historisch jeweils den Stand gesellschaftlicher Entwicklung bzw. den Stand der Entwicklung der Produktivkräfte widerspiegeln“ (Haunss 2005, S. 29 f.). Diese Perspektive auf soziale Bewegungen ist – im Kontrast etwa zu Le Bons Ansatz – mit der Hoffnung auf gesellschaftliche Veränderungen verbunden. Die Perspektive von Marx und Engels auf die Bürgerliche Revolution und gesellschaftlichen Wandel zeigt sich auch darin, dass sie „die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft […] [grundsätzlich als] die Geschichte von Klassenkämpfen“ (Marx und Engels 1970, S. 23) verstehen. Spannungen und Widersprüche sind aus dieser Perspektive inhärenter Teil der Gesellschaft und finden ihren Ausdruck in Protesten bzw. Klassenkämpfen (Hellmann 1998, S. 10). Dabei stehen die Arbeiter*innen als zentrale Akteur*innen im Fokus, da sie mit ihrer Bewegung und den damit verbundenen Kämpfen bereits einen Wandel schaffen konnten und dies weiterhin können. Den Unterschied zu früheren sozialen Bewegungen sehen Marx und Engels darin, dass diese „Bewegungen von Minoritäten oder im Interesse von Minoritäten“ gewesen seien, wohingegen die proletarische Bewegung „die selbständige Bewegung der ungeheuren Mehrzahl im Interesse der ungeheuren Mehrzahl“ sei, die die „Schichten, die die offizielle Gesellschaft bilden“, sprengen würde (Marx und Engels 1970, S. 36). Das an Marx angelehnte Verständnis von sozialen Bewegungen hatte Einfluss auf die weitere Entwicklung der Bewegungsforschung, indem es soziale Bewegungen auf der Makro-Ebene verortet und ihre Beziehung zu zentralen gesellschaftlichen Konflikten bzw. zu einer allgemeinen Gesellschaftsstruktur sowie ihre Bedeutung für sozialen Wandel betont (Hellmann 1998, S. 11).

6.2 Massenpsychologie: Le Bon

Gustave Le Bon versteht soziale Bewegungen in seinem Buch Psychologie der Massen (1895) noch nicht als eigenständiges Phänomen (Le Bon 2001, S. 11 f.). Le Bon prägte als Begründer der modernen Massenpsychologie die Vorstellung von sozialen Bewegungen als irrationalen Menschenansammlungen, die auf der Grundlage seiner Beobachtungen der Französischen Revolution und der Commune de Paris fußten. Diese Menschenansammlungen, die Massen, zu denen er auch soziale Bewegungen zählte, unterscheiden sich vom Verhalten einzelner Individuen (Beyer und Schnabel 2017, S. 46). Massen sind aus dieser Perspektive gesehen impulsiv, leicht beeinflussbar, intolerant, diktatorisch, anfällig für Ideologien, irrational, folgen Bildern, Suggestionen und emotionalen Beeinflussungen und lassen sich zu Überschwang, Irrationalität und Gewalt hinreißen. Diese Eigenschaften nähmen auch Individuen an, die gewöhnlich rational handeln, sobald sie Teil einer Masse sind (Le Bon 1982, S. 10). Le Bon artikulierte damit einen Argwohn gegenüber sozialen Bewegungen, der unter den Eliten zu dieser Zeit verbreitet war und der eine Skepsis gegenüber den Zielrichtungen, dem sozialistischen Impetus und den Ideen zu alternativen Regierungsformen der Bewegungen zum Ausdruck brachte. Le Bons These war, dass Massen immer bestimmender werden und Eliten verdrängen würden (Beyer und Schnabel 2017, S. 48). Trotz der politischen Färbung dieser Perspektive der Massenpsychologie auf soziale Bewegungen finden sich in diesen Überlegungen zwei wichtige Ideen: Le Bon betonte erstens die Körperlichkeit sozialer Bewegungen – er untersuchte die Relation des Bewegungskörpers zum Individualkörper. Zweitens begründete er die Überlegung, dass Akteur*innen als Teil einer politischen Masse sowohl in Bezug auf Intention als auch Bestandteile ihrer Identität anders agieren, als sie es als Einzelpersonen tun würden. Damit stellte er das Bild einer stabilen Identität infrage und setzte Kontexte der Identitätskonstruktion ins Zentrum.

