Das multidisziplinäre dimensionale Machtkonzept
Basis des Handlungskonzepts Machtsensibilität
Inhalt
- 1 Einleitung
- 2 Verschiedene Machtkonzepte
- 3 Das multidisziplinäre dimensionale Machtkonzept
- 4 Ableitung des Handlungskonzepts Machtsensibilität
- 5 Literatur
Zusammenfassung
Macht ist ein universelles Phänomen, das in nahezu allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens hineinwirkt, jeweils mit ähnlichen Auswirkungen. Macht wurde von der Antike bis heute aus dem Blickwinkel verschiedenster Wissenschaften thematisiert und auch empirisch analysiert. Es gibt Befunde aus der Psychologe, der Soziologie, den Erziehungs- und Politikwissenschaften, die Macht jeweils aus ihrer Sicht beleuchten und so zu einem größeren Verständnis dieses komplexen Konstrukts beitragen. So sollte für eine Erklärung von Macht ein multidisziplinärer Ansatz gewählt werden. Dieser Materialienbeitrag fasst Theoretisches und Empirisches sowie deren Implikationen aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen zusammen und leitet Macht als multidisziplinäres dimensionales Konzept her. So können Macht, ihre Anwendung und Auswirkungen konkreter erfasst werden. Auf dem multidisziplinären dimensionalen Machtkonzept basiert das Handlungskonzept Machtsensibilität, das in socialnet in einem Lexikonbeitrag und einem Materialienbeitrag dargestellt wird.
Machtsensibilität ist ein Handlungskonzept für pädagogische bzw. sozialarbeiterische Interaktionen, das in asymmetrischen Situationen den schwächeren Part absichert und stärkt. Durch Wissen um Macht und dahinterstehende Prozesse können Interaktionen mit Adressierten im Hinblick auf ihre potenziell positiven bzw. negativen Auswirkungen hin zu reflektiert werden. Machtsensibilität beschreibt eine konstitutive Empfindsamkeit gegenüber der Machtanwendung mit verschiedenen Aspekten (Misamer 2023a).
1 Einleitung
Macht kann sowohl Segen als auch Fluch sein, je nachdem, wie und zu welchem Zweck sie angewendet wird. Für die Soziale Arbeit sind tiefergehende theoretische und empirische Analysen von Machtperspektiven erforderlich, denn Macht spielt in der praktischen Arbeit zwischen Sozialarbeitenden und Adressierten direkt, aber auch indirekt eine bedeutende Rolle (Misamer 2020; Misamer und Albrecht 2023). Obwohl es Beiträge zur Rolle von Macht in der Sozialen Arbeit gibt [1], bleiben die Macht an sich, ihre Dynamiken sowie der sensible Umgang mit ihr bisher in der Sozialen Arbeit empirisch weitgehend unerforscht. Trotz der berufsethischen Richtlinien, die Hinweise zum Umgang mit Macht enthalten, bleibt das Thema Machtsensibilität ebenfalls weitgehend unbeachtet (DBSH 2014, S. 26).
Weil Macht ein universelles Phänomen ist, das in vielen sozialen Kontexten in ähnlicher Weise auftaucht und ähnlich funktioniert, muss ihre Beschreibung multidisziplinär erfolgen. Es gibt Machttheorien und -forschungen u.a. aus der Psychologie, der Pädagogik, der Soziale Arbeit, der Philosophie und der Soziologie. Diese Wissenschaften beschreiben, wenn auch teilweise mit anderer Fachsprache, zumeist im Grundsatz ähnliche Aspekte, wie zum Beispiel, dass Macht situationsabhängig, relativ und janusköpfig ist sowie dass ihr ein hohes Eigenwirkpotenzial zugrunde liegt, was heißt, dass sie auf Menschen wirkt, und zwar noch bevor sie überhaupt eingesetzt wurde. Wenn Macht destruktiv eingesetzt wird, können Korruptionsmechanismen entstehen, die beim Gegenüber Machtlosigkeits- bzw. Ohnmachtserleben auslösen. Um diese ganzen Aspekte systematisch mit Macht und den mit ihr einhergehenden Mechanismen in Beziehung setzen zu können, muss Macht multidisziplinär beschrieben werden. So kann zudem besser ihre Unschärfe identifiziert und dargestellt werden, die sich aus ihrer häufig eindimensionalen (negativen) Konnotation ergibt.
