Jens O. Meissner: Einführung in das systemische Innovationsmanagement
Rezensiert von Susanne Rolf-Dietrich, 22.06.2011

Jens O. Meissner: Einführung in das systemische Innovationsmanagement.
Carl-Auer Verlag GmbH
(Heidelberg) 2011.
123 Seiten.
ISBN 978-3-89670-765-9.
D: 12,95 EUR,
A: 13,40 EUR.
Reihe: Compact.
Thema
Was genau sind Innovationen und wie grenzen sie sich von anderen Begrifflichkeiten ab, die scheinbar Gleiches meinen? Was bedeutet die systemische Denkweise für die Entwicklung von erfolgreichen Ideen? Wie gehen Organisationen mit Innovationen um? Viele Fragen und hier gibt es einige Antworten rund um das Thema systemisches Innovationsmanagement. Es geht jedoch nicht um Patentrezepte für die schnelle Umsetzung, sondern mehr um eine Einführung in die Chancen des systemischen Denkens in Zusammenhang mit dem Zwang der Unternehmen, sich innovativ zu verhalten.
Autor
Jens O.Meissner lehrt an der Universität für Wirtschaft in Luzern im Bereich Risk Management und ist Professor für Organisation und Innovation. Er ist Gründer des Instituts für Wirtschaftsstudien Basel, wo er auch über organisationale Kommunikation promovierte. Anschließend an seine Tätigkeit für einen Energieversorger im Bereich von OE und PE studierte er Ökonomie an der privaten Universität Witten/Herdecke. Für das Beratungsunternehmen public one war er in Berlin und Washington, D.C. tätig.
Aufbau
in sechs Kapiteln führt der Autor seine Leser durch die Welt der Innovationen. In diesen erläutert er die Grundlagen und gibt eine Einführung in das Innovationsmanagement sowie das systemische Denken. Er beginnt mit der Frage nach der Definition und endet sechs Kapitel später mit dem Blick zurück, oder doch: nach vorne. Dazwischen nimmt er die Leser mit auf eine Reise durch die Möglichkeiten von Erneuerungen in Bezug auf Produkte oder Dienstleistungen. Leser, die sich bereits länger mit dem Thema Innovation beschäftigen, finden in dieser Einführung die besondere Perspektive des systemischen Ansatzes wieder. Für den Umfang von 114 Seiten beeindruckt die ausgesprochen lange Literaturliste, die symbolisiert, wie intensiv sich der Autor mit diesem Thema auseinandergesetzt hat.
Inhalt
Zu Beginn erläutert der Autor den Begriff und führt dem Leser vor, dass dieser nicht so „neu“ ist, wie anfangs vielleicht gedacht. Dabei unterscheidet er genau in die unterschiedlichen Modi der Innovation: Inkrementelle Innovation- hier handelt es sich lediglich um einen so genannten „Relaunch“, ein bestehendes Produkt wird verbessert; radikale Innovation: Eine bereits bestehende Lösung wird sehr stark umstrukturiert. Disruptive Innovation bezeichnet eine komplett neue Antwort auf ein bestehendes Problem. Hier wird das Beispiel angeführt, dass das Automobil die Pferdekutsche ablöste.
Das zweite Kapitel ist der systemischen Perspektive gewidmet. Eine kurze Einführung in die Prinzipien des systemisch-konstruktivistischen Ansatzes führt auch ein Zitat Niklas Luhmanns mit an, der nämlich fragte, was ein Manager in einem sich selbst organisierendem Organisation tue. Die Antwort bekommt der Leser auch in Form von Bullet-points, die verdeutlichen, wo die Arbeit der Manager liegt. Interessant sind die kurzen, aber klaren Theorie-Inputs, die zu einem besseren Verständnis führen, z.B. Theorie des organisationalen Lernens. Auch hier werden Spiegelpunkte benutzt, um die Merkmale übersichtlich und pointiert zu erfassen.
Spannend in Kapitel 3 zeigt sich die Frage, wie denn nun das Neue in die Welt kommt? Dazu zählen auch Dinge wie das Bereitstellen von finanziellen Mitteln sowie eine personelle Unterstützung, Freiräume, die Kreativität und Innovationen nicht fordern, sondern zulassen. Auch die Frage, wer hinter einer Innovation steckt, ist interessant ausgeführt. Die Zeit der Einzelgenies ist mehr oder weniger vorbei. Teamarbeit ist angesagt, um gemeinsam zu neuen Ergebnissen oder Produkten zu kommen. Die Frage nach Entscheidungsträgern, die etwas unterstützen oder kippen, ist ein wesentliche. Welche Entwicklungsschritte muss eine Innovation durchlaufen? Und was hat hier der systemische Ansatz zu bedeuten? Das hohe Maß an Selbstreflexion ist besonders im Bereich von Kreativität und Innovation gefragt.
Spaß machen auch die Ausführungen über die praktischen Erfahrungen, die humorvoll eingeläutet werden mit Sätzen wie „Der frühe Vogel fängt den Wurm… und die zweite Maus bekommt den Käse!“ Das Für und Wider dieser Denk- und Arbeitsweise wird erörtert. Dann geht es weiter mit dem kreativen Prozess, der immer durchlaufen werden muss, ehe eine Innovation geboren wird. Die Diversität wird hervorgehoben, die mit den drei Merkmalen von interkultureller Zusammenarbeit, Teamorientierung und Förderung von Meisterschaft (Championship) positiv genutzt werden kann.
Das fünfte Kapitel behandelt die Strukturierung von Innovationen. Nicht das große Chaos ist gewünscht, sondern in der Realität benötigt auch Kreativität Strukturen, die durch die entsprechenden Rollen der Mitarbeiter vorgegeben werden. Nicht weniger als 11 Rollen können belegt werden in einem Team und das zeigt einmal mehr, wie erfolgreich gute Teambildung sein kann. Jede Rolle ist wichtig, denn sie ermöglicht einen weiteren Schritt in dem Entwicklungsprozess. Als Standartprozess wird das Modell nach Cooper 2002 visualisiert: Stage-Gate-Design. Innovationen durchlaufen nach diesem Muster einen Prozess und letztlich wird entschieden, ob ein Produkt auf den Markt etabliert werden soll oder nicht.
Abschließend werden weitere Beispiele aus der Praxis genannt, die veranschaulichen, wie ein Innovationsprozess gehen und wie aus einer Idee sogar eine Marke wird.
Diskussion
Jens O.Meissner legt ein sehr komprimiertes Werk vor, dass sich intensiv mit dem Thema Innovationsmanagement befasst, verstärkt mit dem systemischen Denkansatz. Es ist ein unterhaltendes Fachbuch, das viel Wissen vermittelt.
Fazit
Ein Buch für diejenigen, die bereits einiges Wissen aus der systemischen Denkweise mitbringen und sich im Bereich vom OE auskennen. Für den absoluten Anfänger in Bereich von Beratung und Coaching ist es nicht unbedingt geeignet. Die Denkansätze machen Spaß und regen zu weiteren Ideen an.
Rezension von
Susanne Rolf-Dietrich
Website
Es gibt 18 Rezensionen von Susanne Rolf-Dietrich.