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Therese Steiner: Jetzt mal angenommen

Rezensiert von Dipl. Soz.-Arb. Annegret Sirringhaus-Bünder, 15.08.2011

Cover Therese Steiner: Jetzt mal angenommen ISBN 978-3-89670-766-6

Therese Steiner: Jetzt mal angenommen ... Anregungen für die lösungsfokussierte Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Carl-Auer Verlag GmbH (Heidelberg) 2011. 224 Seiten. ISBN 978-3-89670-766-6. D: 24,95 EUR, A: 25,70 EUR.

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Thema

Therese Steiner bietet in ihrem neuen Buch eine Übersicht über die Praxis lösungsorientierten Arbeitens mit Kindern und Jugendlichen. Dabei beschreibt sie nicht nur die einzelnen Schritte, in denen eine solche Beratung erfolgen kann, sondern erörtert kurz und übersichtlich auch grundsätzliche Fragen, wie die, was es bedeutet, eine lösungsorientierte Beratungshaltung einzunehmen oder, wie ein Beratungsgespräch oder ein pädagogisches Gespräch wirksam gestaltet werden kann. Sie stellt spezielle, lösungsorientierte Kommunikationstechniken vor, beantwortet zentrale „Was tun, wenn-Fragen“, gibt praktische Hinweise für die Bewältigung besonders herausfordernder Situationen in der Beratung, nimmt in einem Kapitel speziell die Situation von Eltern in den Blick, erörtert Möglichkeiten zur Förderung von Selbstwirksamkeit und beendet ihr Buch mit einer Zusammenstellung von Spielen, mit denen der Beratungsprozess lebendig gestaltet werden kann.

Autorin

Dr. Therese Steiner ist als Fachärztin für Kinder und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie FMH in eigener Praxis tätig. Ausgebildet in lösungsorientiertem Denken und Handeln, in Hypnose und Paar- und Familientherapie unterrichtet sie im In- und Ausland die Anwendung des lösungsfokussierten Ansatzes besonders bei Kindern und Jugendlichen. Sie arbeitet für terre des hommes in Afrika und Mittelamerika, dort vor allem mit Jugendlichen mit Gewalterfahrungen. Frühere Veröffentlichungen u.a.: Handbuch Lösungsorientiertes Arbeiten mit Kindern, das 2011 schon in der 5. Auflage erschienen ist.

Aufbau und Inhalt

Das Buch ist in 9 Kapitel untergliedert, enthält ein Literaturverzeichnis, ein Stichwortverzeichnis und Informationen über die Verfasserin am Ende des Buches. Es beginnt mit einem herzlichen Dank an Insoo Kim Berg und Steve de Shazer, die die Verfasserin als ihre Mentoren wertschätzt, aber auch die Kinder und Jugendlichen, denen sie in der Therapie begegnet ist, ebenso wie Kolleginnen und Kollegen, u.a.

In der Einführung gibt die Autorin einen kurzen Überblick über ihr Verständnis lösungsorientierten Arbeitens und die Grundannahmen des sog. „Milwaukee-Modell“.

Das 1. Kapitel ist der Kommunikation in beratungs- und pädagogischen Gesprächen gewidmet. Unter der Frage, wie man ein Beratungs- oder ein pädagogisches Gespräch wirksam gestaltet, findet man praktische Hinweise für die Strukturierung und die Durchführung eines lösungsfokussierten Gesprächs. Die dem entsprechende Haltung des/der Berater/in wird ebenfalls präzise benannt. Fünf Beispiele aus der Praxis der Autorin illustrieren und konkretisieren diese grundsätzlichen Überlegungen.

Auch in den folgenden Kapiteln werden kurz, übersichtlich und leicht verständlich praktische Beratungsfragen erörtert, beispielsweise in Kapitel 2, wie eine Beratung erfolgreich gestartet werden kann. Für die unterschiedlichen, typischen Ausgangskonstellationen in der Beratung von Kindern, Jugendlichen und ihren Bezugspersonen, wie z.B. Überweisungen durch das Jugendamt, die Schule, Eltern, die sich selbst melden, usw. werden Aspekte angesprochen, wie die Klärung von Überweisungsfragen, wie eine Sitzung zu Beginn gerahmt werden kann, wie Zielvorstellungen erarbeitet oder Zielkonflikte angegangen werden können. Ein besonderer Abschnitt ist dabei dem Bedürfnis von Jugendlichen nach Autonomie und der Abklärung einer Gefährdung von Kindern und Jugendlichen gewidmet.

Erfolgreich gestartet - was nun? Das 3. Kapitel gibt Auskunft über Möglichkeiten spielerischen Lernens und gemeinsamer Aktivitäten, die die Beratungen auch und nicht nur für Kinder und Jugendliche interessant und lebendig machen können.

Spezielle Kommunikationstechniken werden im 4. Kapitel vorgestellt. Hier findet man die Beschreibung klassischer Methoden, wie das Ressourceninterview, Externalisieren, Arbeiten mit der Timeline oder das so genannte Reflecting Team - hier auf spannende Weise für die Arbeit mit Familien zugeschnitten.

Im 5. Kapitel geht es um typische, häufig in Beratungsgesprächen auftretende Schwierigkeiten, wie z.B. der Umgang mit unverhandelbaren Regeln, mit Unfreiwilligkeit, mit Konflikten zwischen den Kindern, um lösungsorientierte Haltung und den Umgang mit Regelüberschreitungen oder Rückfällen, wenn Kinder stehlen oder lügen, um Geheimnisse und um fehlende Motivation. Auch hier werden die praktischen Anregungen und Hinweise mit vielen Beispielen belegt.

