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Juliane Falk: Methoden selbst gesteuerten Lernens [...]

Rezensiert von Dr. phil. Hubert Kolling, 26.01.2011

Cover Juliane Falk: Methoden selbst gesteuerten Lernens [...] ISBN 978-3-7799-2400-5

Juliane Falk: Methoden selbst gesteuerten Lernens für Gesundheits- und Pflegeberufe. Lern- und Arbeitsbuch zur Methodenkompetenz. Juventa Verlag (Weinheim) 2010. 272 Seiten. ISBN 978-3-7799-2400-5. 19,00 EUR.
Reihe: Pflegepädagogik.

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Thema

In der Ausbildung zu den Gesundheits- und Pflegeberufen erfolgt das Lernen der SchülerInnen in Deutschland an zwei Lernorten, und zwar in der Schule und in den Praxiseinrichtungen der Pflege. Im Hinblick auf eine Verbesserung beziehungsweise Verknüpfung beider Bereiche geht es in dem vorliegenden Lern- und Arbeitsbuch ums Lernen und damit die Lernkompetenzförderung. Konkret werden dabei „Methoden selbst gesteuerten Lernens für Gesundheits- und Pflegeberufe“ vorgestellt.

Autorin

Juliane Falk (Jg. 1949) ist Erziehungs- und Sozialwissenschaftlerin mit 1. und 2. Staatsexamen. Sie war Leiterin einer Pflegeschule, Interne Auditorin (DGQ) und Referentin für Unternehmenskommunikation. Heute arbeitet sie als Redakteurin der (von ihr mit herausgegebenen) Zeitschrift „Pflege & Gesellschaft“ und freiberufliche Dozentin im Gesundheits- und Sozialbereich. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Qualitäts- und Dienstleistungsmanagement, Informations- und Kommunikationsentwicklung, Schulberatung und Begleitung gerontopsychiatrisch erkrankter Menschen.

Neben zahlreichen Beiträgen für Fachzeitschriften und Sammelbände veröffentlichte die Autorin auch mehrere Monographien, darunter „Lernfelder in der Pflegeausbildung. Leitfaden zur handlungsorientierten Unterrichtsgestaltung“ (Weinheim und München 2006), „Moderne Pflegeausbildung heute. Bildungstheoretische Orientierungen und bewährte Praxisbeispiele für den Unterricht“ (Weinheim und München 2007), „Basiswissen Demenz. Lern- und Arbeitsbuch für berufliche Kompetenz und Versorgungsqualität“ (Weinheim und München 2009, 2. Auflage).

Entstehungshintergrund

Als Leiterin einer Pflegeschule ist Juliane Falk die Ausbildung in den Gesundheits- und Pflegeberufen bestens bekannt. In ihrer Einleitung weist sie darauf hin, dass wir es hier zwar mit unterschiedlichen Lernorten sowie mit unterschiedlichen Zielen und Organisationszwecken zu tun haben, Lehren und Lernen seien ihres Erachtens aber ein „unteilbares Anliegen“. Hierzu führt sie wörtlich aus: „Meine Erfahrungen in der Lehrerbildung und in der Ausbildung zu Praxisanleitern und anderen Lehrveranstaltungen in Schulen und Praxiseinrichtungen machen mir immer wieder deutlich, dass Bildungsprozesse vom Lernenden aus betrachtet werden müssen. Die didaktisch-methodischen Überlegungen gehen vom Schüler aus und führen zu ihn zurück.“

Aufbau

Nach einer Einführung ins Thema (S. 9-14) gliedert sich der Band in die folgenden 9 Kapitel:

  1. Das Lernen verstehen. Grundlagen der pädagogischen Psychologie und Folgerungen für das Lehren (S.15-94)
  2. Eine ungewöhnliche Perspektive auf Lernen und Lehren: der Konstruktivismus (S. 95-103)
  3. Das Lehren lernen: Methodenkompetenz im Unterricht (S. 104-115)
  4. Das Lernen lernen: Selbstlernkompetenzen entwickeln (S. 116-134)
  5. Von der Belehrungs- zur Lernkultur: Methoden selbst organisierten und selbst gesteuerten Lernens im Unterricht (S. 135-183)
  6. Von der Belehrungs- zur Lernkultur: Methoden selbst gesteuerten Lernens (SGL) in der praktischen Ausbildung (S. 184-209)
  7. Lernberatung und Lernprozesssteuerung (S. 210-221)
  8. Leistungsbeurteilung, Leistungsbewertung, Evaluation – Qualitätsmanagement (S. 222-266)
  9. Transfer (Hemmnisse) (S. 267-268).

