Manfred Müller-Neuendorf, Michael Obermaier (Hrsg.): Handbuch Qualitätsmanagement Schule
Rezensiert von Dr. Monika Wilkening, 16.10.2010

Manfred Müller-Neuendorf, Michael Obermaier (Hrsg.): Handbuch Qualitätsmanagement Schule. Evaluation und praktische Durchführung. Verlag Ferdinand Schöningh (Paderborn) 2010. 289 Seiten. ISBN 978-3-506-76866-7. 44,00 EUR. CH: 75,00 sFr.
Thema
Das Buch berichtet über die Durchführung von Schulentwicklung durch Evaluation und Qualitätssicherung am katholischen Berufskolleg des Erzbistums Köln. Thema ist Evaluation im Zusammenhang mit Schulentwicklung und -programmarbeit. Das Buch liefert Praxisvorlagen und spezifische Schulstandards in personaler und prozessualer Hinsicht. Es handelt sich um Schlüsselprozesse für individuelle Förderung von Lernenden in der Schule und dem folgenden Berufsleben. Es geht (am Rande) auch um Schlüsselprozesse religiöser Bildung und um Religionspädagogik.
Herausgeber
Manfred Müller-Neuendorf ist Schulleiter des Erzbischöflichen Berufskollegs in Köln, Michael Obermaier ist Qualitätsbeauftragter und Fachlehrer an diesem Berufskolleg.
Entstehungshintergrund
Der Auftrag zur Qualitätssicherung und -entwicklung ist eng verbunden mit der Veränderung von Inputorientierung zu Prozessen und Ergebnisorientierung. Dadurch erweitert sich die Eigenverantwortung von Schule. Dieses Buch schließt eine Forschungslücke in der Praxis, indem die Autoren ein wissenschaftlich begleitetes und schulintern entwickeltes Qualitätsmanagementkonzept vorstellen.
Aufbau
- Theoretischer Zugang (53 S.): Fachdiskussion über Schulqualität
- Praxiszugang (38 S.): Methode dieser Arbeit
- Qualitätshandbuch – Praxisvorlagen (189 S.): Qualitätsmanagementsystem mit Konzepten, standardisierten Vorlagen, Fragebögen, Profilen, strukturierten Standards
Inhalte
Teil I spricht den Boom der Qualitätssicherung und –entwicklung an, andererseits den Mangel an praxis- und anwendungsorientierten Ratgebern, von denen dieser einer ist. Die Reformdiskussion fokussiert darauf, dass über die verbeesserte Arbeit in einzelnen Schulen Qualitätsverbesserung des gesamten Bildungssystems erfolgen kann. Dazu sind externe und interne Evaluationsmaßnehmen bedeutsam: Die Qualitätsoffensive fordert von allen am Schulsystem Beteiligten qua Gesetz aktive Teilhabe an der Qualitätsentwicklung. Die Dezentralisierung und Debürokratisierung verlagert sie in die einzelnen Schulen. Deshalb muss die Qualitätsentwicklung über folgende Eigenschaften verfügen:
- Vorgabe eines sehr offenen Rahmens
- Individuell verhandelbare Zielvereinbarungen
- Aktive Partizipation aller Beteiligten
- Marktorientierte Proaktivität
- Transparenz von Prozessen und Zielen
Die Autoren beschreiben dann die
Maßnahmen der Qualitätssicherung durch das IQB, die
Beschlüsse der KMK, die Bildungsberichterstattung. Das Ergebnis
der Qualitätsoffensive in den Schulen ist häufig Skepsis
oder Angst bei der Umsetzung. Es gibt bisher noch keine
Metaevaluation der Bemühungen um Qualitätssicherung noch
die notwendigen Unterstützungs- und Hilfsangebote. Die
Implementierung der Maßnahmen zur Reorganisation auf Mikro-,
Meso- und Makroebene braucht Zeit.
