Wirkung
Sebastian Ottmann
veröffentlicht am 09.01.2025
Mit Wirkungen werden in der Sozialen Arbeit Veränderungen oder Stabilisierungen bezeichnet, die aufgrund eines bestimmten Angebots entstanden sind.
Überblick
1 Zusammenfassung
Wirkungen sind „eingetretene Veränderungen oder Stabilisierungen bei den Zielgruppen eines […] Programms […], die ursächlich auf dieses Programm zurückgehen“ (Balzer und Beywl 2015, S. 192).
Hierbei ist zu betonen, dass auch die Stabilisierung eines positiv bewerteten Zustandes als Wirkung gesehen werden kann. Wird von Wirkungen gesprochen, ist es zudem zwingend, den sogenannten kausalen Mechanismus mit zu betrachten. Es sollte nur dann von einer Wirkung gesprochen werden, wenn Veränderungen oder Stabilisierungen auch tatsächlich und ursächlich durch das betrachtete Angebot, etwa in einem der Felder der Sozialen Arbeit, entstanden sind. und nicht durch andere Faktoren oder Außeneinflüsse (z.B. durch die Unterstützung im sozialen Netzwerk).
Der empirische Nachweis des kausalen Mechanismus ist im Rahmen einer Wirkungsanalyse sehr herausfordernd, da hierfür ein Vergleichs- oder Kontrollgruppendesign benötigt wird. Einem differenzierten Umgang mit dem Begriff Wirkung in der Sozialen Arbeit kommt daher eine hohe Bedeutung zu.
2 Differenzierter Umgang
Ein differenzierter Umgang mit dem Begriff misst sich dabei daran, was im jeweiligen Feld empirisch durch Daten nachgewiesen werden kann (Ottmann und König 2023, S. 14 f.):
- Können im Rahmen von empirischen Erhebungen lediglich Veränderungen oder Stabilisierungen bei den Teilnehmenden am Angebot erhoben werden, so sollte nur von einem Effekt die Rede sein.
- Konnte auf der Basis der Erfassung von Effekten auch eine systematische Wirkungsplausibilisierung (Balzer 2012; Ottmann et al. 2024) durchgeführt werden, sollte von plausibilisierten Wirkungen gesprochen werden. Bei einer Wirkungsplausibilisierung versucht man durch die Sammlung von unterschiedlichen Einschätzungen von Fachkräften und Teilnehmenden herauszuarbeiten, welchen Anteil das Angebot der Sozialen Arbeit an der Generierung der gefundenen Effekten hat.
- Von einer nachgewiesenen Wirkung kann dann gesprochen werden, wenn ein entsprechendes Vergleichs- oder Kontrollgruppendesign umgesetzt worden ist.
3 Abgrenzungen
Der Begriff der Wirkung kann von anderen Begriffen mit Blick auf die Resultate Sozialer Arbeit abgegrenzt werden:
- Qualität, insbesondere Ergebnisqualität: Der beschriebene kausale Mechanismus grenzt das Resultat Wirkung von der Qualität und insbesondere von der Ergebnisqualität ab. Beim Nachweis von Ergebnisqualität wird lediglich überprüft, ob ein bestimmtes Ergebnis in einer bestimmten Qualität entstanden ist. Dies muss zum einen nicht immer eine Veränderung oder Stabilisierung sein, zum anderen wird bei der Messung von Ergebnisqualität auch nicht näher betrachtet, wie das Ergebnis zustande gekommen ist. Wirkung kann also nicht mit Ergebnisqualität gleichgesetzt werden.
- Wirkannahmen: Von einer Wirkung sollte man immer nur dann sprechen, wenn diese auch empirisch nachgewiesen wurde. Zuvor lassen sich Wirkannahmen aufstellen: Bereits in der Konzeption von Angeboten der Sozialen Arbeit kann dargestellt werden, welche Wirkungen man mit dem Angebot erzielen möchte. Wirkannahmen lassen sich beispielsweise durch Wirkungs- oder Wirkmodelle systematisch grafisch darstellen.
- Wirksamkeit: Neben dem Begriff der Wirkung wird häufig auch der Begriff der Wirksamkeit verwendet. Beide Begriffe unterscheiden sich in ihrer Perspektive: Beim Begriff der Wirkung wird eine individuelle Perspektive eingenommen, d.h. es wird geprüft, ob Teilnehmende eines Angebots von diesem profitieren und dadurch eine Wirkung erzielt wird. Bei der Wirksamkeit wird eine angebotsbezogene Perspektive in den Blick genommen: Das gesamte Angebot wird betrachtet und dabei der „Grad, zu dem ein Programm erwiesenermaßen bestimmte Wirkungen auslöst, die in seinen Zielen als anzustrebend vorgehen sind“ (Eval-Wiki 2020) beschrieben.
