Transgenerationale Weitergabe
Prof. Dr. Angela Moré
veröffentlicht am 10.12.2024
Bei der transgenerationalen Weitergabe handelt es sich um einen ungewollten und daher überwiegend unbewussten Vorgang, in welchem unbewältigte traumatische Erfahrungen oder abgewehrte Schuld- und Schamgefühle von einer Generation an die nächste weitergegeben werden.
Überblick
- 1 Zusammenfassung
- 2 Historische Entwicklung der Erforschung
- 3 Erklärungsansätze zur transgenerationalen Weitergabe
- 4 Folgen für die Nachkommen der Traumatisierten
- 5 Folgen für die Nachkommen von Täter:innen und Mitläufer:innen
- 6 Zur Bedeutung für Gegenwart und Zukunft
- 7 Quellenangaben
1 Zusammenfassung
Die transgenerationale Weitergabe (TGW) bezeichnet einen Vorgang, bei welchem unbewältigte Traumata oder abgewehrte Schuld- und Schamgefühle an die nächste Generation weitergegeben werden. Dieser Vorgang kann sich bei weiteren nachfolgenden Generationen wiederholen, wenn die erste Generation der Nachkommen die ungewollt bzw. unbewusst übernommenen Erfahrungen und Emotionen nicht verarbeiten konnte und diese darum ebenfalls abgewehrt hat.
Übernommene traumatische Eindrücke oder Schuld- und Schamgefühle werden von den Nachkommen als irritierende und belastende Fremdkörper im psychischen Selbsterleben wahrgenommen. Zu einer direkten Traumaweitergabe kommt es nur, wenn das Trauma der Eltern an der nächsten Generation aktiv reinszeniert wird, z.B. durch die Wiederholung von (sexueller) Gewalt, Vernachlässigung oder langfristige frühe Trennungen.
Besonders bei Nachkommen von Holocaustüberlebenden, aber auch denen von Täter:innen zeigt(e) sich dieser Vorgang.
In Anlehnung an die englische Bezeichnung wird im Zusammenhang mit der TGW auch von einer Trauma-Transmission gesprochen.
2 Historische Entwicklung der Erforschung
2.1 Psychoanalyse
Die Einsicht in den Prozess der transgenerationalen Weitergabe wurde möglich auf Grundlage der psychoanalytischen Erkenntnis, dass Menschen nicht nur bewusst durch Sprache und andere Ausdrucksmöglichkeiten, sondern auch unbewusst auf der Beziehungsebene durch körpersprachliche Signale, Affekte und szenisches Verhalten miteinander kommunizieren. Dies geschieht hauptsächlich durch unbewusste Übertragungen, Projektionen und Identifikationen, bei welchen sich Gefühle, Stimmungen, Fantasien, Einstellungen und Intentionen übermitteln.
In diesen überwiegend unkontrollierten körpersprachlichen Mitteilungen bilden das Zusammenspiel von Mimik, Gestik, Körperhaltung, Stimme, Blick, Muskelspannung und Bewegungsabläufen eine herausragende Rolle. Ferner führen Wiederholungen bestimmter affektiv stark aufgeladener Verhaltensweisen und Handlungen, die ein unausgesprochenes Erleben in Szene setzen (Inszenierungen), beim beobachtenden bzw. in die Interaktion einbezogenen Gegenüber zur Wahrnehmung von Irritationen, Befremden, von Rätselhaftem und Unverständlichem. Freud (1912-13a; die Zitierung der Werke von S. Freud erfolgt nach Meyer-Palmedo und Fichtner 1999) bezeichnete die auf solchen Wegen ungewollt an die nächste Generation weitergegebenen Botschaften als Gefühlserbschaften.
2.2 Beobachtungen in früheren Epochen
Allerdings hatten auch schon frühere Generationen beobachtet, dass sich traumatische Ereignisse in Familien oder ganzen Gemeinschaften über mehrere Generationen wiederholen können. Sie führten dieses Wiederholungsphänomen, das sich bereits in griechischen Tragödien (z.B. in der Orestie und im Ödipus-Mythos), aber auch in alttestamentarischen Texten findet, auf tragisches Schicksal, Fluch oder göttlichen Zorn zurück: „bis ins dritte und vierte Glied“ (2. Buch Mose: Exodus 20/5).
Diese Erfahrungen wurden einerseits jeweils in den kulturell vertrauten mythologischen, religiösen, philosophischen oder auch medizinischen Deutungskontexten interpretiert. Andererseits waren Mythen, Religionen und Riten ihrerseits die kulturelle Form der transgenerationalen Weitergabe verschlüsselter Botschaften. So liegt es auch nahe, in den verschiedensten Beschneidungsriten, Tätowierungen und Verformungen von Körperteilen nicht nur die Fortsetzung von (ästhetischen) Traditionen und Bräuchen kultureller Identitätsbildungen wahrzunehmen, sondern in ihnen zugleich eine kulturell ritualisierte Weitergabe von Traumatisierungen zu erkennen, die das Trauma in jeder Generation reinszeniert. Nur wer dieses teilt, ist Teil der Gemeinschaft.
