Jens Trein: Systemisch-personenzentrierte Pädagogik
Rezensiert von Monika Pietsch, 05.01.2012
Jens Trein: Systemisch-personenzentrierte Pädagogik. Eine Neureflexion des personenzentrierten Ansatzes nach Carl Rogers aus systemisch-konstruktivistischer Perspektive.
Verlag Dr. Kovač GmbH
(Hamburg) 2010.
402 Seiten.
ISBN 978-3-8300-5450-4.
98,00 EUR.
Schriftenreihe Schriften zur pädagogischen Theorie - Band 2.
Thema
Trein setzt sich mit dem personenzentrierten Ansatz von Carl Rogers auseinander. Er untersucht die Theorieansätze und macht Vorschläge zu ihrer Modernisierung, indem er sie in Beziehung zu neuen Theorieströmungen des systemisch-konstruktiven Ansatz setzt.
Autor
Dr. Jens Trein ist Diplom Pädagoge und Institutsleiter des Lernzentrums für Nachhilfeunterricht und Umweltbildung. Er hat mehrjährige Lehrerfahrung an der Universität Duisburg-Essen und über fünfzehnjährige Praxiserfahrung als Nachhilfelehrer.
Entstehungshintergrund
Die Dissertation von Jens Trein versucht die systemisch-konstruktivistischen Elemente Rogers herauszuarbeiten und einen Überblick über die relevanten systemisch-konstruktivistischen Ansätze zu erstellen.
Aufbau und Inhalt
1. Einleitung. Trein stellt drei Fragen für seine vorliegende Arbeit:
- Entspricht die Funktion von Pädagogen, deren Denk- und Handlungsformen der Schnittmenge zwischen humanistisch-personenzentrierter und systemisch-konstruktivistischer Perspektive?
- Welches Verständnis von Bildung und Sozialisation passt zu diesem Verständnis?
- Welcher Effekt ergibt sich daraus?
2. Die Theorie des PZA nach Carl Rogers. Trein stellt Carl Rogers vor und beschreibt die historische Entwicklung von der Behandlung von Symptomen hin zur Beziehungsqualität zwischen Therapeut und Klient. 1951 ist der Beginn des „klientenzentrierten“ Ansatzes, der dem Ratsuchenden eigene Entscheidungsfreiheit lässt. Seit 1977 nennt er ihn „personenzentriert“, da der Bedeutung des Klienten und des Therapeuten Rechnung getragen werden soll. Rogers überträgt seine Haltung auf den nicht- therapeutischen den pädagogischen Bereich. Trein beschreibt in der historischen Reihenfolge: die 19 Thesen zur Persönlichkeitstheorie, die theoretischen Grundzüge des PZA (PZA = Personenzentrierter Ansatz), die nicht-direktive Beratung, die klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie, die Personenzentrierung in der Pädagogik. Trein zeigt die theoretischen Hintergründe Rogers auf, die philosophischen, sein Wissenschaftsverständnis, die Abgrenzung zur Psychoanalyse und dem Behaviorismus, dem implizit systemisch und konstruktivistischen Denken und führt zur praktischen Anwendung der Theorien hin. Schließlich werden kritische Reaktionen an der Theorie C. Rogers´aufgezeigt.
3. Systemisch- konstruktivistische Theorie. Trein stellt systemisch-konstruktivistische Theorien vor, die Relevanz auf die PZA nach Rogers haben: H. Maturana und F. Varela, H. Von Foerster, E. Von Glasersfeld, P. Watzlawick, N. Luhmann, R. Huschke- Rhein, R. Voß, H. Siebert, K. Reich, S. Schmidt.
4. Erste Verdichtung der Neureflexion: Gegenüberstellung der Theorie des PZA nach Carl Rogers und systemisch-konstruktivistischer Theorien. Trein fasst die wichtigsten Prinzipien in 3 Stichworten zusammen: Systemisches Denken, konstruktivistisches Denken und humanistisches Denken. Anschließend erstellt er zu jeder der o.g. Theorien eine Matrix über charakteristische Merkmale, Übereinstimmungen und Unterscheide zu dem Theorien Rogers.
