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Internationale Gesellschaft für Erzieherische Hilfen, IFGH-Sektion Bundesrepublik Deutschland der Fédération Internationale des Communautés Educatives (FICE) e.V., Graham Lewis (Hrsg.): Inobhutnahme konkret

Rezensiert von Dr. Stefan Heinitz, 20.06.2011

Cover  Internationale Gesellschaft für Erzieherische Hilfen, IFGH-Sektion Bundesrepublik Deutschland der Fédération Internationale des Communautés Educatives (FICE) e.V., Graham Lewis (Hrsg.): Inobhutnahme konkret ISBN 978-3-925146-70-1

Internationale Gesellschaft für Erzieherische Hilfen, IFGH-Sektion Bundesrepublik Deutschland der Fédération Internationale des Communautés Educatives (FICE) e.V., Graham Lewis (Hrsg.): Inobhutnahme konkret. Pädagogische Aspekte der Arbeit in der Inobhutnahme und im Kinder- und Jugendnotdienst. Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH) (Frankfurt am Main) 2009. 256 Seiten. ISBN 978-3-925146-70-1. 19,90 EUR.
Reihe: Erziehungshilfe-Dokumentation - Band 30. Praxis und Forschung.

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Thema

Als Folge veränderter Rahmen- und Praxisbedingungen im Kinderschutz, zuletzt durch die Veränderungen im Entwurf für das neue Bundeskinderschutzgesetz, steht auch die Praxis der Inobhutnahme in der Diskussion. Wurde dabei versucht, die Inobhutnahme in seinem Charakter als Krisenintervention noch einmal zu konkretisieren, so geht es auch in der allgemeinen Diskussion doch vorrangig um rechtliche Rahmenbedingungen und die Ursachen und Folgen steigender Fallzahlen in diesem Aufgabenfeld. Weniger thematisiert werden die fachlich-organisatorischen Herausforderungen, die mit dem Leistungsspektrum verbunden sind. Angesiedelt an einer entscheidenden Schnittstelle zwischen staatlichem Auftrag, professionellem Hilfeanspruch und (Hilfe)erwartungen von Kindern, Jugendlichen und Familien, und nicht zuletzt als Eingriff in die Privatsphäre von Familien, gewinnt das Handlungsfeld der Krisenintervention und der Inobhutnahme an besonderer Bedeutung. Bei der Inobhutnahme handelt es sich um ein wichtiges sozialpädagogisches Instrument, das jedoch in seiner fachlichen Ausgestaltung gleichsam randständig behandelt wird. Die IGFH nimmt sich dem Thema an und versucht, den aktuellen Stand der Debatte zu bündeln; sie verfolgt dabei den Anspruch, fachliche Gesichtspunkte als „pädagogische Aspekte der Inobhutnahme“ in den Vordergrund zu stellen.

Herausgeber, Autorinnen und Autoren

Den HerausgeberInnen, von denen die meisten im Arbeitskreis „Inobhutnahme“ der Internationalen Gesellschaft für Erzieherische Hilfen (IGFH) organisiert sind, ist es gelungen, eine gute Mischung von AutorInnen mit langjähriger Praxiserfahrung in unterschiedlichen Arbeitsfeldern, vor allem jedoch aus dem Feld der Inobhutnahmen, zusammenzubringen. Hinzu kommen wichtige Beiträge von AutorInnen aus den Bereichen Wissenschaft und Forschung. Ergänzt werden die unterschiedlichen Beiträge durch kurze Fallvignetten von MitarbeiterInnen aus Einrichtungen und von Jugendlichen, die von ihren Erfahrungen mit Inobhutnahmen berichten und so das vielfältige Bild gut abrunden.

Entstehungshintergrund

Aus Anlass des zehnjährigen Bestehens des Arbeitskreises soll der Band einen Überblick über die Erfahrungen im Aufgabenfeld liefern. Dabei verfolgt er das Ziel der „Aufarbeitung von praxisrelevanten Aspekten der Inobhutnahme“ (10). Als AutorInnen haben sich erfahrene Experten zusammengefunden, da aus der „Sicht des (…) Arbeitskreises Inobhutnahme (AKI) (…) bisher eine Aufarbeitung praxisrelevanter Themen rund um die Formen der Inobhutnahme“ (Klappentext) fehlte.