2 Verschiedene Machtkonzepte
Ursprüngliche Wortbedeutung des klassischen geisteswissenschaftlichen Konstrukts Macht:
- mit Druck kneten oder pressen
- etwas können, vermögen oder zu etwas fähig sein (Gerhardt 1996, S. 11 aus anthropologischer Perspektive)
Die ursprüngliche Wortbedeutung zeigt bereits auf, dass Macht nicht nur auf die oft negativ konnotierte Bedeutung beschränkt ist. Laut Keltner denken die meisten Menschen jedoch, wenn sie an Macht denken, an eine negativ konnotierte, machiavellistische Form von Macht, wie sie bis heute in bekannt-gebräuchlichen Definitionen wiederfindet (Keltner 2016), wie denen von Machiavelli, Weber oder Schmalt. Diese Form von Macht ist mit Druck, Zwang und Zerstörung verbunden, ist also in ihrem Kern destruktiv. Werden Machtkonzepte von früher und heute subsumiert und miteinander auf ihre Überschneidungen und Unterschiede hin geprüft, zeigen sich drei großen Konzeptualisierungen 1) Macht als destruktives Konzept, 2) Macht als differenziertes Konzept und 3) Macht als konstruktives Konzept. Im Folgenden werden diese näher erläutert:
Macht als destruktives Konzept
Macht als destruktives Konzeptbeinhaltet ein „für sich“ und „gegen andere“ und ist getragen durch Dominanz (von Seiten der mächtigeren und gleichzeitig machtausübenden Person) und Submission (von Seiten der unterlegenen Person, auf die Macht ausgeübt wird). Diese Form von Macht entspricht der von Gerhardt (1996) benannten ersten ursprünglichen Wortbedeutung und ist auf Destruktivität ausgerichtet und damit konkret nicht zum Nutzen, sondern zum Schaden für andere und schlussendlich und auf lange Sicht auch zum Schaden für die mächtigere, machtausübende Person selbst. Das zeigen Studien aus dem organisationspsychologischen Bereich von Kipnis (1972, 1976) und Scholl (1999). Keltner (2016) kommt nach über 20-jähriger Forschung an der University of California, Berkeley rum das Machtthema zu dem Schluss, dass diese, machiavellistische Form von Macht zwangsläufig ihr eigenes Verschwinden bereitet. Laut Machiavelli ([1532] 1986) ist Macht ein Selbstzweck, der um jeden Preis erhalten und vergrößert werden muss, auch um den Preis, anderen Schaden zuzufügen. Gleichermaßen wie Machiavelli geht Weber ([1922] 1980, S. 28) von dieser einseitigen Art von Macht aus, und definiert sie als Chance, den eigenen Willen gegen Widerstrebungen anderer durchzusetzen. Auch Schmalt liefert eine Definition für diese Form von Macht: „Machtbezogene Verhaltensweisen haben das Ziel, das Verhalten und Erleben Anderer zu kontrollieren – das Verhalten anderer Individuen wird gegen deren Widerstand verändert. Eine solche einseitige Kontrolle des Erlebens und Verhaltens führt zur Herausbildung von Rangordnungen, deren Stabilität durch Dominanz und Submission gewährleistet wird“ (Schmalt 2009, S. 225).
Macht als differenziertes Konzept
In differenzierten Konzepten wird Macht als sich zwischen Polen bzw. in einem Kontinuum verortet verstanden. Hier finden sich beide Ausprägungen der ursprünglichen Wortbedeutung von Macht nach Gerhardt (1996). Macht wird in seinen Ausprägungen teilweise unterschiedlich beschrieben. Die Beschreibung überschneiden sich aber insofern, als dass sich prinzipiell zwischen einem negativen Pol (gegen andere) und einem positiven Pol (für bzw. mit andere(n)) bewegt wird. Die politische Philosophin Hannah Arend (1990, 2003) differenzierte zwischen Macht (Handlungen im Einvernehmen und im Verbund mit einem Kollektiv) und Gewalt (zur Manifestierung von Macht). Sie sagt: „Macht und Gewalt sind Gegensätze: wo die eine absolut herrscht, ist die andere nicht vorhanden“ (Hannah Arendt 1990, S. 57). Weitere Vertreter*innen differenzierter Machtkonzepte sind Claessens (1970), Foucault (1987), Kraus (2016) und Staub-Bernasconi (2007).
Macht als konstruktives Konzept
Macht als konstruktives Konzept ‒ entsprechend der zweiten Wortbedeutung des Machtkonstrukts nach Gerhardt (1996) ‒ sieht Michaela Glöckler (1997) unter anthroposophischer Perspektive insofern, als dass sie Macht ausschließlich karitativ (für bzw. mit andere(n)) positive Möglichkeit der Interaktion und als Handlungs- und Führungsmöglichkeit versteht. Macht ist hier nicht Selbstzweck, sondern notwendig, um in einer bestimmten Funktion eine Aufgabe oder ein Aufgabengebiet zu verwalten. Für einen angemessenen Umgang mit Macht sind für sie zwingend Rücksichtnahme, Selbstbeherrschung und Selbstkenntnis sowie sachbezogene Qualifikationen erforderlich (ebd.).
