Suche nach Titel, AutorIn, RezensentIn, Verlag, ISBN/EAN, Schlagwort
socialnet Logo

DKI-Barometer Krankenhaus 2010

Rezensiert von Dr. phil. Hubert Kolling, 31.03.2011

Cover DKI-Barometer Krankenhaus 2010 ISBN 978-3-940001-91-7

DKI-Barometer Krankenhaus 2010. Deutsche Krankenhaus Verlagsgesellschaft mbH (Düsseldorf) 2011. 250 Seiten. ISBN 978-3-940001-91-7. 42,00 EUR.

Weitere Informationen bei DNB KVK GVK.

Kaufen beim socialnet Buchversand

Zählpixel

Thema

Die Krankenhäuser – modern (synonym) auch Kliniken genannt – in Deutschland, anders als in vielen anderen Ländern traditionell vorrangig für die stationäre fachärztliche Versorgung der Bevölkerung zuständig, sind bedeutende Dienstleistungsanbieter im Gesundheitswesen. Für eine effiziente Leistungserbringung brauchen sie daher unabdingbar valide und repräsentative Informationen. Um diesem Bedarf Rechnung zu tragen, führte das Deutsche Krankenhausinstitut im Jahr 2000 erstmals eine repräsentative Befragung deutscher Krankenhäuser zu aktuellen gesundheits- und krankenhauspolitischen Themen durch. Diese wurde seither regelmäßig jährlich durchgeführt, wobei sich die Befragung – das „Krankenhaus Barometer“ – innerhalb kürzester Zeit zu einem einzigartigen Informationsinstrument im Krankenhausbereich entwickelte. Im zehnten Jahr seines Bestehens erscheint die Veröffentlichung erstmals in Buchform und mit inhaltlich erweitertem Konzept.

Herausgeber

Für die Herausgabe des Bandes, an dem 27 AutorInnen – Praktiker und Kliniker, Strategen, Ökonomen und Wissenschaftler aus dem Gesundheitswesen – mitgewirkt haben, zeichnen sich Udo Janssen und Karl Blum verantwortlich.

Dr. med. Udo Janssen, Arzt, Dipl.-Betriebswirt (FH) und Dipl.-Wirtschaftsjurist (FH), ist seit 2009 geschäftsführender Vorstanddes Deutsches Krankenhausinstitut e.V. (Düsseldorf) und beratendes Mitglied des Vorstandes der Deutschen Krankenhausgesellschaft e.V. (Berlin). 1998 promovierte er an der Universität München mit einer Dissertation zum Thema „Funktion des anorektalen Kontinenzorgans nach vaginaler Geburt : manometrische und klinische Langzeitresultate unter besonderer Berücksichtigung der Episiotomie.“ Janssen hat Lehraufträge für Health Care Management an der Hochschule für Ökonomie und Management in Essen, der Universität Düsseldorf und der Hochschule Ravensburg-Weingarten. Er war Geschäftsführer des IEUGUS-Instituts für Europäische Gesundheits- und Sozialwirtschaft Berlin und als Unternehmensberater in namhaften Beratungsunternehmen tätig. Darüber hinaus leitete er viele Jahre den Geschäftsbereich Medizin und Pflege in einem Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung im Ruhrgebiet.

Dr. Karl Blum studierte Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt „Gesundheitspolitik“ an der Universität München und Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld. Er promovierte 1997 im Fachbereich „Public Health“ mit einer Dissertation zum Thema „Patientenzufriedenheit bei ambulanten Operationen. Einflußfaktoren der Patientenzufriedenheit und Qualitätsmanagement im Krankenhaus“ (Weinheim, München 1998). Seit einigen Jahren leitet Blum den Geschäftsbereich Forschung am Deutschen Krankenhausinstitut e.V. in Düsseldorf, wobei seine Arbeitsschwerpunkte Krankenhaus- und Gesundheitssystemforschung sind.

