Helmut Kreidenweis: IT-Handbuch für die Sozialwirtschaft
Rezensiert von Prof. Dr. Ursula Mosebach, 03.05.2011
Helmut Kreidenweis: IT-Handbuch für die Sozialwirtschaft. Nomos Verlagsgesellschaft (Baden-Baden) 2011. 295 Seiten. ISBN 978-3-8329-6261-6. 44,00 EUR. CH: 62,90 sFr.
Thema
Die Informationstechnologie ist heute auch in der Sozialwirtschaft nicht mehr wegzudenken. Der Einsatz von IT in sozialen Organisationen verändert sowohl Unternehmensstrukturen als auch Arbeitsprozesse.
Ziel des Handbuches ist es, Leitungskräfte und IT-Verantwortliche in sozialen Organisationen und in Verbänden und Einrichtungen der Sozialwirtschaft beim Einsatz von Informationstechnologie zu unterstützen. Der Autor stellt fest, dass in sozialen Organisationen viele Potentiale im fachlich administrativen Bereich brach liegen. Sein Anliegen ist eine fachlich sinnvolle und wirtschaftliche Integration der IT in die Organisation und in die Arbeitsprozesse (vgl. S.5).
Autor
Helmut Kreidenweis, Dipl.-Sozialpädagoge (FH), Dipl.-Pädagoge (Univ.), Professor für Sozialinformatik an der HS Neubrandenburg (2002-2005), seit 2006 Professor für Sozialinformatik an der Kath. Universität Eichstätt-Ingolstadt. Mitbegründer und Mitorganisator der ConSozial, Gründer und Vorstand des Fachverbandes Informationstechnologie in Sozialwirtschaft und Sozialverwaltung-FINSOZ e.V.
Entstehungshintergrund
Bei der vorliegenden Publikation handelt es sich um eine Neuauflage des „EDV-Handbuchs Sozialwesen“, das vom selben Autor 1998 erschienen ist. Der rasche Wandel der Informationstechnologie und die Veränderungen im sozialen Dienstleistungsbereich machten diesen Schritt erforderlich. Gleichzeitig ist sie eine Fortschreibung des Lehrbuchs Sozialinformatik, das 2004 ebenfalls im Nomos Verlag erschienen ist.
Aufbau
Die Veröffentlichung erhebt den Status eines Handbuchs. Sie führt den Leser und die Leserin in den aktuellen Diskussionsstand der relevanten Themen der Informationstechnologie für soziale Organisationen und des Sozialmanagements ein.
- Informationstechnologie in der Sozialwirtschaft – Eine Einführung
- Entscheiderwissen: IT-Systeme und –Architekturen
- IT-Management in sozialen Organisationen
- IT-Projektmanagement
- Geschäftsprozessmanagement
- IT-Systeme auswählen
- IT-Systeme einführen
- IT-Servicemanagement
- Datenschutz und IT-Sicherheit
- IT Lösungen für die Sozialwirtschaft
Der Band schließt mit einer knappen Liste einschlägiger Internetportale und mit 10 ironischen Tipps für Sozialmanager.
Inhalt
Das Buch ist systematisch aufgebaut, so dass auch soziale Fachkräfte ohne einschlägige Ausbildung mit den grundlegenden Begriffen und Zusammenhängen der Informationstechnologie vertraut werden (vgl. S. 37). Die Abschnitte bauen zwar aufeinander auf und führen Schritt für Schritt über die Planung von Informationssystemen über deren Umsetzung und Aktualisierung bis hin zu den Fragen des Datenschutzes ein. Die einzelnen Kapitel grenzen in sich geschlossene Themenbereiche ab und können deshalb auch einzeln gelesen werden.
