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Christian Assel: Gehen heißt verstehen - WALKING IN YOUR SHOES

Rezensiert von Noemi Eilingsfeld, 15.03.2011

Cover Christian Assel: Gehen heißt verstehen - WALKING IN YOUR SHOES ISBN 978-3-89385-641-1

Christian Assel: Gehen heißt verstehen - WALKING IN YOUR SHOES. Die Alternative zur Familienaufstellung (Vorwort von Joseph Culp). WINDPFERD Verlagsgesellschaft mbH (Oberstdorf) 2010. 178 Seiten. ISBN 978-3-89385-641-1. D: 12,95 EUR, A: 13,40 EUR.

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Autor

Der Autor Christian Assel, welcher sich nach Abschluss seines Studiums der Philosophie und Anglistik viel mit Workshops zum Thema Familienaufstellung beschäftigt hatte, stieß 2008 erstmalig auf die Methode des Walking-in-your-shoes. Fortan beschäftigte er sich ausführlich damit und rief eine Ausbildungsgruppe zu diesem Thema in Hannover ins Leben. Christian Assel wusste bereits während seines Studiums, dass sein Weg weniger durch Theorie und Wissenschaft geprägt sein würde, als vielmehr durch Praxis und die eigene Erfahrung.

Entstehungshintergrund

Joseph Culp, Autor, Regisseur und Schauspieler, begründete 1986 Walking-in-your-shoes gemeinsam mit dem Psychotherapeuten John Cogswell. Joseph Culp benutzt das Walking um seine Rollen als Film- und Theaterschauspieler besser zu verstehen. In Kursen, welcher er Schauspieler-Kollegen gibt, geht es darum, dass diese ihre Rolle durch das Walking von „innen“ her begreifen können. (Seite 13)

Die beiden Begründer von Walking-in-your-shoes erkannten jedenfalls schon sehr früh, dass nicht nur Schauspiel- und Theaterrollen „gegangen“ werden können, sondern auch Rollen aus dem realen Leben. Diese Erkenntnis ließ sie über die bisherigen Grenzen der Schauspiel- und Theaterszene hinausgehen, was zu der Entwicklung von Walking-in-your-shoes in seiner heutigen umfassenderen Form führte.(Seite 14)

Aufbau

Das Buch „Gehen heisst verstehen, Walking-in-your-shoes“ teilt sich insgesamt in sechs Kapitel. Das Buch beginnt mit einem Geleitwort von Joseph Culp,einem Vorwort und einer Einführung in das Thema. In Kapitel eins gibt der Autor Christian Assel eine kurze Erläuterung zu Walking-in-your-shoes und erklärt knapp worum es sich bei dieser Methode handelt. Kapitel zwei behandelt mehrere Beispiele für „klassische“ Prozesse von Walking-in-your-shoes.
In Kapitel drei wird das Thema „Familienaufstellung“ genauer beleuchtet und die wesentlichen Merkmale dieser Methode erläutert. Im Anschluss befasst sich Kapitel vier mit ausgewählten Beispielen der Familienaufstellung.
In Kapitel fünf werden Beispiele zu Grunde gelegt, bei denen es sich um eine Kombination aus systemischen Elementen der Familienaufstellung und Komponenten des Walking-in-your-shoes handelt. Zum Schluss werden weiterführende Gedanken und Überlegungen angestellt, welche sich in Kapitel sechs wiederfinden.
Unter dem Anhang kann man Interviews lesen, welche der Autor Christian Assel mit den Begründern des Walking-in-your-shoes Joseph Culp und John Cogswell geführt hat.

Inhalt

„Du kannst niemals einen anderen Menschen verstehen, bevor du nicht eine Meile in seinen Mokassins gegangen bist.“ Mit diesem Zitat der indianischen Ureinwohner, beschreibt Joseph Culp, zu Beginn die Walking-in-your-shoes-Methode, welche unsere natürliche Fähigkeit, unsere Grenzen zu überschreiten nutzt um Empathie zu empfinden und um dadurch eine tiefe Beziehung zu einem anderen Wesen herzustellen. Joseph Culp erklärt den Prozess als eine Körper/Seele-Technik. Im Vorwort und der Einführung geht der Autor Christian Assel auf die Entstehungsgeschichte der Walking-in-your-shoes-Methode ein. Er erzählt von seinen ersten Kontakt mit der Methode, dem privaten experimentieren damit, sowie die Entwicklung des Walking-in-your-shoes in Verbindung mit der Familienaufstellung. (S. 7-20)

