Traumaberatung
Prof. Dr. rer. pol. Jürgen Beushausen
veröffentlicht am 28.01.2021
Traumaberatung unterstützt KlientInnen beziehungs- und ressourcenorientiert bei der Bewältigung von traumatischen Erlebnissen. Besonders bedeutsam sind Hilfen zur Stabilisierung bei der Bewältigung des Alltags und im Kontext einer Psychoedukation der Betroffenen und ihres Umfeldes.
Überblick
- 1 Zusammenfassung
- 2 Traumaberatung, Traumatherapie, Traumapädagogik: Unterschiede und Gemeinsamkeiten
- 3 Trauma – Begriffsdefinition und klassische Merkmale
- 4 Konzeptionelle Ansätze der Sozialen Arbeit und der Gesundheitswissenschaften
- 5 Grundlegende Haltungen und Aufgaben der Traumaberatung
- 5.1 Grundhaltungen und allgemeine Hinweise
- 5.2 Traumadiagnostik
- 5.3 Beratungsplanung
- 5.4 Stabilisierung
- 5.5 Ressourcenorientierung
- 5.6 Psychoedukation
- 5.7 Akute Hilfen und Krisenintervention
- 5.8 Netzwerkarbeit
- 5.9 Hilfreiche Methoden der Sozialtherapie
- 5.10 Rechtliche Hilfen
- 5.11 Angehörigenarbeit
- 5.12 Opfersein im gesellschaftlichen Kontext
- 6 Selbstfürsorge der HelferInnen
- 7 Quellenangaben
1 Zusammenfassung
In vielen Arbeitsbereichen der Sozialen Arbeit sind psychosoziale Fachkräfte mit KlientInnen konfrontiert, die durch traumatische Ereignisse belastet und geprägt sind. Betroffen sind zudem Angehörige oder andere Netzwerkpartner und das oft ein Leben lang. Fachkräfte der Sozialen Arbeit sind oftmals erste AnsprechpartnerInnen und langjährige Bezugspersonen. Psychosoziale Fachkräfte benötigen daher besondere Kompetenzen im Umgang mit dieser Klientel. Nicht zuletzt werden auch Kompetenzen im Bereich der Selbstreflexion und der damit einhergehenden Selbstfürsorge benötigt.
2 Traumaberatung, Traumatherapie, Traumapädagogik: Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Traumaberatung versteht Gahleitner (2013, S. 176) als eine Beratungsform, die behutsam versucht, beziehungs- und ressourcenorientiert zu arbeiten, um stabilisierende, sowie selbstexplorative Selbstheilungsprozesse anzuregen. Betroffene Personen erhalten Unterstützungen für die Bewältigung des Alltags und bei der Kontrolle der Symptome. Die Traumaberatung verzichtet auf eine direkte Traumakonfrontation.
Professionell beratende HelferInnen benötigen fachspezifische Kenntnisse sowie ein Verständnis von neurophysiologischen Prozessen, da hierdurch Betroffene ihr Trauma besser nachvollziehen können und so die Traumabewältigung beschleunigt werden kann (Gahleitner 2013, S. 182).
Die Traumaberatung beschäftigt sich im Kern mit dem Aufbau einer professionellen Beziehung sowie der Schaffung ressourcenorientierter Selbstheilungsprozesse. Hierzu versucht die Traumaberatung unter Einbindung methodischer Vorgehensweisen, lebens- und alltagsorientiert vorzugehen und dabei die Person in ihrem Umfeld zu betrachten. Dadurch sollen Betroffene lernen, einen Zugang und die Kontrolle über die eigenen Gefühle und Erfahrungen (wieder) zu erlangen. Traumaberatung ist eine Hilfsform, die sowohl nach einem Monotrauma als auch bei komplexen Traumafolgestörungen eingesetzt werden kann. Dabei kann die Traumaberatung als Unterstützung vor, begleitend (nach entsprechenden gemeinsamen Absprachen) oder während einer Traumatherapie in Anspruch genommen werden.
Die Traumatherapie findet in einem geschützten therapeutischen Rahmen statt, in der das Beziehungsnetzwerk berücksichtigt und Veränderungsprozesse ermöglicht werden. In der Traumatherapie haben sich eine Reihe von Verfahren etabliert, die sich zur Traumakonfrontation und -aufarbeitung eignen und bewährt haben. Hierzu gehören die kognitive Verhaltenstherapie, das EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), psychodynamische Verfahren, die Ego State Therapie, systemische Therapieformen und andere.
In einer ersten Phase der Traumatherapie steht auch hier zunächst eine Phase der Stabilisierung mit allgemeinen Maßnahmen im Vordergrund, wie eine Verbesserung der Tagesstruktur, die Unterstützung aktiver Freizeitgestaltung, eine Normalisierung des Essverhaltens, eine Verbesserung des Schlafverhaltens und Absprachen über den Umgang mit Krisensituationen. In einer zweiten Phase der Auseinandersetzung mit dem Trauma geht es in der Therapie um den behutsamen Versuch, traumatische Erinnerungen unter Einbezug der emotionalen Komponenten zuzulassen, ohne von den begleitenden Gefühlen überwältigt zu werden. Wann und ob der richtige Zeitpunkt für eine Expositionsbehandlung ist, d.h. für eine Konfrontation mit dem Traumageschehen, wird unterschiedlich bewertet (z.B. Heedt 2017).
Die Traumabearbeitung erfolgt durch ein strukturiertes, dosiertes und kontrolliertes Wiedererleben zentraler Aspekte des traumatischen Geschehens. Dabei kommt es auch zu Veränderungen in der Bewertung der Situation und der eigenen Rolle in diesem Geschehen. Dies kann zu einer Selbstwertverstärkung führen, sodass die Person im Laufe des therapeutischen Prozesses von der Vorstellung, ein passives Opfer zu sein, zu der einer aktiv handelnden Person wechselt. Durch den Einsatz traumakonfrontativer Verfahren kann es jedoch auch – insbesondere im Bereich komplexer Traumata – zu Überforderungen kommen.
In einer dritten Phase, der Integrationsphase, geht es um die weitere Verarbeitung im Sinne einer Integration des Geschehenen. Hier muss häufig Trauerarbeit geleistet werden, auch müssen dabei neue Bewältigungsstrategien entwickelt werden.
Traumapädagogik ist ein Sammelbegriff für pädagogische Konzepte der Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern. Im Vergleich zur Traumaberatung richtet sich die Traumapädagogik durch ihr pädagogisches Handeln an Kinder und Jugendliche, während sich die Traumaberatung meist auf Erwachsene bezieht. Traumapädagogik ist ausgerichtet auf eine optimale Handlungssicherheit der PädagogInnen durch die Steigerung ihrer Kompetenzen (Fähigkeiten, Wissen) und durch eine Verbesserung ihrer praktischen Fertigkeiten. Eine integrative Traumapädagogik versteht sich als sozial-, heil- und erlebnispädagogischer Ansatz, die über Methodiken der psychosozialen Beratung und der Kreativitätsförderung zur Stabilisierung und Förderung traumatisierter Kinder, Jugendlicher und Familiensysteme verfügt.
Bei der Traumapädagogik handelt es sich um eine dynamische Fachrichtung. Das bedeutet, dass sich die Fachrichtung einer ständigen Anpassung unterzieht. Benötigt werden grundlegende Kenntnisse der Sozialen Arbeit, der Pädagogik und der Psychotraumatologie (Weiß 2016). Im Bereich der Traumapädagogik leisten die Fachkräfte der Sozialen Arbeit und der (Heil-)Pädagogik den größten Teil der Versorgung.
Folgende Grundkonzepte, die auch für die Traumaberatung von Bedeutung sind, stehen im Mittelpunkt:
- Pädagogik des sicheren Ortes: Damit das Kind oder der Jugendliche einen inneren sicheren Ort erlangt, bedarf es eines äußeren sicheren Ortes, d.h. ein verlässlicher einschätzbarer Lebensraum und hierzu passende Alltagsbedingungen.
- Das „Konzept des guten Grundes“, in dem davon ausgegangen wird, dass hinter jedem Problemverhalten und Widerstand des Kindes oder Jugendlichen ein „guter Grund“ steht. Die zugrunde liegenden Bedürfnisse müssen beachtet und versorgt werden, damit die traumatisierte Person ein Gefühl von Sicherheit (wieder) erlangen kann.
- Pädagogik der Selbstbemächtigung (Weiß 2016) meint:
- im Leben, im „Jetzt“, einen Sinn zu finden
- Körpergewahr sein und Körperfürsorge zu entwickeln
- Selbstregulation von traumatischen Erinnerungsebenen und den Umgang mit traumatischem Stress zu erreichen
- Vertrauen in Beziehungen zu entwickeln
- die Möglichkeit das Geschehene in die eigene Lebensgeschichte zu integrieren
- Veränderung von dysfunktionalen Einstellungen und Überzeugungen zu erreichen
- das Gefühl entwickeln, selbst handelnd zu sein
- die Förderung des Selbstverstehens
- die Unterstützung der Selbstakzeptanz
- Förderung der Selbstregulation.
- Die Verhaltensweisen der Kinder und Jugendlichen sind „normale“ Reaktionen auf eine extreme Stressbelastung.
- Sie haben in ihrem Leben bislang viel überstanden und geleistet.