Weitere übergreifend vorhandene Einzelaspekte von Macht
Daneben lassen sich weitere einzelne Aspekte von Macht identifizieren: a) Allgegenwärtigkeit von Macht (Arendt 2003, Claessens 1970, Kraus 2016, Luhmann 1975, Staub-Bernasconi 2007, Weber [1922] 1980 sowie Foucault 1987, Glöckler 1997, Machiavelli [1532] 1986), b) Gefährlichkeit von Macht (historisch benannt erstmals von Russell 1947, empirisch belegt z.B. von Kipnis 1972, Scholl 1999, Keltner 2016) und c) Subjektivität von Macht (Keltner 2016, Foucault 1987, Machiavelli [1532] 1986).
2.1 Eine Grundproblematik: zur Unschärfe des Machtkonstrukts
Es liegen aus verschiedenen Wissenschaften verschieden konnotierte Definitionen von Macht vor, wissenschaftsspezifisch dementsprechend auch aus verschiedenen Blickwinkeln. Insofern ist es eine Herausforderung, fundiert herauszuarbeiten, was Macht in ihrem Kern eigentlich ist. Macht spielt in fast allen Lebensbereichen in irgendeiner Form eine Rolle, das stellte schon Bertrand Russell fest, der sagte, „dass der Fundamentalbegriff in der Gesellschaftswissenschaft Macht heißt im gleichen Sinne, in dem die Energie den Fundamentalbegriff in der Physik darstellt" (Russell 1947, S. 10). Bisher lässt sich allerdings kein eindeutiges Bild vom Machtkonstrukt zeichnen, verschiedenste Definitionen zerklüften das Bild, wodurch Macht unscharf wird. Macht wird beispielsweise als ein Kräfteverhältnis (Sagebiel und Pankofer 2022), als eine Fähigkeit (Arendt 2003, Claessens 1970, Weber [1922] 1980), als konkrete Handlung (Foucault 1987), als ein Mittel (Glöckler 1997, Luhmann 1975) oder als Ziel (Macht als Selbstzweck nach Machiavelli [1532] 1986) definiert.
Ferner gibt es Definitionen, die von Dominanz und Submission geprägt sind (Weber [1922] 1980, S. 28 oder Lewin 1963, S. 75; Schmalt, 2008, S. 225). Diese Lesart von Macht als Zwang entspricht der heute verbreiteten destruktiven Sicht auf Macht:
- Definition Weber: Weber beschreibt Macht die Chance, „innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Wiederstrebungen durchzusetzen“ (Weber [1922] 1980, S. 28). Kraus und Sagebiel (2021) orientieren sich beispielsweise an Webers Machtdefinition.
- Definition Lewin: Lewin definiert Macht als den „Quotienten der maximalen Kraft, die B über A hat und den maximalen Widerstand, den A aufbieten kann“ (Lewin 1963, S. 75).
- Definition Schmalt: Schmalt (2009) definiert, „Machtbezogene Verhaltensweisen haben das Ziel, das Verhalten und Erleben Anderer zu kontrollieren – das Verhalten anderer Individuen wird gegen deren Widerstand verändert. Eine solche einseitige Kontrolle des Erlebens und Verhaltens führt zur Herausbildung von Rangordnungen, deren Stabilität durch Dominanz und Submission gewährleistet wird“ (ebd. S. 225).

In verschiedenen Wissenschaften sowie aus historischer Sicht und auch aktuell wird Macht häufig negativ konnotiert. Dabei geht es typischerweise darum, dass eine Person (Person A) ihre Dominanz über eine andere Person (Person B) ausübt, was zur Unterwerfung von Person B führt. So und ähnliche durch Dominanz und Submission geprägte Definitionen finden sich z.B. in der Erziehungsstilforschung bei Baumrind (1966, 1971, 1991), in der Psychologie bei Bierhoff (1998), Dépret und Fiske (1993) oder Schneider (1977) und in den Politikwissenschaften bei Dahl (1957).
Überdies wird meistens nicht zwischen einem durch Machtanwendung angestoßenem freiwilligen und einem erzwungenen Verhalten unterschieden. Eine Person kann durch Machtanwendung angestoßenes freiwilliges Verhalten u.U. als sehr positiv für die eigene Person erleben und ein die Machtanwendung angestoßenes erzwungenes unfreiwilliges Verhalten als negativ. Beides ist möglich unter Machtanwendung (Misamer 2019a). Dementsprechend kann Macht im negativen Sinne Zwang, Manipulation oder Vortäuschung falscher Tatsachen sein, um ein Verhalten zu erzwingen. Oder Machtanwendung kann im Sinne und zum Nutzen eines Gegenübers angewendet werden; so gedeutet kann sie unterstützen, Hoffnung und Zuversicht zu fördern und neue Lösungen oder positive Zukunftswege zu finden, z.B. durch das „Malen von hoffnungsvollen Zukunftsvisionen“. Macht kann also, auf seine Basis heruntergebrochen, bildlich ausgedrückt, entweder Waffe oder ein Werkzeug sein: „Ein Messer kann eine Waffe oder ein Werkzeug sein; es kommt eben darauf an, wofür man es benutzt. Man kann es für kriegerische, aggressive Handlungen nutzen oder man kann damit Kartoffeln für eine hungrige Familie schälen, damit sie etwas zu essen bekommen“ (Misamer 2023a, S. 25). Dafür kann Macht aber nicht rein negativ oder rein positiv gefasst werden, sie muss zunächst neutral als Potenzial verstanden werden, das auf die eine oder andere Art angewendet werden kann.
