Armin Schneider: Soziales Managen
Rezensiert von Dr. Sebastian Noll, 16.12.2010
Armin Schneider: Soziales Managen. Wochenschau Verlag (Frankfurt am Main) 2010. 144 Seiten. ISBN 978-3-8997-4613-6. 9,80 EUR.
Thema
Das Werk ist in der Reihe Grundlagen Sozialer Arbeit des Wochenschau-Verlages erschienen, dementsprechend soll es vor allem Studentinnen und Studenten auf Bachelor- und Masterebene der Sozialen Arbeit grundlegende Begriffe und Konzepte des Managens darlegen. Dabei ist es vom Autor beabsichtigt, den Bezug zum Sozialen fortwährend zu wahren und aufzuzeigen, dass Managen im Sozialbereich die Balance zwischen knappen Ressourcen, ethischen Ambitionen und Fachlichkeit stets zu beachten hat.
Autor
Prof. Dr. Armin Schneider lehrt Sozialmanagement an der Fachhochschule Koblenz und an der Zuyd University of Applied Sciences in Maastricht / NL.
Aufbau
- Einführung
- Management in der Sozialen Arbeit: Annäherungen
- Zwischen Zügeln und Zügellosigkeit: Hintergründe und Richtungen
- Soziales: Gegenstand des Managens
- Ideen: Praxiskonzepte des Managens sozialer Organisationen
- Gestaltung von Organisationen: Managementfelder
- Unterstützungsfunktionen: Hilfen zur Steuerung
- Knappheit managen: Finanzen und Wirtschaften
- Herausforderungen: Besondere Managementbereiche
- Management und Menschenbild: Ethik
- Perspektiven: Soziales Managen
- Ausblick
- Literaturverzeichnis
Inhalt
Schneider arbeitet in den ersten Teilen (Kapitel 1-4) heraus, dass zwar die gegenwärtig stattfindende Ökonomisierung vieler Lebensbereiche auch vor der Sozialen Arbeit nicht halt macht. Aber noch viel stärker gilt, dass „Management … als Gestaltung und Steuerung von Organisationen notwendig war und ist“ (S. 10), unabhängig derzeitiger Managerialismus-Moden. Management versteht er als bewusstes Gestalten der eigenen Organisation, das sich vor allem in den Aktivitäten des Führens und Steuerns ausdrückt. Dabei gelten aber gerade für die Soziale Arbeit auch gesellschaftliche und moralische Maßstäbe neben Effizienz- und Effektivitätszielen.
Als Hintergrund wird dem Leser erörtert, welche verschiedenen – auch historischen – Zugänge (zum Beispiel den Taylorismus) und Ansätze (Handlungsorientierung) es zum Management prinzipiell gibt. Stets wird dabei die Relevanz der Ausführungen für die Soziale Arbeit betont. Mit dem Freiburger, dem Darmstädter und dem Luzerner Management-Modell werden Gesamtkonzepte geschildert, die die Eigenheiten von Nonprofit- und damit Sozialorganisationen bereits berücksichtigen (Kapitel 5).
Nachdem auf diese Weise die Relevanz des Managementdenkens für die Soziale Arbeit hergeleitet wurde, stellt der 2. Hauptteil (ab Kapitel 6) die zentralen Managementfunktionen dar. Erörtert werden die Aufgaben von Visionen und Leitbildern, Funktionen wie Führung und Leitung sowie verschiedene Organisationsmodelle. Diese Kernbereiche des Managements bedürfen Informationen, um ihre richtige Ausrichtung sicherzustellen. Dazu sind Unterstützungsfunktionen wie das Controlling zuständig. Im Kapitel 8 zu den finanzwirtschaftlichen Instrumenten betont Schneider wie schon an mehreren Stellen zuvor den gesellschaftlichen Nutzen, den eine effizient und effektiv organisierte Soziale Arbeit beschert. „‘Gewinne‘ im Bereich Sozialer Arbeit lassen sich in den wenigsten Fällen als Gewinne eines Unternehmens darstellen, sondern müssen von ihrem Selbstverständnis heraus als Gewinne für den Einzelnen und für die Gesellschaft erfasst werden.“ (S. 96 f.) Erläuterungen zu Projektmanagement und Change Management runden die Ausführung der Managementfunktionen ab.
In den abschließenden Kapiteln 10-12 steht verstärkt die Frage im Mittelpunkt, welche Leitlinien und Bezüge das Management sozialer Organisationen benötigt, denn „die Sozialwirtschaft hat stärker als alle anderen Wirtschaftszweige einen ethischen Anspruch.“ (S. 120) Als Möglichkeiten fungieren Organisationsethik oder Governance-Richtlinien, die das Handeln der Manager prägen sollen. Ebenso bedeutend ist das externe Bezugssystem, denn „das Management Sozialer Arbeit muss sich an dem Beitrag zur nachhaltigen Lösung gesellschaftlicher Problemlagen messen lassen.“ (S. 129) Dieser Bezug kann beispielhaft mit Sozialraumkonzepten optimiert werden. Management Sozialer Arbeit hat also nicht nur organisationsinterne Aufgaben, sondern wirkt stark ins Umfeld hinein.
Diskussion
Das Buch schafft zweierlei:
- Es wird schlüssig dargelegt, dass Prinzipien des Managements und der Sozialen Arbeit keine Gegensätze bilden, die Gestaltung und Führung von Sozialorganisationen aufgrund gesellschaftlicher und ethischer Maßstäbe aber komplexer ist als privatwirtschaftliches Management.
- Und Schneider gelingt es, diese Feststellung auch bei der Erläuterung der einzelnen Managementfunktionen stets aufrechtzuerhalten und zu untermauern.
Das Buch leistet somit einen Beitrag zur selbstverständlichen Etablierung von Managementinhalten in die Curricula Sozialer Arbeit. Jedes Kapitel schließt mit Hinweisen zu weiterer Literatur zum Thema, was Lernenden eine große Hilfestellung bietet. Dieser Mehrwert an geeigneter Stelle fehlt leider vielen anderen Einstiegswerken.
Fazit
Das Buch bietet einen sehr guten Überblick und Einstieg in die Thematik des Sozialen Managens. Neben den Inhalten lassen auch die anschauliche Struktur und Sprache einen größeren Leserkreis erwarten.
Rezension von
Dr. Sebastian Noll
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Es gibt 2 Rezensionen von Sebastian Noll.
Zitiervorschlag
Sebastian Noll. Rezension vom 16.12.2010 zu:
Armin Schneider: Soziales Managen. Wochenschau Verlag
(Frankfurt am Main) 2010.
ISBN 978-3-8997-4613-6.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/10577.php, Datum des Zugriffs 08.09.2024.
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