- Wir unterstützen sie bei der Akzeptanz ihrer Wunden, Beeinträchtigungen und Schwierigkeiten.
- Wir stellen unser Fachwissen zur Verfügung (Profis), die KlientInnen sind die ExpertInnen für ihr Leben.
Aktuell erhalten die Traumatherapie und die Traumapädagogik mehr Beachtung als die Traumaberatung. Als mögliche Ursache kann hier die Forschung und Theoriebildung angesehen werden, die sich bisher insbesondere auf die Expertise der Medizin und Psychotraumatologie bezieht. Im Kontext traumatisierter Menschen gerät die Soziale Arbeit in den Hintergrund. Dabei sollte sich die Soziale Arbeit auf das beziehen, was sie nach Gahleitner und Schulze ausmacht: „als eigenständiger und dennoch dialogfähiger professioneller Partner im interprofessionellen psychosozialen Behandlungsraum“ (Gahleitner und Schulze 2009, S. 7)
3 Trauma – Begriffsdefinition und klassische Merkmale
3.1 Begriffsdefinitionen und Epidemiologie
Das Wort Trauma hat seinen Ursprung im Altgriechischen und wird übersetzt mit den Worten Verletzung oder Wunde. Die Medizin versteht unter einem Trauma die schädigenden Einflüsse auf den Körper, wohingegen die Psychologie die verletzenden Auswirkungen auf die Psyche betrachtet. Im klinischen Kontext erlebt die Begriffsbestimmung eine stetige Anpassung durch die Klassifikationssysteme DSM und ICD. Das aktuelle DSM-5 versteht unter einem Trauma die „Konfrontation mit tatsächlichem oder drohendem Tod, ernsthafter Verletzung oder sexuelle Gewalt“ (A-Kriterium, APA 2013, S. 369 zit. nach Maercker und Augsburger 2019, S. 15). Der neuste ICD-11 betrachtet ein Trauma als „Ereignis oder Serie von Ereignissen von außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß“ (Maercker und Augsburger 2019, S. 15). Im Vergleich zum ICD-10 ergänzt der ICD-11 durch die Hinzunahme der Traumadefinition der Komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung, bei der der Einfluss der Zeit und die Intensität eine wesentliche Rolle spielen.
Obwohl die Klassifikationssysteme eine wesentliche Rolle für die Traumaliteratur darstellen, ist keine einheitliche Traumadefinition vorhanden (Scherwath und Friedrich 2012, S. 18). Fischer und Riedesser definieren ein Trauma als ein vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung des Selbst- und Weltverständnisses bewirkt (Riedesser und Fischer 2009, S. 84).
Traumata lassen sich in verschiedene Traumatypen einteilen. Maercker und Augsburger (2019, S. 17) unterscheiden zum einen die Häufigkeit von traumatischen Ereignissen. Dabei werden Ereignisse, die einmalig und überraschend eintreten, dem Trauma Typ-I zugeordnet, wohingegen länger andauernde und wiederholende Ereignisse dem Trauma Typ-II entsprechen. Zum anderen werden die traumatischen Ereignisse nach Ursachenzuschreibungen unterschieden. Hierbei gibt es die Akzidentellen Traumata, also Vorkommnisse, die nicht durch den Menschen hervorgerufen, sowie die Interpersonellen Traumata, die direkt durch den Menschen bewusst und absichtlich verursacht werden. Traumatisierende Erlebnisse, wie Naturkatastrophen oder zufällig stattfindende Ereignisse, können vom Menschen meist besser verarbeitet werden als interpersonelle Traumata, die durch andere Menschen erzeugt werden.
Hinsichtlich der 1-Monatsprävalenz der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), lässt sich aus einer Vielzahl analysierter Studien das folgende Ergebnis hervorheben. Die Lebenszeitprävalenz der PTBS liegt im länderspezifischen Durchschnitt der Weltbevölkerung zwischen 1–7 % (Bering et al. 2016, S. 41). Dabei ist die Prävalenz der PTBS abhängig von der Art des traumatischen Ereignisses:
- „Zirka 50 % Prävalenz nach Vergewaltigung
- Zirka 25 % Prävalenz nach anderen Gewaltverbrechen
- Zirka 50 % bei Kriegs-, Vertreibungs- und Folteropfern
- Zirka 10 % bei Verkehrsunfallopfern
- Zirka 10 % bei schweren Organerkrankungen, (Herzinfarkt, Malignome)
- Unter 10 % bei Naturkatastrophen“ (Bering et al. 2016, S. 41).
Komorbide, d.h. begleitende Störungen, sind bei der Posttraumatischen Belastungsstörung eher die Regel als die Ausnahme. Es besteht eine hohe Chronifizierungsneigung.
3.2 Neurophysiologische Grundlagen
Sobald ein traumatisches Ereignis vorliegt, reichen die alltäglichen Bewältigungsmechanismen nicht mehr aus, um mit dieser Situation umzugehen. Deshalb benötigt unser Gehirn eine Strategie, um für das Überleben zu sorgen (Scherwath und Friedrich 2012, S. 19). Daher werden „Herzfrequenz, Atemfrequenz und Muskeltonus […] erhöht oder verändert und es kommt zu einer verstärkten Ausschüttung von Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin und Cortisol“ (ebd.). Durch die Ausschüttung der Transmitter wird der Körper in einen Zustand versetzt, indem er für Flucht- und Kampfhandlungen bereit gemacht wird. Außerdem verstärkt sich die Wachsamkeit der/des Betroffenen, wodurch die Umgebung genauestens wahrgenommen wird. Gleichzeitig werden anderweitige Gehirnregionen ausgeschaltet, damit die Energie des Organismus voll und ganz für das Notfallprogramm genutzt werden kann. Gelingt jedoch weder die Flucht noch der Kampf, um aus der traumatischen Situation zu entkommen, gelangt der Mensch in die sogenannte „traumatische Zange“.
Traumata führen zu Fragmentierungen im Gehirn mit einer einhergehenden Revision der Gehirnstruktur. Erkenntnisse aus der Gehirnforschung zeigen, dass das Gehirn kein starres Gerüst darstellt, welches unveränderbar ist, sondern im Zusammenspiel mit Erfahrungen und Ereignissen neuroplastisch agiert, weshalb vor allem traumatische Momente neuronale Schädigungen verursachen können (Scherwath und Friedrich 2012, S. 21 f.).
3.3 Traumafolgestörungen
Es gibt unterschiedliche Traumafolgestörungen, die von kurzzeitigen Symptomen unmittelbar nach einem traumatischen Ereignis begleitet werden, wie auch langfristige Folgen.
Die akute Belastungsreaktion zählt zu den Posttraumatischen Störungsbildern. In der Regel vergehen die Symptome bei einer akuten Belastungsreaktion innerhalb weniger Stunden oder Tage, da der Organismus hierbei in der Lage ist, den Selbstheilungsprozess zu aktivieren.
Zu den typischen Symptomen, die direkt nach einer traumatischen Situation auftreten, zählen „wechselnde affektive Zustände nach anfänglicher Betäubung, Überaktivität, teilweise desorganisiertes Verhalten, dissoziative Zustände, einschließlich scheinbar unangemessener Gelassenheit, vegetative Reaktionen wie Unruhe, Schwitzen, Übelkeit“ (Gräbener 2013, S. 39). Das sind normale Reaktionen auf eine belastende Situation, die aus medizinischer Sicht keiner Therapie bedürfen (Sendera und Sendera 2013, S. 89). Übersteigen die Symptome jedoch einen Zeitraum von vier Wochen und die dissoziativen Zustände bleiben weiterhin Teil des Alltags, entspricht dies den Diagnosekriterien einer akuten Belastungsstörung, die im DSM-V unter Acute Stress Disorder aufgelistet wird. Sobald eine akute Belastungsstörung vorliegt, steigt die Wahrscheinlichkeit für die spätere Erkrankung an einer PTBS.
Bei der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) handelt es sich um eine psychische Erkrankung, die im Vergleich zu anderen Störungsbildern einen Zusammenschluss unterschiedlicher Symptome aufweist, die auf ein vorher stattfindendes traumatisches Ereignis zurückzuführen sind. Anders als bei einer akuten Belastungsreaktion verschwinden die charakteristischen Symptome nicht innerhalb weniger Stunden oder Tage, sondern dauern über einen längeren Zeitraum an und gehen einher mit Symptomen wie intrusives Wiedererleben der traumatischen Situation, Vermeidung sowie Übererregung (Hecker und Maercker 2015, S. 548).
Beim intrusiven Wiedererleben einer traumatischen Situation entsteht ein ungewolltes Neudurchleben der traumatischen Situation, das ausgelöst wird durch sogenannte Triggerreize, welche bspw. Gerüche, Bilder, Orte oder auch bestimmte Worte sein können. Diese lebhaften Eindrücke sind kennzeichnend für ein intrusives Wiedererleben. Zudem können aufgrund der im Gehirn stattfindenden Fragmentierungen einzelne Wahrnehmungsdetails nicht genau zugeordnet werden, wodurch in bestimmten Situationen starke körperliche und emotionale Symptome aus der Ursprungssituation auftreten.
