Christine Weiner: Als Erzieherin gelassen und erfolgreich
Rezensiert von Diplom-Pädagoge Volker Raupach, 09.03.2011
Christine Weiner: Als Erzieherin gelassen und erfolgreich. Fit im Beruf durch Selbst-Coaching. Kösel-Verlag (München) 2010. 205 Seiten. ISBN 978-3-466-30882-8. D: 17,95 EUR, A: 18,50 EUR, CH: 31,90 sFr.
Thema
Das vorliegende Buch befasst sich mit den alltäglichen Situationen im Arbeitsbereich einer Erzieherin. Das Buch soll dazu anregen, über eigene Denk- und Handlungsmuster nachzudenken und durch ein begleitendes Selbstcoaching zu neuen Impulsen und Änderungen der eigenen Denk- und Verhaltensmuster zu kommen. Das Buch setzt sich mit den alltäglichen persönlichen Problemen von Erziehern auseinander. Der Leser hat die Möglichkeit, sich während des Lesens im Buch Notizen zu machen. Dies soll dazu anregen, mit der Autorin in ein „Gespräch“ über eigene Problemlagen einzusteigen. So wird das Buch durch Übungen zu einem persönlichen Arbeitsbuch. Dabei wird der Leser nach der eigene Motivation und den eigenen Bedürfnissen gefragt. Ziel des Buches ist, die eigene Person der Erzieherin in den Vordergrund zu stellen, um als gesunde Erzieherin eine qualitativ wertvolle Arbeit leisten zu können.
Autorin
Christine Weiner war in ihrem ersten Beruf Erzieherin und Heilpädagogin. Heute arbeitet die Autorin im Bereich Supervision, Coaching und Beratung. Sie hat als Autorin bisher verschiedene Bücher unter anderem im Bereich Selbst-Coaching veröffentlicht.
Entstehungshintergrund
Die Autorin ist selber von ihrer Erstausbildung Erzieherin. Sie hat in verschiedenen Bereichen Bücher zum Selbst-Coaching verfasst und in diesem Buch die Anregungen von anderen Erzieherinnen aufgenommen, sich mit dem Bereich Erzieherinnen zu befassen. Ihre Erfahrungen als Coach aber auch ihre eigenen Erfahrungen als Erzieherin hat sie mit in diesem Buch eingebracht.
Aufbau und Inhalt
Das Buch ist in insgesamt sechzehn Bereichen geliedert. An diese sechszehn Abschnitte schließt sich ein Anhang mit der Danksagung und den weiteren Buchempfehlungen an.
In den ersten beiden Passagen des Buches stellt die Autorin kurz dar, was den Leser im Buch insgesamt erwartet und sie führt ihre eigene Lebensgeschichte auf, in der sie die eigenen positiven aber auch belastenden Erfahrungen als Erzieherin schildert.
Im dritten Bereich wird von der Autorin eine kurze Einführung in die Methode des Selbstcoaching gegeben. Dabei stehen Fragen im Vordergrund, die sich der Leser selbst hinsichtlich der eigenen Erwartungen an den Prozess, den Zielen und der eigenen Motivation stellt.
Im vierten Teil wird der Leser angeregt, eine gesunde Haltung gegenüber dem Lebensbereich der beruflichen Arbeit als auch seines Privatlebens zu entwickeln. Übungen sollen helfen, Stressfaktoren zu identifizieren und einen alternativen Umgang mit diesem Stress zu entwickeln.
Der fünfte Abschnitt des Buches befasst sich mit dem Zeitmanagement. Ziel ist es ein Zeitbewusstsein zu entwickeln und sich die vorhandene Zeit sinnvoll aufzuteilen. Dazu gehört auch, Aufgaben abzulehnen, Kommunikation zu überprüfen und Zeit sinnvoll zu nutzen.
Im sechsten Abschnitt erhält der Leser die Möglichkeit sich mit seinen eigenen Glaubenssätzen auseinanderzusetzen. Damit sind grundlegende Konzepte und Vorstellungen gemeint, die sein Denken und Handeln antreiben. Diese werden hinsichtlich ihrer unterstützenden bzw. hemmenden Wirkung betrachtet.
Der Umgang mit Lob steht im siebten Kapitel im Vordergrund. Der Leser setzt sich damit auseinander, wie er sich intrinsisch motivieren kann, aber auch wie er selber Lob im Umgang mit Kollegen und Kindern sinnvoller einsetzen kann.