Entstehungshintergrund

Das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI), seit 1953 führend in den Bereichen Forschung, Beratung und Fortbildung im Krankenhaus- und Gesundheitswesen tätig, wird von maßgeblichen Verbänden und Institutionen der Krankenhauswirtschaft getragen (vgl. www.dki.de). Mitglieder sind:

  • die Deutsche Krankenhausgesellschaft e.V. (DKG)
  • der Verband der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands e.V. (VLK)
  • die Deutsche Krankenhaus Verlagsgesellschaft mbH (DKVG)
  • der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands e.V. (VKD).

Im Kuratorium des Deutsches Krankenhausinstitut e.V. sind außerdem vertreten:

  • die leitenden Krankenpflegeberufe
  • die Medizinische Fakultät der Universität Düsseldorf.

Seit mehr als einem halben Jahrhundert hat das DKI durch eine Vielzahl von Forschungsvorhaben, Studien und Untersuchungen das Krankenhaus- und Gesundheitswesen in Deutschland mitgestaltet und zwar durch:

  • Forschungsprojekte für Ministerien, Verbände, Krankenhäuser und andere Einrichtungen des Gesundheitswesens
  • Eigenforschung zu aktuellen krankenhaus- und gesundheitspolitischen Fragestellungen
  • „Krankenhaus Barometer“ und „Krankenhaus Trends“.

Themenschwerpunkte sind dabei Krankenhausfinanzierung, Krankenhausorganisation, Qualitätsmanagement, Sektorübergreifende Versorgungsforschung, Gesundheitssystemforschung sowie Marktforschung für die Gesundheitswirtschaft.

Aufbau

Nach Vorwort, Geleitwort und Inhaltsverzeichnis zeigt der vorliegende Band den folgenden Aufbau:

  • Andrea Sack: Krankenhausinfektionen und multiresistente Erreger (S. 1-18)
  • Volker Penter, Uwe Nörmerich, Stefan Friedrich: Zukunft deutsches Krankenhaus: Einfluss der Wirtschaftskrise auf die Privatisierung im Krankenhausmarkt (S. 19-28)
  • Elizabeth Harrison, Winfried Leiprecht: Die erfolgreiche Gestaltung eines Trägerwechsels (S. 29-42)
  • Frank Dünnwald: MVZ – Versorgungsqualität mit Zukunft (S. 43-49)
  • Ralf-Michael Schmitz, Carmen Hurrle-Manke: Strategisches Management – Entwicklung und Umsetzung einer Unternehmensstrategie als Erfolgsfaktor für Krankenhäuser (S. 51-64)
  • Roland Geppert: Die Zentrale Notaufnahme – nur Notfallversorgung oder mehr? (S. 65-75)
  • Hadi Saleh, Claudia Linke, Mareike Schmitz: Prozessoptimierung im Krankenhaus durch Systempartnerschaften (S. 77-83)
  • Frank Erwig: Personalmanagement in Krankenhäusern der knappschaftlichen Krankenversicherung (S. 85-97)
  • Norbert H. Müller: Vergütungsgestaltung Leitender Krankenhausärzte (S. 99-105)
  • Ralf Klaßmann: Die Vorteilhaftigkeit von Insourcing-Gestaltungen im Krankenhaus (S. 107-118)
  • Dirk Knüppel: Das Krankenhaus als Gesundheitszentrum (S. 119-129)
  • Arno Deister, Gunda Dittmer: Fachkräftemangel – die Herausforderung im Sektor Krankenhaus (S. 131-140)
  • Marianne Dierks, Ilona Holtschmidt, Beate Niehaus-Sturr, Monika Schult: Delegation von Leistungen und Neuordnung der Berufsgruppen aus der Perspektive eines Bildungsträgers (S. 141-150)
  • Henning Warnecke: Delegation von Leistungen und Neuordnung der Berufsgruppen aus der Perspektive der Klinik (S. 151-156)
  • Karl Blum, Sabine Löffert, Matthias Offermanns, Petra Steffen: Krankenhaus Barometer Umfrage 2010 (S. 157)
    1. Strategisches Management (S. 158-171)
    2. Personalmanagement (S. 172-190)
    3. Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (S. 191-206)
    4. Zentrale Notaufnahme (ZNA) (S. 207-213)
    5. Ambulante Leistungen und Erlöse (S. 214-222)
    6. Medizinische Versorgungszentren (S. 223-227)
    7. Investitionsfinanzierung (S. 228-233)
    8. Wirtschaftliche Lage (S. 234-243).

