Peter Faulstich, Christine Zeuner: Erwachsenenbildung
Rezensiert von Mag.(FH) DSA MSc Doris Lang-Lepschy, 26.01.2011
Peter Faulstich, Christine Zeuner: Erwachsenenbildung.
Beltz Verlag
(Weinheim, Basel) 2010.
191 Seiten.
ISBN 978-3-407-34209-6.
D: 19,95 EUR,
A: 20,60 EUR,
CH: 34,50 sFr.
Reihe: Bachelor, Master.
Thema
Mit „Erwachsenenbildung - Eine handlungsorientierte Einführung in Theorie, Didaktik und Adressaten“ haben Faulstich und Zeuner bereits 1999 ein umfangreiches Grundlagenwerk der Erwachsenenbildung erstellt, das 2008 in der 3. Aktualisierten Auflage erschienen ist (vgl. die Rezension). Das Kurzlehrbuch „Erwachsenenbildung“ aus der BELTZ-Reihe BACHELOR/MASTER bietet eine Weiterentwicklung mit umfangreichem Zusatzmaterialien im Internet.
Autorin und Autor
Dr. Peter Faulstich, ist Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung an der Universität Hamburg. Dr. Christine Zeuner ist Professorin für Erziehungswissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Erwachsenenbildung an der Helmut Schmidt Universität der Bundeswehr Hamburg.
Entstehungshintergrund
Die Kurzlehrbücher BACHELOR/MASTER sind speziell konzipiert für LehramtsstudentInnen und Studierende benachbarter Fachrichtungen. Sie beinhalten die Konzentration auf das Wesentliche und Prüfungsrelevante in verständlicher und kompakter Darstellung. Reflexions- und Arbeitsfragen sind in jedem Kapitel enthalten und stellen Anwendungsbezüge in den Fokus. Tabellen und Schaubilder visualisieren und ergänzen den geschriebenen Text. Auch Definitionen und Beispiele aus der Erwachsenenbildung sind prominent platziert. Als besonderes Service finden sich in der Marginalspalte „Vertiefungskästchen“ mit einem Maussymbol. So stehen zusätzliche Materialien zum Download mit der Verwendung eines Codes bereit. Literaturtipps zur weiteren Recherche sind ebenfalls enthalten. Die Vielfältigkeit der Handlungsfelder in der Erwachsenenbildung sowie die Theorien werden aus der Sicht der Lernenden gezeigt, wobei stets der Prozesscharakter betont wird und demzufolge die Übungsaufgaben als Anregung zur Reflexion des Gelesenen dienen.
Inhalt
Im ersten Kapitel Tätigkeitsfelder der Erwachsenenbildung verweisen die AutorInnen auf Begriffe und Dimensionen der Erwachsenenbildung, wobei sie den deutschen Markt beobachten. Sie zeigen sowohl die historische als auch die gegenwärtige Perspektive. Bereits hier wird der Praxisbezug gewährleistet und die Erwachsenenbildung als Handlungs- und Tätigkeitsfeld dargestellt. Das Nebeneinander von haupt- und nebenberuflicher Tätigkeit sowie die Herausforderung der Professionalisierung und der sich langsam entwickelnden beruflichen Identität findet ebenso Platz wie das Fehlen eines anerkannten beruflichen Status. Die Tätigkeitsbereiche in der Erwachsenenbildung werden durch die exemplarische Darstellung zweier Arbeitsplätze und daraus abgeleitete allgemeine Prinzipien für die organisatorische Struktur und das didaktische Handeln erklärt.
Im zweiten Kapitel Vermittlung als Unterstützung des Lernens- didaktische Perspektiven wird die Hauptaufgabe der Erwachsenenbildung besprochen: Das Anstoßen und Fördern von Lernprozessen Erwachsener. Dabei wird sowohl auf explizites als auch implizites Lernen eingegangen. Der Begriff „Didaktik“ wird definiert, verschiedene didaktische Ansätze und die Dimensionen didaktischen Handelns auf unterschiedlichen Ebenen in der Erwachsenenbildung dargestellt.
Das dritte Kapitel Weiterbildungsbedarf zeigt eben diesen als Zielgröße, die zuvor in einem definierten Handlungszyklus abgeklärt werden muss. Sie ist die Grundlage für Planungsprozesse, die Entwicklungsperspektiven und damit auch Träger- und Einrichtungsprofile abbilden soll. Bereits zu Beginn wird der Begriff „Bedarf“ auf unterschiedliche Weise erklärt und spiegelt die Problematik im Umgang mit diesem Thema wider. Indikatoren für Weiterbildungsbedarf und Bedarfsplanung sowie Methoden der Bedarfserhebung werden dargestellt, der Begriff „Kompetenzentwicklungsperspektive“ wird eingeführt.
