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Teamarbeit

Rebekka Asbach

veröffentlicht am 12.07.2024

Englisch: team work

Teamarbeit bezeichnet das Zusammenwirken mehrerer Personen, die durch das Einbringen ihrer individuellen Fähigkeiten und Kenntnisse auf gemeinsam festgelegte Ziele hinarbeiten.

Überblick

  1. 1 Grundlagen der Teamarbeit
  2. 2 Teamentwicklungsuhr nach Tuckman
  3. 3 Schlüsselkompetenzen effektiver Teamarbeit
  4. 4 Drei praxisnahe methodische Tipps
  5. 5 Quellenangaben
  6. 6 Literaturhinweise

1 Grundlagen der Teamarbeit

Zunächst ist es unabdingbar, dass alle Teammitglieder sich wirklich kennenlernen. Sie sollten sich mit ihren Stärken, Ressourcen, ihrer Persönlichkeit sowie ihren Wünschen und Erwartungen auf einer ehrlichen Basis begegnen.

Außerdem ist es wichtig, dass die Ziele, Beziehungen, Rollen, Werte und Normen im Team bewusst und transparent sind:

  • Ziele sollten klar definiert werden, sodass sie durchschaubar, konkret und lösbar sind. Hierbei ist es wesentlich, dass alle Teammitglieder die Ziele kennen und hinter diesen stehen. Die einzelnen Individuen sind für das Erreichen der Ziele mit verantwortlich.
  • Strukturen und Rollen sollten geklärt sein. Wer hat die Verantwortung für gewisse Bereiche, wer hat welche Kompetenzen, wer führt welche Aufgabe durch und wer kontrolliert sie? Wie können die unterschiedlichen Rollen zusammengebracht werden?
  • Regeln der Beziehungen sollten gegeben sein. Das heißt soziale Kompetenz in der Zusammenarbeit, ein angemessenes Konflikt- und Stressmanagement sowie die Bereitschaft zum Dialog sind Grundlage jeder Teamarbeit.
  • Werte und Normen: Darüber hinaus ist es von großer Bedeutung, dass sich das Team damit beschäftigt, welche Werte und Normen es als Team vertritt, sodass diese in der Arbeit gelebt und nach außen transportiert werden können.

2 Teamentwicklungsuhr nach Tuckman

Ein bekanntes Modell für die Darstellung der Teamentwicklung ist die Teamentwicklungsuhr nach Bruce Tuckman (1965, u.a. Kauffeld 2014).

Das Modell unterteilt den Teambildungsprozess grundsätzlich in vier Phasen:

  1. Forming: In der ersten Phase – auch Testphase genannt – lernen sich die Teammitglieder kennen. Zu Beginn sind sie in der Regel vorsichtig, gespannt, höflich und noch etwas zurückhaltend.
  2. Storming: In der zweiten Phase können erste Unstimmigkeiten aufkommen, unterschwellige Konflikte und erste Konfrontationen werden spürbar. Außerdem kann es aufgrund von Sympathien zu Gruppenbildung kommen.
  3. Norming: In der sogenannten Organisationsphase können tatsächliche Konflikte aufkommen, sodass es zur offenen Konfrontation kommt. Es entstehen nun neue Umgangsformen und Verhaltensweisen.
  4. Performing: In dieser Phase – auch Arbeitsphase genannt – ist das Team zusammengewachsen, die Teammitglieder sind ideenreich, produktiv und zeigen Flexibilität und Leistungsbereitschaft.

Es kann noch eine fünfte Phase hinzugefügt werden, das sogenannte Adjourning. Diese tritt ein, wenn sich das Team auflöst.

Wichtig ist, den Prozess genau und differenziert zu betrachten, da jedes Team anders ist. Die Phasen sind nicht immer aufeinander aufbauend und die Individuen können sich zeitgleich in unterschiedlichen Phasen befinden. Allerdings kann dieses Modell das Bewusstsein für Entwicklungsprozesse im Team fördern. So zeigt es u.a. auf, dass es in jedem Team unterschiedliche Phasen gibt und dass Konflikte nichts Außergewöhnliches sind. Das Team darf sich finden, verändern und wachsen.

