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Kuno Schedler, Isabella Proeller: New Public Management

Rezensiert von Prof. Dr. Elmar Hinz, 12.01.2011

Cover Kuno Schedler, Isabella Proeller: New Public Management ISBN 978-3-8252-2132-4

Kuno Schedler, Isabella Proeller: New Public Management. UTB (Stuttgart) 2009. 4. Auflage. 334 Seiten. ISBN 978-3-8252-2132-4. 19,90 EUR.
Reihe: UTB - 2132.

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Thema

Die nunmehr vierte Auflage von New Public Management möchte auf ca. 330 Seiten einen Einstieg und Überblick über das seit den 1990er Jahren dominierende Verwaltungsreformmodell im deutschsprachigen Raum geben.

Auch die betriebswirtschaftliche Ausrichtung der Verwaltungswissenschaften hatte sich seit jeher mit verschiedensten Modernisierungswellen zu befassen. Zwar gilt die deutsche Variante des New Public Management als auf die innere Verwaltungsorganisation ausgerichtet, aber die durchgeführten Reformelemente bleiben für die zunehmend auf die Verwaltungsumwelt gerichteten Anstrengungen aktuell: auf dem Weg von der bloßen Kundenorientierung zur Produktion öffentlicher Dienstleistungen in Netzwerken sind nicht nur ausgegliederte Einheiten der Verwaltungen, sondern fast alle Organisationen der Sozialwirtschaft von diesem Kulturwandel der Steuerung betroffen. Sofern in der Peripherie eines solchen Netzwerkes z.B. von einer Non-Profit-Organisation, die zu einem großen Teil durch öffentliche Gelder finanziert wird, eine anpassende Strategie verfolgt werden soll, kann Wissen und Verstehen dieses Reformmodells eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung einer Zukunftsperspektive sein. Trotz der deutlichen ökonomischen Ausrichtung des New Public Management kann darüber hinaus durch die ebenfalls in der öffentlichen Verwaltung vorherrschende und in diesem Konzept mitgedachte Sachzieldominanz ein besserer Vorschlag für die Steuerung der eigenen Organisation im Vergleich zu den Modellen der Privatwirtschaft gesehen werden.

Die letzte umfassende Überarbeitung erfuhr das häufig als Lehrbuch verwendete Werk mit der dritten Auflage 2006. Die Autoren setzen bei ihren Lesern Grundkenntnisse der Betriebswirtschaftslehre voraus: Schwerpunkt dieses Buchs ist nicht eine Vewaltungs(betriebs)lehre, sondern sind eben die unter dem Stichwort New Public Management diskutierten Reformkonzepte.

Autoren

Kuno Schedler ist Professor für Betriebswirtschaftslehre und hat als Schwerpunkt seiner Arbeit ein umfassend verstandenes Public Management in der Tradition seiner Universität St. Gallen gewählt. Im deutschsprachigen Raum tritt er in diesem Sinne für die sog. wirkungsorientierte Verwaltungsführung, die schweizerische Ausprägung des New Public Management ein.

Isabella Proeller ist Professorin für Public und Non-Profit Management an der Universität Potsdam und befasst sich mit der strategischen Steuerung im öffentlichen Sektor und internationalen Reformbewegungen in Verwaltungen.

Aufbau und Inhalt

Das Buch ist in 13 Kapitel und sechs Abschnitte gegliedert. Zwar ist eine Einteilung in einführende, deskriptive und schließende Abschnitte erkennbar, aber nicht so deutlich wie die sehr prägnanten Kapitelüberschriften. Am Ende der Kapitel sind kenntnisreiche Diskussionsanregungen angefügt, das Buch hat außerdem ein hilfreiches Stichwortverzeichnis. In einigen aufgeräumten Abbildungen gelingt es den Autoren, die erläuterten theoretischen und konzeptionellen Zusammenhänge nochmals auf den Punkt zu bringen; für zukünftige Auflagen könnte dieser Ansatz gerne ausgebaut werden. Außerdem wäre dann die zurzeit breite Literaturbasis des Werkes zu aktualisieren.

Nach einem ersten einführenden Kapitel über die öffentliche Verwaltung, die Ende der 80er Jahre identifizierten Krisen und das New Public Management als Reformmodell, werden im zweiten Kapitel kurz die hinter diesem Konzept liegenden Theorien und Annahmen sowie im dritten Kapitel seine strategische Ausrichtung und Ziele vorgestellt.