2.2 Eine Lösung: die Sicht auf Macht als neutrales Potenzial, das auf die eine oder andere Art angewendet werden kann
Wenn Macht nicht nur gegen andere (also destruktiv), sondern auch für bzw. mitandere(n), (also konstruktiv) angewendet werden kann, kann Macht an sich nicht als das eine oder das andere definiert werden, sondern zunächst einmal als neutrales Potenzial, das auf die eine oder andere Weise angewendet werden kann. Ein solches Grundkonzept existiert bereits seit Langem in der Sozialpsychologie und nennt sich „sozialer Einflusses“ und meint ganz grundlegend ein Einwirken auf andere, auf deren Einstellungen, Überzeugungen, Meinungen, Werte und Verhaltensweisen (z.B. Hewstone & Martin 2023, S. 256ff). Solche und sehr ähnlich gelagerte neutrale Machtdefinitionen sind auch zu finden bei Argyle (1990), Russell (1947), Scholl (1991, 1999), Keltner (2016), Keltner, Gruenfeld und Andersen (2003) oder Schmalt (2009).
Am Beispiel von Schmalts (2009) Definition zeigt sich diese Lesart. Er sagt, dass „von Macht […] offenbar immer dann zu sprechen [ist], wenn es darum geht, dass jemand in der Lage ist, einen anderen zu veranlassen, etwas zu tun, was er sonst nicht tun würde“ (ebd. S. 225). Damit ist Macht per se nicht negativ oder positiv (Misamer 2023a), sondern wird am sinnvollsten differenziert begriffen. Das entspricht zugleich der vollständigen in Abschnitt 2 vorgestellten ursprünglichen Wortbedeutung des Machtkonstrukts nach Gerhardt (1996) inklusiver seiner Ausführung: „Das 'Können', das die Macht ursprünglich bedeutet, […] schließt auch andere Möglichkeiten des Tuns ein. Alles, was überhaupt Wirkungen zeitigt, kann eine 'Macht' genannt werden“ (ebd., S. 11). Macht als neutrales Potenzial kann folglich auf einem dimensionalen Kontinuum eingesetzt werden. Sie kann im konstruktiven Sinne mit anderen bzw. für andere(n) gebraucht oder im destruktiven gegen andere missbraucht werden. Zwischen diesen Polen befinden sich zudem Graubereiche (Misamer 2023a).

So operationalisiert ist die Art der Machtanwendung leichter zu fassen und klarer zu definieren, denn sie ist nicht mehr fragmentiert und/oder eindimensional (einseitig und meist negativ) konnotiert. Wie in Abschnitt 2 unter „Macht als differenziertes Konzept“ bereits angedeutet, gibt es aus Sicht verschiedener Wissenschaften deutliche Hinweise darauf, dass Macht ein dimensionales Konstrukt ist, z.B.:
- in der Sozialen Arbeit bei Kraus (2016), bei Staub-Bernasconi (2007),
- in der allgemeinen Psychologie bei Marwell und Schmitt (1976), bei McClelland (1975), bei Mulder (1977),
- in der organisationspsychologischen Führungsforschung bei Keltner (2016) bei Scholl (1991, 1999),
- in der Pädagogik bei Plaßmann (2004),
- in der Soziologie bei Foucault (1987), bei Claessens (1970), bei Etzioni (1968) sowie
- in der Politik bei Arendt (2003), bei Partridge (1963).
2.3 Das Schließen von Lücken: aus multidisziplinärer Sicht
Differenzierte Machtkonzepte, die den sozialen Einfluss auf andere dimensional in einem Kontinuum zwischen „gegen andere“ (destruktiv) bis hin zu „für bzw. mit andere(n)“ (konstruktiv) verstehen, liegen historisch in verschiedenen Wissenschaften vor und entsprechen mehr einer umfänglichen Definition von Macht und nicht ausschließlich einer Negativen. So gefasst kann Macht klarer, weil entsprechend der ursprünglichen Wortbedeutung definiert werden. Die Lücke, ob Macht nun das eine oder das andere ist, wird hierdurch geschlossen. Solche differenzierten Machtkonzepte gibt es aktuell, und zwar theoretisch fundiert in der organisationspsychologischen Führungsforschung (bei Keltner 2016; Scholl 1991; Buschmeier 1995) und empirisch gestützt (bei Keltner, Gruenfeld und Andersen 2003; Scholl 1999; Scholl und Riedel 2010). Durch den Blick auf verschiedene Wissenschaften lässt sich Macht multidisziplinär als dimensionales Konzept fassen, was im Folgenden ausgeführt wird.