Die Autoren teilen die Diskussion über
Qualitätssicherung in zwei Stränge ein:
- Die Verortung auf der Makroebene Schulsystem kann nur durch Bildungsstandards auf Meso- und Mikroebene heruntergebrochen werden. Problematisch dabei ist, dass diese kaum der Komplexität von Bildung gerecht werden, da sie v.a. auf kognitive Leistungen fokussiert sind; Einstellungen, Erziehung, Weltanschauung treten in den Hintergrund.
- Die Verortung in außerschulischen Bildungsbereichen wird bestimmt vom betriebswirtschaftlichen Konzept. Qualität korreliert mit einem ökonomisch wiksamen Prozess von Rendite und messbarem Erfolg. Problematisch hierbei ist, dass weniger die Qualität, der Inhalt, die individuellen Herausforderungen zählen.
Bei der Qualitätssicherung von
Schule verschränken sich beide Perspektiven: die
administrativ-organisatorische Umsetzung von Vorgaben zu
marktgesteuerter, kundenorientierter Dienstleistungsproduktion, die
gekoppelt ist mit präziser Ergebniskontrolle. Das bedeutet,
dass die Bildungsinstitutionen zunehmend als
Wirtschaftsorganisationen verstanden werden, „deren Leitung und
organisatorische Strukturierung in steigendem Maße
betriebswirtschaftliches KnowHow im Management , Controlling und
zunehmend in der Akquise von Drittmitteln fordert.“ (S. 18)
Die Autoren kritisieren die beiden Steuerungsinstrumente der auf
Bildungsstandards basierenden Reform von Schule und der
Wettbewerbssteuerung, die „Quasi-Märkte“ im
Bildungssystem etabliert. Sie sprechen von einer „Ökonomisierung,
Verwarenförmigung der Bildung“ (S. 20), der Degradierung
des Menschen zum Humankapital. Der ökonomische Druck auf das
Bildungssystem und die Beschäftigte darin steigt, in einem immer
effizienteren Maße und in immer schnelleren Zyklen die vom
Markt gewünschten Qualitäten und Subjekteigenschaften zu
produzieren. Dazu gehören beispielsweise Bildungsstandards,
Schulzeitveerkürzung, Modularisierung und Bachelorisierung von
Ausbildung.
Überspitzt formuliert wird Schule
zu einem Unternehmen, Lehrkräfte zu Dienstleistern, Lernende zu
Kunden und Bildung zu Ware. Gemäß der Autoren zeigt dies
den paradigmatischen Wechsel von einem „zumindest noch in
Restbeständen an Mündigkeit orientierten
Bildungsverständnis zu einer vulgärökonomischen
Auffassung menschlicher Bildung als purer Qualifikation.“ (S.
20) Das Bildungssystem wird zunehmend kommerzialisiert und
privatisiert; das verschärft die soziale Ungleichheit. Das
Schulwesen in den USA hat sich schon in diese Richtung entwickelt.
Ab S. 22 schreiben die Autoren über Aus- und
Nebenwirkungen von Outputsteuerung auf die Qualität von Schule
und Lernleistungen. Das PISA-Konsortium 2001 will nicht alles
vermessen, sondern nur Teildimensionen, Basiskompetenzen. Es betont
daneben noch das umfassendere Bildungsverständnis. Diese
Bekenntnisse stehen aber nur auf dem Papier.
Weitere
Nebeneffekte sind differente Anforderungen in den Zielen: Auf der
einen Seite nimmt die Pluralität, Heterogenität,
Individualität der Schülerschaft zu, auf der anderen Seite
stehen Standardisierung, Effizienz, Innovation, Qualität am
Bildungsmarkt, Schaffung einer demokratischen Gesellschaft. Die
USA-Kampagne „no child left behind“ wird mit ihren
Nebenwirkungen angesprochen.