2.3 Nachkommen von Holocaustüberlebenden und Täter:innen
Zu einer systematischen Erforschung des Phänomens der TGW kam es erst in den 70er- und 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts, als Psychoanalytiker:innen, die selbst zu einem großen Teil vor den Verfolgungen im Nationalsozialismus hatten fliehen müssen, die Nachkommen von Holocaust-Überlebenden in Behandlung nahmen. Über die häufig massiven psychischen Belastungen der Überlebenden aufgrund ihrer Extremtraumatisierungen war zu dieser Zeit schon einiges bekannt (Niederland 1980, Keilson 2005, Kestenberg und Kestenberg 1995). Es zeigte sich bei den Kindern der Überlebenden, später auch bei den Enkeln und Urenkeln, dass sie spezifische psychische Konflikte und Symptome aufwiesen. Dabei hatten diese Nachkommen zu einem großen Teil nicht selbst psychische Traumatisierung erlitten, sondern die der betroffenen Eltern in der Weise in sich aufgenommen, dass die Kinder der Überlebenden zu psychischen Gefäßen (Containern) für die erlittenen physischen und seelischen Leiden ihrer engsten Bindungspersonen und deren Folgen (Panikattacken, Albträume, Depressionen etc.) geworden waren (Kerstenberg 1995a).
Aber auch auf Seiten der Nachkommen von Täter:innen zeigte sich zur selben Zeit, dass diese ebenfalls mit massiven Gefühlserbschaften belastet waren, die neben den teilweise erlittenen Traumata ihrer Eltern durch Krieg, Vertreibung, Vergewaltigung der Mütter usw. auch mit diffusen Schuldgefühlen und Schamkonflikten zu kämpfen hatten.
2.4 Studien
Mit beiden Gruppen von Nachkommen befasste sich eine in den USA gegründete Gruppe von Psychoanalytiker:innen (Group for the Psychoanalytic Study of the Effect of the Holocaust on the Second Generation), die in den USA 1982 die erste vergleichende Studie zu den Folgen von Traumatisierung für die Nachkommen der Verfolgten sowie von Schuldverstrickungen bei den Nachkommen der Täter:innen publizierte. Unter dem Titel „Kinder der Opfer – Kinder der Täter“ wurde diese Studie 1995 erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht (Bergmann et al. 1995).
In Deutschland arbeitete zugleich Anna-Maria Jokl (1997) psychoanalytisch mit Nachkommen von Überlebenden wie von Tätern und stellte dabei sowohl Parallelen als auch Unterschiede fest. Es folgten zahlreiche weitere Untersuchungen und Studien auf der Grundlage von Psychoanalysen (Eckstaedt 1989, Rauwald 2013) wie auch von tiefenhermeneutisch ausgewerteten Interviews (Bar-On 1996, Rosenthal 1997). Zunehmend wurden in den letzten Jahrzehnten auch die Auswirkungen von traumatischen Kriegserlebnissen und Kriegskindheiten auf die Nachkommen der Betroffenen untersucht (Radebold et al. 2008, Peters 2018).
Zudem entstanden zahlreiche autobiografische Berichte und Literatur sowie neuere klinische und sozialpsychologische Untersuchungen zum Phänomen der transgenerationalen Weitergabe von Traumata (Opher-Cohn et al. 2000; Konrad 2007) und Schuldzusammenhängen (Lohl 2010; Frie 2021). Diese werden inzwischen auch in Verbindung mit Kriegs- und Fluchterfahrungen aus anderen Regionen der Welt (Leuzinger-Bohleber und Lebiger-Vogel 2016), mit der Verarbeitung von Sklaverei und Apartheid (Gobodo-Madikizela 2021) oder den Auswirkungen von verleugneten Genoziden auf Tätergesellschaften (Moré 2018) untersucht.
Des Weiteren gibt es eine größere Anzahl von Studien zu verschiedenen Gruppen von Traumatisierten (durch Versklavung, Folter, Kriegsgewalt und Vertreibung, sexualisierte Gewalt u.a.). Auch die Literatur zu den Auswirkungen von Täterschaft auf die Nachkommen hat zugenommen (Senfft 2016), wenn auch nicht im gleichen Umfang wie die zu den Nachkommen der Opfer von Gewalt.