Aufbau und Vorwort

Der Band insgesamt ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten geht es um „Grundlagen“, also um eher allgemeine Beiträge zum Aufgabenfeld. Im zweiten Teil werden „Besondere Aspekte“ diskutiert, die dann auf speziellere Fragestellungen und Zielgruppen eingehen. Eine Besonderheit des Bandes – und das macht das Buch sehr lebendig – sind die von MitarbeiterInnen und Jugendlichen verfassten Fallvignetten und Geschichten aus der Praxis, die zwischen den Texten oder innerhalb der Texte mal mehr, mal weniger plausibel aufgearbeitet einen Einblick in die Inobhutnahme- und Krisendienstpraxis geben.

Im Vorwort von Graham Lewis (dem Sprecher des AKI) wird der Anspruch des Buches noch einmal klar formuliert, einen möglichst breiten Überblick über das Praxisfeld der Inobhutnahme zu geben. Interessant sind auch die Einblicke in die Gründungs- und Entwicklungsgeschichte des Arbeitskreises und die Bemühungen, „Lobbyarbeit für das häufig „’vergessene Instrument’ im SGB VIII“ (9) zu leisten. Als zentrale Aufgabe der Zukunft wird auch hier die Entwicklung fachlicher Standards formuliert.

1. Grundlagen

Im ersten Beitrag des allgemeinen Teils geht Thomas Trenczek auf wichtige Fragestellungen ein, die vor allem bei Praktikern im Aufgabenfeld auf Interesse stoßen dürften. Als FAQs werden insgesamt 18 sehr konkrete Fragen aus der Praxis der Inobhutnahme behandelt, die von der Frage der „Zulässigkeit“ über die Auslegung bestimmter Begriffe rund um Kindeswohlgefährdung, den Umgang mit Selbstmeldern, die „Erziehungsaufgaben und Befugnisse des Jugendamtes“ bis hin zu „Dauer“ und „Beendigung der Inobhutnahme“ reichen. Diese werden unter dem Titel „Muss ich, darf ich, kann ich …“ (15) allerdings ausschließlich vor dem rechtlichen Hintergrund als Fachstandards diskutiert, etwaige (sozial)pädagogische Implikationen und Konsequenzen lassen sich dabei nur ansatzweise finden.

Jürgen Blandow verweist auf den besonderen Charakter von Inobhutnahmen als einem „Dazwischen“ (37), einem Übergang mit Kurzfristigkeit, als besondere Chance und Herausforderung des Aufgabenfeldes. In seinem historisch angelegten Beitrag geht er auf die „Geschichte der Inobhutnahme der Stadt Bremen“ ein und zeichnet damit gleichzeitig auf interessante Art und Weise wichtige Entwicklungsphasen Sozialer Arbeit insgesamt nach. An den aus Archiven und alten Jugendamtsberichten entnommenen Zitaten wird die Geschichte der Inobhutnahme als Entwicklung dezentralisierter und spezialisierter Angebote und die dahin gehenden Suchbewegungen in den unterschiedlichen Kontexten stellenweise sehr lebendig. Dabei sind einige der Probleme der Vergangenheit auch noch die heutigen: „Von den Anfängen bis in die Gegenwart begleiten das Notaufnahmesystem Klagen über zu hohe Kosten und zu lange Verweildauern und die Schwierigkeit, eine den Kindern und Jugendlichen angemessene Anschlusshilfe in einem zeitlich erträglichen Rahmen zu finden.“ (61)

Vor dem Hintergrund einer bundesweit sehr differenzierten Organisations- und Finanzierungspraxis der Bereitschaftsdienste erläutert Andreas Neumann-Witt in seinem Beitrag „unterschiedliche Modelle der Inobhutnahme, die auf dem Erfahrungswissen des Arbeitskreises Inobhutnahme der IGFH beruhen“ (63). Er beschreibt die zentralen zur Anwendung kommenden Modelle (Inobhutnahme-Einrichtungen freier Träger, Notdienste der Jugendämter, Inobhutnahmeplätze angegliedert an stationäre Einrichtungen und Bereitschaftspflegestellen), und geht dabei sowohl auf pädagogische Herausforderungen, organisatorische und Steuerungsprobleme, als auch auf Unterschiede in der Finanzierung ein, die mit den jeweiligen Modellen verbunden sind. Im Anschluss daran diskutiert er spezifische Ausrichtungen (nach Alter, Geschlecht, Problem) und geht kurz auf Finanzierung, Sleep Ins und Clearing ein. Er bündelt damit in seinem Beitrag die vielfältigen Formen von Inobhutnahmen und wägt Vor- und Nachteile in ihren Möglichkeiten ab.

