Ben Furman: "Ich schaffs!" in Aktion
Rezensiert von Dr. Kirsten Oleimeulen, 05.05.2011
Ben Furman: "Ich schaffs!" in Aktion. Das Motivationsprogramm für Kinder in Fallbeispielen.
Carl-Auer Verlag GmbH
(Heidelberg) 2010.
155 Seiten.
ISBN 978-3-89670-500-6.
D: 19,95 EUR,
A: 20,60 EUR.
Aus dem Engl. von Nicola Offermanns. Mit einem Vorw. von Thomas Hegemann.
Thema Motivation
Hinter jedem (Lern-)Ziel steht immer auch ein Grund, dieses Ziel auch erreichen zu wollen. Dies ist das Motiv, welches als Grundlage für die Motivation dient. Aus dem Motiv erwächst die eigentliche Motivation: der Antrieb ein Ziel zu erreichen. So sind beispielsweise Neugierde und Interesse, Belohnung und Gruppendruck wesentliche Motive im Lernumfeld. Neugier und Interesse kommen aus einem selbst, die Motivation wird also vom Lernenden und nicht von außen erzeugt. Dies wird als intrinsische Motivation bezeichnet.
Anders verhält es sich mit Gruppendruck oder Belohnungen. Dadurch wird Motivation von außen erzeugt. Es handelt sich um extrinsische Motivation.
Es hat sich erwiesen, dass intrinsische Motivation tragfähiger und dauerhafter ist als extrinsische. Man muss also versuchen, sich selbst - von innen heraus - so effektiv wie möglich zu motivieren. Erste Voraussetzung dafür ist, dass man einen Sinn in seinem Tun erkennt, beispielsweise den Zusammenhang zum künftigen Beruf.
Wie lernen Kinder?
Lernen wird von verschiedenen Disziplinen unterschiedlich verstanden und erklärt.
Beispiele: Behaviorismus, Tiefenpsychologie, Neurobiologie usw. Die Hirnforschung hat in der Vergangenheit verschiedene Erklärungsansätze gehabt, auch (aus heutiger Sicht) falsche. Heute herrscht Einmütigkeit über einige wesentliche Grundlagen des Lernens, ungeachtet dessen, dass noch weiterer Forschungsbedarf existiert. Gegenwärtig besteht Konsens, dass Lernen anhand der Funktionsweise von Nervenzellen (Neuronen) erklärt werden kann.
Autor
Ben Furman (* 21. September 1953 in Helsinki) ist ein finnischer Psychiater, Psychotherapeut und Mitgründer des Helsinki Kurztherapiezentrums. Er gilt als international anerkannter Experte für lösungsfokussierte Therapie, Coaching und Organisationsberatung. Sein Buch „Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben“ wurde in die Liste der 100 Meisterwerke der Psychotherapie aufgenommen. Von 1999 bis 2006 hatte er eine regelmäßige Talk-Show im ersten finnischen Fernsehkanal, deren Titel auf deutsch Psychologisches Fernsehen lauten würde. Dort befragte er seine Gäste, wie sie Krankheiten oder Probleme überwunden haben. Furman tritt auch regelmäßig auf internationalen Konferenzen in Europa, Nordamerika und im Nahen Osten auf oder hält Workshops in diesen Ländern. Seine Bücher wurden bislang in zehn Sprachen übersetzt.
Aufbau
„Ich schaffs!“ in Aktion ist in 6 Hauptkapitel gegliedert.
1. Was ist „Ich schaffs“?
In dem ersten Kapitel werden grundsätzliche Aspekte von „Ich schaffs“ vorgestellt. Dazu zählen: Indikationen, Altersangaben für die Indikationen, philosophischer Hintergrund und Inspirationsquellen, wie z.B. Milton Erickson, Jay Haley, Insoo Kim Berg und Steve DeShazer, Michael White und David Epston.