3 Das multidisziplinäre dimensionale Machtkonzept
Das vorliegende Machtkonzept basiert auf multidisziplinär aufgearbeiteter und systematisierter Theorie (historisch sowie aktuell) und Forschung aus der Psychologie, der Sozialen Arbeit, der Soziologie, den Politikwissenschaften, den Erziehungswissenschaften und der Philosophie. Es basiert auf dem in Abschnitt 2.2 vorgestellten neutralen Potenzial von Macht (Stichwort: sozialer Einfluss, Sozialpsychologie), das sich erst in der Anwendung klassifizieren lässt, wie es sich u.a. in der Organisationspsychologie bereits empirisch gezeigt hat (z.B. bei Scholl, 1999; Scholl und Riedel 2010). Macht ist in dieser Lesart zunächst ein neutrales Potenzial, das auf einem Kontinuum zwischen konstruktiv (zur Unterstützung oder mit anderen) und destruktiv (gegen andere) eingesetzt werden kann. Dieses Kontinuum wurde empirisch in verschiedenen Settings repliziert wie z.B.:
- in der Sozialen Arbeit zwischen Sozialarbeitenden und Adressierten (Misamer, Hackbart und Thies 2017),
- in der Schule zwischen Lehrkräften und Schüler*innen (Misamer 2019a),
- in der Kinderpädagogik (Misamer und Scholl 2021) und
- in der Notfallmedizin (Misamer et al. 2021).
3.1 Konstruktive und destruktive Machtanwendung
Basierend auf den zuvor beschriebenen Evidenzen zum Machtkonstrukt aus verschiedenen Wissenschaften, insbesondere der dimensionalen und evidenzbasierten Machtkonzepte, wurde ein multiprofessionelles dimensionales Machtkonzept konzipiert und in Teilen bereits empirisch überprüft (s. Abschnitt 3), das disziplinübergreifend angewendet werden kann. Die Dimensionen beziehen sich auf die Art der Machtanwendung zwischen den Polen konstruktiv und destruktiv mit dazwischenliegendem Graubereich. Für die Soziale Arbeit wurden, unter Berücksichtigung der Berufsethik, konstruktive und destruktive Machtanwendung sowie Graubereiche für das professionelle Handeln wie folgt spezifiziert:
- Konstruktive Machtanwendung sind Machthandlungen im Sinne der berufsethischen Prinzipien Sozialer Arbeit zum Nutzen mit einem Gewinn für Adressierte. Konstruktive Machtanwendung verschafft dem Gegenüber einen Vorteil oder ist ihr/ihm/einer Gruppe von Nutzen, weil beispielsweise Beziehungen zum Nutzen für Adressierte genutzt werden, Schutz vor Selbst- und oder Fremdgefährdung gegeben wird, zur Annahme von Hilfsmaßnahmen motiviert wird oder unter gezieltem Ressourceneinsatz partizipative Entscheidungsfindungen forciert werden.
- Graubereiche Bei der Sozialen Arbeit gibt es diverse Graubereiche, die zwischen den Polen konstruktiv und destruktiv verortet werden können. Hier muss abgewogen werden, wenn sich beispielsweise zwischen Maßnahmen entschieden werden muss, von denen jede Nachteile oder Einschränkungen für eine Seite mit sich bringt. Oder wenn rechtskreisbeschränkende Maßnahmen im Raum stehen bei gleichzeitig uneineindeutiger Informationslage oder bei vorliegenden Konflikten bei Entscheidungen, die zwar rechtlich im Rahmen wären, aber moralisch ggf. nicht vertretbar sind.
- Destruktive Machtanwendung sind explizit nicht zum Nutzen für das Gegenüber oder schaden ihm sogar. Destruktive Machtanwendung kann sich in inadäquater Regelumsetzung oder Sanktionierung, Gewaltanwendung, Benachteiligung bei Maßnahmenbewilligung oder mutwilligem Verschweigen von Informationen zeigen (s. zus. Definition und empirisch eruierte Beispiele für konstruktive und destruktive Machtanwendung aus der Arbeitspraxis Misamer 2023c; Misamer und Hennecken 2022; Misamer und Scholl 2021; Misamer und Hackbart 2021; Misamer 2019a; Misamer, Hackbart und Thies 2017).