4 Arten von Wirkungen
Innerhalb der Debatte um Wirkungen in der Sozialen Arbeit werden sehr unterschiedliche Arten von Wirkungen in den Blick genommen:
- Positive vs. negative Wirkungen: Prinzipiell möchte man in der Sozialen Arbeit positive Wirkungen bei der Zielgruppe erzielen. Dennoch können auch negative Wirkungen auftreten. Daher empfiehlt es sich bei der Diskussion um Wirkungen auch mögliche negative Wirkungen zu diskutieren und messbar zu machen.
- Intendierte vs. nicht-intendierte Wirkungen: Intendierte Wirkungen sind solche Wirkungen, die durch ein Angebot der Sozialen Arbeit angestrebt werden. Diese werden häufig schon zu Beginn in Konzeptionen festgehalten. Daneben können in der praktischen Arbeit aber auch nicht-intendierte Wirkungen auftreten, also solche, die im Prozess entstehen, jedoch zunächst nicht als Wirkannahmen definiert worden sind. In der Praxis der Sozialen Arbeit lohnt sich daher der Blick gerade auch auf solche nicht-intendierten Wirkungen.
- Outcome und Impact: Um die Art von Wirkungen zu unterscheiden, erscheinen die Begriffe Outcome und Impact sinnvoll: Innerhalb der Sozialen Arbeit hat sich dabei die Definition durchgesetzt, von einem Outcome zu sprechen, wenn man Wirkungen auf der Ebene der Zielgruppe in den Blick nimmt, während Impact die entsprechenden gesellschaftlichen Wirkungen beschreibt (Beywl und Niestroj 2009, S. 144).
5 Quellenangaben
Balzer, Lars, 2012. Der Wirkungsbegriff in der Evaluation – eine besondere Herausforderung. In: Gerhard Niedermair, Hrsg. Evaluation als Herausforderung der Berufsbildung und Personalentwicklung. Linz: Trauner, S. 125–141. ISBN 978-3-85499-963-8
Balzer, Lars und Wolfgang Beywl, 2015. evaluiert: Planungsbuch für Evaluationen im Bildungsbereich. Bern: hep verlag ag. ISBN 978-3-0355-0339-5 [Rezension bei socialnet]
Beywl, Wolfgang und Melanie Niestroj, 2009. Der Programmbaum. Landmarke wirkungsorientierter Evaluation. In: Wolfgang Beywl und Melanie Niestroj, Hrsg. Das ABC der wirkungsorientierten Evaluation: Glossar – deutsch/​englisch – der wirkungsorientierten Evaluation. 2. Auflage. Köln: Univation – Inst. für Evaluation Dr. Beywl und Associates, S. 137–149. ISBN 978-3-00-028910-1
Eval-Wiki, 2020. Wirksamkeit (eines Programms). In: Eval-Wiki: Glossar der Evaluation [online]. 16.09.2020 [Zugriff am: 14.04.2021]. Verfügbar unter: https://eval-wiki.org/glossar/​Wirksamkeit_(eines_Programms))
Ottmann, Sebastian und Joachim König, 2023. Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit: Eine Einführung für Studium und Praxis. Grundwissen Soziale Arbeit. Bd. 45. Stuttgart: Kohlhammer Verlag. ISBN 978-3-17-035204-9
Ottmann, Sebastian, Anne-Kathrin Helten und Joachim König, 2024. Messen oder Plausibilisieren? Methoden der Wirkungsanalyse in der Sozialen Arbeit. In: Soziale Arbeit. 73(1), S. 9–16. ISSN 0490-1606
Verfasst von
Sebastian Ottmann
M.A.
Evangelische Hochschule Nürnberg
Leitung Kompetenzzentrum Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit
Wiss. Mitarbeiter am Institut für Praxisforschung und Evaluation
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Es gibt 3 Lexikonartikel von Sebastian Ottmann.
Zitiervorschlag
Ottmann, Sebastian,
2025.
Wirkung [online]. socialnet Lexikon.
Bonn: socialnet, 09.01.2025 [Zugriff am: 19.01.2025].
Verfügbar unter: https://www.socialnet.de/lexikon/8383
Link zur jeweils aktuellsten Version: https://www.socialnet.de/lexikon/Wirkung
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