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Kerstin Eilers: René Sand (1877-1953)

Rezensiert von Prof. Dr. Oja Ploil, 17.08.2011

Cover Kerstin Eilers: René Sand (1877-1953) ISBN 978-3-86649-334-6

Kerstin Eilers: René Sand (1877-1953) – ‚Global player‘ der internationalen Sozialen Arbeit. Verlag Barbara Budrich GmbH (Opladen, Berlin, Toronto) 2011. 160 Seiten. ISBN 978-3-86649-334-6. D: 19,90 EUR, A: 20,50 EUR, CH: 30,50 sFr.
Reihe: Frauen- und Genderforschung in der Erziehungswissenschaft - 11.

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Thema

Anhand der Biographie und des Lebenswerks des Sozialmediziniers René Sand wird ein wichtiger Teil der Geschichte Sozialer Arbeit nachvollzogen. Die Geschichte der Sozialmedizin, der Internationalisierung Sozialer Arbeit am Beispiel Entstehungsgeschichte großer internationalen Sozialarbeitsorganisationen (ICSW, IASSW, IPSSW, IFSW), sowie die Geschichte eines großen Trägers der Sozialen Arbeit (Rote Kreuz)werden in ihrer Verflechtung dargestellt.

Autorin

Kerstin Eilers, Deutschland, hat an der Universität Siegen Sozialpädagogik studiert. In Ihrer Diplomarbeit schrieb sie über die Pariser Konferenz der Wohlfahrtspflege und Sozialpolitik von 1928. Derzeit ist sie im Bereich der Schulsozialarbeit praktisch tätig. Sie verfasste ihre Doktorarbeit an der Universität Siegen bei Prof. Dr. Sabine Hering.

Entstehungshintergrund

Die Basis des Buches ist die Dissertation, welche an der Universität Siegen von Frau Prof. Dr. Hering betreut wurde.

Aufbau und Inhalt

Kerstin Eilers gut 220 Seiten umfassendes Buch besteht aus sechs Kapiteln.

(1) Fragestellungen und methodisches Vorgehen zeigt den Forschungsstand zu René Sand, der Geschichte Sozialer Arbeit und der Liga der Rotkreuzgesellschaften auf.

(2) Im Kapitel Biographische Annäherung an René Sand wird die Person René Sand dem Leser näher gebracht. Seine Entwicklung vom forschenden Mediziner zum Sozialmediziner wird nachgezeichnet. Die Autorin zeigt auf, wie der Pionier René Sand durch seine internationalen Aktivitäten in Kontakt mit der neu entstehenden professionellen Sozialen Arbeit kommt. Er greift diese Entwicklungen neugierig und wissenschaftlich auf. So rezipiert er für die belgische Soziale Arbeit die Settlementbewegung und die Aktivitäten der Charity Organization Society (COS). Es wird nachvollziehbar dargestellt, wie die Erfahrungen als Arzt im und nach dem ersten Weltkrieg, sowie diese Kontakte zur Sozialen Arbeit sein Bild des Mediziners veränderten. Er beschreibt erstmals sehr konkret das Wesen der Sozialmedizin. Wie nahe Sozialmedizin und Medizin in dieser Phase zueinander stehen, zeigt die Kommunikation von Sand und Lathrop zur Organisation einer gemeinsamen internationalen Konferenz. (Juni 1928, Paris). Der Lebensweg wird weiter nachgezeichnet über die Zeit des zweiten Weltkrieges bis zu seiner Emeritierung an der Freien Universität Brüssel 1950 bis zu seinem Tod 1953.

(3) René Sands Beitrag zur Entwicklung der Sozialen Arbeit skizziert die wissenschaftliche und publizistische Auseinandersetzung Sands mit der Sozialen Arbeit. So definiert er Soziale Arbeit als Wissenschaft, als Kunst, als Organisation und als Politik. Ebenso differenziert er menschliche Probleme in folgende Kategorien: Dimension des persönlichen, familiären und beruflichen Lebens; Dimension des sozialen Lebens; Dimension des internationalen Lebens. Des weiteren werden seine Überlegungen zur Ausbildung der Sozialen Arbeit und zur Sozialmedizin dargestellt. Interessant sind auch seine ersten komparatistischen Arbeiten zu Sozialer Arbeit in verschiedenen Ländern Europas und der USA.

Im Abschnitt (4) Die ‚Liga der Rotkreuzgesellschaften‘ und ihre Bedeutung für die Soziale Arbeit in der Zwischenkriegszeit wird die Geschichte der Dachorganisationen des „Roten Kreuzes“, deren Bezug zur Sozialen Arbeit und die Rolle René Sands in der Liga der Rotkreuzgesellschaften beschrieben.

(5) Herausbildung der Sozialen Arbeit im Rahmen von Internationalisierungsprozessen - Kristallisationspunkt Paris 1928. In diesem Kernkapitel werden die internationalen Konferenzen des 19. und 20. Jahrhunderts mit ihrer Bedeutung für die Professionalisierung der Sozialen Arbeit und der Sozialarbeitsausbildung, sowie die Akzentuierung auf Sozialpolitik, dargestellt. Es wird sichtbar, wie inspirierend diese Konferenzen für die Soziale Arbeit und wesentliche Akteure der Sozialen Arbeit (Salomon, Arlt, Sander, Lathrop, etc.) waren. Aufgrund der neuen Aktenlage konnten Programm, Inhalte und Finanzierung einiger Konferenzen nachvollzogen werden. Spannend zu lesen ist auch die Diskussion der Entwicklung der ´Internationalen Konferenz für Soziale Arbeit’.

Den Abschluss bildet der Abschnitt (6) Der Aufbau der internationalen Organisationen Sozialer Arbeit. Die Entstehung und Entwicklung folgender internationaler Organisationen Sozialer Arbeit werden beschrieben. ‚International Council on Social Work‘ (www.icsw.org), ‚International Association of Schools of Social Work‘ (www.iassw-aiets.org) und der ‚International Federation of Social Workers‘ (http://ifsw.org).

Fazit

Die Wiederentdeckung des belgischen Mediziners René Sand für den deutschsprachigen Raum ist ein besonderes Ereignis. Aufgrund der vielen wiederentdeckten Dokumente entstand ein Buch, welches auch historisch Versierten neue Informationen bringt. Wünschenswert wäre es noch gewesen, wenn dem Vergessen der Sozialmedizin noch ein Abschnitt gewidmet worden wäre. Denn für Sozialmediziner und ihr derzeitiges Profil ist dieses Buch ein großer Zugewinn. Der Duktus des Buches ist der Vorlage (Dissertation) verpflichtet. Dies produziert eine gewisse Sperrigkeit des Textes. Für alle, die an Sozialmedizin und Geschichte Internationaler Sozialarbeit interessiert sind, ein Muss.

Rezension von
Prof. Dr. Oja Ploil
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Es gibt 3 Rezensionen von Oja Ploil.

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ISSN 2190-9245