Ergänzt wird die Darstellung durch ein Autorenverzeichnis (S. 245-251), Glossar (S. 253-265) und Index (S. 267-280).

Inhalt

Neben den Ergebnissen zum „Krankenhaus Barometer 2010/2011“, der Druckversion ist auch eine CD-Rom beigefügt, enthält der Band 14 Einzelbeiträge, in deren Fokus neben operativen Themen wie beispielsweise Krankenhausinfektionen, die Strukturierung einer zentralen Notaufnahme oder Personalmanagement und Personalvergütung auch Themen des strategischen Managements, der Auf- und Ausbau sektorübergreifender Versorgung oder zukunftsweisende Systempartnerschaften an der Schnittstelle zwischen Industrie und Leistungserbringung im Krankenhaus stehen. Insgesamt betrachtet werden hierbei Fragen und Probleme angesprochen und thematisiert, die für alle Krankenhäuser (Kliniken) mehr oder weniger aktuell und brisant sind beziehungsweise besondere Herausforderungen darstellen.

Die Ergebnisse der ausführlichen und repräsentativen Umfrage zu den wichtigsten Themen aus dem Sektor Krankenhaus zeigt, dass die wirtschaftliche Lage vieler Einrichtungen im stationären Versorgungssektor des Gesundheitswesens weiterhin kritisch ist. So schreibt beispielsweise weiterhin jede fünfte Klinik rote Zahlen und das trotz des höheren Mittelzuflusses im Jahr 2009. Auch 2010 bleibe die wirtschaftliche Lage angespannt. Und für 2011 sei mit einer deutlichen Verschlechterung zu rechnen. So würden etwa alleine durch die höheren Sozialversicherungsbeiträge und die bereits feststehenden Tarifabschlüsse für eine Million Beschäftigte in den Krankenhäusern die Personalkosten den durch die Gesetzgebung zugestandenen Vergütungszuwachs um das Dreifache überschreiten. Damit werde in 2011 die Schere zwischen Kosten und Erlösen wieder deutlich auseinander gehen.

Noch sorgenvoller müssten die Kliniken angesichts zu erwartenden Tarifsteigerungen und weiterhin gesetzlich gekürzten Zuwachsraten in das Jahr 2012 schauen. Über den Finanzierungsbedarf für tarifliche Kostensteigerungen hinaus hätten die Krankenhäuser erheblichen zusätzlichen Investitionsbedarf im Personalbereich. Demnach müssten in den Kliniken massive Anstrengungen unternommen werden, um mit qualifiziertem Personal und attraktiven, familienfreundlichen Arbeitsplätzen die Zukunft sichern zu können. Der zunehmende Ärzte-, aber auch Pflegekräftemangel erfordere Investitionen in Arbeitsbedingungen und Ausbildung, hierzu stehe jedoch die von der Koalition über das Jahr 2012 hinaus installierte dauerhafte Rabattregelung zu Gunsten der Krankenkassen und zu Lasten der Kliniken im Widerspruch.

Um den Herausforderungen der demografischen Entwicklung mit einer steigenden Anzahl älterer Patienten erfolgreich begegnen zu können, bedürfe es neben einer soliden Finanzierung modern weiterentwickelter Versorgungsstrukturen. Krankenhäusern als Gesundheitszentren käme hierbei besondere Bedeutung zu. Sie seien in Städten und auf dem Lande 24 Stunden am Tag dienstbereit und für die ambulante Notfallversorgung von Patienten unentbehrlich. Gerade diese Leistung der Krankenhäuser gelte es in den gesetzlich fest zu verankern und den Kliniken nicht länger die Funktion als Lückenbüßer zuzuschreiben.

