Volker Amelung, Susanne Eble et al. (Hrsg.): Innovatives Versorgungsmanagement
Rezensiert von Prof. Dr. rer.medic. Martina Hasseler, 11.11.2011

Volker Amelung, Susanne Eble, Helmut Hildebrandt (Hrsg.): Innovatives Versorgungsmanagement. Neue Versorgungsformen auf dem Prüfstand.
MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft
(Berlin) 2011.
502 Seiten.
ISBN 978-3-941468-47-4.
74,95 EUR.
Reihe: Schriftenreihe des Bundesverbandes Managed Care.
Herausgeber
Volker E. Amelung ist Universitätsprofessor am Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung an der Medizinischen Hochschule Hannover.
Susanne Eble arbeitet im Bereich Gesundheitsmanagement in der Berlin Chemie AG.
Helmut Hildebrandt steht für die OptiMedis AG und für das Projekt „Gesundes Kinzigtal GmbH.
Entstehungshintergrund
Hintergrund und Ziel dieses Buches ist, praktische Erfahrungen und Ergebnisse aus Versorgungsforschung und Versorgungsthemen zu innovativen und sektorenübergreifenden Versorgungsmodellen zu präsentieren. Vor diesem Hintergrund publizieren sowohl Referenten des BMC-Kongresses 2011 als auch weitere Expertinnen und Experten aus dem Mitgliederkreis des BMC zu diesen Themen in diesem Buch.
Aufbau und Inhalte
Diese umfangreiche Publikation gliedert sich in vier Hauptteile auf insgesamt 468 Seiten. Alle Beiträge im Detail zu präsentieren, würde den Inhalten, der Qualität und den Erkenntnissen nicht gerecht werden. Aus diesem Grunde werden die Hauptteile und die darunter subsumierten Aufsätze kurz skizziert. Diese Vorgehensweise intendiert, einen Überblick über dieses umfassende Buch zu geben.
Der erste Hauptteil beschäftigt sich mit dem Thema „Zukunftsmodell Selektivverträge“. Insgesamt 11 Autoren haben zur Diskussion dieser Thematik beigetragen. Dabei umfassen die Beiträge so vielfältige Themen wie Versorgungsformen auf dem Prüfstand, Zukunftsmodell Selektivvertrag – juristische Einordnung bis zu Möglichkeiten der Industrie bei Verträgen zur Integrierten Versorgung oder Zukunftsmodell sektorenübergreifende Versorgung – Eine empirische Untersuchung von Krankenkassen.
Der zweite Hauptteil ist überschrieben mit „Versorgungsherausforderungen verstehen – Versorgungsforschung“. In diesem werden in sechs Beiträgen Ergebnisse aus unterschiedlichen Versorgungsforschungsstudien zu Projekten der Integrierten Versorgung dargestellt. Auch in diesem Teil sind die Beiträge der Autoren sehr vielfältig. Sie thematisieren bspw. Patientensicherheitsindikatoren und Routinedaten, die Messung von Ergebnisqualität am Beispiel eines Pilotprojektes Ambulante Operationen oder gesundheitsökonomische Evaluation der Integrierten Versorgung: Stößt die Gesundheitsökonomie an ihre Grenzen und die Evaluation der Integrierten Versorgung Gesundes Kinzigtal.
Die Hauptteile drei und vier sind insgesamt umfassender. Im dritten Hauptteil werden unterschiedliche „Neue Versorgungsformen“ in 20 Beiträgen vorgestellt. Insgesamt ergibt sich in diesem Teil ein guter Überblick über derzeit laufenden innovativen Versorgungsformen in Deutschland, die von neuen Ansätzen in der strukturierten Pflegeversorgung bis zu integrierter Versorgung im Universitätsklinikum (UKE) reichen.
Der vierte Hauptteil umfasst das Themengebiet „Innovative Managementinstrumente und -technologien“. Die Beiträge thematisieren bspw. IT-Strategien für sektorenübergreifende Versorgungskonzepte, Organisation und IT-Strategie im regionalen Case Management oder das Zukunftsmodell Patientencoaching. Zusammenfassend setzen sich Autoren in 16 Beiträgen mit unterschiedlichen Managementinstrumenten und -technologien auseinander.
Diskussion
Dieses Buch ist ein Fundus an Erkenntnissen und zum derzeitigen Diskussionsstand hinsichtlich des Themas innovative Versorgungsformen. Zahlreiche namhafte Expertinnen und Expertinnen haben zu dieser Publikation beigetragen. Das Thema wird aus differenzierten Perspektiven wie bspw. juristischen, gesundheitsökonomischen, versorgungsforschungsorientierten und versorgungspraktischen Blickwindeln entfaltet. Gleichzeitig zeigt die Vielfältigkeit der Themen und Beiträge auch die Komplexität des Themas auf. Wer einen roten Faden und einen einheitlichen zum Kenntnisstand der innovativen Versorgungsformen sucht, der wird auch dieses Mal enttäuscht werden. Dieser kann aber auch nicht erwartet werden, da sowohl die integrierte Versorgung als auch die innovativen Versorgungsformen definitorisch nie eingegrenzt wurden, so dass eine Vielzahl von unterschiedlichen Fragestellungen und Projekten die natürliche Konsequenz aus der eher offenen und sich immer wieder verändernden Gesetzgebung zu betrachten sind, die demgemäß eine sehr heterogene Praxis und Versorgungsforschung bewirken. Hervorzuheben ist, dass in den einzelnen Beiträgen auch die Grenzen im System und in der Versorgungsforschung aufgezeigt werden. Es wird deutlich, dass nachhaltige Ergebnisse zur Effektivität und Effizienz neuer Versorgungsformen noch nicht belegt sind. Viele der dargestellten Ergebnisse beziehen sich entweder auf sehr spezifische Themen wie bspw. integrierte Versorgung mit Globalbudget für Patienten mit Schizophrenie oder sektorenübergreifende multimodale Schmerztherapie: das Algesiologikum oder auf eher regionale Projekte mit lokal bedingten Systemparametern. Aussagen über die generelle Wirksamkeit von innovativen Versorgungsformen können noch nicht getroffen werden.
Fazit
Dieses Buch zeigt umfassend den derzeitigen Diskussionsstand zum Thema „Innovatives Versorgungsmanagement“. Er ist allen Interessierten, Studierenden, Lehrenden und Forschenden zu empfehlen, die sich mit diesem Gegenstand auseinandersetzen.
Rezension von
Prof. Dr. rer.medic. Martina Hasseler
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