In Kapitel eins „Was ist Walking-in-your-shoes?“ geht Christian Assel näher auf das Thema Empathie ein und erklärt weiterhin, dass es in der Methode darum geht, etwas sichtbar zu machen, was im Verborgenen liegt. Der Autor nennt dies die „seelische Ebene“ und meint damit die Ebene, auf der sich jemand oder etwas auf eine besondere echte und unverstellte Art und Weise zeigt. Dann erläutert Christian Assel den genauen Ablauf von Walking-in-your-shoes.

  • Zunächst wird die Rolle des „Gehers“ bestimmt, wobei der Teilnehmer nicht selbst geht, sondern einen anderen aus der Gruppe als Stellvertreter dafür auswählt
  • Der „Geher“ beginnt den Walk mit dem ersten Schritt und bewegt sich im Raum
  • Im Laufe des Walks nimmt der Geher Informationen wahr und versetzt sich in die vorgebene Person
  • Das Ergebnis sind präzise und zutreffende Informationen über die vorgegebene Person durch den Stellvertreter dieser Rolle

Auf die Frage hin, welche Rollen für das Walking geeignet sind, erklärt der Autor, dass es scheinbar unbegrenzte Möglichkeiten bei der Wahl gibt. Er meint, dass sowohl Verstorbene, frühere Partner, Familienmitglieder oder Kollegen, als auch Tiere, Medikamente und auch Gefühle gegangen werden können.
Weiterhin beschreibt Christian Assel, dass durch das Gehen der Körper in Bewegung kommt und dadurch Energie frei wird. Durch die Bewegung der Energie werden auch Bilder, Emotionen und Eindrücke freigesetzt, die sehr viel mit der Rolle zu tun haben. (S. 21-29)

Kapitel zwei „Beispiele für klassische Prozesse von Walking-in-your-shoes, beschreibt der Autor Christian Assel acht individuelle Beispiele aus seinen Kursen, welche die praktische Anwendung der Methode deutlicher machen sollen. (S. 31-47)

In Kapitel drei widmet sich der Autor verstärkt dem Thema „Familienaufstellung“. Christian Assel erklärt, dass die Methode der Familienaufstellung und Walking-in-your-shoes gewissermaßen der gleichen Quelle entspringen. Aus diesem Grund lassen sich beide Methoden gut miteinander kombinieren und ergänzen sich gegenseitig.
Im nächsten Abschnitt geht der Autor auf den Ablauf der Familienaufstellung ein.

  • Bevor die Familienaufstellung durchgeführt wird, findet mit dem Teilnehmer ein Interview statt
  • Zu Beginn wird eine Stellvertreter-Rolle ausgewählt
  • Die Aufgabe des Teilnehmers ist es nun, die betreffenden Personen oder Elemente als Stellvertreter, intuitiv und ohne einen Plan zu verfolgen, im Raum aufzustellen
  • Die Stellvertreter der Rolle können nun nach etwas Eingewöhnungszeit, Dinge wahrnehmen, die merkwürdigerweise mit der realen Person sehr viel zu tun haben

Als Wesentliches Merkmal der Familienaufstellung beschreibt der Autor, den Blick auf das gesamte Familiensystem und nicht etwa nur auf den Klienten. Das Betrachten der Gesamtsituation führt letztendlich zu einer Lösung. (S. 49-54)

Im Kapitel vier geht Christian Assel näher auf die Materie der Familienaufstellung ein und führt dazu elf ausgewählte Beispiele an. Er erläutert, dass sich die Familienaufstellung am besten an der Praxis erklären lässt. (S. 55-80)

Kapitel fünf „Walking-in-your-shoes in Kombination mit systemischen Elementen aus der Familienaufstellung“ beschreibt anhand von acht Beispielen, wie sich die beiden Methoden gegenseitig ergänzen und dass durch deren Anwendung bei den Teilnehmer häufig eine „tiefere Ebene“ erreicht werden kann.