6.3 Collective Behaviour

Der Ansatz des Collective Behaviour versteht soziale Bewegungen als eine komplexe Form von Kollektivverhalten. Der Begriff des kollektiven Verhaltens ist zentral für eine Reihe unterschiedlicher Ansätze aus der Bewegungsforschung, etwa von Robert E. Park und Ernest W. Burgess (1969), Herbert Blumer (1939; 1995) sowie Ralph H. Turner und Lewis M. Killian (1972) und Neil J. Smelser (1962). Sie können allesamt als Vertreter*innen des Interaktionismus und der Chicago School angesehen werden und untersuchen vier verschiedene Formen sozialer Phänomene (Turner und Killian 1972):

  1. die Menschenmenge, die von einer geteilten Emotion angetrieben wird
  2. das Publikum, das sich in Bezug auf ein bestimmtes Thema bildet
  3. eine Menschenmasse, die sich am selben Ort befindet
  4. die soziale Bewegung, die komplexeste Form von kollektivem Verhalten 

Soziale Bewegungen sind aus dieser Perspektive keine eigenständigen Sozialformen, haben aber eigene Handlungslogiken, denen sich rationale Individuen unterwerfen. Dabei setzt sich die Grundannahme der Massenpsychologie insoweit fort, als dass dieses Kollektivverhalten in Abgrenzung zum individuellen Verhalten anderen Regeln unterliegt. Anders als in der Massenpsychologie werden Massen jedoch nicht als irrationale und unberechenbare Menschenansammlungen verstanden, sondern vielmehr als Interaktionssysteme, die gesellschaftliche Normen verhandeln und verändern können. Wie bei Le Bon postulieren auch Collective Behaviour-Theorien, dass soziale Bewegungen jederzeit und plötzlich auftreten können und damit in gewisser Hinsicht unplanbar bleiben (Beyer und Schnabel 2017, S. 55).

In einer der frühesten Definitionen, die soziale Bewegungen als eigenständiges Phänomen betrachten, beschreibt Blumer sie „as collective enterprises to establish a new order of life. They have their inception in a condition of unrest, and derive their motive power on one hand from dissatisfaction with the current form of life, and on the other hand, from wishes and hopes for a new scheme or system of living“ (Blumer 1995, S. 60). Damit versteht er soziale Bewegungen nicht mehr nur als Ausdruck von Unzufriedenheit, sondern auch als Träger*innen von Hoffnungen und Wünschen. Neu ist also, dass soziale Bewegungen nicht mehr nur als eine Reaktion auf soziale Umbrüche und Veränderungen verstanden werden, sondern als eine eigenständige soziale Kraft, die selbst Veränderungen erreichen kann.

In seiner Theory of Collective Behaviour (1962) hat Smelser diese Ideen mit seinem mehrdimensionalen Ansatz zu kollektivem Verhalten weitergeführt. Smelser ist einer der Begründer des Strukturfunktionalismus. Er geht davon aus, dass soziale Bewegungen diejenigen Spannungen eines Systems sichtbar machen, die von bestehenden Mechanismen zum Ausgleich oder Ausbalancieren von Interessen nicht absorbiert werden können. Soziale Bewegungen entstünden als Folge eines schnellen, strukturellen Wandels, der bei Betroffenen zu Spaltungen und Spannungen führt und seien daher eine Antwort auf soziale Ungleichheit oder Anomie. Sie haben damit aus dieser Perspektive aber auch einen anpassenden und systemerhaltenden Charakter. Nach Smelsers Erklärungsmodell entsteht kollektives Verhalten dann, wenn die folgenden sechs Faktoren zusammenkommen (Smelser 1962, S. 14 ff. und 313 ff.):