3 Erklärungsansätze zur transgenerationalen Weitergabe
3.1 Epigenetik
Epigenetische Erkenntnisse, die bisher jedoch überwiegend durch Laborexperimente mit höher entwickelten Säugetieren gewonnen wurden, belegen, dass Traumata Spuren in den Körperzellen hinterlassen. Diese zeigen sich in erster Linie in Verbindung mit der Bewältigung von Stress. Bei traumatisierten Tieren trat eine erhöhte Methylierung der DNA gegenüber der nicht traumatisierten Vergleichsgruppe auf, also eine chemische Modifikation an den Grundbausteinen von Zellen, die durch die Übertragung von Methylgruppen in bestimmten Bereichen der DNA erfolgt. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine genetische Mutation, sondern um eine Reaktionsveränderung, die mit einer Erhöhung der Stresshormone und verminderter Stresstoleranz einhergeht. Dabei wurden die DNA-Informationen in den Zellen selbst nicht verändert. Bei den Nachkommen der traumatisierten Tiere hingegen war die DNA-Methylierung geringer als bei ihrer Vergleichsgruppe (Heard und Martienssen, 2014; Yehuda et al. 2015) und sie erwiesen sich als resistenter gegenüber Stress (Spengler 2015).
Chinesische Forscher untersuchten nach einem schweren Erdbeben die Gehirne von 78 dadurch traumatisierten Menschen und einer Vergleichsgruppe von 71 nicht Traumatisierten mithilfe der Magnetresonanzspektroskopie und entdeckten dadurch bei der traumatisierten Gruppe sowohl Veränderungen an der Amygdala als auch Veränderungen des Stoffwechsels im anterioren zingulären Kortex (Su et al. 2018). Forschungen über eine transgenerationale Weitergabe liegen hier jedoch nicht vor.
Epigenetische Erkenntnisse ermöglichen keinen Zugang zu den konkreten Inhalten der weitergegebenen traumatischen Erfahrungen, weder bei den Traumatisierten selbst noch bei deren Nachkommen. Nathan Kellermann (2011, 2013, 2015) geht dennoch davon aus, dass diesen epigenetischen Veränderungen auch bei der transgenerationalen Transmission von Traumata in zwischenmenschlichen Beziehungen eine große Bedeutung zukommt.
Von besonderer Bedeutung für die emotional-körperlich-imaginativen transgenerationalen Übertragungsprozesse auf die Nachkommen sind die von den Traumatisierten psychisch nicht bewältigbaren Erschütterungen ihres Selbst- und Weltvertrauens als Folge der Traumatisierung. In Familien mit Täter:innen sind es hingegen die abgewehrten Schuld- und Schamgefühle für begangene Taten oder für die Billigung derselben, die zu Inhalten der TGW werden.
In beiden Gruppen sind diese Wahrnehmungen bei mehreren Geschwistern in der Regel ungleich verteilt, d.h. häufig ist eines der Geschwister besonders empfänglich für diese Gefühlserbschaften und muss sich dadurch verstärkt mit ihnen auseinandersetzen (Wardi 1997; Ludin 2005; Lasker-Wallfisch 2024).
3.2 Bindungs- und Kleinkindforschung
3.2.1 Innerfamiliäre Übertragungsmöglichkeiten
In den 1960er-Jahren kamen zu den Kenntnissen über die Folgen von Traumatisierungen bei den Betroffenen und ihren Nachkommen zunehmend die Erkenntnisse aus der Bindungs- und Kleinkindforschung hinzu. Sie verdeutlichten, auf welchen Wegen sich schon in frühesten Interaktionen zwischen Eltern und Kindern Elemente des unverarbeiteten elterlichen Traumas oder von verleugneter Schuld manifestieren.
Die innerfamiliären Übertragungsmöglichkeiten entstehen dadurch, dass das Kind von Geburt an in emotional engen, prägenden Beziehungen zu seinen primären Bezugspersonen aufwächst. Dadurch nimmt es in den ersten Lebensjahren die vielfältigen und komplexen, oft auch widersprüchlichen emotionalen Zustände und damit verbundenen Körpersignale der Eltern wahr. Diese enthalten vielschichtige, weitgehend unbewusste Mitteilungen, die im Kind affektive Körperempfindungen auslösen und später in Fantasien und Träume „übersetzt“ werden. Auch wenn es die Inhalte dieser Botschaften nicht unmittelbar versteht, hinterlassen sie im Kind beunruhigende und erregende Spuren, die es im Laufe seiner Entwicklung – auch später als Jugendlicher oder Erwachsener – zu enträtseln versucht.
Verschiedene psychoanalytische Theorien wie die Objektbeziehungstheorie, die Bindungstheorie und der Mentalisierungsansatz von Fonagy und Target (Fonagy 2003) haben dazu beigetragen, die unbewussten psychischen Dynamiken, die diese Weitergabe ermöglichen, besser zu verstehen. Hierzu gehören:
- Identifikationen,
- die Verinnerlichung der von den Eltern ausgehenden projektiven Zuschreibungen,
- die Rollenumkehr (Parentifizierung) zwischen den Generationen,
- Allmachts- und Rettungsphantasien auf Seiten des Kindes, das seinen Wunsch, die als innerlich beschädigt erlebten Eltern heilen zu können, wahr machen möchte.
