Annette Scheunpflug, Claudia Bergmüller u.a.: Evaluation entwicklungsbezogener Bildungsarbeit
Rezensiert von Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer, 21.09.2010

Annette Scheunpflug, Claudia Bergmüller, Nikolaus Schröck: Evaluation entwicklungsbezogener Bildungsarbeit. Eine Handreichung.
Waxmann Verlag
(Münster/New York/München/Berlin) 2010.
86 Seiten.
ISBN 978-3-8309-2294-0.
10,00 EUR.
Hrsg. von: Evangelischer Entwicklungsdienst e.V. (EED), Hauptgeschäftsstelle des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Evaluation ist mehr als Kontrolle
Über eine Tätigkeit, ein Vorhaben oder Projekt, eine Forschungsarbeit oder sonstige Maßnahme, die einer Zielsetzung, einem (öffentlichen und/oder gesellschaftlichen) Auftrag Rechenschaft abzulegen und den Verlauf, die Methoden, die Ergebnisse und den Output zu bewerten, ist (eigentlich) eine Selbstverständlichkeit. Entsprechende Rechenschaftsberichte werden sogar qua Amt und Gesetz gefordert und gehören zum Arbeitsauftrag dazu. In der wissenschaftlichen Arbeit wird dabei der Anspruch erhoben, in der Lehr- und Forschungstätigkeit „zu Ergebnissen zu gelangen, die verallgemeinerbar und damit auch auf verwandte Projektkontexte übertragbar sind“. Einer der Bereiche, in der bisher vielfach eher das Prinzip des „Gutmenschtums“ vorherrschte und weniger das einer Evaluationsverantwortung, ist die entwicklungsbezogene Bildungsarbeit in schulischen und außerschulischen Einrichtungen; etwa Kooperationsprojekte mit Partnern in den Ländern des Südens der Erde, den so genannten Entwicklungsländern.
Autorenteam und Entstehungshintergrund
Es ist gut, dass die Herausgeber und das Autorenteam – Annette Scheunpflug, Professorin für Erziehungswissenschaft, Claudia Bergmüller, Evaluationsforscherin, beide von der Universität Erlangen-Nürnberg, sowie der Schulpädagoge an der Universität Bamberg, Nikolaus Schröck – die erstmals im März 2003 vorgelegte und mittlerweile vergriffene Broschüre zur Evaluation entwicklungsbezogener Bildungsarbeit erneut und revidiert im Waxmann-Verlag vorlegen. Sie wenden sich dabei an „Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, die sich mit Globalem Lernen, Bildung für nachhaltige Entwicklung, ökumenischem Lernen oder entwicklungsbezogener Bildung in unterschiedlichen Kontexten beschäftigen und ihre Arbeit gern evaluieren möchten“.
Aufbau und Inhalt
Die Handreichung wird gegliedert in drei Kapitel, einem Anhangteil und Materialien, die als Arbeitsblätter gestaltet sind.
Im ersten Kapitel wird den Lesern eine Lesehilfe zur Benutzung der Broschüre angeboten.
Im zweiten Teil wird „Grundwissen über eine Evaluation“ vermittelt, mit der begrifflichen Klärung, den Auseinandersetzungen über den Sinn einer Evaluation, von Ziel- und Ablaufvorschlägen, Anregungen zur Selbst- und Fremdevaluation und Beispiele für die Kommunikation während des Evaluationsprozesses gegeben.
Im dritten Kapitel werden die verschiedenen Methoden vorgestellt, mit denen eine Evaluation durchgeführt werden kann. In kurz gefassten Hinweisen und skizzenhaften Strukturierungen, wie etwa für Methoden zur Zielfindung und Kriterien- und Indikationsbestimmung, zum Verlauf der Evaluation, zur Beobachtung, Interviews und Fragebögen, der Dokumentation, erhalten die den Bildungsprozess motivierenden, anregenden, begleitenden und ggf. steuernden Pädagoginnen und Pädagogen zahlreiche Hinweise für Evaluationsvorhaben in der je konkreten Situation.
Im vierten Teil werden als Anhang weitere Literaturhinweise gegeben, Kriterienraster angeboten, Adressen von Informationsstellen und Kooperationspartnern erteilt und als Beispiel ein Raster für Begegnungs-, Partnerschaftsprogramme und Lernreisen zur Verfügung gestellt. Im Materialteil schließlich werden Arbeitsblätter und Musterbeispiele zum Evaluationsprozess abgedruckt.
Fazit
Die Handreichung „Evaluation entwicklungsbezogener Bildungsarbeit“ ist ein Exempel dafür, dass Evaluation von engagierten Tätigkeiten – und dazu gehören zweifelsohne Aktivitäten zum Interkulturellen, Transkulturellen, Interreligiösen und Globalen Lernen in schulischen und außerschulischen Kontexten – der Reflexion und Überprüfung der Lernprozesse bedürfen; weniger unter den Gesichtspunkten der Kontrolle, sondern mehr als Lernakt. Unter der mittlerweile in den Pädagogiken anerkannten Prämisse vom „Lebenslangen Lernen“ und „Beigeordneter Bildung“ (vgl. dazu die Rezension zu Wiltrud Gieseke, Steffi Robak, Ming-Lieh Wu, Hg., Transkulturelle Perspektiven auf Kulturen des Lernens, Bielefeld 2009, 262 S., Rezension), sowie den Anforderungen, dass Macht- und Ungleichheitsverhältnisse in der (Einen) Welt humaner gestaltet werden müssen ((vgl. dazu die Rezension zur Festschrift für Georg Auernheimer: Lisa Rosen, Schahrzad Farrokhzad, Hrsg., Macht – Kultur – Bildung, Münster 2008, 332 S., Rezension), ist entwicklungs- und nachhaltigkeitsbezogene Bildungsarbeit eine Herausforderung, und die Evaluation dieser Bildungsprozesse unerlässlich!
Rezension von
Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer
Ehemaliger Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim
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Zitiervorschlag
Jos Schnurer. Rezension vom 21.09.2010 zu:
Annette Scheunpflug, Claudia Bergmüller, Nikolaus Schröck: Evaluation entwicklungsbezogener Bildungsarbeit. Eine Handreichung. Waxmann Verlag
(Münster/New York/München/Berlin) 2010.
ISBN 978-3-8309-2294-0.
Hrsg. von: Evangelischer Entwicklungsdienst e.V. (EED), Hauptgeschäftsstelle des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/10042.php, Datum des Zugriffs 02.12.2023.
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