  1. Structural conduciveness (bestimmte Formen der gesellschaftlichen Veränderung erleichtern/​verhindern bestimmte Formen kollektiven Verhaltens)
  2. Structural strains (bestimmte gesellschaftliche Faktoren werden von einem Kollektiv als Grund für Unbehagen, Unzufriedenheit, Spannungen, Problemen empfunden)
  3. Growth and spread of generalized belief (bestimmte Akteur*innen wie Medien oder Führungspersonen verbreiten eine bestimmte Interpretation)
  4. Precipitating factors (Schlüsselereignisse, aufgrund derer Menschen aktiv werden)
  5. Mobilisation (Netzwerke und kollektive Akteur*innen, die Aktionspotenzial realisieren und Aktionen initiieren)
  6. Operation of social control (neue und alternative Normsysteme, die Sympathisant*innen kontrollieren und für bestimmte Interpretationen von Ereignissen sorgen)

6.4 Relative Deprivation

Die in den 1960er-Jahren entstandenen Deprivationstheorien ordnen soziale Bewegungen erstmals als eigenständige Sozialform ein. Damit machte dieser Ansatz „auf die Rationalität der Motivation kollektiven Protests aufmerksam […], indem er das Protestpotential der Diskrepanz von Anspruch und Wirklichkeit, von Werterwartungen und Erwartungsenttäuschung zurechnete, mit der Gesellschaften ihre eigenen Mitglieder konfrontieren“ (Hellmann 1998, S. 12). Zentral für diesen Ansatz ist die Frage nach dem Zusammenhang zwischen sozialem Wandel und dem Aufkommen sozialer Bewegungen. „Ausgangspunkt dieser Theorien war die empirische Beobachtung, dass Rebellionen oft einer Phase ökonomischer, sozialer oder politischer Verbesserungen folgen. Proteste seien demnach nicht unbedingt dann am wahrscheinlichsten, wenn es Menschen am schlechtesten geht oder sie die Mittel dazu haben, eine Rebellion zu beginnen, sondern erst, wenn bereits eine Periode der Verbesserung verstrichen sei, die aber nicht linear weiter verläuft“ (Beyer und Schnabel 2017, S. 60). Der Ansatz der relativen Deprivation geht davon aus, dass in diesen Phasen der Verbesserungen bei der Bevölkerung Erwartungen entstehen, die dann enttäuscht werden können, wenn sich die Phase der Verbesserung nicht weiter fortsetzt. Relative Deprivation bezeichnet also die Spannung zwischen der Erwartung von Menschen, was ihnen zusteht, und dem, was sie in einer konkreten Situation erlangen können. Verschiedene Autor*innen unterscheiden sich in ihren Positionen dahingehend, worin die Ursache dieser individuellen Erwartungen gesehen wird (Davies 1962; Feierabend et al. 1969; Gurr 1970).

6.5 Politische Gelegenheitsstrukturen

Die Überlegungen zu den politischen Gelegenheitsstrukturen erklären das Auftreten von Protest und nicht seine Erfolgsbedingungen. Dabei werden die politischen Rahmenbedingungen als zentral für das Aufkommen von Protesten eingeordnet. Diese Rahmenbedingungen sozialer Bewegungen stehen im Zentrum der Überlegungen zu den Political Opportunity Structures oder politischen Gelegenheitsstrukturen (Kriesi 2004), die untersuchen, welche Gelegenheiten günstig bzw. ungünstig für Protest und Mobilisierung sind. Sowohl die Bedingungen der jeweiligen geo-politischen Situation als auch etwaige Gegenbewegungen werden im internationalen Vergleich einbezogen. Innerhalb des Konzeptes gibt es unterschiedliche Ausprägungen (Hellmann 1998, S. 24), jedoch ist die Annahme zentral, „dass Protestbewegungen ihre Ziele, Strategien und Taktiken nicht in einem sozialen Vakuum auswählen, sondern in einen politischen Kontext eingebettet sind, dessen Strukturen sich im einen Fall vorteilhaft, im anderen nachteilhaft auf die Mobilisierung von Protest auswirken können“ (Kern 2008, S. 153). Ein Befund der bisherigen Forschungen zu politischen Gelegenheitsstrukturen beschreibt, dass Häufigkeit, Form und Intensität von Protestereignissen von der Offenheit des politischen Systems für die Anliegen von Minderheiten abhängig sind (Kern 2008, S. 42). Ein Beispiel sind Kitschelts (1986) Untersuchungen zu Anti-Atom-Bewegungen in den USA und Westeuropa, die einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Proteste und den jeweiligen politischen Systemen herstellen.