Das vierte Kapitel Programmplanung behandelt die Frage, „auf welche Weise Weiterbildungseinrichtungen oder Weiterbildungsabteilungen ihr Angebotsspektrum entwickeln und welche Programmprofile umgesetzt werden“. (S. 54) Die übergeordnete Zielsetzung der Einrichtungen wird ebenso thematisiert wie der Bildungsauftrag und die AdressatInnengruppen. Programmplanung ist das Schanier zwischen Bedarf, Interessen und Bildungsauftrag. Auch das Spannungsfeld der unterschiedlichen Erwartungen von TeilnehmerInnen, TrägerInnen, GeldgeberInnen, der Politik und des persönlichen Bedarfs wird dargestellt.
Im fünften Kapitel Veranstaltungsplanung stellen Faulstich und Zeuner die Herausforderung an die Agierenden vorausschauend ohne umfassende Informationen zu verfahren. Zwar können sie Themen methodisch vorbereiten und Informationen über den Veranstaltungsort etc. einholen, sie sind aber immer mit einem „blinden Fleck“ konfrontiert: den Teilnehmenden (S. 67). Personen verfügen über unterschiedlichste Vorkenntnisse, Interessen und Bedürfnisse, die oftmals divergieren.
Planung und Durchführung von Lehr- Lern- Prozessen, das sechste Kapitel, beschäftigt sich mit mikrodidaktischem Handeln, dem „Vermittlungshandeln, dem Interaktionsprozess zwischen Lernenden und Vermittelndem „(S. 88). Fragen zum Lernen und Lernverhalten sowie zu sinnvollen Lernformen werden beantwortet. Ebenso wird auf die Aufgaben der Lehrenden als auch die Voraussetzungen für die Durchführung von Lehr- und Lernprozessen eingegangen. Konkrete methodische Planungs- und Durchführungsschritte bilden den Abschluss.
Das siebente Kapitel, Qualitätssicherung zeigt bereits zu Beginn die Wichtigkeit dieses Aspektes: seit mehr als vierzig Jahren gibt es eine “ differenzierte Qualitätsdebatte sowohl in Bezug auf die Erwachsenenbildung als Teil des Bildungssystems als auch in Bezug auf die Weiterbildungseinrichtungen und die Anbieter“ (S. 109). Die Ökonomisierung ist ebenso Thema wie Qualitätsmanagement und Qualitätssicherungssysteme.
Im achten Kapitel, Evaluation, wird das breite Spektrum der Evaluationsansätze und die daraus resultierenden Konsequenzen für Zielsetzungen, Design und Auswertung der erhobenen Daten dargestellt. Auch die Rolle der EvaluatorInnen wird klar beschrieben.
Das neunte Kapitel bietet den Transfer- vom Lernen zum Handeln.Die daraus resultierenden Herausforderungen werden am Beispiel der betrieblichen Weiterbildung und der Effizienzerfordernis detailreich dargestellt. Als weiteres Beispiel dient die politische Erwachsenenbildung. Transferstrategien in Lernprozessen, Transferbarrieren und Transferprinzipien bilden den Abschluss.
Bildungsberatung im Kontext des lebenslangen Lernens ist Thema des zehnten Kapitels inklusive Begriffsklärungen, Beratungsansätze sowie Beratungsfelder.
Das elfte Kapitel zeigt durch die Beschreibung der Handlungskontexte des Weiterbildungspersonals berufsspezifischeHerausforderungen wie Legitimationsnotwendigkeiten und betriebswirtschaftliche Kalküle im Bildungscontrolling auf. Die institutionellen und personellen Strukturen der Weiterbildung in Deutschland werden als instabil dargestellt. Das Buch endet mit einer umfassenden Literaturliste.
Fazit
Das Werk ist praxisorientiert und vermittelt umfangreiche Kenntnisse. Die Leserschaft hat in jedem Kapitel durch Übungsaufgaben die Möglichkeit der Reflexion des eben gelesenen Stoffes und der Wiederholung der Lerninhalte. In diesem Sinne ist die Lektüre der Publikation für StudentInnen sehr empfehlenswert. Ebenso ist der Praxisbezug durch Beispiele durchgehend gegeben. Besonders positiv sind die in jedem Kapitel zum Download angebotenen Materialien zur Vertiefung des Wissens hervorzuheben.
Rezension von
Mag.(FH) DSA MSc Doris Lang-Lepschy
Es gibt 11 Rezensionen von Doris Lang-Lepschy.
Zitiervorschlag
Doris Lang-Lepschy. Rezension vom 26.01.2011 zu:
Peter Faulstich, Christine Zeuner: Erwachsenenbildung. Beltz Verlag
(Weinheim, Basel) 2010.
ISBN 978-3-407-34209-6.
Reihe: Bachelor, Master.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/10518.php, Datum des Zugriffs 10.09.2024.
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