Die Vermeidung stellt ein weiteres Symptom der PTBS dar. Es handelt sich dabei um einen natürlichen Schutzmechanismus, der dafür sorgt, dass lebhafte Eindrücke, ausgelöst durch Triggerreize, vermieden werden. Hiermit sind Situationen gemeint, die den Betroffenen an die traumatische Situation erinnern oder ihn in stressartige Zustände versetzen.
Der Zustand der Überregung ist das dritte Symptom einer PTBS. In diesem Zustand ist der Organismus in einer erhöhten Wachsamkeit, weshalb auch das Notfallprogramm auf Flucht- und Kampfhandlungen vorbereitet ist. Dadurch entsteht eine erhöhte Ausschüttung an Stresshormonen, um jederzeit bereit für eine potenzielle Gefahr zu sein. Dieser Zustand hat allerdings zur Folge, dass kaum noch eine Unterscheidung zwischen einer harmlosen und bedrohlichen Situation möglich ist. Deshalb entwickeln Betroffene oftmals eine erhöhte Stresssensibilität oder Überängstlichkeit. Diese erhöhte Stresssituation hat eine große Auswirkung auf die neurophysiologischen Prozesse, durch die Konzentrations- und Leistungsschwächen entstehen können, weil der Hippocampus beeinträchtigt wird. Der Zustand der Überregung hat außerdem Auswirkung auf die nächtliche Ruhe, da Betroffene in der Nacht durch die erhöhte Erregung Probleme mit dem Ein- bzw. Durchschlafen haben.
Neben der PTBS planen die AutorInnen des ICD-11 die Neuaufnahme einer neuen Diagnose, die den Namen Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (KPTBS) tragen soll.
Betroffene können weitere Symptome entwickeln, die über die üblichen Diagnosekriterien des ICD-10 hinausgehen. Dies betrifft Traumata, die durch Menschen verursacht wurden und dem Typ-II Traumata zugeordnet werden können (Hecker und Maercker 2015, S. 551 f.). Betroffene einer KPTBS können zumeist ihre Emotionen und Gefühle nicht steuern, wodurch sie Strategien entwickeln, um die Emotionen zu regulieren. Eine häufige Begleiterscheinung ist dabei das selbstverletzende Verhalten oder ein erhöhter Substanzmissbrauch. Außerdem entwickeln Betroffene ein negatives Selbstkonzept, welches zur Folge hat, dass auch Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen entstehen (Schäfer und Lotzin 2019, S. 227). Hierbei ist häufig „eine anhaltend dysphorische oder depressive Stimmung charakteristisch, die von Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Scham und Schuld geprägt ist und in chronische Suizidalität münden kann“ (ebd.).
4 Konzeptionelle Ansätze der Sozialen Arbeit und der Gesundheitswissenschaften
Die Traumaberatung nutzt konzeptionelle Ansätze der Sozialen Arbeit und der Gesundheitswissenschaften, auf die hier kurz verwiesen werden soll.
4.1 Lebensweltorientierung
Bei der Lebensweltorientierung handelt es sich um ein Konzept, welches insbesondere durch Hans Thiersch in den 1970er-Jahren geprägt wurde und das bis heute als spezifisches Selbstverständnis Sozialer Arbeit angesehen wird. Hierbei nimmt die Lebensweltorientierung die individuellen Lebensverhältnisse der betroffenen Person in den Blick. Im zentralen Fokus stehen „zunächst die allgemeinen Strukturen der Lebenswelt(en) und die Normalität von Lebensverhältnissen“ (Grundwald und Thiersch 2018, S. 304), ehe „nach besonderen Lebensverhältnissen und problematischen Handlungsmustern gefragt und […] Prinzipien zur Gestaltung der Sozialen Arbeit entwickelt [werden]“ (ebd.). Somit regt die Lebensweltorientierung pädagogische Konsequenzen an, um Betroffenen einen gelingenden Alltag zu ermöglichen (Thiersch et al. 2012, S. 175 ff.). Der Alltag ist ausschlaggebend für die Lebenswelt.
Grundlage einer personzentrierten psychosozialen Traumaberatung ist die Lebensweltorientierung, da durch Traumatisierungen die lebensweltliche Gewissheit in die eigene Person und das Vertrauen in die Menschen und Umwelten verloren gegangen ist (Schulze et al. 2012).
4.2 Ressourcenorientierung
Traumaberatung verfolgt als wesentliches Ziel eine Stärkung der Ressourcen. Besondere Betrachtung erhalten hierbei die Schutzfaktoren, die nach einer Traumatisierung bei betroffenen Personen vorhanden sind.
Ressourcenorientierte Arbeit im Kontext der Traumaberatung bedeutet, dass Ressourcen lösungs- und zielorientiert differenziert und aktiviert werden müssen. Vor allem bei der Arbeit mit komplex traumatisierten Menschen ist dies eine Herausforderung. Aufgrund der gravierenden Ereignisse können komplex traumatisierte Menschen mitunter nur unzureichende Bindungserfahrungen machen, wodurch gerade soziale und die interpersonalen Ressourcen massiv geschädigt sind. Dies führt oft zu einer traumabedingten negativen Selbstwahrnehmung. Deshalb bedarf es einer behutsamen lösungs- und zielorientierten Ressourcenerschließung, damit versteckte Ressourcen aktiviert werden, um schrittweise einen gelingenden Alltag zu ermöglichen (Beckrath-Wilking et al. 2013, S. 155).
4.3 Resilienzförderung
Die medizinische und psychologische Forschung beschäftigte sich lange mit den negativen Auswirkungen einer traumatischen Situation. Über die Zeit entwickelten sich jedoch Konzepte, die sich mit der Widerstandskraft der Menschen gegenüber einer traumatischen Situation auseinandergesetzt haben. Seit Mitte der 1980er-Jahre beschäftigt sich das Konzept der Resilienz mit Menschen, die trotz schwerer Schicksalsschläge über eine seelische Stabilität verfügen, beziehungsweise die sich verhältnismäßig schnell von einer traumatischen Situation erholen (Hagen und Röper 2009, S. 15).
Beckrath-Wilking et al. verstehen unter dem Resilienzbegriff „die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen und Krisen wie schwere Krankheiten, Verlust nahestehender Menschen oder andere Traumata ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen“ (Beckrath-Wilking et al. 2013, S. 156).
Dadurch steht die Resilienzförderung im direkten Zusammenhang zur Ressourcenorientierung, da Ressourcen als helfende und schützende Faktoren dienen und somit als Kraftquelle zum Widerstand eingesetzt werden können.
4.4 Biopsychosoziale Modelle
In den 1970er-Jahren erarbeitete der Psychiater Engel ein biopsychosoziales Krankheitsmodell, welches eine wichtige Grundlage für die Systemtheorie bietet (ausführlicher Beushausen 2013) Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezieht sich in ihrer Definition von Gesundheit auf einen „Zustand des vollkommenen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein auf das Fehlen von Krankheit und Gebrechen“ (Präambel der Verfassung der WHO von 1946) und postuliert ein umfassendes biopsychosoziales Modell. Darin ist eine deutliche Abkehr von einem rein organisch orientierten Gesundheitsverständnis zu erkennen. Persönlichkeitsmerkmale und Umweltfaktoren erhalten ein bedeutsames Gewicht. Mit der ICF (International Classification of Function, Disability and Health 2005) wird dieser Grundgedanke weitergeführt.
Biopsychosoziale Krankheitsmodelle berücksichtigen neben den klassischen somatischen auch psychosoziale Faktoren zur Erklärung von „körperlichen Erkrankungen“ (Pauls 2011: 86). Ein Kerngedanke des Modells ist, dass die Ausbildung und Festigung von Krankheit bzw. Gesundheit von biologischen, psychischen und sozialen Faktoren abhängig ist und daher von mehreren Ebenen betrachtet und untersucht werden muss. Die verschiedenen Ebenen beeinflussen sich wechselseitig, wobei das Individuum selbst ein Bestandteil umfassender Systeme bildet und wiederum selbst ein System aus vielen Subsystemen bis hinab auf die molekulare Ebene darstellt.
Für die Traumaberatung weisen diese Modelle auf die enge Verknüpfung biologischer/körperlicher, psychischer und sozialer Faktoren hin und damit auf die Einflussnahme durch Interventionen der Sozialen Arbeit.
4.5 Salutogenese
Das Modell der Salutogenese setzt sich grundlegend mit dem Thema Gesundheit auseinander. Der Gesundheitsbegriff entwickelte sich zu einem Kontinuum-Konzept. Vereinfacht ausgedrückt beschäftigt sich die Salutogenese mit der Frage, wie die Erhaltung der Gesundheit gesichert werden kann und welche Faktoren einen Menschen dabei unterstützen können (Hartung 2011, S. 235 ff.).
Für die Konzeptionierung der Traumaberatung ist ein salutogenetischer Handlungsansatz hilfreich, da er die Aktivierung und Förderung von Widerstandsressourcen in den Mittelpunkt stellt.
4.6 Stresskonzepte
Traumaberatungskonzepte benötigen als einen weiteren Baustein Interventionen zur Reduzierung von Stress und die Vermittlung von Entspannungstechniken.
Stress kann allgemein gesprochen als das Ergebnis eines Ungleichgewichts zwischen äußeren Anforderungen und den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, diese zu bewältigen, verstanden werden.
