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Wolfgang Beudels, Ralf Haderlein et al. (Hrsg.): Handbuch Beobachtungsverfahren in Kindertageseinrichtungen

Rezensiert von Prof. Dr. paed. Michaela Rißmann, 21.12.2012

Cover Wolfgang Beudels, Ralf Haderlein et al. (Hrsg.): Handbuch Beobachtungsverfahren in Kindertageseinrichtungen ISBN 978-3-938187-62-3

Wolfgang Beudels, Ralf Haderlein, Sylvia Herzog (Hrsg.): Handbuch Beobachtungsverfahren in Kindertageseinrichtungen. Verlag modernes lernen Borgmann GmbH & Co. KG. (Dortmund) 2012. 176 Seiten. ISBN 978-3-938187-62-3. 19,95 EUR. CH: 32,30 sFr.

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Thema

Das Beobachten und Dokumentieren ist inzwischen ein vielfältig entwickelter Standard in Kindertageseinrichtungen und eine zentrale Aufgabe pädagogischer Fachkräfte geworden. Unzählige Ratgeber sind auf dem Buchmarkt erhältlich, die Vielfalt der Verfahren ist beinahe unüberschaubar. Die Herausgeberin und die Herausgeber haben diese Vielfalt und ihre Einbettung in die Praxis unter die Lupe genommen und einer kritischen Würdigung unterzogen. Zentral sind die Beschreibung, Analyse und Bewertung von Beobachtungsverfahren zu unterschiedlichen Entwicklungsbereichen der Kinder.

Herausgeberinnen

Wolfgang Beudels,.Prof. Dr., Lehrer für Sport und Geschichte, leitet den Studiengang „Pädagogik der frühen Kindheit“ an der Fachhochschule Koblenz.

Ralf Haderlein, Prof. Dr., Diplom-Theologe sowie Diplom-Psychologe, leitet den Studiengang „Bildungs- und Sozialmanagement mit Schwerpunkt frühe Kindheit“ an der Fachhochschule Koblenz.

Sylvia Herzog, BA, Diplom-Sozialpädagogin (FH), arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Studiengang „Pädagogik der frühen Kindheit“ an der Fachhochschule Koblenz.

Entstehungshintergrund

Der Praxisteil, bei dem aktuelle Beobachtungsverfahren vorgestellt und analysiert werden, wurde von – zum Teil berufserfahrenen - Studierenden der Fachhochschule Koblenz verfasst. Die HerausgeberInnen verstehen ihre Veröffentlichung nicht als Lehrbuch, sondern als Orientierungshilfe, um pädagogischen Fachkräften die Entscheidung für bestimmte Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren zu erleichtern.

Aufbau

Das Buch ist in drei Teile untergliedert:

  1. Der erste Teil bietet theoretische Grundlagen zur Beobachtung und Dokumentation sowie Hinweise zu deren praktischer Umsetzung.
  2. Im zweiten Teil des Buches werden ausgewählte Beobachtungsverfahren vorgestellt, anhand von Fallbeispielen erläutert und bewertet.
  3. Bestandteil des dritten Teils sind Nachgedanken und Danksagungen.

I Beobachtung und Dokumentation: Theoretische Grundlagen und praktische Umsetzung

Im ersten von den HerausgeberInnen verfassten Teil des Buches werden zunächst Merkmale und die Notwendigkeit professioneller Beobachtung herausgearbeitet sowie der Aufbau der Veröffentlichung erläutert. Dem folgen Gedanken zur Komplexität von Beobachtung und Dokumentation als aktuelle Aufgaben in Kindertageseinrichtungen und ein kurzer Blick in die geschichtliche Entwicklung der entsprechenden Fachdiskussion. Ausgangspunkt aller Entscheidungen über die Anwendung bestimmter Verfahren ist das zugrunde liegende Bild vom Kind, wobei auch die Gefahr der Stigmatisierung und die Verletzung der Intimsphäre von Kindern in Betracht zu ziehen sind. Beobachtung ist mehr als eine Methode, sie erfordert eine bestimmte professionelle Haltung, wirkt sich auf das Herstellen von Beziehungen und die Entwicklung einer dialogischen Kultur in der Einrichtung aus. Beobachtungsprozesse sind Wahrnehmungsprozesse, die fehlerhaft sein können und von vielfältigen Faktoren beeinflusst werden. Daher müssen sich die Pädagoginnen und Pädagogen über die Ziele, Methoden bzw. Verfahren der Beobachtung und die Inhalte der Dokumentationen verständigen und deren Anwendung im Team planen. Dokumentationen können mittels Fotos und Videoaufnahmen erfolgen, sich in Portfolios und Wanddokumentationen niederschlagen. Anregungen zur Formulierung pädagogischer Ziele und zur Implementierung der ausgewählten Verfahren runden das Kapitel ab.