5. Zweite Verdichtung: Neureflexion der Theorie des PZA nach Carl Rogers aus der Perspektive eines zweidimensionalen systemisch-konstruktivistischen Modells. Die Relevanz auf pädagogische Individuum; Beziehung und Gesellschaft werden untersucht. Trein setzt die Matrix fort indem er die Bereiche: Individuum, Beziehung und Gesellschaft ergänzt.
6. Neureflexion der Praxis des PZA nach Carl Rogers aus der Perspektive eines zweidimensionalen systemisch-konstruktivistischen Modells. Trein reflektiert die vorangestellten Ergebnisse auf konkrete Beratungskontexte und modifiziert die Matrix in die Bereiche: subjektiv, intersubjektiv und objektiv.
7. Schluss: Zur theoretischen Konstruktion einer systemisch-personenzentrierten Pädagogik – dritte Verdichtung der Neureflexions des PZA nach Carl Rogers zu einem dreidimensionalen systemisch-konstruktivistischen Modell. Trein verdichtet die 2 Zweidimensionalen Modelle zu einem 3 dimensionalen. Daraus ergeben sich für ihn 6 Thesen zu den Themen: die individuelle Ebene, die Beziehungsebene und die gesellschaftliche Ebene. Neben der Übersicht über ein Modell konstruktiver psycho- sozialer und nicht konstruktiver Evolution, versucht Trein eine Definitionsvorschlag der systemisch-personenzentrierten Pädagogik und macht Vorschläge für die Funktion von ebendiesen Pädagogen. Hier geht es konkret um das Anknüpfen an die Lebens- und Erlebniswelt der Lernenden, eine optimistische Konzentration u.v.m.Er stellt weiterhin die systemisch-personenzentrierte Pädagogik in Zusammenhang zu verschiedenen Pädagogischen Richtungen (autoritär, christlich…)
8. Ausblick: Die Auflösung der Verdichtung. Trein stellt zum Schluss Fragen, die die Perspektiven wieder weiten und zu neuen kritischen Reflektionen zum Thema anregen sollen.
9. Anhang
- die englische Zusammenfassung
- Thesen zur Disputation
- Glossar der Fachbegriffe
10. Literatur
Fazit
Mit dem Buch liegt eine intensive Auseinandersetzung mit den Theorien und der Beratungspraxis Carl Rogers und dem kritischen Vergleich mit der systemisch-konstruktivistischen Theorie vor. Sehr akribisch hat sich Trein an die Darstellung der vorliegenden Thesen gemacht und ist sicher zu recht dafür prämiert worden. Für den Spezialisten finden sich hier aufbereitete Hintergründe, Argumente und Essenzen aus einem umfassenden Werk. Der Laie oder Interessierte tut sich schwer mit der Schreib- und Ausdrucksweise und wartet auf die praktischen Anteile, die direkt in den Alltag übersetzt werden können. Doch diese Gruppe ist auch nicht die Zielgruppe der Arbeit. Interessant wäre das allemal.
Rezension von
Monika Pietsch
Training und Konstruktives Lernen
selbständige Trainerin und Beraterin, Schwerpunkt: Team- und Führungskompetenzen mit den Methoden des konstruktiven Lernens
Website
Es gibt 60 Rezensionen von Monika Pietsch.
Zitiervorschlag
Monika Pietsch. Rezension vom 05.01.2012 zu:
Jens Trein: Systemisch-personenzentrierte Pädagogik. Eine Neureflexion des personenzentrierten Ansatzes nach Carl Rogers aus systemisch-konstruktivistischer Perspektive. Verlag Dr. Kovač GmbH
(Hamburg) 2010.
ISBN 978-3-8300-5450-4.
Schriftenreihe Schriften zur pädagogischen Theorie - Band 2.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/10700.php, Datum des Zugriffs 26.01.2025.
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