Traumatisierte Menschen sind häufig übererregt, sie können meist nicht entspannen. Anspannung kann in diesem Kontext als der körperliche Versuch einer latenten Verteidigungshaltung verstanden werden, um sich zu schützen. Dies erfolgt auf der körperlichen Ebene durch einen generell erhöhten Muskeltonus und durch Verspannung spezifischer Muskelbereiche. Auf Dauer wirkt diese chronisch gewordenen „Abwehr“ schädigend.
Auf der neurobiologischen Ebene führt extremer Stress zu einer Aktivierung des Sympathikus und einer gesteigerten Cortisolfreisetzung aus der Nebennierenrinde. Dies sind typische Reaktionen auf dem Hintergrund unserer stammesgeschichtlich uralten Überlebensprogramme. Auf lange Sicht kann es zu dem sogenannten „Kindling“-Phänomen kommen, bei dem die Erregungsschwelle sinkt und dass Stressverarbeitungssystem überempfindlich wird.
Eine wichtige Grundlage zur Stressreduktion ist erneut der Verweis auf einen sicheren Ort. Klassische Techniken aus dem Entspannungstraining oder dem Autogenen Training lassen sich häufig nur modifiziert nutzen. Weitere Unterstützungsmöglichkeiten sind Bewegung/​Sport oder auch Medikamente.
4.7 Empowerment
Im Vergleich zu anderen Konzepten propagiert das Empowerment-Konzept nicht das weitverbreitete – und bisweilen auch heute noch gängige – defizitorientierte KlientInnenbild. Vielmehr fordert Empowerment Autonomie und Selbstbestimmung, wodurch betroffene Menschen trotz ihren Beeinträchtigungen AkteurInnen ihres eigenen Lebens bleiben (Sohns 2009, S. 76 f.). Sinnentsprechend kann Empowerment übersetzt werden mit Selbstbemächtigung oder Selbstbefähigung. Ziel ist ein Mehr an Autonomie, sozialer Teilhabe und eigenbestimmter Lebensplanung sowie die (Wieder-)Aneignung von Selbstbestimmung über die Umstände des eigenen Lebens.
4.8 Case-Management
Im Kontext der Traumabewältigung fehlt häufig ein Case-Management, stattdessen handeln Fachkräfte oftmals eher nebeneinander als miteinander. Ein funktionierendes Case-Management wäre hier besonders notwendig, da traumatisierte Menschen aufgrund einer schwerwiegenden traumatischen Erfahrung oftmals multifaktorielle Problemlagen mitbringen. Durch die ganzheitliche Betrachtung des Individuums können geeignete Ressourcen in der Lebenswelt betrachtet und in Verbindung zu sozialen Unterstützungsangeboten angewandt werden, sodass die/der Betroffene ein gelingendes und selbstbestimmtes Leben (wieder-)erlangen kann. Hierzu benötigen insbesondere die Betroffenen mit komplexen Traumafolgestörungen eine Person – oder noch besser ein kleines Team – die langjährig, flexibel, verlässlich und partizipativ Unterstützung anbietet. Dies ermöglicht eine sozialraumbezogene Orientierung, wodurch der Blick „vom Fall auf das Feld“ ausgeweitet wird und Ressourcen herangezogen werden.
4.9 Transgenerationale Weitergabe traumatischer Erfahrungen
Die transgenerationale Übertragung beschreibt die Weitergabe von Vorstellungen, Verhaltensweisen, Scham- und Schuldgefühlen, Geheimnissen, Tabus und unverarbeiteten Traumata von der elterlichen Generation an die nachfolgenden Generationen bis in die Enkel- oder Urenkelgeneration. Die Übertragung von sozialen Strukturen, wie zum Beispiel Werte und Normen, sowie von individuell gemachten Erfahrungen von einer Generation auf die nächste, ist ein üblicher gesellschaftlicher Mechanismus. Dies gilt auch für Traumafolgeschäden, welche unter Umständen an Folgegenerationen weitergegeben werden. Die Erfahrungen der Vorfahren können sich beispielsweise in den Träumen, in Fantasien, im Selbstbild, im emotionalen Erleben und in unbewusstem Agieren ihrer Nachkommen widerspiegeln.
Insbesondere die Erkenntnisse aus der Begleitung der Folgegenerationen der Holocaust-Opfer zeigen, dass die Kinder und Elterngeneration häufig ähnliche oder genau die gleichen für Traumatisierungen typische Folgeerscheinungen zeigen (Sänger und Udolf 2013). Umfangreiche Forschungsergebnisse (z.B. Rauwald und Quindeau 2013) zeigen, dass schwer traumatisierte Eltern entgegen ihrem eigenen Wunsch die eigene Beschädigung weitergeben. Dies führt zu einer zumindest partiellen Unfähigkeit den Aufgaben der Elternschaft in einer ausreichenden Weise nachzukommen.
Diese Phänomene versuchen psychodynamische, soziokulturelle und familiensystemische Theorien, die Epigenetik und eine psychoneuroimmunologische Perspektive zu erklären (Beushausen und Schäfer 2021).
4.10 Bindungskonzepte
Bindungsforscher wie Brisch und auch Hirnforscher wie Hüther belegten in Untersuchungen, dass besonders das Verhalten unserer ersten Bezugspersonen tiefgreifende Schäden hervorrufen kann. Alle Säugetiere brauchen „[…] um sich gesund entwickeln und die in ihnen angelegten Fähigkeiten optimal entfalten zu können: Geborgenheit und Sicherheit und eine einfühlsame, zugewandte Fürsorge von Müttern und Vätern oder anderen Pflegepersonen, die bereit sind, sie mit Sensibilität und Liebe zu erkunden und ihre Bedürfnisse auf angemessene Art zu beantworten“ (Hüther und Krens 2013, S. 10).
Kinder zeigen nach Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch gehäuft (bis zu 80 %) desorganisierte Verhaltensweisen. Ebenso wiesen Kinder von Müttern, die eine schwerwiegende Traumatisierung erlebten, häufiger ein desorganisiertes Bindungsverhalten auf. Wird die Befriedigung einzelner oder aller Grundbedürfnisse gestört oder behindert, resultieren daraus Entwicklungsstörungen oder Entwicklungsdefizite (Brisch 2012, S. 99 f.).
Das Bindungsverhalten hat somit bedeutsame Auswirkungen auf die Entwicklung von Traumata bzw. auf die Entwicklung und Schwere von Folgestörungen der Betroffenen und ihrer Kinder.
5 Grundlegende Haltungen und Aufgaben der Traumaberatung
5.1 Grundhaltungen und allgemeine Hinweise
TraumaberaterInnen nutzen ihre professionellen Fähigkeiten, um durch Fachwissen systematisch und reflektiert auf die ratsuchende Person im Beratungsgespräch einzugehen. In erster Linie sind Kompetenzen in der Beziehungsgestaltung entscheidend. Entscheidend für die Qualität der Beziehung ist eine freundliche und entspannte Atmosphäre. Dabei steht die Achtung der Person im Vordergrund.
Die Betroffenen benötigen insbesondere Sicherheit – einen inneren und äußeren sicheren Ort, um eine Veränderung erzielen zu können.
Die Lebensführung steht im direkten Fokus einer psychosozialen Beratung. Innerhalb der Beratung wird das Ziel verfolgt, „problembehafteten oder desorientierten KlientInnen eine Orientierungs-, Planungs-, Entscheidungs- und Bewältigungshilfe zu geben“ (Busch 2011, S. 29). Hierfür werden die Ratsuchenden zur Hilfe zur Selbsthilfe befähigt, um die aktuelle Problemlage zu lösen.
Für die HelferInnen bedeutet dies: Sie müssen selbstkritisch einschätzen, wo sie und ihre Institution wirksam und hilfreich sein können, ob das Setting und die Methode „passen“ und sobald dies nicht der Fall ist, Alternativen mit den KlientInnen erörtern (z.B. eine Vermittlung an andere Institutionen).
Traumaberatung ist darauf ausgerichtet, behutsam beziehungs- und ressourcenorientiert stabilisierende, selbstexplorative Selbstheilungsprozesse anzuregen, um auch nach schweren Verletzungen ein Leben mit Lebensqualität zu ermöglichen (Gahleitner 2013, S. 176). Somit sind Kernaspekte der Traumaberatung der Aufbau einer professionellen Beziehung sowie die Schaffung ressourcenorientierter Selbstheilungsprozesse. Daneben benötigen die psychosozialen HelferInnen klinische Kenntnisse, da die psychosoziale Beratung eine Doppelverortung besitzt und sowohl feld- als auch methodenorientiert arbeitet (ebd., S. 176 f.). Die psychosoziale Traumaberatung beinhaltet somit eine humanistische, personzentrierte Grundhaltung und Vorgehensweise vor dem Hintergrund eines klinisch-sozialarbeiterischen professionellen Verständnisses von Trauma, seiner Interaktion mit Bindung und seinen komplexen Folgeerscheinungen (ebd., S. 177).
Im Gegensatz zu der Traumatherapie findet die Traumaberatung nicht in einem abgeschlossenen Arbeitssetting statt. Stattdessen bezieht sich die Traumaberatung auf ein stabiles Beziehungsnetzwerk, welches sowohl aus Bindungsverhältnissen als auch aus Vernetzungen zwischen Institutionen bestehen kann.