3.2 Auswirkungen konstruktiver und destruktiver Machtanwendung
Die Forschungslage zeigt, auf welche Art jemand seine Macht anwendet (konstruktiv oder destruktiv) hat Auswirkungen auf diejenigen, auf die die Macht ausgeübt wird, aber auch auf diejenigen, die die Macht ausüben:
Auswirkungen konstruktiver Machtanwendung
Wie Glöckler (1997) im Rahmen ihres ausschließlich konstruktiven Machtkonzepts bereits sagte, können karitative Elemente wirksam werden, wenn Macht als nicht personenspezifisch, sondern als Funktion verstanden wird, die man übertragen bekommen hat, um eine Aufgabe oder ein Aufgabengebiet zu verwalten. Für den angemessenen Umgang mit Macht sieht sie u.a. Regularien und Selbstbeschränkung als erforderlich, wie sie im Handlungskonzept Machtsensibilität für die Soziale Arbeit konkretisiert wurden.
Mit konstruktiver Machtanwendung gehen insgesamt positive empirisch bestätigte Auswirkungen für beide Seiten einher, was man für die Führungskraft-Mitarbeitenden-Beziehung im organisationalen Bereich bereits zeigen konnte: Mit Konstruktivität gegenüber anderen geht einher, dass beidseitige Interessen gewahrt und gefördert werden sowie auch kooperative Entscheidungsfindungen (Scholl 1999, 2001, 2004). Auf Seiten derjenigen, auf die Macht konstruktiv ausgeübt wird, werden Handlungsfähigkeit und Effektivität erhöht, es wird eher neues Wissen produziert und eher Konsens gefunden. Zudem sind Kooperativität, Motivation und Sympathie in Interaktionen, in denen Macht konstruktiv angewendet wird, stärker ausgeprägt. Beide Seiten merken, dass sie etwas davon haben und das wirkt sich positiv auf die Beziehung, die Zusammenarbeit und zukünftige Interaktionen aus (Scholl 2004).
Auswirkungen destruktiver Machtanwendung
Mit destruktiver Machtanwendung wird nur die Interessenslage der Seite verfolgt, die die Macht ausübt, nicht zum Nutzen und im Zweifel auch zum Schaden der Person, auf die die Macht ausgeübt wird. So hat destruktive Machtanwendung insgesamt empirisch bestätigte (auch wieder im organisationalen Bereich) negative Konsequenzen: Destruktive Machtanwendung verzerrt zunächst einmal die Informationsverarbeitung bei der Person, die die Macht ausübt (Scholl 2007b), was letztlich die Qualität von Prozessen und Entscheidungen (Scholl 1999) und die Einsichtsfähigkeit der machtausübenden Person negativ beeinträchtigt (Kipnis 1976, Mitchell et al. 1998). Es werden sachundienliche Attributionsprozesse in Bewegung gesetzt, wie Kipnis (1976) in seiner Studie zeigte. Erfolge und Leistungen werden nicht den Mitarbeitenden angerechnet, sondern als durch eigene Machtausübung verursacht betrachtet. Hierdurch wird die destruktive Machtanwendung gegenüber den Mitarbeitenden gerechtfertigt (man muss ja „auf den Tisch hauen“ sonst passiert gar nichts) und eine Abwertung und Distanzierung gegenüber den Mitarbeitenden tritt ein, was zukünftige destruktive Machtanwendung gegenüber ihnen nur noch wahrscheinlicher macht. Durch destruktive Machtanwendung werden Kreisläufe angestoßen, die nur noch mehr Destruktivität nach sich ziehen. Durch Destruktive Machtanwendung kann eine äußerliche Anpassung erzielt werden, aber keine intrinsische Motivation (Scholl 2007b). Destruktive Machtanwendung löst bei Personen, auf die sie angewendet wird nachvollziehbarerweise negative Gefühle aus, wie Ärger, Rachegefühle, Frustration, Traurigkeit, Widerstand oder Hilflosigkeit (Keltner, Gruenfeld und Andersen 2003; Scholl 2012). Zudem verringern sich die Effektivität und die Kooperativität, es wird weniger neues Wissen produziert, seltener Konsens erreicht, sondern ggf. Reaktanz ausgelöst und die Sympathie ist geringer ausgeprägt (Scholl 2014).
Weil Macht und ihre Dynamiken auch in unterschiedlichen Kontexten ähnlich ablaufen, ist anzunehmen, dass zwischen Sozialarbeitenden und Adressierten bei konstruktiver bzw. destruktiver Machtanwendung ähnliche förderliche bzw. negative Prozesse ablaufen.