Ergänzt wird die Darstellung durch Hinweise auf weiterführende Literatur (S. 269-272).

Inhalt

Im 1. Kapitel, „Das Lernen verstehen. Grundlagen der pädagogischen Psychologie und Folgerungen für das Lehren“, geht es um Grundlagen der Lernpsychologie (Gehirnforschung und Lernen, Gedächtnis, Lernstile, Lerngesetze), die Beachtung von Persönlichkeitsdispositionen (Einstellungen, Kompetenzen, Motive), das Verstehen psychischer Prozesse (Motivation, Emotionen) und die Berücksichtigung situativer Bedingungen des Lernens (Lernprozesse anregen und steuern).

Daran anschließend wird im 2. Kapitel, „Eine ungewöhnliche Perspektive auf Lernen und Lehren: der Konstruktivismus“, das Verständnis des Konstruktivismus zur Erkenntnis von Umwelt und zum Lernen beschrieben, wobei selbst organisiertes Lernen als „selbstreferentieller“ Prozess“ verstanden wird. Die Rolle der Lehrenden wandelt sich dabei vom Wissensvermittler zum Lernberater und Lernbegleiter, der eine anregende Umgebung schafft. Der Lehrende präsentiert den Lernenden unterschiedliche Wissensansätze und ist ihnen dabei behilflich, individuelle Lösungsansätze zu entwickeln. Er versteht sich dabei als „Lernunterstützer“, dessen Lehrmethoden sich gemäß dem „Autonomiekonzept“ auf das Fördern und Anregen von autonomen Konstruktionsprozessen beschränken.

Während das 3. Kapitel, „Das Lehren lernen: Methodenkompetenz im Unterricht“, klassische Unterrichtsmethoden vorstellt, geht es im 4. Kapitel, „Das Lernen lernen: Selbstlernkompetenzen entwickeln“, darum, das Selbstlernen in das Curriculum zu integrieren und Lernstrategien anzuwenden.

Das 5. Kapitel, „Von der Belehrungs- zur Lernkultur: Methoden selbst organisierten und selbst gesteuerten Lernens im Unterricht“, stellt das Lernteamcoaching vor, ebenso wie ein Modell selbst organisierten Lernens (SOL), Selbst organisiertes Lernen im Projekt, Selbst organisiertes Lernen im Planspiel sowie Selbst gesteuertes problemorientiertes Lernen.

Demgegenüber werden im 6. Kapitels, „Von der Belehrungs- zur Lernkultur: Methoden selbst gesteuerten Lernens (SGL) in der praktischen Ausbildung“, Methoden selbst gesteuerten Lernens in der praktischen Ausbildung vorgestellt, die das selbstständige Lernen in Praxiseinrichtungen ermöglichen: das Modell der vollständigen Handlung, das Problemorientierte Lernen sowie das Lernen mit Leittexten.

Im Mittelpunkt des 7. Kapitels, „Lernberatung und Lernprozesssteuerung“, steht die Stärkung der Eigenverantwortung der Lernenden. Damit impliziert ist ein Lernen, welches zugleich die persönliche Entwicklung der SchülerInnen fördert, das Lernen des Lernens ermöglicht und dazu beiträgt, dass der / die einzelne SchülerIn mehr Verantwortung für sein Lernen übernimmt. Im Einzelnen geht es hierbei um Instrumente zum selbst organisierten Lernen und die Dokumentation des Lernprozesses („Kompetenzerfassung und Leistungsrückmeldung“), die Lerndiagnostik und Lernförderung sowie die Verhaltensbeobachtung, -analyse und Verhaltensmodifikation.

Leistungsbeurteilung ist das alltägliche Geschäft von Lehrenden in der Aus-, Fort- und Weiterbildung. Im 8. Kapitel, „Leistungsbeurteilung, Leistungsbewertung, Evaluation – Qualitätsmanagement“, wird der Unterschied zwischen Leistungsbeurteilung und Leistungsbewertung; Evaluation; Schulevaluation und Qualitätsmanagement thematisiert. Hierbei haben nach Ansicht der Autorin Evaluation, Qualitätsmanagement und Benchmarking „bisher zu wenig Eingang in Schule und Ausbildungseinrichtung gefunden“. Die Verfahren sollten aber nicht der „autoritätshörige“ Reflex auf Anforderungen von außen sein; Qualität könne nicht in eine Einrichtung hineingeprüft werden.