II Ausgewählte Beobachtungsverfahren: Grundlagen, Fallbeispiele, Kritik

Das zweite Kapitel ist ganz der Vielfalt der Beobachtungsverfahren gewidmet. 23 Verfahren werden vorgestellt und analysiert, dabei reicht der „Bogen“ von allgemeineren Herangehensweisen, wie dem „Baum der Erkenntnis“ aus Schweden, den Bildungs- und Lerngeschichten oder den Videoanalysen nach Marte Meo bis hin zu konkreten Test- und Screening-Verfahren einzelner Beobachtungsbereiche, wie dem Kinder-Sprach-Screening KiSS oder dem Motoriktest für 4 – 6-jährige Kinder.

Jedes einzelne Verfahren wird auf ungefähr drei Textseiten zunächst mit seinen Grundlagen vorgestellt, dann folgt ein Fallbeispiel, dem sich eine kritische Stellungnahme mit der Benennung von Vorzügen und Nachteilen anschließt. Autorinnen und Autoren dieser Analysen sind Studierende der Fachhochschule Koblenz, die ihre Berufserfahrungen in die Bearbeitung einfließen ließen.

III Nachgedanken – Danksagungen

In den kurzen Nachgedanken geben die Herausgeberin und die Herausgeber noch einmal zu bedenken, dass ethische Grundsätze bei Beobachtungen und Dokumentationen zwingend zu berücksichtigen sind. Sie appellieren an Verantwortung von Fachkräften, Eltern und der Politik, solche Instrumente ausschließlich zum Wohle des Kindes einzusetzen.

Diskussion

Die Herausgeberin und die Herausgeber haben sich dem schwierigen Unterfangen gestellt, Einblicke in die vielfältige und „bunte“ Landschaft der Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren zu geben. In kompakter Form werden Grundideen von Beobachtung und Dokumentation in Kindertageseinrichtungen dargestellt und allgemein Möglichkeiten sowie Herangehensweisen aufgezeigt. Dann wird anhand kurzer Texte ein Überblick über die in Deutschland häufig diskutierten und angewendeten Verfahren gegeben. Die jeweils vorhandenen Quellenangaben erleichtern es den Leserinnen und Lesern, eine Vorauswahl von in Betracht kommenden Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren zu treffen und sich dann zur Vertiefung gezielt entsprechende Originalquellen zu besorgen. Von Seiten der Herausgebenden erfolgt keine Parteinahme für ein bestimmtes Vorgehen oder Instrumentarium, relativ neutral – unter Berücksichtigung von Vor- und Nachteilen – sind alle vorgestellten Instrumente aufgeführt. Auch wird nicht zwischen (informellen) Beobachtungsverfahren, Tests sowie Screenings unterschieden. Aus allen drei Kategorien sind Beispiele benannt. Ziel des Buches ist es nicht einen allumfassenden Überblick über Tests bzw. Screenings z. B. zur Sprache und Motorik zu geben, es geht um ausgewählte Verfahren, deren Auswahl jedoch nicht begründet wurde. Nach der Lektüre sind die Leserinnen und Leser weiterhin in der Pflicht, sich – nun ausgerüstet mit Informationen – selbst ein Bild zu machen und ggf. das für sie geeignete Verfahren zu wählen. Die Ausführungen zu den einzelnen Instrumenten lesen sich wie nach einem einheitlichen Schema formulierte Kommentare, wie sie im Internet zu Büchern zu finden sind. Genauso muss man sie auch ansehen, es sind sehr persönliche Sichtweisen von Fachpraktikerinnen und -praktikern auf Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren, die man bzw. frau teilen oder auch ganz anders sehen kann. Mir hat das Buch geholfen, über eigene Haltungen zu bestimmten Instrumentarien klar zu werden, eigene Pro- und Kontra-Argumente zu finden. Somit ist das Ziel – Entscheidungshilfe zu geben – für mich realisiert, allerdings hätte ich mir oft ausführlichere Gedanken und auch Vergleiche von Verfahren gewünscht. Der Titel „Handbuch“ ruft bei mir eher die Erwartung eines umfangreichen Werkes hervor, das vorliegende ist aber mit den etwas über 170 Seiten und dem Softcover eher eine Broschüre. Was aber auch Vorzüge hat.

Fazit

Das vorliegende Buch ist ein praxisorientiertes Kompendium, welches einen Überblick über viele aktuell diskutierte Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren aus der Sicht der Fachpraxis gibt.

Rezension von
Prof. Dr. paed. Michaela Rißmann
Fachhochschule Erfurt
Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften
Professur "Erziehungswissenschaften, Erziehung und Bildung von Kindern"
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Es gibt 67 Rezensionen von Michaela Rißmann.

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ISSN 2190-9245