6.6 Ressourcenmobilisierung

Mit dem Aufkommen u.a. der Frauen-, Friedens- und Bürger*innenrechtsbewegung in den 1960er- und 1970er-Jahren verloren die Collective Behaviour-Ansätze an Zustimmung, da diese nicht auf diese neuen Formen der sozialen Bewegungen zu passen schienen. Untersuchungen im Rahmen des Ressourcenmobilisierungsansatzes machten deutlich, dass es sich bei den Bewegungen nicht um hysterische und expressive Reaktionen auf sozialen Wandel handelte, sondern politische Themen rational aufgegriffen wurden – noch dazu von Akteur*innen, die organisiert, strategisch und professionell handelten (Herkenrath 2011, S. 37). Zunächst grenzte sich dieser Ansatz von den Annahmen ab, dass soziale Bewegungen die Konsequenz von relativer Deprivation oder strukturell verursachtem Leiden sind. Der Ressourcenmobilisierungsansatz wurde mit dem Aufsatz „Resource Mobilization and Social Movements: A Partial Theory“ (McCarthy und Zald 1977) bekannt und beruht auf der rational choice-Theorie. Eine soziale Bewegung wird hier als kollektiver Akteur verstanden, der aus einzelnen Akteur*innen besteht (Opp 1998, S. 91). Voraussetzung für das Entstehen einer sozialen Bewegung sei, dass sie ein gesellschaftliches Problem benennt, Personen zur Beteiligung motiviert und notwendige finanzielle Ressourcen habe. Die Grundannahme ist also, dass für die Entstehung sozialer Bewegungen ebenso wie für deren Erfolg bestimmte Ressourcen erforderlich sind: beispielsweise die Motivation weiterer Personen zur Teilnahme, eine bestehende Infrastruktur, Finanzmittel, aber auch die Möglichkeit der Benennung und Thematisierung des Problems, Glaubwürdigkeit und Vertrauen ebenso wie Allianzen mit anderen Akteur*innen (Opp 1998, S. 95). Soziale Bewegungen werden aus dieser Perspektive als strategisch handelnde Kollektivakteure verstanden, die bewusst Mittel erlangen wollen, die zur Erreichung bestimmter politischer Ziele nötig sind (McCarthy und Zald 1977, S. 1217 f.). Außerdem unterscheiden sie soziale Bewegungen von Bewegungsorganisationen (social movement organisations, SMO) und der Bewegungsindustrie (social movement industries, SMI). Soziale Bewegungen sind somit Bewegungsorganisationen, die bestimmte Überzeugungen teilen, etwas verändern zu wollen. Die Gesamtheit der Bewegungsorganisationen bildet die Bewegungsindustrie. Danach würden alle Personen in der Bevölkerung, die Präferenzen für mehr Umweltschutz haben, zu einer sozialen Bewegung gehören. Umweltorganisationen wie Greenpeace, BUND etc. zählen als Bewegungsorganisationen. Die Gesamtheit all dieser Organisationen, deren Ziel Umweltschutz ist, formen die Bewegungsindustrie. Alle zusammen gehören zum Bewegungssektor (Opp 1998, S. 96).

