Entwurf eines integralen Demenz-Konzepts
Dipl.-Pädagogin Bettina Wichers
veröffentlicht am 13.06.2016
socialnet Materialien. Reihe 2: Akademische Abschlussarbeiten
Zusammenfassung
In der aktuellen Diskussion über Demenz scheinen die medizinisch-verhaltensorientierten Wissenschaften nach wie vor die Deutungshoheit über Demenz zu haben, was von Fachleuten anderer Berufsgruppen, aber auch zunehmend von Menschen mit Demenz selbst kritisiert wird. Demenz-Konzepte, die einen umfassenderen Blick auf das Phänomen Demenz mit all seinen Facetten ermöglichen, haben nach wie vor einen sehr geringen Anteil an der Fachdiskussion; es gibt nur wenige Konzepte, deren Rahmen weit genug gefasst ist, um unterschiedliche Erkenntnisse über Demenz miteinander zu verknüpfen und ihre Zusammenhänge strukturiert zu verdeutlichen
So scheint es mühsam bis fast unmöglich, sich in der Vielzahl an Diagnosen, Kriterien, Therapieformen, Betreuungsansätzen und Meinungen orientieren zu können, das Fachwissen scheint in seinem vollen Umfang tatsächlich nur spezialisierten Wissenschaftlern zugänglich zu sein. Für Praktiker wie Betroffene ist damit eine sinnvolle Nutzung des Wissens, mit all seinen Querverbindungen und Synergien kaum möglich. Es fehlt der Überblick, eine Metatheorie, die die vorhandenen Erkenntnisse zusammenführt.
Der hier vorliegende „Entwurf für ein integrales Demenz-Konzept“ zeigt einen Weg zu diesem Überblick auf. Die Integrale Theorie mit ihren Strukturelementen und der Integrale Methodologische Pluralismus dienen als erkenntnistheoretischer Leitfaden zur Einordnung ausgewählter wissenschaftlicher Daten über Demenz in ein (integrales) Gesamtbild. Als wissenschaftliche Kriterien dienen dabei unter anderem die Geltungsansprüche von Habermas: subjektive Wahrhaftigkeit, propositionale Wahrheit, Gerechtigkeit und funktionales Passen. Sie verdeutlichen, dass für jeden wissenschaftlichen Erkenntnisbereich bestimmte Kriterien der Gültigkeit angelegt werden müssen, und kein Wissenschaftsbereich den Anspruch haben kann, allein die eine „Wahrheit“ über einen Erkenntnisbereich zu vertreten. Erkenntnisse aus allen vier Quadranten des Integralen Modells, dem innerlich-individuellen Erleben, dem äußerlichen-individuellen Verhaltensbereich, dem innerlich-kollektiven Bereich der Gemeinschaft und den äußerlich-kollektiven Rahmenbedingungen mit ihren jeweiligen Geltungsansprüchen, ermöglichen erst zusammen einen ganzheitlichen, „integralen“ Blick auf das jeweilige Phänomen. Für das Phänomen Demenz bedeutet dies, dass erst in der Gesamtschau, unter Einbeziehung sowohl der subjektiven Erfahrungen der Betroffenen wie der objektiven medizinischen Erkenntnisse, der gesellschaftlichen Normen im Umgang mit Demenz wie der systemischen Rahmenbedingungen in Form von Krankenversicherung, Betreuungsrecht und Pflegeheimarchitektur (neben zahlreichen weiteren Faktoren in jedem Bereich) ein Gesamtbild entstehen kann.
Diese Arbeit skizziert ein umfassendes Demenz-Konzept, welches die notwendige Reichweite bietet, ein möglichst breites Spektrum an Aspekten der Demenz einzubeziehen und die jeweilige Relevanz und Gültigkeit der Erkenntnisse darzustellen.
Verfasst von
Dipl.-Pädagogin Bettina Wichers
Gerontologin (M.Sc.), Dipl.-Pädagogin & Coach
CommuniCare. Kommunikation im Gesundheitswesen, Göttingen
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Zitiervorschlag
Wichers, Bettina, 2016.
Entwurf eines integralen Demenz-Konzepts [online]. socialnet Materialien.
Bonn: socialnet, 13.06.2016 [Zugriff am: 08.12.2023].
Verfügbar unter: https://www.socialnet.de/materialien/27590.php
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