Manche der Beispiele werden durch Skizzen erweitert dargestellt und werden somit für den Leser verständlicher.(S. 81-97)

In Kapitel sechs beschreibt Christian Assel „Weiterführende Überlegungen und Gedanken“.
Der Autor greift nochmals die Frage auf „Warum funktioniert eine Stellvertretung?“ und erklärt in diesem Zusammenhang, die Wirkung des „Wissenden Feldes“ bzw. „Morphogenetischen Feldes“. Dabei werden Informationen gespeichert und in bestimmten Situationen sichtbar und erkennbar. Letztendlich gesteht der Autor, dass es keine schlüssige, nachvollziehbare oder plausible Erklärung für das geliefert werden kann, was die Stellvertreter in ihrer Rolle spüren. Aus diesem Grund hat sich Christian Assel entschlossen dieses Phänomen lieber unerklärt zu lassen. Nach Meinung des Autors befinden wir uns in Wirklichkeit am Anfang der Auseinandersetzung darüber, ob unser wissenschaftlich-technisches Weltbild möglicherweise in Zukunft durch eine beschreibende Mystik zu ersetzen sein wird. Weiterhin plädiert Christian Assel für eine „Re-Mystifizierung“ und eine „Entschleunigung“ unserer Welt. Als Grund dafür, warum eine Stellvertretung bei Walking-in-your-shoes und der Familienaufstellung funktioniert, zieht der Autor als Erklärungsmodell die „Bewegung der Seele“ heran. Nachfolgend klärt er die Bedeutung der Seele und begründet, warum ein Denken und Fühlen ohne Seele nicht möglich ist. (S. 99-104)

Im Anhang finden sich Interviews, welche Christian Assel mit den beiden Begründern der Walking-in-your-shoes-Methode, Joseph Culp und John Cogswell geführt hat. Die Interviews geben nochmals einen Einblick in die Methode, mit Vorteilen und Kritiken und geben dem Leser die Möglichkeit etwas über die Begründer des Walking-in-your-shoes und deren Absichten zu erfahren. (S. 105-151)

Diskussion

Zu Beginn wirft dieses Buch viele Fragen auf. Der Leser tappt im Dunkeln und kann sich nur vage vorstellen, um was es sich bei der Walking-in-your-shoes-Methode handelt. Es besteht ein schmaler Grad zwischen Fiktion und Wirklichkeit, zwischen Hypothese und Faktum. Nach und nach erklärt Christian Assel die Methode genauer und beschreibt diese anhand von Beispielen aus seiner Praxis. Das gibt dem Leser die Möglichkeit einen Einblick in die Walking-in-your-shoes-Methode zu erhalten und eine Vorstellung davon zu bekommen, wie eine seiner Sitzung abläuft. Die Frage, welche allerdings weiterhin unbeantwortet bleibt ist die, wie es möglich ist, dass, und vor allem was, der Stellvertreter in seiner Rolle wahrnimmt. Zu dieser Frage lassen sich lediglich Spekulationen anstellen, denn der Autor streift das Thema zwar immer wieder, gibt aber keine Erklärung dazu ab.

Fazit

Das Buch „Gehen heisst verstehen – Walking-in-your-shoes“ ist eine informative und gelungene Arbeit über eine neue Methode zur Stärkung der Empathie und der Auseinandersetzung mit dem individuellen Selbstbild. Allerdings handelt es sich bei den Ergebnissen um Erfahrungswerte und nicht um wissenschaftlich fundierte Resultate. Aus diesem Grund kann das Buch nicht als Fachlektüre dienen. Bei Interesse an dem Mystischen und zur Wissenserweiterung über psychische und physische Vorgänge der Seele und des Körpers, ist Walking-in-your-shoes sicherlich eine interessante Methode und das Buch daher eine ansprechende Lektüre.

Rezension von
Noemi Eilingsfeld

Es gibt 2 Rezensionen von Noemi Eilingsfeld.

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Zitiervorschlag
Noemi Eilingsfeld. Rezension vom 15.03.2011 zu: Christian Assel: Gehen heißt verstehen - WALKING IN YOUR SHOES. Die Alternative zur Familienaufstellung (Vorwort von Joseph Culp). WINDPFERD Verlagsgesellschaft mbH (Oberstdorf) 2010. ISBN 978-3-89385-641-1. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/10580.php, Datum des Zugriffs 15.01.2025.


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