Hans Günther Homfeldt (Hrsg.): Soziale Arbeit als Entwicklungszusammenarbeit
Rezensiert von Prof. Dr. Ruth Simsa, 17.05.2011
Hans Günther Homfeldt (Hrsg.): Soziale Arbeit als Entwicklungszusammenarbeit.
Schneider Verlag Hohengehren
(Baltmannsweiler) 2011.
186 Seiten.
ISBN 978-3-8340-0833-6.
18,00 EUR.
CH: 31,60 sFr.
Reihe: Soziale Arbeit aktuell - Band 16.
Thema
In diesem Band liefern qualitative Studien Einblicke in eine Soziale Arbeit als Entwicklungszusammenarbeit: z. B. in Gestalt transnationaler Vernetzungsstrategien von NGOs, informeller transnationaler Unterstützungsnetzwerke, des konkreten Kooperationsprojektes einer transnationalen NGO mit einer lokalen NGO, einer Lösungsstrategie ethnischer Ökonomie, der Informations- und Kommunikationstechnologie als „Entwicklungshelfer“ und schließlich eines Katastrophen- Managements als Aufgabenfeld von Sozialer Arbeit in Deutschland.
Herausgeber, Autorinnen und Autoren
Autoren und Autorinnen sind: Christiane Bähr, Antje Elß, Hans Günther Homfeldt, Michael Meyer, Claudia Olivier, Caroline Schmitt, Christian Schröder und Lia Steines.
Entstehungshintergrund
In dem Buch werden empirische Untersuchungen von unterschiedlichen Projekten transnationaler sozialer Arbeit vorgestellt, die im Rahmen von Diplomarbeiten erstellt wurden. Vom Herausgeber wird der Hintergrund am Klappentext folgendermaßen beschrieben: „Soziale Arbeit als Entwicklungszusammenarbeit rekurriert auf ein Verständnis jenseits nationalstaatlich-begrenzter Wohlfahrtslogik. Mit den Akteuren soll sozialer Wandel, wie er in der Definition der International Federation of Social Work als Eckpfeiler Sozialer Arbeit benannt ist, angeregt werden. In den Perspektiven ihrer Akteure werden dabei Alternativen zur rein marktwirtschaftlich orientierten Entwicklungspraxis sichtbar.“
Aufbau und Inhalt
Die Einführung schreckt ab. Abgesehen von einer sehr sperrigen Sprache und einer Aneinanderreihung von Zitaten ist sie auch inhaltlich schwierig – es wird oft nicht klar, worum es in dem Buch überhaupt geht, die Unterscheidung zwischen sozialer Arbeit und der wissenschaftlichen Beobachtung dieses Feldes wird nicht klar getroffen, Konzepte werden eingeführt und diskutiert, ohne sie zu erklären etc. Für jene, die in den Diskurs bereits sehr integriert sind, bietet sie aber vermutlich einen guten Rahmen. Sie ist insgesamt eher lieblos. Angesichts dessen, dass das Thema wesentlich und spannend ist und die einzelnen Kapitel dem auch Rechnung tragen ist das schade. Hier kann man das Resümee, das Thomas Schölderle seiner Rezension „Soziale Arbeit und Transnationalität. Herausforderungen eines spannungsreichen Bezugs“ von Homfeldt und anderen Herausgebern voranstellt wiederholen: „Die Herausgeber des Sammelbandes machen es selbst geneigten und interessierten Lesern nicht unbedingt leicht, sich näher auf die Thematik einzulassen.“ (www.socialnet.de/rezensionen/6007.php)
Die folgenden Kapitel erörtern unterschiedliche Aktivitäten und Themenstellungen im Rahmen transnationaler sozialer Arbeit. Claudia Olivier etwa beschreibt das Machtgefälle von Nord- und Süd-NGOs und zeigt, wie dieses durch transnationales Networking der lokalen Süd-NGOs ausgeglichen werden kann, da dadurch Möglichkeiten geschaffen werden, „… um lokale Süd-NGOs in ihrer Position zu stärken und sie sowohl handlungsfähiger als auch unabhängiger zu machen.“
Lia Steines zeigt, wie Unterstützungsnetzwerke von TeilnehmerInnen eines internationalen Freiwilligendienstes diesen im Ausland Sicherheit geben und damit ihre Handlungsmächtigkeit in der neuen Lebenswelt stärken.
Im Beitrag von Caroline Schmitt geht es um die Entwicklung von Handlungsmächtigkeit der Akteure in Zusammenhang mit ethnischen Betrieben und die in ihrem Kontext entstehenden sozialen Räume.
Christian Schröder beschreibt ein transnationales Kooperationsprojekt in El Salvador und entwickelt unterschiedliche Typen von Agency. Michael Meyer analysiert das ökonomische Engagement türkeistämmiger Selbständiger in Deutschland. Antje Elß stellt anhand zweier Projekte die Frage, wie Informations- und Kommunikationstechnologien Wege zu einer nachhaltigen Entwicklung ebnen können
Diskussion
Die einzelnen Beiträge der DiplomandInnen sind sehr engagiert und liefern einen guten Einblick in einzelne Projekte und deren Implikationen.
Was fehlt, ist eine auch für LeserInnen, die den Diskurs zum Thema nicht im Detail kennen, nachvollziehbare Klammer. Diese hätte die Einleitung bieten können, die einem den Einstieg und überblick aber schwer macht.
Fazit
Aus dem Stoff der Untersuchungen hätte man mehr machen können. Einzelne Beiträge sind dennoch sehr interessant zu lesen. Als Unterrichtsgrundlage ist das Buch aber sicher gut geeignet, v.a. wenn Einbettung und theoretische Implikationen der einzelnen Kapitel erarbeitet werden.
Rezension von
Prof. Dr. Ruth Simsa
Wirtschaftsuniversität Wien
Institut für Soziologie, NOP Institut
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Zitiervorschlag
Ruth Simsa. Rezension vom 17.05.2011 zu:
Hans Günther Homfeldt (Hrsg.): Soziale Arbeit als Entwicklungszusammenarbeit. Schneider Verlag Hohengehren
(Baltmannsweiler) 2011.
ISBN 978-3-8340-0833-6.
Reihe: Soziale Arbeit aktuell - Band 16.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/11179.php, Datum des Zugriffs 23.01.2025.
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