Grundlagen hierfür wurden in der neueren Säuglingsforschung der vergangenen fünfzig Jahre geschaffen (Brazelton und Cramer 1991, Stern 1992, Sander 2009), die die intensiven körperlich-emotionalen Kommunikationsprozesse zwischen Eltern und Säuglingen bzw. Kleinkindern nachgewiesen haben (affect attunement, matching, Spiegelung, Resonanz).
3.2.2 Bindungsstile
Von Seiten der Bindungsforschung existieren ergänzende Beiträge, in welchen die Weitergabe bestimmter Bindungsstile und -intensitäten über mehrere Generationen nachgewiesen werden konnte (Grossmann und Grossmann 1988).
Insbesondere bei der Form der desorganisiert-desintegrierten Bindung zeigte sich, dass sie bei Kindern auftritt, deren Eltern ein unverarbeitetes Trauma direkt durch Reinszenierung oder indirekt durch emotionale Unerreichbarkeit und irritierende Interaktionen weitergeben (Fonagy 2003; Brisch 2013). Fraiberg et al. (2003) nennen dies die „Gespenster im Kinderzimmer“, die selbst bei liebevollen Eltern-Kind-Beziehungen unerwartet einbrechen können. Sie erkennen darin szenische Wiederholungen von unverarbeiteten, oft traumatischen Erfahrungen der Vergangenheit und ihrer inneren Repräsentanzen in der gegenwärtigen Beziehung mit dem Kind. In manchen Familien, so schreiben sie, scheinen die „Geister der Ahnen“ von diesen vollständig Besitz ergriffen zu haben. Vom Augenblick des Eintritts in die Welt seien die Kinder dieser Familien stille Partner in der Tragödie ihrer Eltern, die ihr eigenes unverdautes Schicksal später mit ihren Kindern schon ab deren Lebensbeginn häufig in erschreckend übereinstimmender Weise reproduzieren würden.
Zudem enthalten die unbewussten traumatischen Botschaften der Eltern ein Vielfaches an soziokulturell-gesellschaftlich geprägten Erfahrungen, die in die unbewusste und überwiegend nonverbale Kommunikation zwischen Eltern und Kindern einfließen.
3.3 Gesellschaftliche Dimension
Der immer wieder geäußerten Kritik, die Untersuchung der Transmissionsprozesse in Familien verkürze die Generationenforschung aufs Private mit der Folge der Entkontextualisierung des gesellschaftlichen Prozesses der Trauma- und Schuldübertragung (Lohl 2015), trat bereits Norbert Elias (1987) entgegen. Er stellte fest, dass es sich dabei um eine falsche Wahrnehmung von Individualität handele. Die Vorstellung von Familie als einer Insel der Privatheit, die dem kulturellen Geschehen entgegenstehe, entspricht nach seiner Auffassung einer gesellschaftlichen Illusion.
Zwar finden die transgenerationalen Übertragungsprozesse beim einzelnen Individuum in den ersten Lebensjahren auf einer sehr persönlichen Ebene statt. Allerdings ist die Erziehung und Sozialisation des Kindes ein gesellschaftlicher Prozess, der sich innerhalb sozialer Gruppierungen millionenfach in ähnlicher Weise mit einer Vielzahl von elementaren, gemeinsam geteilten Beziehungsformen und Verhaltensmustern innerhalb der Kulturen, Religionsgruppen und gesellschaftlichen Schichten oder Milieus vollzieht (Brandes 2008, S. 40–47). Es handelt sich somit um individualpsychologische Vorgänge, die in Gruppenprozesse (Familien, Milieus, kulturelle Subgruppen etc.) eingebettet sind und somit zugleich als sozialpsychologische Phänomene zu verstehen sind.
Folglich vermitteln Eltern von Lebensbeginn an nicht nur ihre persönlichen Traumata oder abgewehrten subjektiven Schuldgefühle, sondern auch die Art des sich entwickelnden gesellschaftlichen Konsenses über die Art des Sprechens und Schweigens von der Geschichte (Heimannsberg und Schmidt 1992).
4 Folgen für die Nachkommen der Traumatisierten
4.1 Inhalt und Form der Weitergabe
Die transgenerationale Weitergabe von Traumata ist von den durch ein Trauma betroffenen Eltern nicht bewusst beabsichtigt. Vielmehr sind sie bemüht, durch ihr Schweigen und Verhalten ihre Kinder vor dem eigenen Leid zu bewahren und es ihnen nicht zuzumuten.
Die Weitergabe erfolgt dennoch unbewusst durch ein komplexes Zusammenspiel von emotionalen und körpersprachlichen Signalen, die teilweise mit unbewussten Identifikationen, Projektionen und Erwartungen einhergehen, die aber auch als Aufträge, Erwartungen oder Tabus formuliert werden.