6.7 Framing

Ursprung (soziologischer) Framing-Interpretationen sind Goffmans Überlegungen zu einer Rahmenanalyse, auch wenn sich sein Ansatz teils erheblich vom heutigen Framing-Verständnis unterscheidet (Matthes 2014, S. 24 f.). Danach „sind Frames kognitive Strukturen, die die Interpretation von Ereignissen anleiten“ (Daniel et al. 2020, S. 368). Frames sind also Deutungsrahmen, vor denen die Wirklichkeit interpretiert wird. Diese Überlegungen wurden erstmals von Benford und Snow auf soziale Bewegungen übertragen (Benford und Snow 2000). Im Kontext von sozialen Bewegungen konzentriert sich der Framing-Ansatz „auf die Produktion und Reproduktion kultureller Deutungsstrukturen […], mit denen soziale Bewegungen ihre Anhängerschaft mobilisieren“ (Kern 2008, S. 142). Framing bezieht sich auf intersubjektive Prozesse, durch die soziale Bewegungen ihre eigenen Mitglieder, aber auch die Öffentlichkeit von der Legitimität ihres Handelns überzeugen. Frames bieten daher einen Rahmen für kollektive Aktionen. Framing wird als eine aktive Produktion von Bedeutungen verstanden (Benford und Snow 2000, S. 614). Kollektive Deutungsrahmen können mit zwei charakteristischen Elementen näher bestimmt werden. Zum einen durch die Betrachtung ihrer Kernaufgaben und zum anderen durch näheres Bestimmen ihrer interaktiven Prozesse (Benford und Snow 2000, S. 615). Laut Benford und Snow werden Frames konstruiert, indem die Anhänger*innen einer Bewegung ein gemeinsames Verständnis eines Problems aushandeln, das sie als veränderungsbedürftig definieren. Frames haben verschiedene Komponenten, die drei Kernaufgaben bzw. Kernmechanismen sind: diagnostic framing, prognostic framing und motivational framing – sie benennen etwas als ein Problem, betten es in einen Kontext ein und motivieren Akteur*innen zum Handeln. Innerhalb und außerhalb der Bewegung können die drei Framings Konsens und Zugehörigkeit schaffen, Einfluss auf die Öffentlichkeit nehmen und für Protestaktionen sowie politischen Wandel mobilisieren (Benford und Snow 2000, S. 615–618), ebenso wie durch strategische Prozesse, welche beispielsweise Framing-Strategien umfassen (Benford und Snow 2000, S. 624 f.). Exemplarisch für eine solche Strategie ist das frame bridging, das „die Verbindung ideologisch anschlussfähiger, aber getrennter Deutungsrahmen“ (Kern 2008, S. 147) beschreibt und laut Della Porta und Parks die am meisten verbreitete Strategie sozialer Bewegungen ist (Della Porta und Parks 2013, S. 43). Schließlich haben Frames die Funktion, Schuld zuzuweisen, alternative Zielvorstellungen zu vereinbaren und andere dazu zu bewegen, gemeinsam zu handeln (Benford und Snow 2000, S. 615). Framing Prozesse nehmen also eine explizit symbolische und konstruktivistische Perspektive ein.

6.8 Kollektive Identität

Das Konzept der kollektiven Identität hat sich seit den 1990er-Jahren in der Bewegungsforschung etabliert und wird größtenteils als ein konstitutives Element sozialer Bewegungen verstanden (Daphi 2011, S. 13). Kollektive Identität ist von einer personalen und einer sozialen Identität abzugrenzen. Die Identität einer Gruppe manifestiert sich vor allem im Auftreten der Gruppe als einer Gruppe, wodurch sie ihre Verbundenheit ausdrückt. Die gemeinsame Identität kann physisch, psychisch, rhetorisch, nach innen und nach außen bekundet werden. Rucht versteht kollektive Identität als „Syndrom von Bewusstseins- und Ausdrucksformen von mindestens zwei Personen, welche um ihre Zusammengehörigkeit (als Paar, Gruppe, Klasse, Ethnie, Nation usw.) wissen, diese – im Regelfall – handlungspraktisch demonstrieren und insofern auch von ihrer Umwelt als zusammengehörig wahrgenommen werden“ (Rucht 1995, S. 10). Die Gruppe bzw. soziale Bewegung muss über ein subjektives Wir-Gefühl und Gemeinsamkeiten verfügen ebenso wie über Formen von gemeinsamem Handeln, das beispielsweise durch die Organisation als Bewegung stabilisiert. Durch das Agieren als Bewegung wird die kollektive Identität hergestellt, die sich gleichzeitig von einem Außen abgrenzt, beispielsweise durch die Betonung eines „Wir“ und einer Zuschreibung des Außen als „die Anderen“ (Rucht 1995, S. 9 f.).

Rucht (1995, S. 11) identifiziert drei Bedingungen für das Entstehen einer kollektiven Identität einer sozialen Bewegung:

  1. eine Situation, die als untragbar oder ungerecht empfunden wird,
  2. das Entstehen einer Gruppe, die diese Situation gemeinsam deutet und verändern möchte,
  3. die Möglichkeiten einer Mobilisierung als Bewegung über einen bestimmten Zeitraum, der durch externe Gelegenheitsstrukturen ermöglicht wird.