Die Aufarbeitung der traumatischen Erlebnisse erfolgt erst nach Absprache und der Abwägung von Vor- und Nachteilen, da für viele Betroffene die Bearbeitung ihrer Traumata innerhalb einer Traumatherapie ein (zu) großes Hindernis darstellen kann. Somit steht nicht das Ziel einer Traumakonfrontation, sondern die Bewältigung von Traumafolgeproblemen im Vordergrund. Es gilt jedoch, die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Traumabewältigung zu schaffen und insbesondere einen Zugang und die Kontrolle über die eigenen Gefühle und Erfahrungen wiederzuerlangen. Dieser Stabilisierungsprozess ist wichtig, um sich schrittweise der Umwelt wieder anzunähern (Gahleitner und Weiß 2016, S. 407 f.).
Das Kompetenzspektrum sozialtherapeutischer Beratung erstreckt sich dabei, so Gahleitner (2013, S. 181), von der psychosozialen Diagnostik, der professionellen Bindungs- und Beziehungsgestaltung über Gesprächsführungskompetenzen und Wissensbestände individueller klinischer und lebensweltbezogener Veränderungsmodelle bis hin zu System-, Vernetzungs- und Fallmanagementkompetenzen. Gahleitner fügt zudem an, dass sich die Beratungskonzepte aus klinisch sozialarbeiterischer und personenzentrierter Sicht auf die Psyche des Menschen beziehen. Dabei werden die individuellen Entwicklungspotenziale ebenso betrachtet wie die Störfaktoren.
Traumatisierte Menschen brauchen noch mehr als andere KlientInnengruppen einen professionellen, stabilen, vorhersehbaren und für sie kontrollierbaren Rahmen. Nötig sind klare transparente Angebote und eine Aufklärung über Grenzen und Beendigungen der Maßnahme. Bedeutsam sind klare Vereinbarungen, die auch das Setzen von klaren Grenzen beinhalten (zum Beispiel über die Erreichbarkeit der BeraterInnen). Parallel ist mit den KlientInnen zu überlegen, ob und wann eine Traumatherapie mit einer Bearbeitung des Traumas durchgeführt werden soll.
Traumaberatung hat zunächst die grundlegenden Bedürfnisse der KlientInnen zu berücksichtigen, erst wenn diese erfüllt sind, ist das Erreichen weiterer Ziele möglich. Im Folgenden wird versucht diese aufeinanderfolgenden und teilweise auch parallelen Bedürfnisse und Ziele der KlientInnen zusammenzufassen:
Mit der Metapher einer Pyramide lassen sich die folgenden „Notwendigkeiten“ benennen:
- Reduktion einer Suizidalität und der Fremdgefährdung
- Stabilisierung und der Erwerb von grundlegender Sicherheit
- Erwerb sozialer Sicherheit im Kontext von Arbeit, Wohnung und Umfeld
- in der Psychoedukation werden Erklärungen für die symptomatischen und therapeutischen Zusammenhänge vermittelt
- Bearbeitung der Trigger und der wichtigsten Folgeproblematiken der Traumatisierung
- Fortsetzung der Stabilisierungsarbeit und der Emotionsregulierung
- Stärkung des Netzwerkes
- Neuorientierung mit einer Integration des Traumas in die eigene Biografie
- Ein gutes Leben nach dem Trauma soll unterstützt werden.
Idealerweise sollte in dieser Phase auch „Gerechtigkeit mit einer Wiederherstellung von Würde“ und eine mögliche Entschädigung angestrebt werden. (Oftmals können jedoch Entschädigungsverfahren Konflikte verschärfen und die Situation letztlich verschlechtern.)
Anschließend soll noch auf Kontraindikationen der Traumaberatung hingewiesen werden, die die BeraterInnen und ihre Institution zu beachten haben. Auf Seiten der KlientInnen können folgende Kontraindikationen bestehen:
- mangelnde Affekttoleranz
- unkontrolliertes aggressives Verhalten
- anhaltende schwere Dissoziationsneigung mit einer mangelnden Distanzierungsfähigkeit zum traumatischen Ereignis
- hohe akute psychosoziale und/oder körperliche Belastung
Absolute Kontraindikationen:
- TäterInnenkontakt mit Traumatisierungsrisiko
- akute Suizidalität
- akutes psychotisches Erleben
5.2 Traumadiagnostik
Eine psychosoziale Diagnostik einer traumabedingten Störung ist Aufgabe aller professionellen HelferInnen. Diagnostische, grundlegende Kenntnisse benötigen daher alle HelferInnen, ohne Diagnose sind Interventionen nicht zielgerichtet und sinnvoll. Die Differentionaldiagnostik sollte von speziell geschultem Fachpersonal vorgenommen werden.
Notwendig ist eine Analyse sozialer, individueller, psychischer, physischer/​medizinischer und ökonomischer Aspekte und Prozesse mittels unterschiedlicher Methoden. Wie alle problematischen Phänomene erfordern Traumata und die damit verbundenen weiteren multiplen Störungen eine biopsychosoziale, mehrdimensionale Diagnostik auf psychischer, physischer und sozialer Ebene (Kreiner et al. 2015). Dies beinhaltet eine:
- phänomenologische Psychodiagnostik mittels des DSM oder des ICD
- biografische, ätiologische Diagnostik (z.B. mit einer Biografieanalyse, Genogrammerstellung, gezeichneten Lebenspanorama)
- Lebensweltdiagnostik (Milieu, Außenwelten etc., z.B. mit Hilfe von Netzwerkkarten),
- Ressourcendiagnostik.
5.3 Beratungsplanung
Oftmals sind die Anliegen sehr individuell, wodurch die Auftragslage oft erst zu erschließen ist. Im Fokus der Traumaberatung stehen zunächst die psychosoziale Diagnostik sowie die Erschließung vorhandener Ressourcen. Diese werden gemeinsam mit der ratsuchenden Person in der Beratungsplanung erarbeitet. Dabei ist es wichtig, dass realistisch vereinbarte Ziele formuliert werden, die für die ratsuchende Person umsetzbar sind. Durch das Einbeziehen in die Beratungsplanung wird die Eigenverantwortung gefördert, wodurch Betroffene schrittweise eine Stabilität (wieder-)erlangen.
Für die Beratungsplanung lässt sich ein Konzept nutzen, das Petzold (2019) unter dem umfassenden Begriff der Traumatherapie vorstellt. Er beschreibt mit seinem Konzept zehn Wege der Traumatherapie, die nacheinander oder parallel gewählt werden können. Von diesen zehn Wegen ist jedoch nur einer ein exklusiver Bereich der Traumatherapie, nämlich die Traumabearbeitung (Nr. 6). Diese zehn Wege sind:
- grundsätzlich ressourcenorientiertes und lösungszentriertes Arbeiten
- Interventionen, die das „soziale Netzwerk“ reorganisieren und stärken
- die Copingfähigkeiten aufbauen und stärken
- die Entspannungsfähigkeit fördern und psycho-physiologische Selbstregulation aufbauen (durch Entspannungs-, Atem- und Sport-/​Lauftherapie)
- symptomvermindernd arbeiten
- „Durcharbeiten“ der Traumaereignisse und ihrer Kontexte auf einer generellen Ebene, falls gewünscht und indiziert, auch auf einer spezifischen (Es besteht immer die Gefahr einer Retraumatisierung.)
- Arbeit an der Konsolidierung des Wertesystems, Förderung von Überwindungsprozessen und engagierter Haltung
- Selbstbehauptungstraining und Förderung „persönlicher Souveränität“
- wo nötig unterstützende Medikation
- sozialtherapeutische und sozialintegrative Maßnahmen.
Deutlich wird, wie umfassend sich Traumaberatung verstehen lässt. Die Beratungsplanung erfolgt bei einem Monotrauma anders als bei einer komplexen Traumafolgestörung. Eine wichtige Grundlage, um diese Aufgaben zu erfüllen, ist eine funktionierende, interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedenster Fachpersonen und Institutionen, aber auch mit Selbsthilfegruppen und nicht zuletzt mit den Angehörigen.
Zudem sollte überlegt werden, inwieweit Paar- bzw. Familiengespräche hilfreich sind und ob z.B. Unterstützungsangebote zur Integration in den Arbeitsmarkt notwendig sind und ob die Übernahme eines Case-Managements abzusprechen ist.
5.4 Stabilisierung
Von besonderer Bedeutung für die Beratung (und die Therapie) ist die Stabilisierung der KlientInnen. Entscheidend ist, dass sich der traumatisierte Mensch frühzeitig körperlich und emotional in einer sicheren Umgebung befindet. Stabilität ist erreicht, wenn ein Gefühl der Sicherheit, der Kontrolle und der Vorhersagbarkeit der Situation (Kohärenz) entstanden ist, wenn physiologische und biologische Belastungsreaktionen einschließlich der Dissoziationen kontrolliert werden können, wenn ein adäquater Umgang mit den überwältigenden Erfahrungen gelingt und verlässliche soziale Bindungen etabliert sind.
Um eine Stabilisierung zu unterstützen sind gleiche Strukturen, wie beispielsweise der gleiche Beratungsraum, Regelmäßigkeit bei Terminen, sowie bei Essens- und Schlafenszeiten und Aktivitäts- und Ruhe-Phasen, ebenso wie stabile soziale Netzwerke und sportliche Betätigung von Bedeutung. Kontraindiziert ist ein TäterInnenkontakt, dieser muss verhindert werden.