Phasenmodell der Teamentwicklung nach Tuckman
Abbildung 1: Phasenmodell der Teamentwicklung nach Tuckman (1965, zit. in Kauffeld 2014)

Über das Modell nach Tuckman hinaus sind noch weitere Modelle zu erwähnen. So zum Beispiel das Prozessmodell von Susan Wheelan und das Teamrollen-Modell nach Raymond Meredith Belbin:

  • Bei dem Prozessmodell von Susan Wheelan handelt es sich genau wie bei Tuckman um die Bezeichnung von Phasen, die ein Team durchläuft, um effektiv leistungsfähiger zu werden. Susan Wheelan beschreibt, dass Teams sich dynamisch entwickeln und jede einzelne Phase wichtig ist für die Weiterentwicklung. Im Vergleich zu dem Modell nach Tuckman bietet das Prozessmodell nach Wheelan eine tiefer gehende Analyse der Gruppendynamik, berücksichtigt eine breitere Palette von Dynamiken in der Gruppe und beschreibt Vertrauen und klare Strukturen als entscheidenden Schritt zur Effektivität (Wheelan 2012).
  • Im Unterschied zu den beiden vorher genannten Modellen greift das Teamrollen-Modell nach Raymond Meredith Belbin die unterschiedlichen Rollen innerhalb eines Teams auf. Er definiert neun Teamrollen, die jeweils unterschiedliche Verhaltensmuster besitzen und mit diesen zum Teamerfolg beitragen. Grundsätzlich lassen sich diese Rollen in folgende drei Kategorien einteilen: handlungsorientierte Rollen, kommunikationsorientierte Rollen und wissensorientierte Rollen.
    Dieses Modell der Teamrollen nach Belbin stellt ein hilfreiches Werkzeug dar, wenn es darum geht, die Teamdynamik zu analysieren und zu verbessern. Die individuellen Stärken und Herausforderungen der einzelnen Teammitglieder können erkannt und genutzt werden, sodass die Gesamtleistung des Teams optimiert werden kann (Belbin 2010).

3 Schlüsselkompetenzen effektiver Teamarbeit

Es gibt eine Vielzahl von Kompetenzen, die für eine erfolgreiche Teamarbeit wichtig sind. Die Folgenden sind allerdings unabdingbar, um im Team effektiv zusammenarbeiten zu können:

  • Kommunikationsfähigkeit: Es ist wesentlich, dass verständlich, respektvoll und klar kommuniziert sowie aktiv zugehört wird. Außerdem ist die Offenheit für Feedback essenziell.
  • Konfliktlösungsfähigkeit: Es ist außerdem wichtig, dass Konflikte erstens wahrgenommen und zweitens auch angesprochen werden.
  • Empathie und emotionale Intelligenz: Die Fähigkeit, die Perspektiven und Gefühle der Teammitglieder anzuhören und zu verstehen, ist wichtig für eine kooperative und unterstützende Teamkultur.
  • Anpassungsfähigkeit und Flexibilität: Generell in der Teamarbeit und gerade im sozialen Bereich ist es unabdingbar, dass sich die Teammitglieder schnell auf neue Situationen sowie Veränderungen einstellen und flexibel damit umgehen können.
  • Verantwortungsbewusstsein: Jedes Teammitglied sollte Verantwortung für die eigenen Aufgaben übernehmen und sich dabei bewusst sein, dass die eigene Haltung zum Erreichen der gemeinsamen Ziele beiträgt.