Kollektive Identität wird hier als soziale Konstruktion verstanden, die aus Selbst- und Fremdwahrnehmung der Gruppe entsteht und durch Interaktionen innerhalb und nach außen stabilisiert wird. Kollektive Identität ist demnach als Prozess zu verstehen, da sie durch die Beziehungen zwischen den Individuen ständig verhandelt und konstruiert wird (Melucci 1995, S. 44). Nach Melucci umfasst dieser Prozess der kollektiven Identitätsbildung drei Elemente: eine gemeinsame kognitive Definition der Ziele, Mittel und des Aktionsfelds, ein Netzwerk aus aktiven Beziehungen zwischen den interagierenden Akteur*innen, über welches kommuniziert und verhandelt wird, Entscheidungen getroffen werden sowie ein gewisses Maß an emotionaler Investition, damit sich die Individuen der Bewegung zugehörig fühlen können. Die Akteur*innen können durch eine kollektive Identität die Effekte ihrer Handlungen erfassen und sich in der Konsequenz selbst zuschreiben (Melucci 1995, S. 44–46).

6.9 Systemtheorie

Nach Niklas Luhmann ist die Gesellschaft in Teilsystemen funktional ausdifferenziert. Die Funktionalität ist nicht moralisch begründet, Systeme dienen der Komplexitätsreduktion und der Herstellung von Erwartbarkeiten. Systeme bestehen aus Kommunikation, wobei diese nicht im landläufigen Sinne als Unterhaltungen zwischen Individuen, sondern als Herstellung der Differenz System – Umwelt (was gehört zum System – was gehört nicht zum System) verstanden wird. Im Falle des Systems einer Protestbewegung läuft diese Differenz entlang der Linie dafür/dagegen. Diese Differenz definiert das System und muss zur Systemerhaltung permanent hergestellt werden.

Soziale Bewegungen definieren sich inhaltlich durch das, was sie als Problem in der Gesellschaft erkannt haben und wogegen sie sich positionieren. „Der Protest ist die Form, das Thema der Inhalt, und beides zusammen setzt eine Reproduktion darauf bezogener Kommunikation in Gang und ermöglicht es dem System, zugehörige und nichtzugehörige Aktivitäten zu unterscheiden“ (Luhmann 1991, S. 137). Die Systemaktivität des Protests ist also „eine Konstruktion des Systems selbst, deren Gründe dann in die Umwelt verlagert werden. Das heißt nicht, daß der Protest keinen verständlichen, und zwar gerade: für Individuen verständlichen, Grund hätte. […] [Das System] erkennt sich daran, daß es alle für es zugänglichen Tatsachen in die Form des Protestes bringt und sich mit Hilfe dieser Form reproduziert, und es kombiniert auf diese Weise in jeder Operation Fremdreferenz und Selbstreferenz, eben externe Anlässe für einen intern aktualisierten Protest“ (Luhmann 1991, S. 137). Das System der Protestbewegung nimmt eine kritisch-beobachtende Position ein, indem es „Themen auf[greift], die keines der Funktionssysteme […] als eigene erkennen würde“; damit „kompensiert [es] deutliche Reflexionsdefizite der modernen Gesellschaft“ (Luhmann 1991, S. 153). Allerdings sind soziale Bewegungen aus Luhmann’scher Sicht wie andere Systeme auch weder in der Lage noch tatsächlich darauf ausgerichtet, die Gesellschaft zu verändern, da ihre primäre Funktion die Selbsterhaltung ist. Veränderung der Gesellschaft kommt bei Luhmann nur als grundsätzliche Veränderung der funktionalen Differenzierung vor, alles andere ist schlicht systemische Kommunikation. Dem System geht es darum, durch Kommunikation zu existieren. Als Systeme bestehen soziale Bewegungen also dadurch, dass sie permanent ihren Protest reproduzieren – fällt der Protest (oder die Möglichkeit, den Protest aus der Umwelt zu legitimieren) weg, kann sich das System nicht mehr selbst reproduzieren. 

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9 Informationen im Internet

Verfasst von
M.A. Lena Herbers
Diplom-Juristin, Soziologin M.A., Doktorandin, Institut für Soziologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
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Mareike Zobel
Doktorandin am Department of Sociology, University of Cambridge
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