In dem etwas ausführlicheren Beitrag von Maud Zitelmann geht es um die Darstellung und Diskussion ausgewählter Ergebnisse einer bundesweiten repräsentativen Fragebogenerhebung bei 218 Einrichtungen zur Praxis der Inobhutnahme. In diesem aus Sicht von Forschung wenig zugewandten Feld diskutiert sie zunächst die „Inanspruchnahme und Konzepte der Inobhutnahme“ (77 ff.). Dabei verweist sie zunächst auf strukturelle Schwierigkeiten, wie den Mangel pauschaler Finanzierung oder etwa die Abhängigkeit von der Belegung durch das örtliche Jugendamt. Neben weiteren Aspekten, die ein umfassendes Licht auf die Praxis werfen, werden neben der Qualifikation der Fachkräfte vor allem aber Mängel im Betreuungsschlüssel herausgestellt. In dem interessanten Feld der „Einschätzung der Gefährdung und des Hilfebedarfs“ (81 ff.) entwickelt die Autorin zwar erste Anregungen zur Praxis der Diagnostik in diesen Einrichtungen, aufgrund der Methode des Fragebogens bleibt der Erkenntnisgewinn in Bezug auf die Entscheidungsfindung jedoch begrenzt. Im Bereich der „Kooperation von Jugendhilfe und Justiz bei Kindeswohlgefährdungen“ (86 ff.) werden die Ergebnisse zu den Kommunikationsstrukturen etwas näher dargestellt, schließlich geht es im Abschnitt „Rückführung, Hilfen zur Erziehung“ (94 ff.) um die Praxis der Weiterleitung an andere Hilfeangebote. Im kritischen Fazit zu den Ergebnissen der Studie hebt die Autorin hervor, dass sowohl Versorgung als auch Diagnostik als Aufgaben der Einrichtungen betrachtet werden, die strukturellen Rahmenbedingungen (Personalschlüssel, Abhängigkeiten, Überbelegung, inadäquates Finanzierungsmodell) den fachlichen Anforderungen aber nicht angemessen sind.

Schließlich rundet Jens Pothmann mit einem Beitrag zu Einsichten aus der amtlichen Kinder- und Jugendhilfestatistik diesen ersten allgemeinen Teil gut ab. Darin wird neben Aussagen zu den Arten der Meldungen, den regionalen Unterschieden u.a. auch deutlich, dass es zwar zu Fallzahlenanstiegen bei Kindern unter 6 Jahre nach 2005 gekommen ist, der speziell auf kleine Kinder gerichtete Fokus in der aktuellen Kinderschutzdebatte jedoch mit Blick auf die Statistik der Inobhutnahme nicht zu halten ist, da es vor allem Jugendliche sind, die als primäre Nutzergruppe der Angebote deutlich werden.

2. Besondere Aspekte

Der zweite Teil beginnt dann mit einem Beitrag von Manfred Brötz. Dabei wird die Inobhutnahme als ein spezifisches Aufgabenfeld des Jugendamtes dargestellt. Er verweist nach einem (wie in fast allen Beiträgen) rechtlichen Einstieg allerdings auch auf die mit der Heterogenität der Fallkonstellationen einhergehenden Unsicherheiten, Spannungen und Ambivalenzen von Krisensituationen und skizziert einen ersten fachlich-pädagogischen Anforderungskatalog an die Fachkräfte und die Organisation des ASD.

Uwe Weißferdt hingegen schließt an mit einem weiteren (kurzen) Praxisbericht aus dem Kreis Segeberg, in dessen Mittelpunkt die Zusammenarbeit zwischen Jugendamt und Freiem Träger steht, was quasi als alternatives (aber nicht so sehr konträres, wie im Vorwort angekündigtes) Gegenmodell zum vorherigen Beitrag erscheinen soll. Zunächst skizziert er das spezifische Konstrukt des ASD im Kreis, um dann die Verantwortungsverteilung zwischen freiem Träger und ASD knapp zu umreißen.

