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Frederic Fredersdorf, Michael Himmer (Hrsg.): Junge Sozialarbeitswissenschaft

Rezensiert von Prof. Dr. Heiko Kleve, 16.12.2010

Cover Frederic Fredersdorf, Michael  Himmer (Hrsg.): Junge Sozialarbeitswissenschaft ISBN 978-3-531-17371-9

Frederic Fredersdorf, Michael Himmer (Hrsg.): Junge Sozialarbeitswissenschaft. Diplomarbeiten zu relevanten Handlungsfeldern der sozialen Arbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften (Wiesbaden) 2010. 148 Seiten. ISBN 978-3-531-17371-9. 29,95 EUR.
Reihe: VS research - Forschung und Entwicklung in der Sozial(arbeits)wissenschaft.

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Thema

Der Titel der Anthologie macht wahrscheinlich vor allem die Kolleginnen und Kollegen neugierig, die an der Etablierung einer eigenen Sozialarbeitswissenschaft bzw. Wissenschaft der Sozialen Arbeit seit Jahren arbeiten. Bei näherem Hinsehen und vor allem beim Blick auf den Untertitel wird diese Neugier dann vielleicht etwas verebben, geht es doch um Kurzpräsentationen von ausgewählten Diplomarbeiten, die an der Fachhochschule Vorarlberg in Österreich zwischen 2002 und 2010 geschrieben wurden. Die Herausgeber bewerten diese Arbeiten als besonders interessant, weil sie ein Diplomstudium repräsentieren, das nur acht Jähre währte, also „rasch von der europäischen Entwicklung überholt [wurde]“ (S. 5) und in das „Bologna-System (Bachelor- und Masterstudien)“ (ebd.) überging. Fredersdorf und Himmer meinen, dass diese „historisch einmalige Situation […] Anlass bietet, ein Kaleidoskop herausragender sozialarbeiterischer Diplomarbeiten darzustellen“ (ebd.).

Herausgeber und AutorInnen

Dr. Frederic Fredersdorf ist Professor an der FH Vorarlberg und leitet den dortigen Forschungsschwerpunkt gesellschaftliche und sozialwirtschaftliche Entwicklung. Zudem ist er beim Verlag für Sozialwissenschaft (VS) Herausgeber der VS-Research-Reihe „Forschung und Entwicklung in der Sozial(arbeits)wissenschaft“, in der vor allem Beiträge zu einer evidenzbasierten Sozialen Arbeit publiziert werden sollen. Auch das vorliegende Buch erscheint in der Reihe.

Dr. Michael Himmer leitet an der FH Vorarlberg den Studiengang Soziale Arbeit und lehrt zudem an verschiedenen Fachhochschulen mit den Schwerpunkten in Europäischer Sozialpolitik und Sozialmanagement.

Die Buchbeiträge zu den Diplomarbeiten stammen von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern (Liste der Beiträge und der Autoren siehe unter „Aufbau und Inhalt“) mit dem österreichischen Titel Magistra/Magister FH. Zudem hat eine weitere Professorin der FH Vorarlberg, und zwar Magistra Erika Geser-Engleitner an dem Buch mitgewirkt.

Aufbau und Inhalt

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert:

Im Teil I „Sozialarbeit an der Fachhochschule Vorarlberg studieren“ geben zunächst Himmer und Fredersdorf einen Überblick über die „Entwicklung sozialarbeiterischer Studiengänge in Österreich und Vorarlberg“. In einem separaten Beitrag präsentiert Geser-Engleitner ihre Vorschläge zum Verfassen von sozialarbeiterischen Diplomarbeiten.