4 Drei praxisnahe methodische Tipps

  1. Teamsitzungen: Um im Team erfolgreich zusammenzuarbeiten, sollten regelmäßige Teamsitzungen stattfinden. Das Team benötigt Zeit und einen ungestörten Rahmen, um sich auszutauschen. Die Sitzungen sollten gut strukturiert sein und während der Sitzung sollte auch auf die Einhaltung dieser Struktur geachtet werden. Hierfür können Rollen, wie zum Beispiel ein Zeitwächter, verteilt werden. Diese Rollen werden in rotierendem System im Team verteilt, sodass jeder oder jede mal verantwortlich ist. So kann darauf geachtet werden, dass die geplanten Themen auch Raum finden. Außerdem sollten alle Teammitglieder vor der Sitzung die Möglichkeit haben, Themenwünsche einzureichen. Die Teamsitzung sollte nur für wirklich wichtige Themen genutzt werden. Deshalb wird empfohlen, reine Informationsweitergaben nicht in die Teamsitzung aufzunehmen.
  2. Erwartungen klären: Als weitere Voraussetzung einer erfolgreichen Teamarbeit sollten die gegenseitigen Erwartungen geklärt werden. Was erwarten die einzelnen Teammitglieder voneinander? Erwartungen sind nicht dafür da, erfüllt zu werden. Erwartungen sind dafür da, dass über sie gesprochen wird und dass abgeglichen wird, ob diese erfüllt werden können oder nicht. Im Team sollte immer wieder über die Erwartungen gesprochen werden, vor allem wenn neue Teammitglieder dazukommen. Denn dies ist die Basis eines erfolgreichen Teams.
  3. Fragen zum Team klären: Es kann hilfreich sein, Antworten auf die folgenden Fragen herauszufinden, um sich im Team wirklich kennenzulernen und ein gutes Miteinander zu schaffen.
    • Welche Ressourcen haben wir im Team?
    • Welche Fähigkeiten bringen die einzelnen Mitglieder mit?
    • Was möchten die Mitglieder erreichen?
    • Was benötigen wir im Team?

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es bei der Teamarbeit um ein echtes Miteinander geht. Die einzelnen Teammitglieder sollten zuerst in Beziehung zueinander treten und dann auf die inhaltliche Ebene gehen. Hierfür ist es wichtig, dass Teamzeiten eingeplant werden in Form von Teamsitzungen, Teamtagen, Teamtreffen außerhalb des Arbeitsplatzes und dass regelmäßig Dialoge von wechselseitigem Interesse stattfinden können. Im sozialen Bereich ist diese Form der Zusammenarbeit besonders wichtig, um eine umfassende, qualitativ hochwertige und individuelle Unterstützung bieten zu können.

Eine erfolgreiche Teamarbeit ist die Basis für motiviertes Arbeiten, Leistungsfähigkeit und empathischen Umgang mit den Klient:innen. Es ist daher essenziell, sich mit diesem Thema bewusst auseinanderzusetzen und fortlaufend daran zu arbeiten.

5 Quellenangaben

Belbin, Raymond Meredith, 2010. Team Roles at Work. London: Routledge. ISBN 978-1-138-43319-9

Kauffeld, Simone, 2014. Web-Exkurs: Phasenmodell der Teamentwicklung nach Tuckman (1965) [online]. Heidelberg: Springer [Zugriff am: 24.04.2024]. Verfügbar unter: https://lehrbuch-psychologie.springer.com/sites/​default/​files/​atoms/​files/​web-exkurs.008.05.pdf

Wheelan, Susan A., 2012. Creating Effective Teams: A Guide for Members and Leaders. New Delhi: SAGE Publications India. ISBN 978-81-321-1086-6

6 Literaturhinweise

Bernitzke, Fred. 2009. Handbuch Teamarbeit: Grundlagen für erfolgreiches Arbeiten in Kita und Kindergarten. Freiburg im Breisgau: Herder Verlag. ISBN 978-3-451-32270-9 [Rezension bei socialnet]

Fialka, Viva.2013. Moderation – Methoden für die Teamarbeit. Freiburg im Breisgau: Herder Verlag. ISBN 978-3-451-00287-8

Gellert, Manfred und Claus Nowak, 2004. Teamarbeit, Teamentwicklung, Teamberatung: Ein Praxisbuch für die Arbeit in und mit Teams. Meezen: Limmer Verlag. ISBN 978-3-928922-13-5 [Rezension bei socialnet]

Kauffeld, Simone, 2016. Kompetenzen messen, bewerten, entwickeln. Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag. 2. Auflage. ISBN 978-3-7910-2508-7

Kauffeld, Simone. 2001. Teamdiagnose. Göttingen: Verlag für Angewandte Psychologie. ISBN 978-3-8017-1412-3

Verfasst von
Rebekka Asbach
Erziehungswissenschaftlerin (M.A.)
systemische Beraterin
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Es gibt 1 Lexikonartikel von Rebekka Asbach.

Zitiervorschlag
Asbach, Rebekka, 2024. Teamarbeit [online]. socialnet Lexikon. Bonn: socialnet, 12.07.2024 [Zugriff am: 20.09.2024]. Verfügbar unter: https://www.socialnet.de/lexikon/4430

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