Die vielfältigen Stabilisierungsübungen fokussieren jeweils bestimmte Schwerpunkte, z.B. bei akuten Hilfen, einer Ressourcenorientierung, der Emotionsregulierung (z.B. Übungen zur Abgrenzung und Distanzierung).
Einige typische Übungen (z.B. Beushausen 2020; Beushausen und Schäfer 2021) sind
- „Der innere sichere Ort“: Der innere sichere Ort dient dazu, in der Imagination Erfahrungen von Sicherheit und Geborgenheit zu erfahren. Ziel ist die Vermittlung eines inneren Objekts, das die Erfahrung von Sicherheit bietet.
- „Der innere Tresor“: Diese Übung dient dazu, bewusst zu verdrängen und belastendes „wegzupacken“.
- Ablenktechniken: Sie dienen der Stressregulierung, zum Beispiel in Triggersituationen. Die Aufmerksamkeit soll abgelenkt werden, um Einfluss auf die inneren Wahrnehmungsprozesse zu erlangen, z.B. wird der betreffenden Person vorgeschlagen, intensiv den Raum wahrzunehmen, indem beispielhaft Zählaufgaben gegeben oder Muster gesucht werden oder Ablenkungen (Ablenkskills), zum Beispiel Zählübungen rückwärts, eine Strecke abschreiten, Zeichen oder Schreibübungen, Atemübungen geübt werden.
5.5 Ressourcenorientierung
Die Ressourcenorientierung ist zu einer Leitorientierung geworden, die sich wie ein roter Faden durch die professionelle psychosoziale Arbeit zieht. Sie geht von der Annahme aus, dass jeder Mensch mit Hilfe seiner Ressourcen Bewältigungsmöglichkeiten für anstehende Handlungsanforderungen entwickeln kann. Die Entwicklung der persönlichen Ressourcen steht dabei in einem zirkulären Prozess mit den Kontextressourcen.
Die Konzentration auf Probleme und Defizite hingegen führt oft zu einer Problemtrance, in der keine Lösungen mehr gesehen werden. Die Ressourcenorientierung und -beratung bietet die Möglichkeit, Menschen in einer immer komplexer werdenden Arbeitswelt, in Changeprozessen und Belastungssituationen, bei Stress und gesundheitlichen Folgen zu unterstützen und Entwicklungsprozesse zu gestalten.
In der Praxis sind für die Beratung ressourcenorientierte Fragen zu nutzen oder Übungen anzubieten (Beushausen und Schäfer 2021).
5.6 Psychoedukation
Die Psychoedukation erfolgt zu unterschiedlichen Zeitpunkten und in verschiedenen Settings. Zu Beginn und im Verlauf einer Beratung beziehungsweise Therapie wird mit der Psychoedukation eine Verbesserung des Verständnisses einer Erkrankung und deren Behandlung angestrebt. Dies soll die Krankheitsbewältigung erleichtern.
Psychoedukation ist ein bedeutsamer Bestandteil jeder Beratung und Behandlung, aber besonders wichtig für die Traumabewältigung. Ziel ist es, den KlientInnen eine Erklärung für ihre Problematik zu bieten und dabei jeweils ihre individuelle Sicht einzubeziehen. Außerdem soll eine Erhöhung des Bewusstseins und der Akzeptanz der Erkrankung durch Aufklärung bei den Betroffenen, ihren Angehörigen und letztlich der Allgemeinbevölkerung erreicht werden. Dabei wird angenommen, dass KlientInnen Missverständnisse und fehlerhafte Vorstellungen über ihre Störung durch neues, wissenschaftlich fundiertes Wissen überdenken und korrigieren. Verändert werden sollen dysfunktionale (gestörte) Verhaltensweisen und Einstellungen. Ebenfalls wird davon ausgegangen, dass die Einordnung des eigenen Leidens in ein vorhandenes Krankheitsbild strukturierend und entlastend wirkt. Gerade TraumaklientInnen erleben es häufig als sehr entlastend, wenn sie verstehen, dass sie für diese Situation unter „normalen“ Symptomen leiden.
Bei Kindern ist bei der Vermittlung auf eine altersgerechte Sprache zu achten. Medien, wie Bilderbücher können genutzt werden. Bei der Psychoedukation mit Kindern sollte ein Gespräch allein mit dem Kind und ein gemeinsames mit den Bezugspersonen stattfinden.
Auch für die Angehörigen ist Psychoedukation sehr bedeutsam. Leider wird sie noch viel zu wenig angeboten.
5.7 Akute Hilfen und Krisenintervention
Psychosoziale Fachkräfte sollten generell auf krisenhafte Situationen vorbereitet sein, um die Betroffenen und ihre Angehörigen im Rahmen einer Krisenintervention angemessen zu unterstützen.
Eine Krise ist eine (subjektive) existenzielle Bedrohung mit einer Labilisierung, die oftmals mit einer erhöhten Suggestibilität verbunden ist. Die meisten Krisen entstehen durch zeitlich befristete Ereignisse in Form einer akuten Bedrohung oder einer Überforderung (beziehungsweise einer Überstimulierung) des gewohnten Verhaltens- und Bewältigungssystems. Die akute Überforderung kann aus einer kurzfristigen, massiven Belastung entstehen oder das Resultat einer länger andauernden, kumulativen Belastung sein. Krisen können den Status einer Chronifizierung erreichen.
Zentral ist bei der Bewältigung von Krisen die Herstellung einer ruhigen und sicheren Situation. Sicherheit im Lebensraum bedeutet, zu thematisieren, wie die/der KlientIn von wichtigen Bezugspersonen Unterstützung und Hilfe erhalten könnte und wie eine Lebenssituation geschaffen werden kann, in der die Wahrscheinlichkeit, erneut belastet oder traumatisiert zu werden, möglichst gering ist. Dies kann z.B. bedeuten, räumliche Distanz zu Orten und Personen zu schaffen, die mit der krisenhaften Situation in Bezug stehen. Es ist sehr wichtig, mögliches Risikoverhalten zu erkennen und einzuschränken. Bei chronifizierten Krisen kann dies unter Umständen ein langwieriger Prozess sein.
Die Hauptziele der Intervention nach einem akuten Trauma sind die Unterstützung der Selbstheilungskräfte, die Abklärung einer akuten Gefährdung, die Schaffung von Sicherheit und Beruhigung und eventuell eine Vermittlung. Gräbener (2013) benennt zudem die Befriedigung der Grundbedürfnisse nach Schutz und Sicherheit, das Zur-Verfügung-Stellen einer/s einfühlsamen GesprächspartnerIn, Psychoedukation über mögliche Belastungsfolgen und Bewältigungsstrategien sowie die Aktivierung des sozialen Netzwerks. Die Stabilisierung und die Schaffung eines sicheren Ortes stehen erneut im Mittelpunkt der Interventionen.
Das Auftreten von Dissoziationen ist für die Betroffenen und die psychosozialen BeraterInnen häufig sehr belastend. Dissoziationen können auch im Beratungskontakt auftreten, sie sind ein Hinweis auf Belastungen der KlientInnen und können bei den HelferInnen Ängste und Hilflosigkeit auslösen.
Im Wortsinn meint Dissoziation ein Auseinandernehmen, nichtverbinden, distanzieren von etwas. Aktuelle Konzepte zum Verständnis dieser Phänomene gehen auf Pierre Janet zurück, der bereits 1893 die Dissoziation als Verlust oder Einschränkung der integrativen Funktionen des Bewusstseins beschrieb und einen Zusammenhang zu real erlebten Traumata herstellte (zur Geschichte der Psychotraumatologie siehe z.B. Fischer und Riedesser 2009). Dissoziationen sind komplexe psychophysiologische Prozesse, bei denen es zu einer teilweisen oder völligen Desintegration und Fragmentierung des Bewusstseins und anderen psychischen Störungen kommt. Dies betrifft die Erinnerungen an die Vergangenheit, unmittelbare Empfindungen, die Wahrnehmung des Selbst und der Umgebung und das Identitätsgefühl.
Viele KlientInnen berichten nicht von sich aus über diese Symptome, weil sie diese als normal erleben oder sie diese aus Scham oder aus Angst verrückt erklärt zu werden, verschweigen.
Hilfreich kann es sein, zunächst die Alltagsstrukturen der KlientInnen zu fokussieren, zum Beispiel in dem man darüber spricht und übt, wie die KlientInnen sich selbst motivieren können, beispielsweise morgens aufzustehen, kleine Arbeiten zu verrichten oder wieder in einem Buch zu lesen. Diese Arbeit an der Wiederherstellung halbwegs strukturierter Lebenszusammenhänge ist zu Beginn der Beratung eine wichtige, oft auch eine langwierige und schwierige Arbeit.
Krisen können auch im Beratungskontext extreme Formen annehmen, die von den BeraterInnen intensive und gezielte Interventionen erfordern. Besonders bei komplextraumatisierten Personen ist mit selbstverletzendem Verhalten, Aggressionen, Suizidalität, intensiven Flashbacks mit vorübergehenden Realitätsverlust/​Dissoziationen zu rechnen. Hier hilft eine präventive genaue Triggeranalyse, denn die meisten Impuls- und Affektdurchbrüche können als Signal innerer Alarmbereitschaft verstanden werden. Die KlientInnen können lernen, die Schlüsselreize möglichst früh zu identifizieren und ihnen etwas entgegenzusetzen. Hilfreich kann eine Symptomanalyse sein. Dies kann bei den Betroffenen dazu führen, dass bereits die alltäglichen Probleme überfordern und es zu einer permanenten Erschöpfung und zu dysfunktionalem Verhalten (Beckrath-Wilking et al. 2013) kommt.