Nicht nur die emotionalen Spuren der erlittenen Qualen und Bedrohungsszenarien, der ständigen Lebensgefahr und des Schreckens kommen dabei unausgesprochen „zur Sprache“, sondern auch die durch Erfahrungen der Demütigungen, Entwürdigungen und der Abstumpfung erzeugten tiefen Selbstzweifel und Schamgefühle, die um das Gefühl der Überlebensschuld noch ergänzt werden. Letzteres kann sich allerdings auch in ein Gefühl des Stolzes verkehren, überlebt zu haben, in Verbindung mit dem Bedürfnis, Zeugnis abzulegen. Auch die Scham und Überlebensschuld können Bestandteile des transgenerational weitergegebenen Gefühlserbes sein.
4.2 Schuldgefühle der Nachkommen
Die Kinder der Traumatisierten sind von Beginn des Lebens an in eine emotionale Beziehung eingebunden, in der Angst, Schmerz, Trauer und andere sehr intensive Emotionen so in die Beziehung zwischen Eltern und Kind eingewoben sind, dass das Kind diese Emotionen nicht nur spürt. In vielen Fällen glauben sie zudem, schuld am Leiden der Eltern zu sein, da sie die erfahrenen Emotionen als Reaktionen auf sich deuten. Sie haben noch keine Vorstellungen von den Eltern als Menschen mit einer Vorgeschichte. Dies kann beim heranwachsenden Kind dann ein Auslöser dafür sein, dass es aktiv versucht, die unbewusst ausgesendeten Signale und Emotionen der Eltern zu verstehen und die Ursachen des rätselhaften elterlichen Verhaltens zu entschlüsseln. Das heißt, in der transgenerationalen Übernahme von Traumata sind die Kinder oder ggf. auch die Enkel diesem Vorgang nicht nur passiv ausgeliefert, sondern übernehmen unbewusst schon früh eine zunehmend aktive Rolle, um den traumatisierten Elternteil von seinem Leid zu befreien, indem sie dieses Leid auf sich zu nehmen versuchen (Moré 2013).
4.3 Psychodynamische Erklärungsansätze
Hierin liegt ein wichtiger Schlüssel, um Zugang zu einigen Besonderheiten auch bei Klient:innen der Sozialen Arbeit oder im Gesundheits- und Bildungswesen zu bekommen.
Bekannt sind insbesondere folgende psychodynamischen Erklärungsansätze:
- Gedenkkerzen: Kinder sollen als Gedenkkerzen (memorial candles) für verstorbene und ermordete Familienangehörige stehen, indem sie z.B. deren Namen erhalten (Wardi 1997). Das gilt insbesondere für im Holocaust umgekommene bzw. ermordete Kinder. Die nach dem Krieg geborenen Kinder werden dann mit Erwartungen konfrontiert, die sie nicht erfüllen können, weil sie das tote Kind nicht zu ersetzen in der Lage sind oder dies nur um den Preis der völligen Anpassung an die elterlichen Erwartungen in Verbindung mit der Preisgabe des eigenen Selbst leisten könnten. Dadurch haben sie stets das Gefühl, für die Eltern unzureichend oder gar eine Enttäuschung zu sein.
- Übernahme historischer Rollen: Kestenberg (1995a) betont das Bemühen der zweiten Generation, in die Fußstapfen der Eltern und/oder Großeltern zu treten, um deren historisches Drama zu übernehmen und die von extremen Traumatisierungen belastete(n) Generation(en) von den Folgen derselben zu befreien. Diese unbewusste Übernahme der emotional erspürten und imaginierten elterlichen Situation bezeichnet Kerstenberg (1995b, S. 191) als „Transposition“. Diese gehe weit über eine Identifizierung hinaus, denn diese Nachkommen sind in ihrem Selbsterleben beides zugleich: die betroffenen Angehörigen, aber auch die Verfolger – und zugleich sind sie auch diejenigen, die sich parallel mit ihrer eigenen Realität arrangieren müssen. Die Übernahme der historischen Rollen erfolgt nach Kestenberg (1995b, S. 179), indem sich die Nachkommen in einen fantasierten Zeittunnel begeben, durch den sie sich in die traumatisierenden historischen Situationen ihrer (Groß-)Eltern begeben. Diese psychischen Vorgänge vollziehen sich unbewusst, d.h. die Nachkommen realisieren ihre innere Verstrickung mit den Schicksalen ihrer (Groß-)Eltern nicht bzw. erst dann, wenn dies zum Beispiel im Kontext von Psychoanalysen als Teil des Übertragungsgeschehens entschlüsselt werden kann.
- Teleskoping: Faimberg (2009) entdeckt in der Behandlung eines Patienten, dass dieser unbewusst sein eigenes psychisches Leben unwissentlich abgetötet und damit die Zeit „angehalten“ hat, um dem Vater (als innerem Objekt) die Erkenntnis zu ersparen, dass dessen Familie dem Holocaust zum Opfer gefallen ist. Bei dieser Art von Identifikation werden drei Generationen psychisch ineinander geschoben, ein Vorgang, den Faimberg als „Teleskoping“ bezeichnet. Dies hat zur Folge, dass die Nachkommen ihrem eigenen psychischen Innenleben gegenüber entfremdet werden, da sie, ohne es zu wissen, in die narzisstischen Bindungen ihrer Eltern an deren Bezugspersonen eingebunden bleiben.