Diskussion

Zur Bedeutung der Publikation schreiben die Herausgeber im Vorwort: „Seit nunmehr zehn Jahren berichtet das Krankenhaus Barometer exklusiv, kontinuierlich und auf repräsentativer Basis über zahlreiche aktuelle Themen. Hierdurch trägt das Deutsche Krankenhausinstitut maßgeblich dazu bei, die Leistungserbringer in der Gesundheitswirtschaft bei ihrer erfolgreichen strategischen Ausrichtung zu unterstützen“ (S. I).

Georg Baum hat zum „Krankenhaus Barometer 2010/2011“ ein Geleitwort beigesteuert, in dem er festhält: „Das vorliegende Buch gibt einen guten Einblick in Fragen, die für Krankenhäuser wichtig sind und bleiben werden. Es dient Praktikern zur Erweiterung des eigenen Blickwinkels, gibt Neugierigen einen Eindruck von krankenhausrelevanten Fragen und kann Entscheidungsträgern angrenzender Bereiche und auf dem politischen Parkett helfen, die Situation und die Sorgen der Krankenhäuser besser zu verstehen“ (S. IV).

In der Tat gewährt das um zahlreiche Fachbeiträge ergänzte „Krankenhaus Barometer 2010/2011“ tiefe Einblicke in die aktuelle und zukünftige Situation beziehungsweise Rahmenbedingungen der Einrichtungen zur stationären Gesundheitsversorgung. Insofern ist der Band auch unverzichtbarfür alle, die im Krankenhaus an verantwortlicher Stelle aktiv sind, entscheiden und planen. Darüber hinaus können ihn aber auch alle gewinnbringend zur Hand nehmen, die über aktuelle Entwicklungen im Gesundheitswesen kompetent mitreden möchten.

Fazit

Zusammengefasst und auf den Punkt gebracht lässt sich über das „DKI-Barometer Krankenhaus 2010/2011“ festhalten: aktuell, informativ und richtungsweisend. Das Buch sollte in keiner Bibliothek des Gesundheitswesens fehlen.

Rezension von
Dr. phil. Hubert Kolling
Krankenpfleger, Diplom-Pädagoge und Diplom-Politologe
Mailformular

Es gibt 191 Rezensionen von Hubert Kolling.

Besprochenes Werk kaufen
Sie fördern den Rezensionsdienst, wenn Sie diesen Titel – in Deutschland versandkostenfrei – über den socialnet Buchversand bestellen.


Zitiervorschlag
Hubert Kolling. Rezension vom 31.03.2011 zu: DKI-Barometer Krankenhaus 2010. Deutsche Krankenhaus Verlagsgesellschaft mbH (Düsseldorf) 2011. ISBN 978-3-940001-91-7. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/11265.php, Datum des Zugriffs 16.09.2024.


Urheberrecht
Diese Rezension ist, wie alle anderen Inhalte bei socialnet, urheberrechtlich geschützt. Falls Sie Interesse an einer Nutzung haben, treffen Sie bitte vorher eine Vereinbarung mit uns. Gerne steht Ihnen die Redaktion der Rezensionen für weitere Fragen und Absprachen zur Verfügung.


socialnet Rezensionen durch Spenden unterstützen
Sie finden diese und andere Rezensionen für Ihre Arbeit hilfreich? Dann helfen Sie uns bitte mit einer Spende, die socialnet Rezensionen weiter auszubauen: Spenden Sie steuerlich absetzbar an unseren Partner Förderverein Fachinformation Sozialwesen e.V. mit dem Stichwort Rezensionen!

Zur Rezensionsübersicht