Im Ausblick raten die Autoren
zur konstruktiven Nutzung von Bildungsstandards und folgenden
Qualitätssicherung davon ab, solche High Stakes Tests wie in den
USA mit öffentlichem Ranking der Schulen zu unternehmen.
Stattdessen sollten den Bildungsinstitutionen Instrumente zur
Selbstevaluation und Qualitätsentwicklung an die Hand gegeben
werden, damit sie eine eigene Qualitätskultur aufbauen können.
Im Abschnitt über Schülentwicklung
geht es zunächst um intentionale Entwicklung von Einzelschulen
in systematischer Selbstanalyse (Personal-, Unterrichts- und
Organisationsentwicklung), danach um institutionelle (rechtliche
Vorgaben), dann um komplexe (bildungspolitische Vorgaben). Die
unterschiedlichen Pläne zur Schulentwicklung intendieren eine
Einstellungsänderung in der Schulpraxis, den Aufbau und Erhalt
von Motivation, die Etablierung entwicklungsförderlicher
Arbeitskulturen. Dabei sind Sinn- und Wertfragen wichtig.
Die
Autoren definieren Qualität und erklären das
Qualitätsmanagementsystem durch Evaluation. Die Deutsche
Gesellschaft für Evaluation hat 2008 vier Standards festgelegt:
Nützlichkeits-, Durchführbarkeits-, Genauigkeits- und
Fairnessstandards.
Evaluation bewegt sich zwischen den
Polen zukunftsorientierter Entwicklung und bilanzierender
Legitimation und Rechenschaftslegung. Es gibt erkenntnis-, kontroll-,
entwicklungs- und legitimationsorientierte Evaluation. Evaluation
ist nach den Autoren „das methodische Erfassen und begründete
Bewerten von Prozessen und Ergebnissen zum besseren Verstehen und
Gestalten einer Praxis-Maßnahme im Bildungsbereich durch
Wirkungskontrolle, Steuerung und Reflexion.“ (S. 41) Auf S. 43
werden Qualitätsindikatoren von Evaluation auf den Ebenen von
Input, Prozess, Output und Kontext abgebildet. Im Schulprogramm
finden sich die Bereiche Organisations-, Unterrichts- und
Personalentwicklung, die konkretisiert sind durch Standards,
Kriterien, Zielsetzungen für Evaluation. Qualitäten sind
beispielsweise Verbindlichkeit und Toleranz, Ergebnis-, Prozess-,
Profil- und Strukturqualität.
Optimal vereint
Evaluation von Schulentwicklung unterschiedliche Formen von
Evaluation: interne, externe, Selbst- und Fremdevaluation. Auf der
Unterscheidungsmatrix S. 46, werden folgende Kombinationen
unterschieden:
- kollegiales Feedback als interne und Selbstevaluation
- Evaluation im Schulprogramm als interne Evaluation mit Elementen von Fremdevaluation
- Einladung kritischer Freunde als Selbstevaluation, die extern unterstützt wird
- Standardisierte Leistungstests u.a. als externe und fremde Evaluation
Die Schulen in freier Trägerschaft
unterscheiden sich teils in pädagogischen, erzieherischen,
kulturellen Schwerpunkten. Auf einer Abbildung S. 48 werden
Kombinationen von Selbst- und Fremdevaluation mit interner und
externer Evaluation in katholischen Schulen gezeigt. Schulentwicklung
ist also ein Zusammenspiel aus Organisations-, Unterrichts- und
Personalentwicklung; dies müsste ergänzt werden durch
Persönlichkeitsentwicklung.
Interessant ist, wie die Autoren
erfolgreiche Schulen auf S. 49-51 definieren:
- klare pädagogische Konzeption
- Zusammenarbeit im Kollegium
- Kooperative und zielbewusste Schulleitung
- Ko-Konstruktion von Lernprozessen durch Lehrkräfte und Lernende
- Transparente Regeln und verlässliche Schulumwelt
- Partizipative Schulkultur
- Förderliche Beziehung Schule – Elternhaus – Umwelt.