- Szenische Erinnerung: Da Extremtraumatisierungen nicht verbal als Narrative mitgeteilt werden können, werden sie von den Betroffenen szenisch erinnert und in dieser Form an die nächste(n) Generation(en) weitergegeben. Für Psychoanalytiker:innen besteht daher die Notwendigkeit, das szenisch Erinnerte, auch mithilfe der Gegenübertragungsanalyse, zu verstehen (Grünberg und Markert 2018). Mithilfe der Methode der szenisch-narrativen Mikroanalyse (Hamburger 2018) lässt sich die Analyse des szenischen Erinnerns in der Forschung weiter vertiefen (Bleimling 2018).
5 Folgen für die Nachkommen von Täter:innen und Mitläufer:innen
5.1 Verhalten der Täter:innen
Schweigen ist auch in den Familien der Täter:innen sehr verbreitet, hier aber weniger, um die Kinder vor traumatischen Erlebnissen zu schützen (diese werden sogar eher mitgeteilt), sondern um sich selbst von dem Verdacht der Mitschuld durch Beteiligung, Unterstützung oder Unterlassung von Hilfe freizumachen (Grünberg 1997; Moré 2014).
Häufig lässt sich feststellen, dass Tatbeteiligte oder Mitläufer:innen selbst (zumindest bewusst) weder ein Gefühl der Schuld noch der Scham empfinden. Offen oder im Verborgenen halten sie vielmehr an den Überzeugungen fest, die ihnen als Rechtfertigungen ihrer Taten und Haltungen dienten. Oder sie präsentieren sich als Opfer äußerer Bedingungen bzw. ihrer Lebensumstände, berufen sich auf Befehlsnotstand oder behaupten, nur einen marginalen Posten innegehabt, aber nichts mit der Ausführung von Verfolgung, Folter, Mord und anderen Verbrechen zu tun gehabt zu haben.
In jenen Gesellschaften, in denen (historische) Verbrechen nachträglich verurteilt werden, kommt es jedoch bei einigen der Mittäter:innen zu Ängsten vor Beschämung oder auch Strafverfolgung. In jenen Gesellschaften, die kollektiv begangene Verbrechen verheimlichen, verharmlosen oder verleugnen, offenbaren sich Scham- und Schuldgefühle in der Vehemenz der Abwehr wie in der Bedrohung derjenigen, die auf diese Taten hinweisen.
5.2 Wirkung und Folgen
Umso deutlicher treten die verleugneten Gefühlsanteile bei den Nachkommen auf, insbesondere dann, wenn sie nach einer langen Periode des Nichtwissens auf diese historischen Schuldzusammenhänge aufmerksam werden (Moré 2018). Dabei kommt es nicht selten zu einer Spaltung in Familien, in welchen einige der Nachkommen sich auf Spurensuche begeben, während andere vehement irgendeine Verstrickung in historische Schuld oder Betroffenheit von dieser abwehren.
Bis in die Gegenwart gilt, dass die Aufarbeitung von Verstrickungen in die NS-Vergangenheit und die in ihr begangenen Verbrechen in deutschen Familien hinter der öffentlich-politischen Auseinandersetzung mit denselben weit zurückbleibt (Senfft 2016). Grund dafür sind Loyalitätsbindungen und z.T. berechtigte Ängste vor Ausgrenzung aus der eigenen Familie. Dadurch werden die etablierten Tabus bei der Mehrheit der Nachkommen von NS-Anhänger:innen und Mitläufer:innen aufrechterhalten.
Im Vordergrund der Auseinandersetzungen stehen vielmehr die traumatischen Ereignisse von Bombardierung, Flucht, Vertreibung oder der Verlust von Angehörigen und die Schicksale von „Kriegskindern“ und „Kriegsenkeln“. Hingegen wird die Mitschuld der Mehrzahl der Eltern und Großeltern und die daraus entstandenen Belastungen für die zudem vielfach traumatisierten Kinder, die im Krieg aufwuchsen oder geboren wurden, und für deren Nachkommen selten bis gar nicht reflektiert.
Es gibt Studien, denen es gelingt, beide Anteile zu integrieren (Müller 2014; Wagenaar 2023). Für viele Nachkommen von Täter:innen war und ist die Belastung durch transgenerational aufgenommene Gefühle der Schuld und Scham in verschiedenster Weise spürbar, von vielen wird diese Übernahme jedoch nur diffus erahnt. Dies geht einher mit einem hohen Maß an Ambivalenz, d.h. dem Wunsch nach genauerem Wissen über die Verstrickungen der Vorfahren und gleichzeitiger Angst, dass sich die dunklen Ahnungen oder Befürchtungen bewahrheiten könnten.