Im abschließenden 9. Kapitel, „Transfer (Hemmnisse)“, stellt Juliane Falk zunächst fest, dass sich in der Unterrichtspraxis trotz vieler Modell- und Unterrichtsversuche bislang nur wenig verändert hat und der lehrerInnenzentrierte Frontalunterricht nach wie vor vorherrscht. Ein wesentliches Transferhemmnis auf das berufspädagogische Handeln sei dabei der Einfluss lebensgeschichtlicher Erfahrungen. Insbesondere in Hektik, Stress und Verunsicherung würden uns vertraute Methoden und Techniken Sicherheit geben – manchmal verharrten wir im Überlieferten aber auch aus Bequemlichkeit, mitunter auch aus innerer Überzeugung. Lehrende und Praxisanleiter sollten sich daher, so die Autorin, mit ihren eigenen Schul- und Ausbildungserfahrungen auseinandersetzen, weil sie sonst Gefahr liefen, das Erlebte unreflektiert zu wiederholen und weiterzugeben.

Diskussion

Ausgehend von der Kritik an traditionellen Lernformen, allen voran der lehrerzentrierte Frontalunterricht, stellt Juliane Falk in dem vorliegenden Lern- und Arbeitsbuch Methoden selbst gesteuerten Lernens für Gesundheits- und Pflegeberufe vor. Hierbei macht sie zunächst und völlig zurecht darauf aufmerksam, dass beide Lernorte – die Schule und die Praxiseinrichtungen der Pflege – verzahnt ausbilden müssen, um das selbständige Lernen zu fördern.

Mit „selbst gesteuertem“, „selbst organisiertem“ und „selbst bestimmten“ Lernen wird ein Lehr-Lern-Verständnis bezeichnet, das dem Anliegen einer „neuen Lernkultur“ geschuldet ist. Aufgabe von Unterricht und praktischer Ausbildung soll es dabei sein, die SchülerInnen zu befähigen, schrittweise selbständiges und selbstverantwortliches Lernen und Arbeiten einzuüben und den Lernprozess teilweise oder vollständig selbst zu gestalten und zu organisieren. Der Schlüssel, um die SchülerInnen darin zu befähigen, wird dabei in der Methodenkompetenz – die Befähigung, Fachwissen zu beschaffen und zu verwerten und allgemein mit Problemen umzugehen – gesehen. Sie ist zugleich die Voraussetzung dafür, Fachkompetenz aufzubauen und erfolgreich zu nutzen.

Nach Ansicht der Autorin ist die Methodenkompetenz der SchülerInnen eine bisher vernachlässigte Kompetenzdimension, die gepaart mit der sozial-kommunikativen Kompetenz an Bedeutung gewinnen muss. Zunehmende Bedeutung müsse sie zudem auch unter dem Aspekt von Bildung erhalten.

Mit ihrer Darstellung hat Juliane Falk wesentlich den pflegedidaktischen Diskurs innerhalb der Pflegewissenschaften bereichert. Seinem selbst auferlegten Anspruch, ein Lehr- und Arbeitsbuch zu sein, wird die Veröffentlichung insofern gerecht, als die Texte „didaktisiert“ wurden. Ihre Ausführungen veranschaulicht die Autorin dabei durch eine Vielzahl von Beispielen aus ihrer eigenen Lehrtätigkeit, so dass die Übertragbarkeit auf andere Lernsituationen erleichtert wird. Dasselbe Anliegen verfolgen zahlreiche Fallbeispiele. Die dargestellten Inhalte werden zudem durch Übungen begleitet, die die NutzerInnen zu einer Anwendung auf ihren Unterricht und ihre praktische Ausbildung motivieren.

Insofern gehört das Buch primär in die Hände all derer, die in der Ausbildung der Gesundheits- und Pflegeberufe – sei es nun in Theorie oder Praxis – Verantwortung tragen.

Fazit

Mit „Methoden selbst gesteuerten Lernens für Gesundheits- und Pflegeberufe“ liegt ein aktuelles Lern- und Arbeitsbuch zur Methodenkompetenz vor, das den pflegedidaktischen Diskurs stark bereichert. Die Lektüre kann daher den in diesem Bereich Beschäftigten wärmstens empfohlen werden.

Rezension von
Dr. phil. Hubert Kolling
Krankenpfleger, Diplom-Pädagoge und Diplom-Politologe
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Es gibt 189 Rezensionen von Hubert Kolling.

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Zitiervorschlag
Hubert Kolling. Rezension vom 26.01.2011 zu: Juliane Falk: Methoden selbst gesteuerten Lernens für Gesundheits- und Pflegeberufe. Lern- und Arbeitsbuch zur Methodenkompetenz. Juventa Verlag (Weinheim) 2010. ISBN 978-3-7799-2400-5. Reihe: Pflegepädagogik. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/10721.php, Datum des Zugriffs 30.11.2023.


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