2. „Ich schaffs“ – Schritt für Schritt
Anschließend werden die 15 Arbeitsschritte von „Ich schaffs“ vorgestellt:
- Probleme in Fähigkeiten verwandeln
- Sich auf eine zu erlernende Fähigkeit einigen
- Den Nutzen der Fähigkeit herausfinden
- Der Fähigkeit einen Namen geben
- Eine Kraft-Figur aussuchen
- Helfer einladen
- Vertrauen aufbauen
- Die Feier planen
- Die Fähigkeit beschreiben
- Öffentlich machen
- Die Fähigkeit üben
- Erinnerungshilfen erfinden
- Den Erfolg feiern
- Die Fähigkeit an andere weitergeben
- Zur nächsten Fähigkeit übergehen
3. „Ich schaffs“ mit Kindern im Alter von 3 bis 14 Jahren
Dieses zentrale Kapitel des Buches beschreibt 21 erfolgreiche Fallbeispiele von Kindern im Alter von 3 bis 14 Jahren, die aus verschiedenen Ländern zusammen getragen wurden.
4. „Ich schaffs“ in Gruppen
Anschließend werden noch einmal 5 Fallbeispiele für den vorbildlichen Einsatz des Programms in Gruppen vorgestellt. Es handelt sich dabei um Grundschul- und Sonderschulklassen verschiedener Länder.
5. Informieren, motivieren und ermutigen mit Briefen
Um „Ich schaffs“ erfolgreich in Gruppen zu implementieren, ist die Unterstützung der Eltern unabdinglich. Sie können u.a. über einen Informationsbrief ins Boot geholt werden. Die Klasse selber kann durch Motivations- und Ermutigungsbriefe erreicht werden. Alle 3 Einsatzgebiete von Briefen werden mit Beispielschreiben dargestellt.
6. Ein paar Tipps zum Schluss
Zum Abschluss des Buches werden noch ein paar Informationen und Tipps für Anwendungsanfänger/-innen angefügt. Dabei werden folgende Themen bearbeitet:
- Stellen Sie zunächst guten Kontakt mit dem Kind her
- Das Kind muss damit einverstanden sein, die Fähigkeit zu erlernen
- Die Fähigkeit muss machbar sein
- Besser Symptome bearbeiten als Störungen
- Flexibel bleiben
- Auf Hindernisse und Rückschläge vorbereiten
- Den Blick fürs Ganze nicht verlieren
Zielgruppe
Sozialarbeiter/-innen / Sozialpädagogen/-innen, Erzieher/-innen, Heilpädagogen/-innen, Lehrer/-innen, Psychologen/-innen, …
Fazit
„Ich schaffs“ ist ein Stufenprogramm, das Kindern hilft, Fähigkeiten zu erlernen und emotionale sowie Verhaltensprobleme mit Unterstützung ihrer Familie, ihrer Freunde oder anderer Bezugspersonen zu überwinden. Es eignet sich für Kinder, die ein Problem haben, welches sich durch Erlernen einer bestimmten Fähigkeit lösen oder verbessern lässt. Das Buch liest sich sehr gut und macht Lust „Ich schaffs“ selber auszuprobieren. Die vielen Fallbeispiele motivieren nicht nur die entsprechenden Kinder, sondern auch den Lesenden aktiv zu werden.
Rezension von
Dr. Kirsten Oleimeulen
Psychologin – Familienberaterin, akkreditierte Psychologin für Gesundheitspsychologie und Prävention (BDP), systemische Familientherapeutin und Supervisorin, online-Beraterin
Website
Es gibt 96 Rezensionen von Kirsten Oleimeulen.
Zitiervorschlag
Kirsten Oleimeulen. Rezension vom 05.05.2011 zu:
Ben Furman: "Ich schaffs!" in Aktion. Das Motivationsprogramm für Kinder in Fallbeispielen. Carl-Auer Verlag GmbH
(Heidelberg) 2010.
ISBN 978-3-89670-500-6.
Aus dem Engl. von Nicola Offermanns. Mit einem Vorw. von Thomas Hegemann.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/10999.php, Datum des Zugriffs 19.09.2024.
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