3.3 Ein Spezifikum der destruktiven Machtanwendung: das Spannungsfeld zwischen Macht und Ohnmacht
In Abschnitt 3.2 wurde bereits die Studie von Kipnis (1976) angesprochen, die zeigt, dass destruktive Machanwendung zu sachundienlichen Attributionen führt. Hier hat sich auch gezeigt, dass verfügbare härtere Machtmittel tendenziell angewendet wurden, wenn diese verfügbar waren. Diese Studie und z.B. auch das Stanford-Prison-Experiment von Zimbardo (s. zus. ebd. 2008) verdeutlichen, dass Macht Menschen korrumpieren kann. Das geschieht dadurch, dass Menschen in Machtpositionen (auch und gerade, wenn sie sich der Mechanismen der Macht nicht bewusst sind) ihre Macht fälschlicherweise als Selbstzweck verstehen können oder als Mittel zum Zweck, um persönlichen Nutzen zu erreichen. Dabei führt eine so verstandene und eingesetzte Macht zu einer verzerrten Selbstwahrnehmung: Man sieht sich selbst in überheblicher und selbstgerechter Weise als im eigenen Wert höher als andere, was die Empathie für andere reduziert (Kipnis 1972; Keltner 2016). Durch Machtanwendung nur auf den eigenen Gewinn und Nutzen ausgerichtet ohne Blick auf die anderen, erzeugt in der Regel Ohnmacht auf der Seite, auf die die Macht angewendet wird. Und gerade in der Sozialen Arbeit ist Empathie ein wichtiger Aspekt der Beziehungsgestaltung, der nicht aus dem Blick verloren werden darf.
In Studien zeigte sich Folgendes: Bereits die Vorstellung, über Macht zu verfügen, wirkt sich auf das Handeln einer Person aus. Von Macht geht also nicht nur die Gefahr aus, dass sie korrumpiert, von ihr geht zudem ein hohes Eigenwirkpotenzial aus. Das heißt, sie wirkt bereits vor ihrer Anwendung auf die Person, die die Macht innehat aufgrund des Wissens, mächtiger zu sein als andere. Macht kann demzufolge korrumpieren, weil sie die Wahrnehmung beeinträchtigt und in der Folge auch das Handeln beeinflusst (Keltner 2016). Dieses Eigenwirkpotenzial von Macht ergibt sich unter anderem aus dem sozialen Status, den jemand innehat, wie beispielsweise der von Sozialarbeitenden. Daher muss es eine Sensibilisierung für die eigene Machtanwendung und deren Folgen geben. Wenn keine destruktive Macht angewendet wird, wird beim Gegenüber weniger Ohnmacht ausgelöst (Misamer 2023c).
Seligman (1975) definiert Ohnmacht als eine gefühlte oder tatsächliche Machtlosigkeit bzw. einen Kontrollverlust. Hier wird das Gefühl von (erlernter) Hilflosigkeit beschrieben, das Personen ohnmächtig sein oder sich ohnmächtig fühlen lässt. Aus diesem Gefühl heraus mangelt es an Möglichkeiten, die eigene Umwelt zu beeinflussen, dementsprechend bleiben eigene Wünsche und Bedürfnisse unberücksichtigt (ebd.). Abbildung 1 deutet bereits an, dass Macht- und Ohnmachtserleben sich bei destruktiver Machtanwendung gegenseitig bedingen. Das ganze Konzept erhält dadurch nach Schmalt (2009) erst seine Stabilität:
„Machtbezogene Verhaltensweisen haben das Ziel, das Verhalten und Erleben Anderer zu kontrollieren – das Verhalten anderer Individuen wird gegen deren Widerstand verändert. Eine solche einseitige Kontrolle des Erlebens und Verhaltens führt zur Herausbildung von Rangordnungen, deren Stabilität durch Dominanz und Submission gewährleistet wird“ (ebd. S. 225).
Dementsprechend muss bei einer Beschreibung, was destruktive Macht ist und bewirkt, gleichzeitig benannt werden, dass diese Ohnmachtserleben nach sich zieht.

4 Ableitung des Handlungskonzepts Machtsensibilität
Aus dem in Abschnitt 3 vorgestellten multidisziplinären dimensionalen Machtkonzept, das durch seine Dimensionalität einerseits Lücken der Fragmentierung und Unschärfe schließt und andererseits der ursprünglichen differenzierten Wortbedeutung des Machtkonstrukts Genüge tut, wurde das Handlungskonzept der Machtsensibilität als logische Folge zum Umgang mit Macht abgeleitet. Das Handlungskonzept soll verschiedene Aspekte und Problematiken, die Machtanwendung mit sich bringt, ins Bewusstsein und in den Fokus rücken und wird so definiert:
Machtsensibilität beschreibt eine konstitutive Empfindsamkeit gegenüber der Machtanwendung. Machtsensibilität beinhaltet ein Wissen um:
- den eigenen Status,
- mögliche Korrumpierungsmechanismen,
- das Eigenwirkpotenzial von Macht,
- unterschiedliche Wahrnehmungen der Machtanwendung je nach Standpunkt und
- sozialpsychologische Fallstricke der eigenen Wahrnehmung (Definition und empirische Evidenz: Misamer und Hennecken 2022, S. 197; Misamer 2024b).