Lutz Bohnstengel stellt sich dann etwas genauer einer in der Praxis immer wieder auftauchenden Problemkonstellation: den Herausforderungen von so genannten „schwierigen Fällen“, von Kindern und Jugendlichen mit „mehreren (psychiatrischen) Diagnosen“ (153). Dabei spannt er einen weiten Bogen von der Symptomatik über Konzept und Diagnostik bis hin zu Möglichkeiten der Stabilisierung. Am Ende geht er dann auf die Anforderungen an Inobhutnahmestellen ein und zeigt, mit welchen Möglichkeiten und unter welchen professionellen Bedingungen es gelingen kann, den schwierigen Anforderungen dieser Personengruppe gerecht zu werden.

Corinna Ter Nedden wendet sich der Problematik junger Migrantinnen bei der Inobhutnahme zu und charakterisiert diese vor dem Hintergrund der Berliner Kriseneinrichtung „Papatya“, die sich auf Fälle von Zwangsheirat spezialisiert hat. Die praxisnahe Darstellung lebt davon, dass die Zuspitzungen und Kontroversen in der Arbeit mit dieser Zielgruppe und die sozialen, familialen und kulturellen Hintergründe miteinander diskutiert und immer wieder durch kurze Fallbeispiele aufgelockert und illustriert werden.

Jürgen Blandow wiederum erläutert in einem fundierten Beitrag geschlechtsspezifische Aspekte von Inobhutnahmen. Dazu diskutiert er zunächst die Ergebnisse von Statistiken und Forschungen zu diesem Feld. Dabei bestätigt und ergänzt er den Befund, (der aber auch schon im Beitrag von Jens Pothmann zu finden ist), dass es sich statistisch betrachtet bei Inobhutnahmen vor allem um 14 bis 16-jährige Mädchen handelt. Weitere Hintergründe zu Anlässen, Unterbringungsformen und Verweildauer ermöglichen einen substanziellen Blick auf die Zielgruppe, ihre Veränderungen im Lebenslauf und die geschlechtsspezifischen Hintergründe und Handlungsmuster in den einzelnen Altersgruppen. Interessant sind die dabei formulierten Anforderungen an die PädagogInnen: Während sie bei unter 12-Jährigen die Aufgabe des „Gate-Keepers“, des Vermittlers vor allem von adäquater Hilfe haben, verändert sich diese bei den 12 bis 14-Jährigen, die sich in einer wichtigen Sozialisationsphase befinden, hin zum „pädagogischen Begleiter in den Jugendlichenstatus“ (215). Und schließlich verändert sich das pädagogische Anforderungsprofil bei den über 14-Jährigen in die Rolle des „parteilichen Lebensbegleiters“, der allerdings auch die Aufgabe hat, Jugendliche mit ihrem „zerstörerischen Leiden“ (216) zu konfrontieren und verstärkt „Anbieter von alternativem Sinn“ (216) zu sein. Im Schluss skizziert er dann konzeptuelle Eckpfeiler der Krisenarbeit, die den Beitrag abrunden.

Lutz Bohnstengel geht aus einer systemtherapeutischen Perspektive vor allem darauf ein, wie der Erstkontakt in der Inobhutnahme als Schlüsselmoment oder „erste Weichenstellung“ (221) für den weiteren Prozess gestaltet werden kann. In Zentrum der Explorationsphase geht er auf vielfach bekannte, in der Praxis jedoch meist verkürzt eingesetzte Methoden (bspw. Genogramm) und auf eine ressourcenorientierte Haltung ein. Auftragsklärung ist als wichtiger Aspekt im Vorfeld zu behandeln. Schließlich wird sehr konkret der Start in die Inobutnahme beschrieben und Faktoren skizziert die dabei helfen, Stabilität zu erzeugen. Der Beitrag endet mit Anforderungen an die Fachkräfte in diesen Situationen, die sich als Aneinanderreihung systemischer Haltungen und Kompetenzen jedoch nicht deutlich von anderen Darstellungen unterscheiden.

Den Abschluss bildet eine kommentierte Zusammenfassung eines Interviews mit vier Mitgliedern des Arbeitskreises Inobhutnahme (und teilweise AutorInnen dieses Bandes), das Werner Freigang führte und zum Abschluss eine spannende Zusammenschau der vielfältigen Praxis der Krisenarbeit und der Inobhutnahme liefert. Hier wird ein lebendiges Bild der Praxis gezeichnet, in dem die pädagogischen Aspekte des Arbeitsfeldes hervorgehoben werden, die Spannungen und Herausforderungen, aber auch die Chancen und das Besondere des Arbeitsfeldes lebendig werden lassen und den Band insgesamt gut abrunden.