Herausfordernde Situationen für den/die Berater/in, wie beispielsweise die Frage, wie und wann Fachinformationen gegeben werden können, ohne das Expertentum der Klienten für ihr Leben in Frage zu stellen, werden im 6. Kapitel beschrieben. Die Arbeit mit Klienten aus anderen Kulturen wird nur kurz mit einem eindrucksvollen Beispiel kurz erwähnt. Mehr Raum nimmt sich die Autorin für Möglichkeiten, die Berater/innen nutzen können, wenn die Beratung in Stocken geraten ist. Sie geht beispielsweise konkret auf die Frage ein, wie die häufige Antwort von Kindern oder Jugendlichen „Ich weiß nicht“ konstruktiv genutzt werden kann und wie schwierige Mitteilungen überbracht werden können.

Spezifische Aspekte in der Arbeit mit Eltern, wie beispielsweise der beraterische Umgang mit Überforderungssituationen, mit schwierigen eigenen Kindheitserfahrungen der Eltern oder wie man auf einen gelingenden pädagogischen Alltag fokussieren kann, werden im 7. Kapitel aufgegriffen,

Im 8. Kapitel findet man eine Auseinandersetzung mit dem Konzept der Selbstwirksamkeit statt, sowohl bezogen auf die Ebenen des Denkens, der Motivation und der Emotionen der Klienten, wie auch in Bezug auf ihren jeweiligen Lebenskontext. Es wird konkret beschrieben, wie die Selbstwirksamkeit von Eltern beispielsweise im lösungsfokussierten Ansatz gefördert werden kann.

Das Buch endet mit dem 9. Kapitel über ganz unterschiedliche Varianten von Spiele und wie sie im Beratungskontext genutzt werden können. Hier beeindruckt der Ideenreichtum, die Flexibilität und die spielerische Leichtigkeit, mit der die Autorin Spaß und Spiel in den unterschiedlichen Beratungskontexten einsetzt und auf ihre jeweiligen kleineren und größeren Klienten zuschneidet.

Ein Literatur- und Stichwortverzeichnis rundet das Buch ab.

Zielgruppen

Das Buch ist eine Fundgrube für alle Professionellen, die in unterschiedlichen Kontexten mit Kindern, Jugendlichen und deren Bezugspersonen zu tun haben. Therapeutisch Tätige finden darin eine Fülle von praktischen Anregungen, nicht nur für die individuelle Arbeit mit dem jeweiligen Kind oder Jugendlichen, sondern auch für die Vernetzung im Klienten- wie auch im Helfersystem. Pädagogisch Tätige werden ermutigt, sich in der jeweiligen pädagogischen Situation - beispielsweise bei Regelüberschreitungen, in Konfliktsituationen oder bei Unfreiwilligkeit - klar zu positionieren und gleichwohl wirksam zu intervenieren. Für Studierende und Berufsanfänger ist das Buch eine ausgezeichnete Begleitung für den Einstieg in die Praxis, weil es nicht nur konkrete und praktische Antworten auf die vielen Fragen in der professionellen Begleitung von Kindern und Jugendlichen gibt, sondern unmissverständlich auch die notwendige Haltung beschreibt.

Fazit

Im Klappentext heißt es u.a. „… ein alltagstauglicher Führer durch die lösungsfokussierte Arbeit, der in seiner Vielfalt und Praxisnähe nichts zu wünschen übrig lässt“. Dies kann ich nur unterstreichen. Es ist ein ausgezeichnetes Buch, weil es thematisch geordnet eine große Fülle von praktischen Anregungen mit der notwendigen beraterischen und/oder pädagogischen Haltung und den wesentlichen theoretischen Begründungen verbindet. Die Formulierungen sind leicht verständlich und präzise - ohne jeden sprachlichen Schnörkel. Die Antworten auf die jeweilige Praxisfrage sind klar und plausibel auf den Punkt gebracht. Therese Steiner verzichtet dabei auf jedes überflüssige Wort. Trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb - schimmert überall ihre große Erfahrung in der therapeutischen Arbeit und ihr warmherziges Verständnis für kleinere und größere Menschen in ihren vielfältigen Notsituationen durch. Therese Steiner moralisiert nicht. Sie verurteilt nicht, sondern respektiert die Menschen wie sie sind und zeigt, wie man das Beste aus einer schwierigen Situation machen kann. Es lohnt sich, das Buch fortlaufend zu lesen. Es kann aber durchaus auch als eine Art Nachschlagewerk für Fragen des therapeutischen oder pädagogischen Alltags genutzt werden. Ich habe das Buch mit größtem Vergnügen gelesen und empfehle es allen, die mit Freude wirksam mit Kindern, Jugendlichen und ihren Bezugspersonen arbeiten möchten.

Rezension von
Dipl. Soz.-Arb. Annegret Sirringhaus-Bünder
Dpl. Sozialarbeiterin, Supervisorin (DGSF), Lehrende für systemische Beratung und –Therapie (DGSF), MarteMeo-Licensed Supervisor, freie Praxis für Fort- und Weiterbildung, Supervision und Coaching, Einzel-, Paar-, und Familienberatung in Brühl /Rhld.
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Es gibt 15 Rezensionen von Annegret Sirringhaus-Bünder.

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ISSN 2190-9245