Im ersten Abschnitt führt der Autor grundsätzlich in Computerarchitekturen, Netzwerke, Betriebssysteme und Software ein. Es geht um strategisches Wissen über die Gesamtarchitekturen. Das zweite Kapitel stellt verschiedene Formen der IT-Organisation vor, diskutiert Konzepte des IT-Outsourcings und vermittelt praktische Ansätze des IT-bezogenen Controllings. Zwischen dieser Strategieentwicklung und der operativen Ebene des Regelbetriebs empfiehlt der Autor gezieltes IT-Projektmanagement, vorgestellt anhand hilfreicher Checklisten. Klar nachvollziehbar auch im 5. Kapitel die Einführung in das Geschäftsprozessmanagement mit der Erläuterung von Schlüsselprozessen. Dieses Kapitel ist das Werkzeug für die Effizienz und Qualität von Abläufen in der Verwaltung, Pflege und Pädagogik (vgl. S. 137). Vor der Auswahl eines geeigneten IT-Systems steht die Erstellung eines Pflichtenheftes, das alle Anforderungen an die Anbieterfirmen enthalten muss (Kap.6). Im Kapitel 7 wird ein professionell begleiteter IT-Einführungsprozess exemplarisch beschrieben. Kapitel 8 beschäftigt sich logischerweise mit fortlaufendem Servicemanagement (u.a. Störungsmanagement, Veränderungsmanagement, Versionsverwaltung, Konfigurationsverwaltung). Kapitel 9 widmet sich sehr ausführlich dem Thema Datenschutz und IT-Sicherheit. Kapitel 10 gibt zum Abschuss einen sehr knappen Überblick über den Software- und Anbietermarkt.
Diskussion
Das Handbuch gibt eine fundierte Einführung in den aktuellen Diskussionsstand der Informationstechnologie in der Sozialwirtschaft. Es ist in leicht verständlicher Sprache geschrieben. Die notwendigen technischen Begriffe werden fundiert erklärt. Das Layout des Buches wirkt ansprechend und übersichtlich. Definitionen und Praxistipps werden besonders hervorgehoben. Zahlreiche Grafiken visualisieren komplexe technische und inhaltliche Zusammenhänge.
Der Autor spannt einen weiten Bogen über die inhaltliche Komplexität des Fachgebiets und ist immer wieder zu einem Spagat zwischen Einführungswissen und inhaltlicher Spezialisierung gezwungen. Die vorgegebenen Praxisbeispiele lassen sich aber gut auf andere Themengebiete transferieren.
Es ist nicht Absicht des Autors, den wissenschaftlichen Diskurs zur Sozialinformatik weiterzuführen. Dieser wird im Kapitel 1.4 kurz angedeutet und weckt die Neugierde auf mehr Informationen.
Die verwendete Literatur wird jeweils am Ende eines Hauptkapitels aufgelistet. Zum schnellen Auffinden der Informationen ist zwar am Anfang des Buches ein detailliertes Inhaltsverzeichnis zu finden. Da es sich um ein Handbuch handelt, würde sich der Leser/ die Leserin ein Glossar wünschen und eine kompakte Zusammenstellung weiterführender Literatur und Links.
Fazit
Resümierend ist zu sagen, dass die vorliegende Publikation sowohl für Fachkräfte in der Sozialwirtschaft als auch für Studierende und Lehrende der Sozialen Arbeit hilfreiches theoretisches und praktisches Wissen über die Herausforderungen der Informationstechnologie bietet.
Rezension von
Prof. Dr. Ursula Mosebach
Dipl. Sozpäd. (FH), Dipl. Pädagogin (Univ), Professorin an der Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern für Theorien und Methoden der Sozialen Arbeit, Schwerpunkte: Jugendarbeit & Jugendsozialarbeit und Sozialinformatik, virtuelles Studium
Es gibt 5 Rezensionen von Ursula Mosebach.
Zitiervorschlag
Ursula Mosebach. Rezension vom 03.05.2011 zu:
Helmut Kreidenweis: IT-Handbuch für die Sozialwirtschaft. Nomos Verlagsgesellschaft
(Baden-Baden) 2011.
ISBN 978-3-8329-6261-6.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/11277.php, Datum des Zugriffs 14.01.2025.
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