Wolfgang Lietzau (Hrsg.): Praxishandbuch Social Media in Verbänden
Rezensiert von Jona Hölderle, 14.09.2011

Wolfgang Lietzau (Hrsg.): Praxishandbuch Social Media in Verbänden. businessFORUM (Bonn) 2011. 240 Seiten. ISBN 978-3-940060-04-4. 69,00 EUR.
Thema
Im Jahr 2011 steht fest, dass Social Media kein vorübergehender Trend ist, sondern sich langfristig als neue Kommunikationsform etabliert hat. Aus diesem Grund will das Praxishandbuch Social Media in Verbänden eine Grundlage schaffen, dass soziale Medien langfristig von den deutschen Verbänden genutzt werden.
Herausgeber
Veröffentlicht wurde das Handbuch vom businessFORUM zusammen mit dem Verbändereport und der Deutschen Gesellschaft für Verbandsmanagement (DGVM). Dessen Geschäftsführer Wolfgang Lietzau ist zusammen mit dem Redaktionsleiter des Deutschen Verbände Forums Tim Richter und dem Geschäftsführer der IntraWorlds GmbH Jens Bender Herausgeber des Praxishandbuches.
Der Sammelband soll den aktuellen Stand der Nutzung sozialer Medien in Verbänden wiedergeben und in die Verbände hineinwirken um Grundlagen und Nutzen der neuen Techniken zu vermitteln. Angesprochen werden damit in erster Linie Verantwortliche in den professionellen Verbänden wie Berufs-, Wirtschafts-, Interessen-, Sozial-, Wohlfahrts- und Sportverbänden sowie den Innungen und Kammern.
Aufbau und Inhalt
Das Buch beginnt mit einem ausführlichen Teil in dem die wichtigsten Begriffe definiert werden und einzelne soziale Netzwerke vorgestellt werden. Dieser Teil ist besonders für Menschen geeignet, die sich vorher noch nicht systematisch mit sozialen Medien auseinandergesetzt haben.
Im zweiten Beitrag wird dann die Rolle der Verbände in Deutschland dargelegt und erklärt, warum die Nutzung sozialer Medien ein natürlicher Schritt für diese sein sollte. Verbände sind, so Tim Richter „praktizierende Informationsvermittler“ und stellen einen „außerparlamentarischen Konsensbetrieb“ dar. Hier bieten sich soziale Medien an, die Kommunikation der Verbände zu unterstützen und den Partizipationsgrad zu erhöhen.
Im dritten Beitrag geht Marc Rosenfeld auf die Chancen für das Verbandsmanagement ein und legt dar, wie Social Media auch die Kommunikationskultur verändert. Er fordert ein systematisches Vorgehen für die Nutzung sozialer Medien und legt einen Maßnahmenplan vor, der sich besonders auf den Aufbau von Reichweite und Reputation konzentriert.
Im vierten Beitrag stellt die Firma IntraWorlds ihre Verbandsstudie aus dem letzten Jahr vor, bevor Prof. Dr. Ralf Wagner neue Medien im Kundendialog betrachtet und Thomas Klauß den Verband 2.0 umreißt.
Der zweite Teil des Buches umfasst verschiedene Fallstudien und Beispiele. Anhand dreier sehr unterschiedlicher Verbände Die Familienunternehmen, Arbeitgeberverband Gesamtmetall und BITKOM wird dargestellt, dass die Nutzung sozialer Medien stark von den Verbandszielen abhängt.
In vier Fallbeispielen berichten der Berufsverband der Deutschen Chirurgen, der Berufsverband der Yogalehrer, der Fahrlehrerverband Baden-Württemberg und der Ehemaligenverein der Universität Passau von ihren Erfahrungen bei der Einführung der Community-Software von IntraWorlds. Dabei wird besonderer Wert auf die Darstellung des Funktionsumfangs der einzelnen Plattformen gelegt.
Das Buch endet mit einem Beitrag „Community & Recht“ von Dr. Carsten Ulbricht, der sich auf die Frage nach der juristischen Bewertung eigener Communities konzentriert.
Diskussion
Zu Beginn des Buches fällt auf, dass die Endredaktion etwas flüchtig war. Die im Impressum genannte Domain www.handbuch-socialmedia.de ist noch nicht registriert. Wiederholungen ganzer Passagen machen das durchgehende Lesen zu Beginn schwer. So sind es mehr die einzelnen guten Beiträge wie z.B. zum Social-Media-Maßnahmenplan oder den rechtlichen Aspekten einer eigenen Community als die Gesamtkonzeption die das Buch für den Leser wertvoll machen.
Man merkt den Autoren an, dass Sie von den Möglichkeiten, die soziale Medien für Verbände bieten, überzeugt sind und mit diesem Buch Überzeugungsarbeit in der Verbände-Szene leisten wollen. Aus ihrer Sicht ist „das Engagement in den sozialen Netzwerken für Verbände entweder essenziell, dringend zu empfehlen oder zumindest ratsam.“ Diese Begeisterung ist nachvollziehbar, lässt im Buch aber wenig Raum für kritische Nachfragen. Da die Intention des Buches ist, eine Grundlage für den Nutzen sozialer Medien zu schaffen, stellt die fehlende Kritik jedoch kein Hindernis dar.
Trotz der Begeisterung auch für die großen, offenen Social-Media-Plattformen wie Facebook, Twitter und Co. fokussieren sich die Autoren stark auf die Möglichkeit geschlossener Communities und damit verbandsinterne Stakeholder. Dies ist erfreulich, kommt dieser Blickpunkt in der übrigen Literatur doch meist zu kurz. Wer allerdings Tips und Tricks für die Kommunikation mit der breiten Öffentlichkeit erwartet, sollte zu einem anderen Buch greifen. Alle Praxisbeispiele beziehen sich auf die Erstellung eigener geschlossener Communities.
Leider sind auch alle vier Beispiele mit der Software von Mitherausgeber Jens Bender umgesetzt. Dies macht den zweiten Teil des Buches zu einer IntraWorlds-Werbeveranstaltung, was bei der Vielzahl an Möglichkeiten und Anbietern in diesem Bereich nur schwer nachvollziehbar ist und einen faden Beigeschmack hinterlässt.
Die Fallbeispiele selber fokussieren sich auf die Erläuterung der technischen Möglichkeiten. Hier wäre es interessant zu erfahren, wie die Communities angenommen werden und ob sich die Investitionskosten langfristig lohnen. Schließlich muss der Funktionsumfang auch genutzt werden und die Mitglieder müssen dazu animiert werden, sich immer wieder in die Community einzuloggen.
Fazit
Das Buch ist besonders für
Social-Media-Neulinge aus dem Verbändewesen geeignet. Eine allzu
kritische Betrachtung kann hierbei aber nicht erwartet werden. Es
bietet detaillierte Informationen für Verbände, die überlegen eine
eigene Community aufzusetzen.
Einschränkungen gibt es bei der
Anwendbarkeit des Buches für den Nutzen allgemeiner Plattformen wie
Facebook, Twitter und Co. sowie bei der Frage nach dem richtigen
Anbieter eigener Communities.
Rezension von
Jona Hölderle
Bürger & Freunde – Social Media für Verwaltung und Kommune
Website
Mailformular
Es gibt 2 Rezensionen von Jona Hölderle.