Diskussion

Der Band ist ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Diskussion und liefert dazu einen fundierten und vor allem breit gefächerten Überblick. Vor allem zur Praxis der Inobhutnahme gibt es vielfältige Anregungen aus der Darstellung der einzelnen Praxen wie aus der Diskussion der wissenschaftlichen Ergebnisse. Die Bedeutung rechtlicher Rahmenbedingungen stellt für die meisten der Beiträge einen zentralen (weil oftmals auch zu Beginn der einzelnen Beiträge diskutierten) Bezugspunkt dar. Das fällt beim Lesen der Beiträge insgesamt auf und wirft ein etwas problematisches Licht auf den Band, da in einigen Beiträgen diese rechtlichen Rahmenbedingungen scheinbar mit fachlichen Standards gleich gesetzt werden. Die im Titel angekündigten pädagogischen Aspekte bleiben oftmals auf der Ebene der Darstellung von Praxiserfahrungen auf der Strecke, die fachliche Ausgestaltung des durchgängig mit hohen Ansprüchen versehenen Aufgabenfeldes kommt so etwas zu kurz. Das hat jedoch auch damit zu tun, dass die konzeptionelle Diskussion um Krisendienste und Inobhutnahme meist nicht über rechtliche, organisationale Rahmenbedingungen und personale Qualifikationen hinausgeht. Das Feld der Krisendienste aus sozialpädagogischer und professioneller Sicht bedarf weiterer Ausleuchtung, da Krisendienste und Krisenintervention in der Sozialen Arbeit allgemein und im Feld des Kinderschutzes im Besonderen über die Möglichkeit von Inobhutnahmen hinausgehen. Als Ausgangspunkt für weitere Diskussionen leistet der Band jedoch einen wichtigen Beitrag, durch seinen Facettenreichtum bietet er vor allem für Praktiker im Aufgabenfeld, aber auch für andere Interessierte zahlreiche Anregungen.

Fazit

Dem Anspruch, den sich die Herausgeber mit dem Band stellen, eine „Standortbestimmung der Inobhutnahme“ (Klappentext) vorzunehmen, werden sie überzeugend gerecht. Der Facettenreichtum der Beiträge, die Erfahrungen, die fachliche Kompetenz und vor allem die gelungene Mischung aus Praxisberichten, der Diskussion aktueller Daten und wissenschaftlicher Expertisen, durchsetzt mit Fallvignetten von Nutzern und MitarbeiterInnen, spiegelt die Vielfältigkeit des Aufgabenfeldes wider und macht den Band zu einem wichtigen und grundlegenden Beitrag in der aktuellen Diskussion. Vor allem für Fachkräfte aus dem Aufgabenfeld stellt der Band eine reiche Fundgrube praxisrelevanter Aspekte dar. Kritisch angemerkt muss werden, dass die Diskussion rechtlicher Aspekte deutlich im Vordergrund steht, während hingegen die „pädagogischen Aspekte“ nur sehr praxisnah und wenig konzeptuell diskutiert werden. An dieser Stelle finden sich Anknüpfungspunkte für weitere Forschung und Praxisentwicklung.

Rezension von
Dr. Stefan Heinitz
Wissenschaftlicher Mitarbeiter „Aus Fehlern lernen – Qualitätsmanagement im Kinderschutz“ / Kronberger Kreis für Dialogische Qualitätsentwicklung e.V. und Alice Salomon Hochschule Berlin
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Es gibt 1 Rezension von Stefan Heinitz.

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Zitiervorschlag
Stefan Heinitz. Rezension vom 20.06.2011 zu: Internationale Gesellschaft für Erzieherische Hilfen, IFGH-Sektion Bundesrepublik Deutschland der Fédération Internationale des Communautés Educatives (FICE) e.V., Graham Lewis (Hrsg.): Inobhutnahme konkret. Pädagogische Aspekte der Arbeit in der Inobhutnahme und im Kinder- und Jugendnotdienst. Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH) (Frankfurt am Main) 2009. ISBN 978-3-925146-70-1. Reihe: Erziehungshilfe-Dokumentation - Band 30. Praxis und Forschung. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/10428.php, Datum des Zugriffs 14.10.2024.


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