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Klaus Birkelbach (Hrsg.): Berufliche Bildung in Zeiten des Wandels

Rezensiert von Dr. Matthias Rohs, 01.04.2011

Cover Klaus Birkelbach (Hrsg.): Berufliche Bildung in Zeiten des Wandels ISBN 978-3-8340-0750-6

Klaus Birkelbach (Hrsg.): Berufliche Bildung in Zeiten des Wandels. Festschrift für Rolf Dobischat zum 60. Geburtstag. Schneider Verlag Hohengehren (Baltmannsweiler) 2010. 390 Seiten. ISBN 978-3-8340-0750-6. 36,00 EUR. CH: 60,00 sFr.

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Thema und Autoren

"Berufliche Bildung in Zeiten des Wandels" ist eine Festschrift zum 60. Geburtstag von Rolf Dobischat. Es wurde von seinen Mitarbeitern am Institut für Berufs- und Weiterbildung der Universität Duisburg-Essen herausgegeben und thematisiert den Wandel des Bildungssystems zu Beginn des 21. Jahrhunderts, der sich im Gefühl wohl vieler im Bildungsbereich Tätigen aktuell mit einer besonderen Dynamik vollzieht.

Entstehungshintergrund

Gleichwohl wird dieser Wandel zu Beginn der Einführung relativiert, hat er doch in der Entstehung des Buches für die eine oder andere Diskussion gesorgt. Hat es wirklich so viel Wandel gegeben oder wird nur über den Wandel gesprochen? Das macht das Buch gleich sympathisch, lädt es doch zum kritischen Hinterfragen der dann folgenden Beiträge ein.

Aufbau

Der Sammelband umfasst 23 Beiträgen von Personen, die Rolf Dobischats Wirken begleitet haben. Sie wurden aufgefordert, sich aus ihrem jeweiligen Arbeitsbereich mit dem Wandel "in und zu Bildung zum Beruf am Beginn des 21. Jahrhunderts" auseinanderzusetzen. Darunter sind viele bekannte Vertreter der Berufs- und Erwachsenenbildung, wie Lipsmeier, Faulstich, Pätzold, Dehnbostel, Tippelt u.a.

Die 23 Beiträge des Sammelbands unterteilen die Herausgeber in drei thematische Blöcke:

  1. Grundsätzliche Betrachtung des Systems und seiner Auswirkungen,
  2. Inspektion der Teilsysteme und
  3. Steuerungsfragen.

Diese Themen dienen dabei nicht als Strukturierungsgrundlage für das Buch, sondern sind eher als Schwerpunktsetzungen zu verstehen.

Ausgewählte Inhalt

Eine interessante Idee ist, Dobischat selbst mit einem Wiederabdruck eines Beitrags zur regionalisierten Berufsbildungsforschung an seiner Festschrift teilhaben zu lassen. Der Artikel arbeitet die Thematik sehr fundiert und strukturiert auf, es stellt sich die Frage, wie sich das Thema in den im Buch thematisierten Wandel einpasst. Zudem haben gerade im Bereich der statistischen Erhebung von Weiterbildungsdaten seit dem erscheinen des Artikels wesentliche Entwicklungen stattgefunden, so dass man sich hier eine Fortschreibung der Entwicklung gewünscht hätte.

Den Wandel selbst thematisiert Münk, indem er die eingangs erwähnte Frage stellt, ob der mit dem Buch thematisierte Wandel tatsächlich stattgefunden hat. In diesem Zusammenhang thematisiert Münk den Verlust von (Planungs)Sicherheit, die zu einer Karriere des Topos vom „Lebenslangen Lernen“ geführt hat. Eine Verbindung dieses Themas zur betrieblichen Weiterbildungsforschung ist jedoch nicht auszumachen, was Münk dazu bewegt, sich in seinem Beitrag mit den Ursachen näher auseinanderzusetzen und auch die „dark side of lifelong learning“ näher zu beleuchten. Dabei macht er vor allem zwei Konflikte des „Lebenslangen Lernen“ zum deutschen Berufsbildungssystem aus: Zum einen die unpräzise Definition Lebenslangen Lernen zur institutionalisierten Struktur der beruflichen Weiterbildung und der Bildungsbegriff, der „in der Bezeichnung der beruflichen Weiterbildung enthalten ist, aber durch den dominierenden Kontext ökonomischer Instrumentalisierung und Funktionalisierung droht, verloren zu gehen.“ (S. 245).

Die weiteren Aufsätze beschäftigen sich mit dem "Übergangssystem" und beruflicher Weiterbildung, thematisieren den Bologna-Prozess, behandeln die Professionalisierung von Weiterbildungspersonal und setzen sich unter anderem mit Fragen zur Steuerungsmechanismen im Bildungssystem auseinander. Damit sind viele Fragen angesprochen, die nicht erst seit Lissabon diskutiert werden, aber die aktuell im Fokus der Bildungsdebatte stehen. Dabei stellen viele Autoren Bezüge zu den Forschungsarbeiten von Dobischat her, was dem Buch - einer Festschrift angemessen - auch eine persönliche Note gib.

Diskussion

An dieser Stelle auf alle Beiträge einzugehen ist nicht möglich und einige herauszugreifen würde eine Wertung implizieren, die an dieser Stelle nicht angebracht wäre. Daher möchte ich an dieser Stelle fast allen Beiträgen eine hohe Qualität bescheinigen, was für Sammelbände nicht immer zutrifft. Da viele Themen der aktuellen (Berufs-)Bildungsdiskussion angesprochen werden, bietet das Buch eine ansprechende Lektüre, um sich in einzelnen Facetten zu vertiefen, als auch eine Metaperspektive einzunehmen und sich, wie Axel Bolder im abschließenden Kapitel zu fragen, "was eigentlich das Systematische ist, an den Veränderungen".

Das Fazit darauf ist eher pessimistisch. Es betont die sozialen Schließungen; "die Chancenungleichheiten beim Einstieg in die Bildungsinstitutionen, die strikte Abhängigkeit der Bildungsgänge von Bildungsteilhabe und Bildungserfolg, von der sozialen Herkunft der Einzelnen." (S. 382). Dabei wird auch der Entwicklung der Durchlässigkeit zwischen und innerhalb der Teilsysteme der beruflichen und allgemeinen Bildung nur ein "Schneckentempo" bescheinigt. Diesem Fazit ist inhaltlich nicht zu widersprechen, dennoch hinterlässt der pessimistische Grundton den Leser wenig motiviert, die angesprochenen Herausforderungen anzugehen.

Fazit

Dennoch sind auch diese abschließenden Überlegungen eine wertvolle Einschätzung der Gesamtsituation des Bildungssystems und macht das, was ein gute Buch macht: Es regt zum nachdenken an. Und mehr noch: Es bietet angesichts der Vielfältigen Entwicklungen und zahlreichen bildungspolitischen Initiativen die Möglichkeit zum Innehalten und zur Justierung der persönlichen Sichtweisen. Das Buch ist sei damit allen ans Herz gelegt, die angesichts der aktuellen Veränderungen nach Orientierungspunkten suchen.

Rezension von
Dr. Matthias Rohs
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Es gibt 4 Rezensionen von Matthias Rohs.

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ISSN 2190-9245