Teil II heißt
Praxiszugang. Es ist ein Irrtum, dass die Durchführung von
Evaluationen automatisch zur Qualitätssteigerung führt und
dass die Verordnung dazu ausreicht. Alle Beteiligten müssen vom
Sinn und Nutzen von Evaluationen überzeugt sein, so dass sie
Schule in Bewegung setzen können. Die entstehende Qualität
ist das Ergebnis eines gemeinsam vorangetriebenen
Professionalisierungsprozesses. Evaluation vergleicht den Ist- und
Sollzustand.
„Verfahren und Prozesse der
Qualitätssicherung und –entwicklung werden auf Dauer nur
dann in Schulen akzeptiert und Bestandteil der Alltagskultur, wenn
erfahrbar ist, welche produktiven Prozesse sich daraus für die
Schule im Ganzen als auch für den Einzelnen ergeben. Erst dann
zeigen sich Wirkungen und Effekte“ (S. 53). Die Autoren
verweisen auf die Praxisvorlagen im Teil III.
Wie läuft
Evaluation exemplarisch am Erzbischoflichen Berufskolleg ab? Die
Autoren beschreiben die Aufgaben und Funktionen der Schulleitung im
Qualitätsmanagement, einen Projektbericht über
partizipative Schulentwicklung zum systematischen Aufbau eines
Qualitätsmanagementsystems mit Identifikation zentraler
Qualitätsbereiche, die Durchführung der Evaluation (mit
Formen und Instrumenten der Datengewinnung in Kombination mit
qualitativen und quantitativen Verfahren). Das hier vorgestellte
Qualitätsmanagementsystem kann leicht spezifischen Gegebenheiten
angeglichen werden. Auf S. 72 und 75 stehen beispieshaft Tabellen für
zu evaluierende Qualitätsbereiche, Gegenstände, Verfahren
und Methoden, die jeweils für ein Jahr festgelegt werden. Die
Daten werden in Likert-Skalen erfasst, computergestützt codiert
und ausgewertet (z.B. nach Häufigkeiten in Diagrammen, nach
Mittelwerten mittels Kreuztabellen). Die Ergebnisse werden nach
vorher gemeinsam festgelegten Wertemaßstäben präsentiert
und zur Kommunikation über gegenwärtige und zukünftige
Zustände verwendet. Die Wirkungen und Effekte können
vielfältig sein: Die Autoren sprechen auf S. 89 von einem
Paradigmenwechsel einer bürokratischen Organisationsstruktur im
Bildungssystem hin zu systemischer Auffassung lernender
Einzelorganisationen. Dieser bewirkt ein Klima kritischer Loyalität,
in dem pädagogisches Handeln in systematischen
Wirkungszusammenhang gestellt wird, der sachbezogener ansetzt. Dabei
werden emotionsgeladene persönliche Betroffenheiten in
organisational-systemische Zusammenhänge eingebettet und in
neutrale Wahrnehmung und Reflexion überführt. Dies braucht
Zeit, hat aber dann Auswirkungen auf verschiedenen Ebenen.
Teil III ist das
Qualitätshandbuch an sich mit den Praxisvorlagen. Hier wird ein
Qualitätsmanagementsystem als Ergebnis eines siebenjährigen
Entwicklungs- und Erprobungsprozesses dargestellt. Die hier
detailliert abgebildeten Vorlagen haben zwar Verallgemeinerungswert,
aber gemäß einer pratizipativen Schulentwicklung muss sich
der Prozess spezifischen Anforderungen anpassen und die Passung
regelmäßig überprüfen.
Jeder nun
folgende Abschnitt wird eingeleitet durch Auszüge aus dem
Schulprogramm, denen die Umsetzung durch bestimmte Konzepte folgt.