Im achten und neunten Teil wird der Fokus auf die eigene Kommunikation gelegt. Der Leser kann sich damit auseinandersetzen, wie er mit anderen kommuniziert und wie dies von anderen Menschen wahrgenommen wird. Hier wird ein besonderer Schwerpunkt auf weibliche Kommunikationsmuster und Verhaltensgründe gelegt.
Der zehnte Bereich spricht die Zusammenarbeit im Team an. Hier werden eigene Wünsche an das Team und der Umgang mit Unterschiedlichkeiten angesprochen. Die Autorin geht hier besonders auf den Umgang mit Feedback in einem Team ein.
Im elften Abschnitt wird eine Rollenklärung angeregt. Durch Übungen und Anregungen soll die einzelne Erzieherin aber auch das Team Rollenerwartungen klären. Dies trifft auch auf die Erwartungen der Eltern der Kinder zu.
Im zwölften und dreizehnten Bereich wird kritisch der Umgang mit Konflikten und Tabuthemen (u.a. Alkoholkonsum von Mitarbeitern, problematischer Umgang einer Mitarbeiterin mit Kindern) angesprochen.
Der vierzehnte und fünfzehnte Abschnitt befasst sich mit der Beteiligung an der Zukunftsgestaltung und der Entwicklung einer eigenen Vision.
Zum Abschluss wendet sich die Autorin speziell an das Älterwerden von Mitarbeitern. Sie regt einen Diskurs über altersgerechtes Arbeiten im Bereich Vorschulerziehung an und weist auf Chancen und Möglichkeiten der Kooperation zwischen jungen und älteren Teammitgliedern hin.
Diskussion
Dieses Buch kann für den einzelnen Erzieher zu einem Arbeitsbuch werden. Wenn er sich darauf einlässt, sich mit seinen persönlichen Themen auseinanderzusetzen, kann das Buch mit seinen Fragen und Übungen Anregungen für neue Wege in der alltäglichen Arbeit aber auch im privaten Bereich geben. Auf diese Auseinandersetzung muss sich der Leser aber einlassen, damit das Buch seine Wirkung erzielt. Mir kam zwar oft beim Lesen der Gedanke, dass mir die meisten Punkte bekannt sind, aber zum Nachdenken regt der Aufbau der Abschnitte doch an.
Das Buch alleine beantwortet nicht die Fragen und so ist es auch meiner Meinung nicht gedacht. Das Buch kann zu einer Entlastung werden, da es hauptsächlich die Seite der Erzieherinnen betrachtet und die anderen Anforderungen nur am Rande betrachtet. Erzieherinnen müssen häufig komplexe Problemlagen beachten, hier wird der Fokus auf sie als Menschen in einem anstrengenden Beruf gelegt.
Vom Inhalt her sind wichtige Problemlagen des Arbeitsfeldes von Erziehern angesprochen, wobei sich für mich der Schwerpunkt auf die Arbeit im vorschulischen Bereich legt. Die meisten Abschnitte lassen sich allerdings gut auf andere Arbeitsbereiche übertragen. Das Buch kann als Ganzes gelesen werden, es kann auch als Hilfe bei konkreten Problemlagen genutzt werden.
Als männlicher Leser füllt man sich in manchen Abschnitten (zum Beispiel achtes und neuntes Kapitel) nicht immer angesprochen, weil es hier sehr die weiblichen Erzieherinnen anspricht. In den meisten Abschnitten habe ich mich aber auch als Mann wiedergefunden.
Fazit
Das vorliegende Buch erhebt nicht den Anspruch, pädagogische Konzepte zu bieten oder eine pädagogische Schulung im Umgang mit Problemen in der alltäglichen Praxis zu sein. Die Autorin sagt selber, sie möchte die Erzieherinnen und natürlich auch die männlichen Erzieher dazu einladen, über eigene Muster im Leben, in der Arbeit und über neue Sichtweisen nachzudenken. Dieses erreicht das Buch gerade auch weil man an manchen Stellen über das Gelesene und damit oft auch über sein eigenes Verhalten schmunzeln muss, da man sich immer als Erzieherin aber auch als männlicher Erzieher in dem Buch wiederfindet.
Rezension von
Diplom-Pädagoge Volker Raupach
Diplom Pädagoge, Lehrtätigkeit an einer Fachschule und Berufsfachschule für Sozialwesen
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Zitiervorschlag
Volker Raupach. Rezension vom 09.03.2011 zu:
Christine Weiner: Als Erzieherin gelassen und erfolgreich. Fit im Beruf durch Selbst-Coaching. Kösel-Verlag
(München) 2010.
ISBN 978-3-466-30882-8.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/10214.php, Datum des Zugriffs 20.09.2024.
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