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Rüdiger Kißgen, Norbert Heinen (Hrsg.): Frühe Risiken und frühe Hilfen

Rezensiert von Prof. i.R. Dr. Peter Bünder, 26.10.2010

Cover Rüdiger  Kißgen, Norbert Heinen (Hrsg.): Frühe Risiken und frühe Hilfen ISBN 978-3-608-94630-7

Rüdiger Kißgen, Norbert Heinen (Hrsg.): Frühe Risiken und frühe Hilfen. Grundlagen, Diagnostik, Prävention. Klett-Cotta Verlag (Stuttgart) 2010. 293 Seiten. ISBN 978-3-608-94630-7. 34,90 EUR. CH: 55,90 sFr.

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Thema

Das vorliegende Buch ist beschreibt theoretische Konzepte und praktische Interventionsansätze, die im Rahmen von Kinderschutz bei so genannten Multi-Problemfamilien hilfreich sein können.

Herausgeber

Dr. paed. habil. Rüdiger Kißgen ist Privatdozent an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln. Prof. Dr. habil. Norbert Heinen lehrt Pädagogik und Didaktik bei Menschen mit geistiger Behinderung an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln.

Aufbau

Das Buch gliedert sich in zwei Teile, die jeweils aus acht Beiträgen bestehen. Teil 1 behandelt „Frühe Risiken“, Teil 2 die „Frühen Hilfen“.

1. Frühe Risiken

Im ersten Beitrag leisten Tanja Jungmann und Christian Pfeiffer eine kriminologische Betrachtung früher Risiken und begründen den Ausbau präventiver Maßnahmen für Kinder aus sozial benachteiligten Familien, um gegebene Risikobedingungen zu minimieren und Schutzbedingungen zu fördern.

Hans Weiß thematisiert in seinem Beitrag einen besonders schwerwiegenden Aspekt des Risikofaktors Armut, nämlich die Kinderarmut in diesem Land. Er sensibilisiert für die Folgen, die eine so frühe Exklusion für die betroffenen Kinder haben kann.

Im dritten Beitrag widmen sich Hans-Joachim Roth und Henrike Terhart den Bedingungen des Aufwachsens von Kindern mit Migrationshintergrund unter besonderer Berücksichtigung des Spracherwerbs.

In einem spannenden vierten Beitrag beschäftigen sich Maria von Salisch und Uta Kraft mit der Entwicklung der Emotionsregulierung bei jüngeren Kindern und fokussieren dabei auf deren Bedeutung für die Entwicklung von aggressiven Verhaltensweisen.

Martin Walger referiert in seinem Beitrag die Auswirkungen nicht erkannter Hörschädigungen für die psychosoziale Entwicklung von Kindern.

Nach einer lesenswerten entwicklungspathologischen Fundierung früher Risiken bei Kindern aus sozial benachteiligten Familien stellt Roland Schleiffer eine systemtheoretisch inspirierte „funktionale Analyse“ für das Verständnis dissozialen Verhaltens bei Kindern und Jugendlichen vor.

Im siebten Beitrag gibt Rüdiger Kißgen einen Einblick in die Vorstellungen der Bindungstheorie zu frühen Risiken.

Der achte und letzte Beitrag von Michael Fingerle zum Thema Risiko, Resilienz und Prävention rundet den ersten Teil des Buches ab und stellt eine Brücke zum zweiten Teil dar. Sein Beitrag fokussiert anschaulich auf die methodischen Probleme der Risiko- und Resilienzforschung und hält ein Plädoyer für die Erfordernisse von validen Evaluationsstudien.

2. Frühe Hilfen

Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich intensiv mit Diagnostik und Präventionsprogrammen.

Im ersten Beitrag geben Heinz Kindler und Alexandra Sann einen Einblick in die Ausgangslagen beim Verdacht auf Kindeswohlgefährdung und stellen dabei als Arbeitsmittel zur Diagnostik den so genannten »Anhaltbogen« vor. Im zweiten Beitrag stellt Irené Candido das landesweite Präventionsangebot der Schweizer Mütter- und Väterberatung vor.

Daran schließt thematisch der Beitrag von Tanja Jungmann an, die das Hausbesuchsprogramm des Modellprojektes „Pro Kind“ erläutert.

Im vierten Beitrag erörtert Gerhard Suess die Komplexität und Praxisnähe des Programms „STEEP“ und stellt dazu eine Interventionsstudie zur Wirksamkeit des Programms vor. Zwei weitere Programme für den Vorschulbereich schließen sich an.

Clemens Hillenbrand, Thomas Hennemann und Annika Schell referieren das von ihnen entwickelte Programm „Lubo aus dem All“.

Das anschließende „Papillo-Programm“ von Herbert Scheithauer und Heidrun Mayer verfolgt das Ziel einer primärpräventiven Förderung der sozialen, sozio-emotionalen und kognitiven Kompetenzen von Kindergartenkindern. Sie erklären ihr Programm und diskutieren belegte Langzeitwirkungen.

Im siebten Beitrag fokussieren Hermann Scheuerer-Englisch und Herbert Fröhlich auf die institutionelle Arbeit der Erziehungsberatungsstellen und stellen die Breite deren Angebote im Bereich früher Hilfen vor.

Den Abschluss bildet der Beitrag von Michael Schieche, der die heutige Arbeit der „Münchener Sprechstunde für Schreibabys“ mit hochbelasteten Familien behandelt.

Alle Beiträge weisen eine umfangreiche Bibliografie auf, einige illustrieren teilweise mit Grafiken und Schaubildern.

Zielgruppen

Das Buch richtet sich an Menschen, deren Aufgabe und Interesse darin besteht, Kindern zu helfen und beizustehen, die in problembelasteten Familienverhältnissen aufwachsen.

Fazit

Das umfangreiche Werk stellt sicherlich eine Bereicherung für alle dar, die sich beruflich oder in Ausbildung befindlich mit Fragen eines nachhaltigen Kinderschutzes beschäftigen. Es ist von den Herausgebern sorgsam durchdacht und strukturiert. Alle Beiträge sind durchgängig lesbar geschrieben und lassen ein hohes fachliches Niveau erkennen. Sowohl die eher theoretisch als auch die praxisorientierten Beiträge bieten wertvolle Informationen und vielzählige Denkanstösse. Insgesamt kann ich sagen, dass dieses Buch Menschen, die mit dem Thema Kinderschutz beschäftigt sind, eine wertvolle Hilfe beim Verstehen und Einordnen von Phänomenen bieten kann. Trotz der angespannten Haushaltslage öffentlicher Einrichtungen und hier besonders die der Hochschulen, ist zu wünschen, dass sich dieses Buch in allen einschlägigen deutschen Fachbibliotheken finden lässt.

Rezension von
Prof. i.R. Dr. Peter Bünder
Vormals Hochschule - University of Applied Sciences - Düsseldorf, Lehrgebiet Erziehungswissenschaft am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften
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Es gibt 91 Rezensionen von Peter Bünder.

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ISSN 2190-9245