Der erste Abschnitt beschreibt das Gesamtkonzept mit
Schulprogramm, Leistungsangebot des Erzbischöflichen
Berufskollegs Köln, Zielen für Schüler, pädagogischen
Teilkonzepten und Organisationsstruktur des Teams.
Der
zweite Abschnitt führt strukturelle Standards im Organigramm auf
(S. 100) mit dem jeweiligen Verantwortungsbereich, den Aufgaben,
Befugnissen, Wertehaltungen, Rechtsvorschriften.
Der
dritte Abschnitt beschreibt die individuelle Begleitung und Befragung
der Lernenden auf S. 155 in einem Flussdiagramm. Darin geht es vom
Informationsmaterial über die Schule bis zur Unterstützung
bei der Berufseinmündung. Schlüsselprozesse sind hierbei
z.B. Bewerbungsverfahren (S. 162-163), Gruppengespräche, Dialoge
und Leistungsbeurteilung, Entwicklungsgespräche. Dazu werden
jeweils Formvorlagen geliefert.
Im vierten Abschnitt
schließlich geht es um den Lernort Unterricht. Durch
didaktisch-methodisch vielfältige Unterrichtsformen wird die
Auseinandersetzung der Lernenden mit beruflichen und persönlichen
Entwicklungsaufgaben gefördert und begleitet. Schlüsselprozesse
sind z.B. Qualitätsstandards des Fachunterrichts (Fragebogen S.
181), die Lernsituation (S. 187), Projektunterricht (S. 193),
Training (S. 199) und Kursinhalte und –ziele (S. 205).
Gesprächsleitfäden für Auswertungsgespräche von
Exkursionen, Studienfahrten, kollegiales Feedback durch Hospitationen
folgen.
Der fünfte Abschnitt heißt Lernort
Praxis. Die Praxiseignung der Bewerber für die Schule spielt
eine große Rolle. Deshalb sind hier Schlüsselprobleme die
Auswahl qualifizierter Praxisstellen (mit Ausbildungskontrakten),
Entwicklungs-, Bewertungs- und Beratungsgespräche, für die
Gesprächsleitfäden abgedruckt werden. Die Zufriedenheit der
Praktikanten kann im Fragebogen S. 240 geprüft werden. Nach
einer Dokumentation von einer Klassenkonferenz folgen nochmals
Fragebögen zur Zufriedenheit bei Berufspraktika (S. 243), mit
Praxisanleitern (S. 245f.), mit Leitern der Praxisstellen (S.
248).
Der sechste Abschnitt handelt von religiöser
Bildung und Religionspädagogik. Schlüsselprozesse sind hier
eine Unterrichtseinheit Religionsunterricht (Fragebogen S. 254) und
Dokumentationen von Gottesdiensten, Tagen religiöser
Orientierung, dem Schulseelsorgeteam.
Im siebenten
Abschnitt geht es um das Schulleben. Dazu gibt es auf S. 265 eine
Dokumentation.
Der achte Abschnitt handelt von Schul- und
Personalentwicklung. Schlüsselprozesse sind hierbei die
Zufriedenheit der Lernenden im 1. Jahr (Fragebogen S. 269), im
Abschlussjahr (S. 271), die Zufriedenheit der Lehrenden (S. 273), die
Zufriedenheit über deren Fortbildung (S. 275). Der Abschnitt
schließt mit einer Dokumentation zum Beschwerdemanagement und
zur Managementbewertung.
