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Gert Kaluza: Stressbewältigung. Trainingsmanual [...]

Rezensiert von Prof. Dr. Hans-Peter Michels, 13.01.2012

Cover Gert Kaluza: Stressbewältigung. Trainingsmanual [...] ISBN 978-3-642-13719-8

Gert Kaluza: Stressbewältigung. Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung. Springer (Berlin) 2011. 2., vollständig überarbeitete Auflage. 276 Seiten. ISBN 978-3-642-13719-8. 39,95 EUR. CH: 54,00 sFr.

Weitere Informationen bei DNB KVK GVK.

Seit Erstellung der Rezension ist eine neuere Auflage mit der ISBN 978-3-662-44015-5 erschienen, auf die sich unsere Bestellmöglichkeiten beziehen.

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Thema

Viele psychologisch orientierte Gesundheitsförderungsmaßnahmen zielen lediglich auf die Veränderung von Verhaltensweisen, Emotionen und Kognitionen. Häufig wird objektiven und gesellschaftlichen Bedingungen zu wenig Beachtung geschenkt. Moderne Stresskonzepte, insbesondere solche, die in erster Linie kognitive Prozesse oder Bewertungsprozesse der Person für Stressempfinden verantwortlich machen (z.B. Richard S. Lazarus), vernachlässigen physikalische, chemische und psychosoziale Bedingungen der Stressentstehung. Sie sind dennoch oder gerade deshalb vorherrschend in der Psychologie.

Gert Kaluzas Programm zur Stressbewältigung bildet eine Ausnahme, da es gleichermaßen subjektive und objektive Aspekte bei Gesundheitsförderung und Stress berücksichtigt.

Autor

Prof. Dr. Gert Kaluza ist Psychologischer Psychotherapeut und arbeitet seit Jahrzehnten auf den Gebieten Stressbewältigung und Gesundheitsförderung.

Entstehungshintergrund

Die Anfänge des vorliegenden Stressbewältigungsprogramms reichen bis in die 1980er Jahre zurück. Eine erste Version des Programms entwickelte Kaluza im Auftrag der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung. Viele Krankenkassen haben dieses Programm für die Prävention und Gesundheitsförderung empfohlen.

Aufbau

  • Zunächst legt der Autor in Teil I die ‚Grundlagen' des Trainingsmanuals dar.
  • Der anschließende Praxisteil enthält die Beschreibung der sechs Basismodule des Stressbewältigungsprogramms. Je nach Kursausrichtung oder Bedarf können diese durch ein bis fünf Ergänzungsmodule erweitert werden.
  • Im Anhang sind die Trainingsmaterialen verzeichnet, die sich ebenfalls auf der beiliegenden CD finden.

Teil I Grundlagen

Kaluza setzt sich in Kapitel 1 mit Prävention und Gesundheitsförderung auseinander. Er expliziert einen positiven Begriff von Gesundheit, der mehrere Dimensionen umfasst, beispielsweise Kompetenzen zur Bewältigung von verschiedenen Alltagsanforderungen, Sinnaspekte sowie ökologische, ökonomische und soziokulturelle Bedingungen.

Im 2. Kapitel erläutert der Autor Stress aus der biologischen, soziologischen und psychologischen Perspektive. Des weiteren legt er Komponenten des Salutogenese-Konzeptes von Aaron Antonovsky dar, um diese verschiedenen Herangehensweisen schließlich in einem Anforderungs-Ressourcen-Modell zu integrieren. Diesem liegt ein kybernetisches Verständnis zugrunde, weil er Bewertungs- und Adaptationsprozesse bei Stressentstehung- und -bewältigung hohe Relevanz beimisst. Jedoch, hier unterscheidet sich Kaluzas Modell vom weit verbreiteten kognitiven Stresskonzept des Richard S. Lazarus, werden die Bedingungen der Lebenswelt ebenfalls für die Entstehung und Bewältigung von Stress als substantiell betrachtet.

Gert Kaluza widmet sich in Kapitel 3 der Thematik Belastungsbewältigung. Er unterscheidet verschiedene Formen der Bewältigung. Immer wieder wird allein normativ begründet, welche Form der Bewältigung die förderlichste sei. Nicht so bei Kaluza: Er trägt empirische Befunde zusammen, um fundiert begründen zu können, wie angemessene Bewältigungsformen erreicht werden können. Interessant sind darüber hinaus seine Ausführungen zum Strukturellen Stressmanagement. Nicht nur die Modifikation subjektiver Faktoren wird als gesundheitsförderlich erkannt, sondern auch die Veränderung stresserzeugender objektiver Bedingungen.

In Kapitel 4 stellt der Autor die Konzeption seines Programms „Gelassen und sicher im Stress“ vor, wobei er profund auf die Relevanz der Gruppe im Prozess des Stressbewältigungstrainings eingeht.

Teil II Praxis

In diesem Teil werden die einzelnen Module ausführlich vorgestellt:

In einer ersten Sitzung sollen die Teilnehmer mit dem Stressmodell vertraut gemacht werden. Außerdem sollen sie in der Gruppe ihre bisherigen Bewältigungsstrategien kritisch hinterfragen. Daran schließen sich dann die weiteren Module an:

  • Trainingsmodul 1: Im Vordergrund steht die Einübung in das Verfahren der Jacobson-Muskelrelaxation.
  • Trainingsmodul 2: Hier geht es um die Veränderung der stressinduzierenden Kognitionen hin zu stressmindernden Gedanken.
  • Trainingsmodul 3: Die Teilnehmer lernen das strukturierte Problemlösen nach Goldfried. Sie sollen sich Stresssituationen stellen und konkrete Schritte planen lernen, um stressauslösende Bedingungen zu verändern.
  • Trainingsmodul 4 „Erholen und Genießen“ basiert auf der kleinen Schule des Genießens von Lutz und Koppenhöfer. Genussfähigkeit soll dadurch wiedererlangt werden, indem die verschiedenen Sinne für die Wahrnehmung von Nuancen geschärft werden.
  • Abschlussmodul: Die Teilnehmer sollen Bilanz ziehen und, um sich für die Zukunft zu wappnen, sollen sie einen konkreten Plan für ein persönliches Gesundheitsprojekt entwerfen.

Die Ergänzungsmodule haben folgende Schwerpunkte:

  • Sport und Bewegung anregen,
  • die Wichtigkeit von sozialen Kontakten verdeutlichen,
  • eine Zielklärung und Zukunftsplanung anstoßen,
  • mit Zeitmanagementmethoden vertraut machen und
  • Strategien für Akutsituationen vermitteln, für Situationen, die nicht vorhersehbar sind und die Erregungsbewältigung erforderlich machen.

Fazit

Das Stressbewältigungsprogramm von Gert Kaluza kann wegen seiner theoretischen und empirischen Fundierung sowie detaillierten Modulbeschreibungen Referenzstatus beanspruchen.

Rezension von
Prof. Dr. Hans-Peter Michels
Dipl.-Psychol.

Es gibt 40 Rezensionen von Hans-Peter Michels.

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Zitiervorschlag
Hans-Peter Michels. Rezension vom 13.01.2012 zu: Gert Kaluza: Stressbewältigung. Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung. Springer (Berlin) 2011. 2., vollständig überarbeitete Auflage. ISBN 978-3-642-13719-8. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/11479.php, Datum des Zugriffs 14.01.2025.


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