Im Teil II werden die kurzen, in der Regel zehn Seiten langen Kurzpräsentationen von herausragenden Diplomarbeiten der FH Vorarlberg publiziert. Im Einzelnen können wir von folgenden Autorinnen und Autoren Einführungen in ihre Diplomthemen lesen:

  • Miriam Alge: Jugend am Hof – Soziale Landwirtschaft für Jugendliche mit Verhaltensstörungen in Vorarlberg
  • Marietta Bennati-Schranz: Soziale Arbeit und Tourismus am Beispiel der Region Pitztal, Gemeinde St. Leohnhard
  • Claudia Bernard: Trauma vs. Resilienz. Die Bedeutung der Ressourcen- bzw. Resilienzorientierung in der Sozialen Arbeit
  • Ulrike Drexel: Gewalt in der Schule. Formen und Ausmaß von Gewaltanwendung unter Schülerinnen und Schülern der 5. Bis 8. Schulstufe am Beispiel von Schulen der Stadt Dornbirn
  • Lars Güfel: Schwache Kinder stark machen: Vulnerabilität und Resilienz im Kontext der Jugendpsychiatrie
  • Stefanie Hammerer: Was benötigen Kinder mit desorganisierten Bindungsverhalten?
  • Andrea Jakes: Das verlorene Selbst – Doppeldiagnosen und Komorbidität
  • Siegfried Kaspar: Arbeitssuchende Jugendliche in Vorarlberg
  • Marion Müller: Sexualität im Altersheim. Was kann Sozialarbeit zur gelebten Sexualität alter Menschen im Seniorenheim beitragen?
  • Elke Werle: Wirkungsforschung in der Sozialarbeit – Ökonomisierung oder neue Chance?
  • Julia Zehentner: Interkulturelles Mädchencafé in Dornbirn

In nahezu allen Darstellungen erfolgt ein knapper Themenaufriss, eine Benennung der Ziele der Arbeit, eine Darstellung der genutzten (Forschung-)Methoden und eine Zusammenfassung der Ergebnisse. Damit bekommen die Leserinnen und Leser einen kurzen, aber informativen Einblick in die jeweilige Diplomarbeit.

Diskussion

Die Frage ist freilich, welches Ziel die Publikation verfolgt. Für die Absolventen, die ihre Arbeit in dem Sammelband darstellen konnten, kann es sicherlich als eine Auszeichnung gelten, dass sie ihre als hervorragend bewertete Arbeit einem größeren Publikum präsentieren können. Die Arbeiten zeichnen sich durch sehr interessante Fragestellungen aus und versprechen eine interessante Lektüre – jedenfalls für Forscher, die in den jeweils thematisierten Gebieten arbeiten. Zudem präsentiert sich die Fachhochschule Vorarlberg mit dem Buch und zeigt exemplarisch auf, wie dort Sozialarbeitswissenschaft oder – genauer formuliert: Sozialarbeitsforschung, häufig mit einer evidenzbasierten Ausrichtung realisiert wird. So kann das Buch als eine Art Aushängeschild für eine innovative Sozialarbeitslehre betrachtet werden, die mutig und selbstbewusst ihre Ergebnisse präsentiert, die sich tatsächlich sehen lassen können.

Zielgruppe

Das Buch ist all jenen zu empfehlen, die an der Entwicklung des sozialarbeiterischen Studiums sowie seinen Möglichkeiten und Ergebnissen interessiert sind. Es bietet zudem einen speziellen Einblick in den besonderen österreichischen Kontext, der auch für Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland und der Schweiz einen sehr interessanten Vergleichsmaßstab für die Entwicklung der sozialarbeiterischen Disziplin und Profession bietet. Überdies können sich Studierende der Sozialen Arbeit in der Anthologie Anregungen für mögliche Themen ihrer Abschlussarbeiten holen und erfahren, wie diese Arbeiten systematisch, zielbezogen und transparent geschrieben und präsentiert werden können.

Fazit

Es handelt sich um ein Buch, das zwar keine neue Entwicklungsrichtung oder Fundierung der Sozialarbeitswissenschaft vermittelt, das aber als sehr interessantes Aushängeschild eines innovativen Sozialarbeitsstudium an der FH Vorarlberg gelten kann. Wer sich für den österreichischen Kontext der Sozialarbeitsausbildung interessiert oder Anregungen für sozialarbeiterische Forschungsthemen und ihre Bearbeitung wünscht, dem sei die Publikation empfohlen.

Rezension von
Prof. Dr. Heiko Kleve
Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft, Department für Management und Unternehmertum, Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU)
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Es gibt 21 Rezensionen von Heiko Kleve.

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ISSN 2190-9245