Unter selbstgefährdenden Verhaltensweisen können Handlungen zusammengefasst werden, aus denen sich potenziell eine akute Gefährdung für die Betroffenen ergeben kann und die ein sofortiges Handeln des Umfelds erfordern, um Folgeschäden zu vermeiden oder abzuschwächen. Unterschieden werden Suizidgedanken, Suizidpläne (Gedanken oder auch vorbereitende Handlungen, die sich konkreter mit dem Suizid beschäftigen) und Suizidversuche. Als Suizidversuche werden Handlungen definiert, die mit der Absicht zu sterben begangen werden. Dabei ist es unerheblich, ob die gewählte Methode tatsächlich zum Tod geführt hätte. Die Wahl der Methode ist oftmals vom Entwicklungsstand oder vom kognitiven Funktionsniveau einer Person abhängig. Missbrauchs- und Misshandlungserfahrungen in der Kindheit gelten ebenso als ein deutlicher Prädiktor für spätere Suizide und Suizidversuche wie Vernachlässigung in der Kindheit, der Verlust der Eltern und eine Häufung von erlebten Traumata.
Bestandteil eines jeden Krisengesprächs ist die Abklärung einer möglichen Suizidalität (manchmal auch einer Fremdgefährdung) und gegebenenfalls die Einleitung entsprechender Maßnahmen bis hin zu einer „Zwangseinweisung“.
Selbstgefährdung kann sich auch in Form von Selbstverletzungen äußern. Gräbener (2013) verweist auf Forschungen von Sachsse, nach denen mindestens zwei Drittel der sich selbst verletzenden Personen in ihrer Kindheit traumatisiert wurden. Selbstverletzungen können unter anderem dazu dienen, Spannungen abzuführen oder um zum Beispiel Dissoziationen zu beenden. Selbstverletzungen sollen möglichst reduziert werden, gegebenenfalls sind medizinische Maßnahmen einzuleiten. Ein weiterführendes Ziel ist es, dass die KlientInnen die Dynamik des nicht suizidalen selbstverletzenden Verhaltens (NSSV) und des suizidalen Verhaltens verstehen und Alternativen entwickeln.
5.8 Netzwerkarbeit
Für die Gesundung von traumatisierten Personen ist ein gutes soziales Netzwerk von großer Bedeutung.
Für den Menschen als soziales Wesen ist vielfach der bedeutendste Faktor für das Wohlbefinden und die Gesundheit die Qualität der Einbindung in die sozialen Netzwerke. Soziale Netzwerke sind Muster von Kommunikations- und Austauschprozessen in Bindungen und Beziehungen, in die ein Individuum eingebunden ist. Befunde der Gesundheitsforschung zeigen die Bedeutung sozialer Netzwerke für den Alltag und die Bewältigung von Krisen auf. Wir wissen beispielsweise, dass sozial integrierte Personen länger leben. Sozial eingebundene Menschen verhalten sich gesundheitsgünstiger als relativ isoliert lebende Menschen. Durch neue Kontakte und Vernetzungen können sich Synergieeffekte entfalten.
Zentraler Aspekt in der Fokussierung sozialer Netzwerke sind die sozialen Ressourcen, die einem Individuum oder einem System zur Verfügung stehen. Daher ist eine Analyse der Netzwerke wichtig. Dies schließt eine Analyse der kooperativen Institutionen ein, da traumatisierte Menschen oftmals die Hilfen verschiedener Kooperationspartner benötigen. Diese Hilfen sollten möglichst gut koordiniert sein, allerdings gelingt die Kooperation zwischen verschiedenen Institutionen, Disziplinen und Berufsgruppen im Kontext der Traumaarbeit, so Heedt (2017), vielfach nicht. Nach Gahleitner und Weiß (2016) scheitert diese gerade bei komplexen Problematiken, zu denen die Traumaproblematik mit ihren Komorbitäten gehört.
5.9 Hilfreiche Methoden der Sozialtherapie
Die Sozialtherapie bzw. die Klinische Sozialarbeit legt ihren Blick auf die Gleichzeitigkeit gesellschaftlicher und psychischer Ursachen und bietet in Rahmen ihres Methodenkanons weitere ergänzende Hilfestellungen an.
5.9.1 Symptomanalyse und die Reduktion problematischer Symptome
Traumatisierte Menschen weisen vielfältige biopsychosoziale Symptome auf. Eine Symptomanalyse bietet die Möglichkeit, ein Symptom besser zu verstehen, Hypothesen zu seinem Entstehen zu entwickeln und Ideen für eine Verminderung oder Auflösung des Symptoms abzuleiten. Als ein Symptom wird hier ein eher abgegrenztes Problem verstanden, beispielhaft seien Ängste, Kopfschmerzen oder ein Substanzgebrauch genannt. Es soll darauf hingewiesen werden, dass selbstverständlich immer mit bedacht werden muss, ob organische Befunde einen Einfluss haben, beziehungsweise ob diese ausreichend abgeklärt sind.
Bestandteile einer solchen Symptomanalyse sind eine genaue Anamnese des Symptoms und eine gemeinsame Erörterung von Hypothesen über Hintergründe (und zur Aufrechterhaltung bez. des Individuums und des Kontextes). Abschließend kann eine Umdeutung des Symptoms erfolgen und überlegt werden, wer/was zu einer Linderung oder Verminderung dessen beitragen kann.
5.9.2 Emotionsregulierung
Insbesondere traumatische Erfahrungen haben einen großen Einfluss auf die Emotionswahrnehmung und auf die Emotionsregulation. Bei Personen mit Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS), so Berking (2017), wurde ein Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der Störung, dem Mangel an emotionaler Klarheit, Emotionsakzeptanz und der aktiven Modifikation von Emotionen durch viele Studien nachgewiesen. Traumata prägen somit die Entwicklung von Emotionsregulationsstrategien, das heißt, oftmals haben diese Menschen keine funktionalen Strategien im Umgang mit ihren intensiven Emotionen. Stattdessen kommt es eher zu einer Vermeidung der Stimuli mit zum Beispiel Weglaufen, problematischen Verhaltensweisen wie exzessivem Alkoholgebrauch, u.a.
Viele traumatisierte Menschen erleben besonders intensiv ihre verschiedensten Gefühle, zum Beispiel Wut, Ekel, das Gefühl von Leere oder auch intensive Schuld- und Schamgefühle. Andere Personen hingegen reagieren anders, sie haben große Angst vor Emotionen, da sie diese als sehr unangenehm und unkontrollierbar erleben. Hier wird von einer Emotionsphobie (Fischer 2016, S. 10) gesprochen, die eine Angst vor Emotionen kennzeichnet. Diese entsteht mitunter als Folge von traumatischen Situationen, in denen Gefühle als unkontrollierbar oder besonders unangenehm erlebt wurden.
Ziel ist es, diese Phänomene zu fokussieren und den KlientInnen zu helfen, ihre meist negativen emotionalen Zustände zu verstehen und zu regulieren. Oftmals liegt das Ziel zunächst nicht direkt in der Bewältigung oder Veränderung, sondern in der Akzeptanz.
5.9.3 Die Arbeit mit inneren Anteilen
Teilearbeit ist eine übergreifende Bezeichnung für verschiedene Methoden, die jeweils von einem Persönlichkeitsmodell ausgehen, in dem es kein einheitliches Ich gibt, sondern immer verschiedene Teile einer Persönlichkeit miteinander in Kontakt stehen. Die verschiedenen Anteile des Menschen entwickeln sich meist in der Kindheit, können potenziell auch zu späteren Zeitpunkten entstehen. In Folge von Traumata entstehen häufig dissoziierte Anteile, um den Schmerz von anderen Teilen der Persönlichkeit fernzuhalten. Problematische Anteile können als negative Introjekte in selbstzerstörerischer Form, zum Beispiel als ein ständiger innerer Zweifler oder als Täteranteil, dem sogenannten Täterintrojekt, auftreten.
Gemeinsam nutzen verschiedene Konzepte Symbole und Vorstellungen zur Veranschaulichung, indem sie innere Bilder, Vorstellungsimpulse und Erfahrungen zu einer konkreten Gestalt werden lassen. Im Mittelpunkt steht nicht die Frage, ob es diese Teile wirklich so gibt, sondern es geht darum, dieses Phänomen zu nutzen.
In der Traumaberatung kann die Teilearbeit genutzt werden, um in konkreten Problemsituationen einen Überblick über die verschiedenen Seiten und Teile einer Person zu gewinnen und um herauszufinden, welche Bedürfnisse und Thematiken diese Teile beinhalten. Die Kommunikation zwischen diesen Teilen kann zum Beispiel durch eine distanzierte Betrachtung oder durch die Installation eines Beistandes angeregt werden. Solche Übungen erlauben eine aktive Trennung der verschiedenen Gefühlszustände (Hantke und Görges 2012). Für die Traumaberatung eignet sich insbesondere das Konzept des inneren Teams nach Schulz von Thun (2014). Die Konzepte der Ego-State-Therapie, die viele Gemeinsamkeiten mit den erwähnten anderen Verfahren aufweisen, werden insbesondere von TraumatherapeutInnen genutzt, da sie besondere Kenntnisse voraussetzen.