Hier sind ferner die unter Abschnitt 2 genannten weiteren übergreifenden Einzelaspekte von Macht berücksichtigt, a) die Allgegenwärtigkeit von Macht, die eine stetige Selbstreflexion des eigenen Handelns erforderlich macht; b) die Gefährlichkeit von Macht, die sich u.a. in ihrem Eigenwirkpotenzial und in verschiedenen Korrumpierungsmechanismen äußert und c) die Subjektivität von Macht, aus der u.a. unterschiedliche Wahrnehmungen der Machtanwendung resultieren, je nachdem, ob man sich in der Position befindet, die die Macht ausübt oder auf die Macht ausgeübt wird.
Das Handlungskonzept wurde entwickelt, um destruktive Strukturen frühzeitig wahrnehmen und durch konstruktive Strategien ersetzt zu können (Misamer 2023a, c, Misamer und Hennecken 2022). Denn die biopsychosozialen Folgen von Ohnmachtserleben sind immens (s. hierzu Keltner 2016). Unter anderem deshalb wird aus Wissenschaftskreisen immer wieder gefordert, Macht solle an Regularien (ethische Richtlinien, Werte, Stabsstellen oder externe Kontrollinstanzen) geknüpft werden damit sie nicht unbedacht und unreflektiert angewendet wird. Für die Soziale Arbeit ist empirisch nachgewiesen, dass berufsethische Prinzipien positiv mit konstruktiver Machtanwendung und Machtsensibilität in Zusammenhang stehen (Misamer, Hackbart und Thies 2017; Misamer und Hennecken 2022). Sie können also handlungsleitende Richtschnur für das berufliche Handeln sein (Misamer 2018; Misamer 2019b; Misamer 2023c).

Weiterführende Literatur zum Handlungskonzept Machtsensibilität findet sich in socialnet unter:
- Misamer, Melanie, 2023. Machtsensibilität [online]. socialnet Lexikon. Bonn: socialnet. Verfügbar unter: https://www.socialnet.de/lexikon/Machtsensibilitaet
- Misamer, Melanie, 2023. Machtsensibilität [online]. socialnet Materialien. Bonn: socialnet. Verfügbar unter: https://www.socialnet.de/materialien/29731.php
5 Literatur
Acton, John Emerich Edward 1878. Acton-Creighton Correspondence. [Zugriff am: 01.10.2023]. Verfügbar unter: https://oll.libertyfund.org/title/acton-acton-creighton-correspondence
Arendt, Hanna 1990; 2003. Macht und Gewalt. München: Piper.
Argyle, Michael, 1990. Soziale Beziehungen. In: Wolfgang Stroebe, Miles Hewstone, Jean-Paul Codol und Geofrey Stephenson (Hrsg.), Sozialpsychologie: Eine Einführung (S. 232–257). Berlin: Springer. DOI 10.1007/978-3-662-09958-2
Baumrind, Diana 1966. Effects of authoritative parental control on child behavior. In: Child Development, 37, S. 887–907. DOI 10.2307/1126611
Baumrind, Diana 1971. Current patterns of parental authority. In: Developmental Psychology Monographs, 4,1, S. 1–103. DOI 10.1037/h0030372
Baumrind, Diana 1991. Parenting styles and adolescent development. In: R. Lerner, J. Brooks-Gunn & A. C. Peterson (Hrsg.), Encyclopedia of adolescence (S. 746–758). New York: Garland
Bierhoff, Hans-Werner 1998. Prosoziales Verhalten in der Schule. In D. H. Rost (Hrsg.), Handwörterbuch Pädagogische Psychologie (S. 410–414). Weinheim: Beltz. DOI 10.25656/01:11739
Buschmeier, Ulrike 1995. Macht und Einfluss in Organisationen. Göttingen: Cuviller.
Burkolter-Trachsel, Verena 1981. Zur Theorie sozialer Macht. Konzeptionen, Grundlagen und Legitimierung, Theorien, Messung, Tiefenstrukturen und Modelle. Bern: Haupt.
Christ, Michaela, 2010. Auf Entdeckungsreise Heinrich Popitz Phänomene der Macht. [online]. In: Soziale Passagen. 2, S. 251–254. [Zugriff am: 01.10.2023] Zugriff unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s12592-010-0053-8 DOI 10.1007/s12592-010-0053-8
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Verfasst von
Prof. Dr. Melanie Misamer
Professorin für Methoden und Konzepte Sozialer Arbeit in der Gesundheitsförderung
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen
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ORCID: https://orcid.org/0000-0002-8811-7451
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Zitiervorschlag
Misamer, Melanie, 2023.
Das multidisziplinäre dimensionale Machtkonzept [online]. socialnet Materialien.
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https://doi.org/10.60049/bjapdgft
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