Ab Seite 85 werden im Hauptteil des Buchs Abschnitt für Abschnitt zentrale Bestandteile des New Public Management diskutiert: Zunächst sind das Dezentralisierung (Kap. 4), ein an Kunden und Qualität ausgerichtetes organisatorisches Design (Kap. 5). Insbesondere in den Ausführungen zur Dezentralisierung wird deutlich, wie die bereits im Staatsleitbild der Gewährleistung angelegte Produktion öffentlicher Dienstleistungen in Netzwerken zu einem Aufbau der Verwaltung führt, der zwischen steuerndem Kern und produzierender Peripherie unterscheidet: Durch die Trennung in Leistungsfinanzierer, -käufer und -erbringer sollen Autonomie und selbstständiges Entscheiden der einzelnen Einheiten erhöht werden. Um dergestalt zergliederte staatliche Aufgaben trotzdem zusammenhängend beeinflussen zu können, werden durch das New Public Management marktliche Steuerungs- und Koordinationsmechanismen installiert: dazu zählen die ergebnisorientierte Steuerung durch Leistungsvereinbarungen (Kap. 6), Budgetierung und Controlling sowie Konzepte einer wettbewerblichen Leistungserstellung (Kap. 7). Die für ein solches Steuerungs- und Koordinationssystem zentralen Leistungsvereinbarungen werden im Kap. 6 mit Ausführungen zur wirkungsorientierten Zielbildung, Produktdefinition und Vereinbarung von Kontrakten konkretisiert und durch die Autoren zusammenfassend in Flussdiagrammen aufbereitet. Neben dem im deutschsprachigen Raum und seiner juristisch-bürokratischen Verwaltungskultur wichtigen Verhältnis eines solchen Managementkonzepts in einem Rechtsstaat (Kap. 9) gehen Schedler / Proeller dann noch im Abschnitt „Potentiale und Ressourcen“ auf Personalmanagement (Kap. 10) und Informationstechnologie (Kap. 11) ein. Wie alle anderen Kapitel auch, lässt sich jedes dieser Kapitel flüssig und außerdem für sich alleine lesen. Bevor abschließend einige vorsichtige Ansätze einer Kritik angesprochen werden, gehen die Autoren hauptsächlich auf Basis einer älteren empirischen Studie deskriptiv auf den durch das New Public Management ausgelösten Wandel der Verwaltungskultur ein.

Diskussion

Das Buch bearbeitet ausführlich und gleich gewichtet die unterschiedlichen Elemente des New Public Management und ermöglicht damit einem betriebswirtschaftlich etwas vorgebildeten Leser, sich einen Überblick über die entsprechenden Reformelemente in der öffentlichen Verwaltung zu verschaffen. Beim bisweilen nur beiläufigen Wiederholen der betriebswirtschaftlichen Grundkenntnisse hätte jedoch der damit transportierte fundamentale Wandel der Verwaltungskultur noch schärfer herausgestellt werden können. Gerade die einführenden und deskriptiven Kapitel sind jedoch sehr stringent dargestellt und insofern schlüssig argumentiert. Durch immer wieder eingeflochtene Beispiele aus deutschsprachigen Verwaltungen wird der Praxisbezug der Darstellung hervorgehoben. Jenseits der erwähnten Abbildungen und Diskussionsanregungen ist das Thema nicht didaktisch aufbereitet, was aber nicht ausgewiesenes Ziel der Autoren war. Für ein vertieftes Verständnis für den durch New Public Management ausgelösten Wandel der Verwaltungskultur hätten die Kapitel über Aufkommen, theoretische Wurzeln und Prämissen dieses Konzepts ausführlicher ausfallen müssen. Welche Rolle die in den hinteren Abschnitten diskutierten Themen Personal, IT und Kultur für das New Public Management haben (sollten) und inwieweit Recht oder Rechnungswesen nur Restriktion oder Treiber einer solchen Verwaltungsreform sein könnten, wird nicht sehr deutlich.

Der Anschluss an aktuelle Diskussionen der Verwaltungswissenschaften fällt durch die knappe Kritik und Reflexion im abschließenden Kapitel 13 etwas schwer. Selbst wenn Auswahl und Verzahnung der besprochenen Konzepte nicht nur angesichts der Vielfalt möglicher Bestandteile eines New Public Management ein komplexer Untersuchungsgegenstand sind, sondern sogar dem Ziel in sich geschlossener Kapitel widersprechen, könnte ein derartiger Versuch die Bewertung dieser Modernisierungswelle vereinfachen. Ein Lösungsansatz wäre dafür möglicherweise, stärker die Perspektive auf eine strategische Steuerung mit – und nicht durch – New Public Management zu richten. Der aufmerksame Leser findet in dem verständlichen Text jedoch immer wieder klare Hinweise auf eine Wertung oder bei der Umsetzung zu beachtende Stolpersteine der beschriebenen Reformelemente.

Fazit

Selbst wenn einem derartigen Überblick selten eine wissenschaftliche Leistung zugesprochen wird, ist bei diesem Titel gerade das Zusammenfassen und Zuspitzen der ausfasernden Diskussion um Konzepte des New Public Management sehr gut gelungen. Die durchgängig gleichmäßige Diskussion einzelner Reformelemente geht zwangsläufig zu Lasten einer Fokussierung auf einen gestaltungserheblichen Kern; mit etwas mehr einleitenden Hintergründen und einer deutlicheren Betonung der ausgelösten Veränderungen z.B. bei einzelnen „Potentialen“ könnte das bereits wohltuend stringent komponierte Werk noch komplettiert werden.

Unter den deutschsprachigen (Lehr)Büchern zum New Public Management ist das Werk von Schedler / Proeller zu Recht ein empfehlenswerter Klassiker, dem bei Berücksichtigung der inzwischen vorliegenden Erfahrungen mit dieser Modernisierungswelle noch einige weitere Auflagen zu wünschen sind.

Rezension von
Prof. Dr. Elmar Hinz
Dipl.-Kfm.
Professor für Verwaltungswissenschaften an der FH Nordhausen
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Es gibt 10 Rezensionen von Elmar Hinz.

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Zitiervorschlag
Elmar Hinz. Rezension vom 12.01.2011 zu: Kuno Schedler, Isabella Proeller: New Public Management. UTB (Stuttgart) 2009. 4. Auflage. ISBN 978-3-8252-2132-4. Reihe: UTB - 2132. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/10367.php, Datum des Zugriffs 03.10.2024.


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