5.10 Rechtliche Hilfen
Aus einer rechtlichen Perspektive sind insbesondere Hilfen nach dem Opferentschädigungsgesetz und im Kontext eines Täter-Opfer-Ausgleichs zu beachten.
Menschen, die Opfer eines Verbrechens wurden, erleiden neben körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen häufig auch wirtschaftliche Einbußen. Nur selten können Schadensersatzansprüche gegen die/den SchädigerIn erhoben werden, da der Ausgleich des Schadens nicht angemessen beglichen oder die/der SchädigerIn nicht direkt ermittelt werden kann. Nach dem Opferentschädigungsgesetz (OEG) erhalten alle Opfer eine Entschädigung, die durch Gewalteinwirkungen einen gesundheitlichen Schaden erleiden. Sobald eine Person Opfer einer Gewalttat im Sinne des § 1 OEG wird, richten sich die Entschädigungsleistungen in entsprechender Anwendung nach den Vorschriften des Bundesversorgungsgesetzes (BVG). Daher erhalten Opfer von Gewaltverbrechen denselben Schutz wie Opfer von Kriegen und ihren Hinterbliebenen:
- Heilbehandlung und alle Leistungen zur medizinischen Rehabilitation und zur Teilhabe am Arbeitsleben werden vom Staat getragen; für Kinder darüber hinaus nicht ärztliche sozialpädiatrische/​heilpädagogische Leistungen
- Renten werden denjenigen gezahlt, deren Erwerbsfähigkeit gemindert oder zerstört worden ist, sowie deren Witwen und Waisen.
Beim Täter-Opfer-Ausgleich (TOA) handelt es sich um eine Konfliktschlichtung zwischen TäterInnen und Opfern, die aufgrund einer Straftat entstanden ist oder durch diese begründet wurde. Dabei soll eine Wiedergutmachung angestrebt werden. Dieser Ausgleich findet in einer persönlichen und evtl. wiederholten Begegnung statt und wird von einer/m unparteiischen VermittlerIn begleitet.
5.11 Angehörigenarbeit
Für viele Angehörige (und HelferInnen) kann der Kontakt mit traumatisierten Menschen und ihr emotionales Erleben zu einer besonderen traumatischen Belastung (Scherwath und Friedrich 2012, S. 179) führen. Neben den Familienangehörigen können auch andere Personen, wie z.B. MitschülerInnen, FreundInnen oder ArbeitskollegInnen betroffen sein.
Oftmals entwickeln die Angehörigen unterschiedliche problematische Phänomene, die zu verschiedensten familiären Mustern und Dysfunktionen führen können. Daher sollte grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass es zu Belastungen und Einschränkungen bei Einzelnen oder allen Personen des jeweiligen Netzwerkes führen kann, wenn ein Familienmitglied von einem Trauma betroffen ist, und zwar unabhängig davon, ob sie dieses Trauma gemeinsam erlebt haben oder nicht. Dies bedeutet für die Praxis auch, dass die traumatischen Belastungen der Angehörigen wiederum die Heilung des zunächst traumatisierten Menschen negativ beeinflussen können.
Insbesondere ist die Zeit nach einem Trauma entscheidend dafür, ob die „Wunde geheilt“ werden kann. Eine Nicht-Hilfe, die als sequenzielle Traumatisierung bezeichnet wird, beschreibt die Aufeinanderfolge mehrerer traumatischer Erfahrungen, um zu verdeutlichen, dass es nie nur darum geht, was jemand Schreckliches erlebt hat, sondern eben auch darum, was in der Folgezeit passiert.
In vielen Beziehungen zeigen sich erhebliche Paarproblematiken, so benötigen beispielsweise auch Partner von Frauen, die sexuelle Gewalt in ihrer Kindheit erlebt haben, häufig Unterstützung. Viele Partner müssen lernen achtsam miteinander zu sein. Dies kann beispielsweise in Form von Angehörigengesprächen oder in Paargesprächen geschehen (hierzu Klees 2018).
5.12 Opfersein im gesellschaftlichen Kontext
Traumata entstehen innerhalb gesellschaftlicher interpersoneller Macht- und Ausschlussprozesse im Kontext institutioneller und interpersoneller Gewalt. Häufig leiden traumatisierte Menschen zusätzlich zu ihren sozialen Traumafolgen an gesellschaftlicher Marginalisierung, Ausgrenzung oder sogar Missachtung (Brandmaier und Ottomeyer 2016). Das Label Trauma impliziert zu oft eine Pathologisierung des Menschen und nicht des Ereignisses und beinhaltet damit eine Stigmatisierung und Etikettierung der Betroffenen.
Eine bedeutsame Rolle für die Gesundung hat die gesamte Situation nach dem Trauma. Die Opfer benötigen Anerkennung und Unterstützung, um sich nicht fremd innerhalb ihrer sozialen Umwelten zu erleben. Oftmals empfinden sie jedoch die Abwehr bzw. offenes Leugnen und In-Frage-Stellen von erlittener Gewalt als weitere Demütigung. Deshalb ist die Anerkennung der Schuld und der Täterschaft besonders wichtig. Manchmal erfüllt eine strafrechtliche Verfolgung der TäterInnen diese Funktion. Allerdings beinhaltet das Einlassen auf die strafrechtliche Verfolgung auch wiederum erhebliche Risiken einer Retraumatisierung.
Traumata beschädigen nicht nur den Einzelnen, sondern auch die gesellschaftliche Teilhabe und die Handlungsfähigkeit der Überlebenden/​Opfer. Doch auch für die Fachliteratur ist eine individualisierte Sicht zu konstatieren, die gesellschaftliche Bedeutung wird meist nur am Rande problematisiert, dabei spielt dies für die Verarbeitung (und die mittelfristige Prävention) eines Traumas eine bedeutsame Rolle. Gerade die Soziale Arbeit ist, so Schwerwath und Friedrich (2012), mit ihrer historisch-kritischen Haltung gegenüber Schubladendenken und Diagnostik als Herrschaftsinstrument gefordert, sich kritisch mit diesen Aspekten auseinanderzusetzen. Soziale Arbeit muss daher gesellschaftliche Machtverhältnisse, soziale Positionierung soziokultureller Einstellungen reflektieren und engagiert im Sinne der Betroffenen handeln.
6 Selbstfürsorge der HelferInnen
Gesund bleiben am Arbeitsplatz ist abhängig von den persönlichen Dispositionen, dem Umgang mit Stress und Konflikten und ebenso von der Situation im Team, der Arbeitsatmosphäre und der gegenseitigen Unterstützung. Entscheidend sind zudem die jeweiligen Beziehungen zu den Vorgesetzten und allgemein die Strukturen der Institution.
Die BeraterInnen sind daher gefordert, ihre Belastungen und ihre Psychohygiene fortwährend im Blick zu behalten und bereits vorbeugend tätig zu werden. Supervision kann eine Unterstützung für die Klärung der eigenen Befindlichkeiten und der Teamkonflikte sein und einem Burn-out vorbeugen.
Psychohygiene umfasst:
- Psychologische Faktoren: zum Beispiel soziale Unterstützung, Selbstreflexion
- Physiologische Faktoren: zum Beispiel Sport, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf
- Arbeitsbezogene Faktoren: zum Beispiel regelmäßige Pausen, Nein sagen können
Im Kontext der Arbeit mit traumatisierten Menschen ist das Phänomen der Sekundären Traumatisierung zu beachten. Sekundäre Traumatisierung wird definiert als eine Traumatisierung, die ohne direkte sensorische Eindrücke des Ausgangstraumas sowie mit zeitlicher Distanz zum Ausgangstrauma entsteht. (z.B. Daniels 2008, Jegodtka und Lüitjens 2016). Diese Definition schließt die Übertragung beziehungsweise „Ansteckung“ posttraumatischer Stresssymptome auf Familienangehörige und die berufsbedingte Traumatisierung von SozialarbeiterInnen, TherapeutInnen, Feuerwehrangehörigen und anderen HelferInnen ein.
Die Betroffenen erleben eine Vielzahl an Symptomen, die, ebenso wie die Ätiologie, denen der Posttraumatischen Belastungsstörung ähneln.
7 Quellenangaben
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Berking, Matthias, 2017. Training emotionaler Kompetenzen. 4., korrigierte Auflage. Berlin: Springer. ISBN 978-3-642-54016-5 [Rezension bei socialnet]
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Beushausen, Jürgen, 2020. Beratung lernen. 2. erw. Auflage. Opladen: Verlag Barbara Budrich. ISBN 978-3-8252-5323-3
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Verfasst von
Prof. Dr. rer. pol. Jürgen Beushausen
studierte Soziale Arbeit und Erziehungswissenschaft und absolvierte Ausbildungen als Familientherapeut und Traumatherapeut und arbeitet ab 2021 als Studiendekan im Masterstudiengang „Psychosoziale Beratung in Sozialer Arbeit“ an der DIPLOMA Hochschule
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