Fazit und Ausblick dieser
Praxisvorlagen sind: Schule kann sich erst verändern, wenn die
Akteure es wollen: „Qualität kann nicht verordnet werden,
sondern sie entsteht im selbstbestimmten Handeln, das aus Überzeugung
entspringt. (S. 282) Deshalb muss man sich auf einen langen Weg
machen, eigene Schulentwicklung sinnvoll zu gestalten und
selbstwirksam zu steuern. Ein partizipativer Aufbau eines
Qualitätsmanagementsystems ist die Grundvoraussetzung für
die Verbesserung der Qualität der eigenen Schule. Es ist ein
langer und komplexer Prozess, der durch partiz8pative Strukturen
teamorientiert gesteuert und begleitet wird durch externe
Unterstützung. Die Ergebnisse und Maßnahmen müssen in
die Kultur der Schule integriert sein und von allen am System Schule
Beteiligten proaktiv mitgetragen werden. Das Konzept der
Selbstevaluation als selbstreferenzielles Analyseinstrument setzt den
strukturierten Umgang mit einem systemorientierten
Organisationskonzept voraus. Es fordert von allesn Beteiligten:ein
geändertes Selbstverständnis im Sinne einer lernenden
Organisation, verbunden mit dem Klima der Kritikoffenheit und
positiven Fehlerkorrektur. In diesm humanistischen Verständnis
von partizipativer Schülentwicklung dienen Qualitätssicherung
und Selbstevaluation der Persönlichkeitsentwicklung. Abseits vom
„internationalen Qualitätstribunal“ (S. 283) soll ein
alternativer Zugang geboten werden, „der seinen Ausgang nicht
bei abstrakten Kennwerten, sondern bei der urspründlichen
Bedeutung des Wortes Evaluation nimmt, nämlich dem Erstarken,
dem Wachsen, dem Sich-Steigern von individuellen Persönlichkeiten
– der Bildung!“ (Schlussatz, S. 283)
Zielgruppe
Das Buch eignet sich zunächst v.a. für Politiker und Wissenschaftler in der Bildungspolitik und –verwaltung, Mitarbeiter/innen in Schulämtern und Schulleiter/innen, die Prozesse anstoßen können. In zweiter Linie eignet es sich auch für Lehrkräfte, Schülervertreter/innen und Eltern, die alle gemeinsam mit allen Lernenden die Prozesse umsetzen.
Diskussion
Im allgemein einführenden Teil I wird Standardisierung als Verlust von Bildung scharf angegriffen; verschiedene Grundbegriffe wie Qualität, Evaluation, erfolgreiche Schule werden definiert. In Teil II wird in das System des Qualitätsmanagement des Erzbischöflichen Kollegs Köln eingeleitet. Teil III stellt mit vielen Formblättern (Fragebögen, Dokumentationsbögen, Gesprächsleitfäden jeweils ohne Auswertungen) viele Praxisvorlagen vor. Dabei spielt der religiöse Akzent des Berufskollegs eine zu vernachlässigende Rolle. Die Vorlagen bewegen sich auf so allgemeiner Ebene, dass sie auf die eigene spezifische Schulsituation übertragen werden können; das ist auch das erklärte Ziel. Andererseits dienen die Vorlagen als Anregungen auf vielen Gebieten von Schule; sie bieten einen umfassenden Eindruck.
Fazit
Das Buch macht Mut, dass Qualitätsmanagement auf Mesoebene durchführbar ist mit externer Unterstützung und dem Willen aller Beteiligten zu umfassender Bildung.
Rezension von
Dr. Monika Wilkening
Gymnasiallehrerin, Autorin von Aufsätzen zur Fremdsprachendidaktik, zur Pädagogik, zu Entwicklungen von Feedback im Unterricht und Autorin von Fachbüchern zu Lernhaltungen und Lernprozessen im Unterricht.
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Es gibt 12 Rezensionen von Monika Wilkening.
Zitiervorschlag
Monika Wilkening. Rezension vom 16.10.2010 zu:
Manfred Müller-Neuendorf, Michael Obermaier (Hrsg.): Handbuch Qualitätsmanagement Schule. Evaluation und praktische Durchführung. Verlag Ferdinand Schöningh
(Paderborn) 2010.
ISBN 978-3-506-76866-7.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/10075.php, Datum des Zugriffs 04.12.2023.
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