In der Folge zeigt sich bei vielen Nachkommen eine Tendenz zur Verleugnung der Mitschuld von nahen Angehörigen. Stattdessen werden Entlastungslegenden konstruiert (Toussaint 2007), die auch in der Generation der Enkel:innen und Urenkel:innen erhalten bleiben. Es handelt sich bei der von Täter:innen übermittelten schuldbezogenen Gefühlserbschaft jedoch nicht um Traumata, sondern um Empfindungen eines inneren Erschreckens über das destruktive Potenzial in diesen meist zugleich geliebten Menschen. Dies geht mit Scham- und Schuldgefühlen einher und kann zu inneren Spaltungsprozessen zwischen widersprüchlichen Gefühlen bzw. der Spaltung von Wissen und Gefühlen führen. Dies wirkt sich beeinträchtigend auf das Selbstwertgefühl der Nachkommen aus, bis hin zu Zweifeln an der eigenen Existenzberechtigung. Bei vielen Nachkommen verstärkt sich dadurch die Abwehr gegenüber der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit der (Groß-)Eltern.
Andererseits zeigen sich in den Analysen mit Nachkommen der Täter:innen immer wieder auch elterliche Introjekte, d.h. von den Eltern unbewusst übernommene Selbstanteile, die fragmentarisch als ideologische Elemente und Gefühlsanteile von narzisstischer Selbstüberhöhung und Abwertung anderer wie Fremdkörper in das Selbst der Kinder und Enkel:innen einbrechen (Jokl 1997). Dieses Phänomen zeigt sich aktuell bei jungen politischen Wähler:innen, die pauschal negative Assoziationen und Vernichtungsphantasien auf Migrant:innen projizieren.
5.3 Entlastungsideologien
In der Gesellschaft der deutschen Täter:innen verriet sich in der Vorstellung, sie hätten durch das eigene Leiden „gesühnt“, ein unterschwellig doch vorhandenes Bewusstsein von der eigenen Mitverantwortung und Schuld. Sowohl durch die Beschäftigung mit dem eigenen Leid wie durch die Flucht nach vorn in den Aktivismus des Wiederaufbaus wurde die Empathie für die Opfer als auch für die eigenen Kinder häufig blockiert bzw. vermieden. Vielmehr diente das eigene Leiden auch zu einer Verkehrung der Mitschuld in eine Opferposition: „Hitler war’s“ (Heer 2005). Dabei wurden die für das eigene Selbstbild konstitutiven ideologischen Besetzungen und Idealisierungen häufig heimlich beibehalten, gewissermaßen wie in einer Krypta verborgen (Brunner 2011).
In gegenwärtigen Verschwörungstheorien und rechtsextremen Ideologien tauchen sogar jene in der Nachkriegszeit für überwunden geglaubten antisemitischen Bilder wieder auf, in welchen sich die irrationalen Vorstellungen von einer jüdischen Weltverschwörung reproduzieren, die mit einer Verkehrung der Position von Opfern und Tätern einhergehen. Hierbei handelt es sich auch um transgenerational übernommene Entlastungsideologien (Lohl 2010).
6 Zur Bedeutung für Gegenwart und Zukunft
6.1 Kleingruppe/​Familie
Die Menschheitsgeschichte ist bis in die Gegenwart angefüllt mit Grausamkeiten, Verbrechen sowie Kriegen und hat über die Jahrtausende zahlreiche Opfer und Täter:innen hervorgebracht, die gerade in Kriegen oft beides in Personalunion waren. Aber auch traumatische Erfahrungen im engeren sozialen Kontext der Familie oder sozialer Gemeinschaften, durch Misshandlungen, Missbrauch, Tötungsdelikte oder schwere Vernachlässigung und Deprivation, hinterlassen ihre Spuren in den Betroffenen und deren Nachkommen.
Innerhalb von Familien sind die Nachkommen oft von der doppelten Last betroffen, Nachkommen von Opfern wie von Täter:innen zu sein, die sie, wenn ihnen die Geschehnisse verschwiegen werden, als dumpfes Gefühlserbe mit sich tragen. Oder sie kennen Geschichten von Leid, Ausgrenzung, Misshandlung und Gewalt bzw. erahnen diese aus Andeutungen. In der Regel, jedoch nicht immer, führt dies zu einer stärkeren Identifikation mit den Opfern und einer (übernommenen) Wut auf die Täter:innen. Letztere äußert sich jedoch seltener als offene Aggression, sondern häufig in Form von Distanzierung und Entfremdung bzw. Verachtung. Sofern diese Gefühlserbschaft eine überwiegend unbewusst übernommene bleibt, finden sich in Familien mit Gewalterfahrungen oder Trennungstraumata häufig Wiederholungen dieser Beziehungsmuster über zwei, drei oder auch mehr Generationen, wodurch sich in den unbewusst übernommenen Beziehungskonstellationen auch die Traumatisierungen reproduzieren.
6.2 Großgruppe
Aus früheren Kriegen und Konflikten, Vertreibungen, Genoziden und Versklavungen hat sich eine Vielzahl unbewusster traumatischer Introjekte in den Nachkommen von Traumatisierten wie auch von Täter:innen gebildet, die sich im mentalen Körpergedächtnis erhalten und in Träumen, Affektdurchbrüchen, Beziehungsmustern oder auch in psychosomatischen Leiden artikulieren. Zahlreiche Konflikte weltweit gehen aus solchen, die Mehrheit einer Gesellschaft oder Großgruppe betreffenden traumatischen Gewalt- und Unterdrückungserfahrungen hervor. Und sie schaffen den Nährboden für neue unbewusste Wiederholungen von Konflikten, in welchen sowohl traumatische als auch Schuld- und Scham-induzierte Gefühlserbschaften sich erneut reinszenieren oder zumindest zu starken psychosozialen Belastungen für die folgenden Generationen werden und ihre kreativ-produktiven Möglichkeiten, ihr Leben zu gestalten, einschränken oder sogar behindern (Pogany-Wnendt et al. 2024).
Die Arbeit mit konfliktbelasteten Großgruppen ist eine Möglichkeit, auf breiterer gesellschaftlicher Ebene Prozesse der Bewusstwerdung und Verarbeitung sowie damit auch der Verständigung in und zwischen sozialen Gruppierungen zu ermöglichen, um traumatische Ängste, projektive Abwehrmuster, übernommenen Hass sowie transgenerational übernommene Traumata und Schuldkonflikte besser bewältigen zu können. Wo aktuelle (politische) Prozesse und Konflikte diese Arbeit nicht behindern oder konterkarieren, kann es zu neuen Formen der Verständigung und des Umgangs miteinander kommen (Volkan 1999).
7 Quellenangaben
Bar-On, Dan, 1996. Die Last des Schweigens: Gespräche mit Kindern von Nazi-Tätern. Reinbek: Rowohlt. ISBN 978-3-499-19941-7
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Bleimling, Jasmin, 2018. Gegenübertragung und soziale Traumata: Eine Mikroanalyse des szenischen Erinnerns der Shoah in videografierten Zeitzeugengesprächen. Gießen: Psychosozial-Verlag. ISBN 978-3-8379-2735-1
Brandes, Holger, 2008. Selbstbildung in Kindergruppen: Die Konstruktion sozialer Beziehungen. München: Reinhardt. ISBN 978-3-497-02031-7
Brazelton, T. Berry und Bertrand G. Cramer, 1991. Die frühe Bindung: Die erste Beziehung zwischen dem Baby und seinen Eltern. Stuttgart: Klett-Cotta. ISBN 978-3-608-95757-0
Brisch, Karl-Heinz, 2013. Die Weitergabe von traumatischen Erfahrungen von Bindungspersonen an die Kinder. In: Marianne Rauwald, Hrsg. Vererbte Wunden: Transgenerationale Weitergabe traumatischer Erfahrungen. Weinheim: Beltz, S. 38–46. ISBN 978-3-621-27932-1
Brunner, Markus, 2011. Die Kryptisierung des Nationalsozialismus. Wie die »Volksgemeinschaft« ihre Niederlage überlebte. In: Markus Brunner, Jan Lohl, Rolf Pohl und Sebastian Winter, Hrsg. Volksgemeinschaft, Täterschaft und Antisemitismus: Beiträge zur psychoanalytischen Sozialpsychologie des Nationalsozialismus und seiner Nachwirkungen. Gießen: Psychosozial-Verlag, S. 169–194. ISBN 978-3-8379-2055-0
Eckstaedt, Anita, 1989. Nationalsozialismus in der »zweiten Generation«: Psychoanalyse von Hörigkeitsverhältnissen. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. ISBN 978-3-518-58001-1
Faimberg, Haydée, 2009. Teleskopieren der Generationen: eine Genealogie entfremdender Identifizierungen. In: Haydée Faimberg. Telescoping: Die intergenerationelle Weitergabe narzisstischer Bindungen. Frankfurt a.M.: Brandes und Apsel, S. 17–42. ISBN 978-3-86099-601-0
Fonagy, Peter, 2003. Bindung, Holocaust und Ergebnisse der Kinderpsychoanalyse: Die Dritte Generation. In: Peter Fonagy und Mary Target, Hrsg., 2003. Frühe Bindung und psychische Entwicklung: Beiträge aus Psychoanalyse und Bindungsforschung. Gießen, Psychosozial-Verlag, S. 161–193. ISBN 978-3-89806-090-5
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Verfasst von
Prof. Dr. Angela Moré
Leibniz Universität Hannover -
Institut für Soziologie, Lehrgebiet Sozialpsychologie
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Es gibt 1 Lexikonartikel von Angela Moré.
Zitiervorschlag
Moré, Angela,
2024.
Transgenerationale Weitergabe [online]. socialnet Lexikon.
Bonn: socialnet, 10.12.2024 [Zugriff am: 25.01.2025].
Verfügbar unter: https://www.socialnet.de/lexikon/10899
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